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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Telefonzellen - aussterbende Spezies



Andreas
10.03.2013, 20:47
Im Zeitalter von Internet und Smartphone werden sie langsam gänzlich überflüssig. So wurde das Telefonzellennetz in Goslar in den letzten Jahren schon ganz schön ausgedünnt. Mir fiel das erst neulich auf einem Sonntagsspaziergang bei Schmuddelwetter so richtig auf.


Hier an der U-Bahnstation Jakobikirchhof, direkt gegenüber vom Zugang zur Linie D standen einst 3 Telefonzellen. Sogar ein Kartentelefon war mit von der Partie. Übrig ist nur noch eine – immerhin aber eine richtige Telefonzelle.
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Ich könnte mir vorstellen, dass diese hier mit Bau der Fußgängerzone zur U-Bahnstation umziehen mussten. Auf dem Bild ist noch eine Notrufsäule zu sehen, diese wurden später durch diesen quadratischen Kasten mit dem Hebel in den Telefonzellen ersetzt.
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Ebenso standen 3 Telefonzellen an der alten Post, heute nur noch eine halbe.
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Vor der neuen Post müssten es so ca. 5 Telefonzellen gewesen sein.
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Wo der Schneehaufen liegt, befand sich eine riesige behindertengerechte Telefonzelle.
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Auch diese Telefonzelle vor der Sennhütte ist Geschichte.
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Darf fortgesetzt werden ... ;)

Speedy
11.03.2013, 07:35
Dafür gibt es doch jetzt am Marktplatz eine "Telefonzelle" mit Internetterminal.

Abgebaut wurden die ganzen Zellen, weil sie sich nicht mehr rentiert haben. Als Aktiengesellschaft zählt doch nur noch das $-Zeichen. Wenn die Geräte weniger einbringen, als sie kosten, ist es doch logisch. Dann weg damit.

Andreas
05.04.2013, 07:30
Auch diesen Exemplar auf dem Fliegerhorst dürfte bereits der Vergangenheit angehören.

märklinist
05.04.2013, 09:34
Hallo in die Runde,
alles hat sein Vor- und Nachteile. Die rasante technische Entwicklung vorallem der letzten 10 bis 20 Jahre hat es mit sich gebracht, dass mitterweile fast jeder ein Handy oder ähnliches hat. Dadurch sind die Telefonzellen natürlich überflüssig geworden. Für die Telekom nicht mehr provitabel. Wo noch welche stehen, fallen sie leider oft dem Vandalismus zum Opfer.
Sehr schade, dass man noch nicht auf die Idee gekommen ist neuartige öffentliche "Telefonzellen" zu errichten. Es wäre doch mal eine Idee an bestimmten Stellen oder öffentlich zugänglichen Gebäuden für Notfälle Handys zu hinterlegen, die in sicheren Kästen eingebaut sind und zB. mit einer EC karte oder ähnliches zu öffnen sind und im Notfalle von dem Handy aus, falls man keins bei hat oder der Akku leer ist oder ähnliches, von dort aus Hilfe herbei rufen kann.

In diesen Sinne
Grüße aus BS
märklinist

Speedy
05.04.2013, 09:43
Hallo märklinist,

der Vorschlag mit den Handys ist gar nicht mal so schlecht.
Nur wer soll das bezahlen? Die Telekom ist ein Aktienunternehmen und da zählt halt nur das, was Gewinne einbringt.
Die paar Telefonzellen, die es noch gibt, sind normalerweise auch noch rentabel.

Systemcoach
05.04.2013, 09:47
Ende der 60er Jahre unternahm man in Braunschweig einen Versuch, dem Zerstören von Telefonbüchern in Telefonzellen Einhalt zu gebieten: Auf den ersten Seiten war quer rüber ein dicker roter Stempel: "Geklaut beim Postamt Braunschweig!"

Diese Exemplare waren so schnell "vergriffen", dass es nach vier Tagen nirgendwo in einer Telