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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Scharfrichter in Goslar I - IV



Scharfrichter
02.01.2013, 09:40
Hallo,

Ich bin Hans Kruse aus die Niederlanden und meine Vorfahren sind die Scharfrichter Kruse Goslars (1600-1742) gewesen.
Ich suche informationen über Ihnen und bin erfreut über Beitrage.

Herzlichem Gruss,

Hans

Monika Adler
02.01.2013, 18:10
Hallo,

Ich bin Hans Kruse aus die Niederlanden und meine Vorfahren sind die Scharfrichter Kruse Goslars (1600-1742) gewesen.
Ich suche informationen über Ihnen und bin erfreut über Beitrage.

Herzlichem Gruss,

Hans

Hans, willkommen hier!:) Ich habe in einem Harzsagenbuch eine Geschichte von einem Scharfrichter "Kraft". aber wie alle Sagen faengt es an:Vor vielen Jahren----- Dieser Mann soll Verbrecher mit seinem Blick an die Selle gefesselt haben. Auch scheint er dazu eine Art Polizist gewesen zu sein, denn er hat auch die Verbrecher verhaftet. Ausserhalb der Stadtmauer war das Hochgericht, die Stelle, wo Leute "scharf" gerichtet wurden.


Da soll auch der Scharfrichter ausserhalb der Mauer gelebt haben.
Heute ist die Gegend bebaut , und der Strassenname" Am Hochgericht" soll an die Stelle erinnern. Wenn du keine exackten Antworten bekommen kannst, komm doch einfach mal zu Besuch nach Goslar. Mancher aus diesem Forum hat schon gute Auskunft im Stadtarchiv erhalten. Ich kann das ja leider nicht machen. Gruesse, Monika:)

Scharfrichter
02.01.2013, 18:34
Hallo Monika

Danke!

Leider ist mein Deutsch nicht so gut, trotzdem werde ich es probieren.

Mein Familie hat gewohnt in Henkerhaus am Reiseckenweg 4 (gebit es nog). Ich habe in Februar 2012 das Stadtarchiv besucht und es gab nog viel Material zum Scharfrichter Themen. Da sind 6 Kruse's Scharfrichter gewesen von 1600-1742. Ich stamme in direkten Linien von Ihnen. Ungefehr 1780 ist einer der Soehne nach Holland gekommen und hat einen "ehrlichen" Beruf angefangen. Aus die Zweige stammen wir in Holland.

Ich habe ach das damaligen Hochgericht und der Fillerbrunnen besucht. Am Koeppelsbleek sollten die Scharfrichter die Leichen zum bleichen hingelegen haben.

In die St. Ulrichskapelle war das Gefaengnis und der Folterkammer. Der Pranger steht vor dem Rathaus. Im Zwinger und Museum soll es nog Foltergeraete geben, die gebraucht sind von meinem Vorfahren.

Im Kahnenteich sollten die Hexen die Wasserprobe erfaren haben.

Daneben haben die Scharfrichter in Goslar auch als Abdecker, Wundaerzte, Marktmeister, Kloakenreiniger und als Aufsichter fuer Prostituierte gearbeitet.

Ich wundere ob es noch andere Kruse's (oder die Name koennte auch in Krause geaendert sein) in Goslar gibt die Nachfahren der Scharfrichter sind.

Gruesse, Hans;)

Scharfrichter
03.01.2013, 11:17
Hallo Hans,
auf dieser Seite der Stadt Goslar wird die Scharfrichterey zumindest ansatzweise erwähnt:
http://www.goslar.de/strassenverzeichnis/index.php?id=222
und hier:
http://www.goslar.de/strassenverzeichnis/index.php?id=158

Und vielleicht findest Du in diesem Artikel für Dich etwas Brauchbares:
http://www.goslarer-geschichten.de/showthread.php?t=534



Ich bin Hans Kruse aus Holland und habe mich gestern Vorgestellt

Leider ist mein Deutsch nicht so gut, aber ich hoffe dass Sie es verstehen.

Ich bin persoenlich interessiert in die geschichten der Schafrichter in Goslar.

Da sind 6 Kruse's Scharfrichter gewesen von 1600-1742:
- Caspar Kruse I Ungefehr 1600 - 1606;
- Caspar Kruse II 1606 - 1631;
- Caspar Kruse III 1631 - 1680;
- Hans Christoph Kruse 1681 - 1719;
- Heinrich Juergen Kruse 1720 - 1734;
- Johann Conrad Kruse 1734 - 1742.

http://www.joriskruse.nl/afbeeldingen/Familie%20Kruse/Handtekening%20Casper%20Kruse%201613.jpg

Unterschrift Meister Caspar Kruse(n) II

Ich stamme in direkten Linien von Ihnen. Ungefehr 1780 ist einer der Soehne nach Holland gekommen und hat einen "ehrlichen" Beruf angefangen. Aus die Zweige stammen wir in Holland.

http://www.joriskruse.nl/afbeeldingen/Familie%20Kruse/Scharfrichterhaus%20Goslar.jpg

Das Wohnhaus des Henkers und Abdeckers von Goslar lag außerhalb der Stadt vor dem „Lamborger Dor“ am Reiseckenweg 4, das im Katalog 1 unter St.Annenhöhe näher beschrieben ist. Das Henkershaus wurde Hengerie oder Meisterei genannt. Um 1600 wurde am Reiseckenweg dieses Haus neu erbaut und 1677 erweitert. Seit dem 17. Jahrhundert wird es als Scharfrichterey Kägelworth urkundlich erwähnt. Ich habe in Februar 2012 das Stadtarchiv besucht und es gibt nog viel Material zum Scharfrichter Themen.

In Goslar wurde am 15-3-1639 der Scharfrichter Caspar Kruse III in seiner Bestallung angewiesen, "wann er zu Wirtschaften geladen oder sonsten zur Zeche auf die Wort oder in andere Wirtshäuser gehen wollte, soll er sich dem uralten Gebrauch und Herkommen nach, wie es auch an anderen Örtern gebräuchlich, an einen sonderlichen Tisch allein stezen und für sich und seine Mitgenossen trincken und Zeche halten".
In den Bestallungen seiner Nachfolger ist davon keine Rede mehr. In Goslar fand also ebenfalls eine Entwicklung statt. Ob die angeordnete Distanzierung aber auch 1639 noch eingehalten wurde, darf bezweifelt werden, denn in Caspar Kruses Bestallung heisst es weiter: "Daferne aber jemand freywillig bey ihm sich niedersetzen will und Lust mit ihm hat zu trincken, stehet solches einen jeden frey".

Einiges zum Hexenprozesse:
“Im Jahre 1644 hatte sich das Goslarer Gericht mit einem erneuten Hexenvorwuf auseinanderzusetzen. Dieser Prozeß ist in den entsprechenden Ausgabeposten für Gefangenenkost und Zuwendungen an den Scharfrichter in den Tafelamtrechnungen überliefert. Wiederum hatte eine Frau die Folterungen – diesmal des Goslarer Scharfrichters Meister Caspar Kruse III – nicht überlebt. Jener hatte:
Trineken Kuhfuß torquirt, nachdem sie kurz zuvor, Zauberey halber eingesetzt, nach der torsion uff Wasser gesetzet, worauff sie bald gestorben‘
Für seine Bemühungen wurde Meister Kruse übrigens mit 2 fl. 14 gr. Entschädigt. Zum Beweiß ihrer (Un)Schuld ist bei Trineken Kuhfuß nach der Torsion ein altes Ordal, nämlich die sogenannte Wasserprobe angewandt worden.“

Ich habe auch das damaligen Hochgericht und der Fillerbrunnen besucht. Am Koeppelsbleek sollten die Scharfrichter die Leichen zum bleichen hingelegen haben.

In die St. Ulrichskapelle war das Gefaengnis und der Folterkammer. Der Pranger steht vor dem Rathaus. Im Zwinger und Museum soll es nog Foltergeraete geben, die gebraucht sind von meinem Vorfahren.

Im Kahnenteich sollten die Hexen die Wasserprobe erfaren haben.

Daneben haben die Scharfrichter in Goslar auch als Abdecker, Wundaerzte, Marktmeister, Kloakenreiniger und als Aufsichter fuer Prostituierte gearbeitet.

Ich wundere ob es noch andere Kruse's (oder die Name koennte auch in Krause geaendert sein) in Goslar gibt die Nachfahren der Scharfrichter sind. Und natuerlich bin ich interessiert in Informationen ueber die Scharfrichter in Goslar.

Mit freunlichem Gruss,

Hans Kruse

548754885489

AlterSchirm
03.01.2013, 12:53
Da es in Goslar nur 5 Kruses gibt, könntest du sie doch einfach anschreiben und fragen, wie lange ihre Familien schon in Goslar sind und ob sie etwas über ihre Vorfahren wissen.

Monika Adler
03.01.2013, 19:39
Eine seltsame Eigenschaft der Menschen, die von anderen ihre "schmutzige "Arbeit machen lassen, die ja auch gemacht werden musste, und dann den "Beruf "zu verachten!
In meiner Kindheit gab es noch den Namen Kruse in Goslar. Gruesse, Monika

zeitzeuge
05.01.2013, 08:59
Kruse in Goslar
Der Name Kruse ist mir auch bekannt. Ich habe 1959 in der Firma Elektro-Kruse in der Breiten Strasse gelernt. Der Inhaber war Friedrich Krüger.
Viele Grüße
Harald

boborit
05.01.2013, 12:45
Hallo zusammen,

wir hatten doch in einem anderen Thread schon einmal das Thema "Hexenverfolgung" aufgenommen. Vielleicht füllt diese Liste der behandelten Fälle in Goslar eine Lücke?!

http://img189.imageshack.us/img189/6728/hexenverbrennung.jpg

Auf jeden Fall sehr interessant auf diese Weise etwas über die tiefe Vergangenheit Goslars zu erfahren!
Vielen Dank Hans!!

Viele Grüße - Michael

Scharfrichter
05.01.2013, 13:17
Hallo Michael

Danke für die Beiträge.

Ich habe schon die Liste angeschaut. In 1644 is nicht Trineken Krusen, sondern Trineken Kuhfuss durch Caspar Kruse III hingerichtet.

Vieles Ueber die Hexenprozesse kan mann lesen in;

Zauber- und Hexenprozesse in Goslar
Von: Ingeborg Titz-Matuszak
In; Niedersaechsiches Jahrbuch fuer Landesgeschichte, Band 65, 1993.
Verlag Hanhsche Buchhandlung, Hannover.
ISSN; 0078-0561

Gruesse,

Hans Kruse

boborit
05.01.2013, 13:25
Hallo Hans,

danke für die Hinweise!

Ist ja merkwürdig, das da das Opfer Trineken Kuhfuss mit "Krusen" (eine Ableitung des Scharfrichters Kruse?) bezeichnet wurde. Ein Fehler des aufschreibenden Beamten damals...??
Auf jeden Fall sehr interessant und spannend!

Viele Grüße - Michael

boborit
06.01.2013, 12:15
Hallo Hans,
deine Empfehlung habe ich mir gerade bestellt: Zauber- und Hexenprozesse in Goslar
Von: Ingeborg Titz-Matuszak
Bin schon gespannt auf den Inhalt!

Ich werde, wenn das Wetter besser wird, mich mal auf den Weg machen und die von dir beschriebenen Ort und Bauwerke besuchen. Wenn du mal wieder nach Goslar kommst, sag Bescheid, dann können wir auch zusammen den Spuren deiner Ahnen folgen. Ich finde dieses Thema jedenfalls sehr interessant und spannend!

Viele Grüße - Michael

Scharfrichter
06.01.2013, 12:28
Hallo Michael,
Es ist eine schoene Auseinandersetzung von Ingeborg Titz-Matuszak.

Ich moechte bestimmt dieses Jahr wieder nach Goslar kommen. Danke fuer deine Einladung.

Dann werde ich auch ins Stadtarchiv und Kirchenamt Akten und Personalien suchen.

Zwischen 1600 und 1742 soll es viele Hinrichtungen gegeben haben, die ins Stadarchiv zu finden sind.

Mit freundlichem Gruss,

Hans Kruse

Scharfrichter
13.02.2013, 15:45
Hallo lieber Freunde,

Der mir bekannten Scharfrichter in Goslar sind:

- Scharfrichter Meister Hans (um 1470)
- Scharfrichter Hengelei oder Bengelei (um 1571)
- Scharfrichter Lorenz (1588 - ???)
- Scharfrichter Claus Görteler (??? - 1600)
- Scharfrichter Caspar Kruse I (September 1600 – ung. 1606)
- Scharfrichter Caspar Kruse II ( ung.1606-1631)
- Scharfrichter Hans Mosel (drei Wochen in 1631; Stiefvater Caspar III)
- Scharfrichter Caspar Kruse III (1631-1680)
- Scharfrichter Hans Christoph Kruse (1681-1719)
- Scharfrichter Heinrich Jürgen Kruse (1720-1734)
- Scharfrichter Johann Conrad Kruse (1735-1742)
- Scharfrichter Schwarz (1742 - ?)
- Scharfrichter Jacob Finck (1771-1798 ???)

Mit freundlichem Gruss,

Hans Kruse aus Holland :)

Scharfrichter
20.04.2013, 12:46
Hallo Lieber Freunde

Hier ist dass Artikel zu meiner Familienforschung und die Scharfrichter in Goslar es hat 9-4-2013 in der Goslarsche Zeitung eingestanden.

Mit freundlichem Gruß aus Holland,

Hans Kruse

68876888

boborit
13.08.2015, 08:39
Da zu dem Thema Hexenverfolgung anscheinend einiges an Material verloren ging, möchte ich hier mal das wiedergefundene verlinken.
Wäre doch schade wenn das Thema nicht so vollständig wie möglich wäre.

Namen der Opfer der Hexenprozesse/ Hexenverfolgung in Goslar:
http://www.anton-praetorius.de/downloads/namenslisten/Goslar%20Namensliste.pdf

Ansprache zum Gedenken an die verbrannten Frauen in Goslar von Kirstin Müller:
http://www.hanna-strack.de/wp/wp-content/uploads/2014/01/Ansprache-Kirstin-M%C3%BCller.pdf

Viele Grüße - Michael

Scharfrichter
13.08.2015, 08:53
Hallo Michael,

Die 1644 aufs Wasser gesetzte Trineken Krusen, hiess Trineken Kuhfuss. Sie wurde von Caspar Kruse III aufs Wasser gesetzt.

Mit freundlichem Gruss,

Hans Kruse

Bergmönch
13.08.2015, 18:07
Hans, zwei weitere Arbeitsplätze Deiner Vorfahren waren am Feuergraben vor dem Klaustor:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=14444&d=1439480617


Hier befand sich die "Wippe", die man sich so wie auf dieser Darstellung vorstellen muss:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=14445&d=1439480619


Beim Wippen handelte es sich um eine so genannte Schandstrafe, die in Goslar z. B. für Gartendiebstähle oder das Backen und den Verkauf zu kleiner Brote verhängt wurde. An der Wippe konnte sich, je nach Bauart, ein Stuhl oder auch ein Käfig befinden.

Schräg gegenüber von der Wippe (etwa dort wo heute die Gedenkplatte zum 1000-jährigen Jubiläum des goslarer Bergbaus steht) befand sich der Wolfsgalgen. Auch Tiere unterlagen in alter Zeit der Gerichtsbarkeit. (Quelle: H.-G. Griep "Harzer Rechtsdenkmäler).

Beste Grüße

Bergmönch

Bergmönch
14.08.2015, 08:41
Hallo Hans,

Dein Avatar Bild finde ich klasse. Allerdings passt das Schwert nicht ganz. Bei dem abgebildeten Beidhänder handelt es sich um eine Kriegswaffe, mit der sich speziell ausgebildete Söldner im 15. und 16. Jahrhundert durch die feindlichen Reihen gemäht haben. Richtschwerter sind immer stumpf und haben meist kürzere Klingen, die jedoch breiter und schwerer sind. Die Parierstangen sind, wenn überhaupt vorhanden, nur zur Zierde.

Hier sind ein paar Beispiele:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=14448&d=1439534289

Richtschwerter aus der Reichsstadt Überlingen am Bodensee


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=14449&d=1439534292

Richtschwerter auf der Veste Coburg


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=14450&d=1439534297

Richtschwert aus der Hansestadt Lübeck


Beste Grüße

Bergmönch

boborit
14.08.2015, 09:10
Danke für deinen Beitrag, Bergmönch!!
Dann handelt es sich hier ja wohl auch um ein Richtschwert, ein Goslarer! Einst geführt von Hans Vorfahren?!

Viele Grüße - Michael

Scharfrichter
14.08.2015, 09:13
Guten Morgen Bergmönch,

Ich weiss.

Das richtige Goslarer Scharfrichterschwert und andere Sachen sind im Goslarer Museum:

http://www.hanskruse.nl/scharfrichter/GoslarerSchwert.jpg

http://www.hanskruse.nl/scharfrichter/GoslarerSachen.jpg

Beste Grüsse

Hans

Scharfrichter
14.08.2015, 09:21
Ist warscheinlich von Scharfrichter Heinrich Jürgen Kruse gewesen.

Hans Kruse

Bergmönch
14.08.2015, 11:26
Sehr schöne Fotos, vielen Dank! Bei mir gab es im Museum immer Probleme, wenn ich mal fotografieren wollte.

Die mumifizierte Hand wurde übrigens nicht zur Stafe abgehackt, sondern repräsentierte das verstorbene Opfer während der Gerichtsverhandlung als Rechtssymbol. Nach den Regeln galt Anwesenheitspflicht für alle Prozessbeteiligten. Später wurde die Hand dann zusammen mit den Akten abgelegt und vergessen. Soweit ich weiß, wurde sie bei einer der letzten Rathausrestaurierungen wieder gefunden.

Beste Grüße

Bergmönch

Scharfrichter
14.08.2015, 14:07
Hallo Bergmönch,

Die mumifizierte Hand war nicht abgehackt von meinen Vorfahren. Deine Erklärung stimmt.

Mit freundlichm Gruss aus Holland,

Hans Kruse

Bergmönch
14.08.2015, 16:44
Hans, wenn Du die folgende Stelle aus der Brandes-Chronik von 1729 noch nicht kennst, wird sie Dich sicherlich interessieren:

"1704 den 27 May ist Hans Schmit Steinsetzer den 6 Augs. 1703 auf einen Sontag seinen Schwager Arend Humprecht mit einem Degen in Clapperhagen erstochen, das er bald todt geblieben und nach dem Er 41 Wochen in Gefänglicher haft geseßen, ist er nach Urteil und Recht vorn Breiten Thor auf den gewöhnlichen Richtplatze, durch Meister Hans Christoph Sohn Heinrich Jürgen seines Alters ohngefär 24 Jahre mit dem Schwert enthauptet, dieses war sein Meisterstück, welches ihn auch gut gelungen."

Der Satzbau ist etwas schräg. Die korrekte Reihenfolge: Mord am 6. August 1703, 41 Wochen Haft und Hinrichtung am 27. Mai 1704.

Jedenfalls weist Du jetzt, dass Dein Ur-Ur...Uropa eine ordentliche Ausbildung mit bestandener Abschlussprüfung gemacht hat und wann dies geschehen ist.

Beste Grüße

Bergmönch

Scharfrichter
14.08.2015, 17:29
Hallo Bergmönch,

Sehr interessant. Der Brandes-Chronik habe ich nicht gelesen. Aber jetzt gekauft beim Altstadt Antiquariat.

Wieder ein stückchen Familien Historien dabei!

Danke!

Hans Kruse

Bergmönch
15.08.2015, 09:10
Unter dem Jahr 1608 steht in der Chronik noch eine Tolle Geschichte. Nachdem sein Kollege aus Seesen bei einem Auftrag ziemlich ungeschickt war und dies mit dem Leben bezahlt hatte, musste der goslaerer Scharfrichter einen sehr heiklen und gefährlichen Job zu erledigen. Es wird jedoch nicht Caspar Kruse I oder II sondern ein "Meister Heinrich" genannt. Gab es zwischen den beiden vielleicht noch einen weiteren Schafrichter?

"Um diese Zeit hatte der Scharfrichter von Seesen, aufm Zellerfelde zweyen Bergburschen wegen eines Todtschlages mit dem Schwerte sollen hinrichten, den ersten hat er für recht gerichtet, mit dem anderen ist es ihm übel gelungen, daß Er kaum in 5 hieben den Kopf hat herunterbringen können, darüber die Bergburschen so ergrimet, und geschrien, schlag todt, Als er aber durch geschlossenen Crais entkomen, und sich auf dem Rath Hause sich zu schützen vermeint, sind sie ihm doch gefolget, Thüre und Boden aufgebrochen, und jämmerlich mit Beulen und Kratzen zu tode geschlagen, darnach zum Fenster hin aus geworfen, das daß Gehirn herum gesprützet, und über den todten Leichnam durchstochen, und den ganzen Leib, Arm und Bein, ganz mürbe geschlagen. Von diesen Vrefeler sind hernach ihrer 7 wieder gerichtet, von Mstr. Heinrich zu Goslar, und der die Thür und Beden aufgebrochen ist mit dem Rade zerstoßen.
Wie aber der Scharfrichter sein Werk glücklich vollendet,setzt er sich aufs Pferd, und reitet die Straßen etliche mal auf und nieder, Es läßt ihn aber der Rath sagen, er solle gemach thun Sie können die Bergleute nicht zwingen, damit läßt er sich warnen und reitet herunter nach der Stadt."

Unter dem Jahr 1570 taucht noch ein Scharfrichter mit Namen Hansen auf, der in Deiner Liste fehlt. Auch diese Stelle zeigt, dass schlechte Hernkersarbeit gefährlich werden konnte:

"In diesem Jahre den 12 October ist Caspar Zimermans Frau durch Meister Hansen Scharfrichter gerechtfertiget worden, darum daß sie ein Kind welches in Unzucht mit einem Balbier Gesellen ihren Blutsverwandten mit Nahmen Peter gezeuget hat um gebracht, und wäre der Scharfrichter, welcher in die 9 mal zu gehauen von den Bürgern zu tode gesteiniget worden, wenn es nicht so hart gefroren, und von einem gewißen Man Zacharias Wiesen, nicht wäre verthätiget worden."

Beste Grüße

Bergmönch

Scharfrichter
17.08.2015, 10:09
Hallo Bergmönch,

Von Meister Heinrich aus Goslar habe ich nie gehört. Auch nicht gelesen in Goslarer Stadtarchiv.

In 1608 war sicher Caspar II Goslarer Scharfrichter. Nur wenn er nicht in der möglichkeit war zu hinrichten, könnte ein Stellvertreter gefragt werden (Oft ein Sohn). Vielleicht war das Meister Heinrich. Er könnte einen Sohn Caspar II sein (nicht alle Kinder Caspar II sind mir bekannt).

Meister Hansen aus 1570 ist vielleicht Meister Hengelei oder Bengelei. Hansen ist eine Vorname.

Danke für die Information!

Hans Kruse

Bergmönch
17.08.2015, 12:07
Hallo Hans,

ich glaube, dass Du Recht hast. Das Amt war in Familienhand und es war vermutlich ein Verwandter, der hier stellvertretend tätig war. Wenn es ein Gehilfe gewesen wäre, hätte die Chronik das sicherlich als Besonderheit erwähnt. Außerdem schickt man bei solch heiklen Jobs (aufgebrachtes Volk und gleich 7 Hinrichtungen) keinen Gehilfen. Kann es sein, dass Caspar II noch einen weiteren Vornamen hatte und z. B. Caspar Heinrich Kruse oder Heinrich Caspar Kruse hieß?

Heute ist Hansen in Deutschland eher ein Nachname. Vor 500 Jahren war Goslar jedoch noch stark niederdeutsch geprägt und Hansen als Vorname wäre sicherlich möglich. In beiden Fällen bedeutet Hansen jedoch "Sohn (oder Tochter) von Hans". Hansen und Hengelei/ Bengelei können sich also auf die selbe Person beziehen.

Beste Grüße

Bergmönch

Scharfrichter
17.08.2015, 12:28
Hallo Bergmönch,

Hier ist ein Akte aus 1601. Aus demStadtarchiv Goslar. Es handelt sich um einen Streit zwischen Caspar Kruse I und seinen Vorgänger Claus Görteler. Die werden Meister Caspar(n) und Meister Claussen genannt.

http://www.hanskruse.nl/scharfrichter/archiv1.jpg
http://www.hanskruse.nl/scharfrichter/archiv2.jpg

Transkription:

StA Goslar Signatur: A 12421

Alexander Schmidt berichtet, daß Ihme
Meister Clauß Gorttler gewesener
ScharffRichtter Alhier 40. Taler
schuldig worden / Vnd alß der =
selbe weg Ziehen wollen, hette Er
Ihme Eine handtschriefft Zu vber
40 Taler, so der newe Scharff=
Richter M. Caspar / Ihme / M. Claußen /
gegeben / ahn beZahlung. Zu vbergeben
angebotten / Alß nuhn der Stadt=
Vogdt Paul Bremer Zugegen gewesen
hette Er / Sander Schmidt / denselben
gefraget / ob Ihme solche handtschrifft
ahnzunehmen wehre / Darauff der
her StadtVogdt Ja gesagt Vnd Meister
Caspar mußte Ihne wol bezahlen /
Bitt derhalben Sander Schmidt / Meister Casparn
Zur Bezahlung ahnzuhalten /

Meister Caspar Zeigt hierauff ahn /
weitleuffig ahn / wie Er erstlich
Alhier Zu Dienst kohmēn / Vnd

S. 2 daß Meister Clauß seine Zusage in
so Er Ihme gethan / in viele wege
nicht gehalten / In sonderheit aber
beschwerth Er sich Zum höchsten / daß
Meister Clauß seiner Zusage / daß
Er den dienst biß vff Ostern Alhier
Zuuerwalten / nichtt nachgesetzt /
sondern vor Michaelis von hinnen
wegk geZogen / Derhalben Er M. Caspar /
widderumb Anhero geforddert / Vnd
dadurch weil Er vo so lang vor der Zeith sich Anhero begeben müßen in merklichen schaden ge=
rathen / wilchen Er höher Alß 40.
Taler achte / Wehr sonsten
Der Handtschriefft gestendig / Weil
Er aber Er, M. Clauß Ihne in solchen schaden
gefühert, Vnd seine Zusage nicht ge=
halten / So hoffte Er auch nicht
schultig sein / Waß Er Ihme /
M. Claußen / verheißen / Zuhalten
ouerwunden Zu sein /
RathsPersonen Curdt Grothen
vnnd Henning lappen / Actum
ahm 16. Jan: Anno 1601.

Bergmönch
17.08.2015, 12:51
Da hat der neue Job für Caspar I ja gleich mit viel Ärger begonnen. Ob er es damals wohl für möglich gehalten hätte, dass ihn einmal 6 Generationen ausüben würden?

Vielen Dank für das Tolle Dokument!

Beste Grüße

Bergmönch

Scharfrichter
17.08.2015, 13:15
Woher Caspar I kam, weiss ich nicht. Vieleicht aus Görlitz/Zittau. Bis ende 1600 hat es da einen Scharfrichter Caspar Kr(a)use gegeben. Und jetzt wissen wir dass Caspar Kruse ende 1600 in Goslar angefangen hat ...

Leider ist Görlitz/Zittau weit weg von Holland.

Mit freundlichem Gruss,

Hans Kruse

thronerbe
17.08.2015, 13:52
Hallo Hans,

Heute ist Hansen in Deutschland eher ein Nachname. Vor 500 Jahren war Goslar jedoch noch stark niederdeutsch geprägt und Hansen als Vorname wäre sicherlich möglich. In beiden Fällen bedeutet Hansen jedoch "Sohn (oder Tochter) von Hans". Hansen und Hengelei/ Bengelei können sich also auf die selbe Person beziehen.


Hallo,

anbei eine Erklärung der Herkunft des Namens "Hansen".


Herkunft und Bedeutung

Der Name Hansen ist ein Patronym (Vatername). Ein Patronym ist ein Name, der angibt, wie der Vater des Namensträgers mit Vornamen heißt (bei der Mutter wäre es ein Metronym). Die Bildung des Patronyms erfolgte im norddeutschen Sprachraum oft durch Anhängen der Endung -sen (= "Sohn") an den Vornamen. In Skandinavischen Ländern endet der Suffix oft auf "-son".
Ein Jan Han-sen wäre somit "Jan, Sohn des Hans".
Echte Patronyme kann man nicht als Familiennamen bezeichnen, da sich der Name bei jeder Generation ändert (jeweils der Vorname des Vaters + "sen"). Aber in dem Moment, wo der Name nicht mehr mit dem Vornamen des Vaters übereinstimmt, wandelt sich ein Patronym zum Familiennamen. Man spricht in diesen Fällen von einem patronymisch gebildeten Familiennamen.
Genau ein solcher Name ist der Familienname Hansen.
Weitere Namen nach dem gleichen Muster sind z. B.:
Jansen
Petersen
Paulsen
Nielsen
Andersen



Grüße

thronerbe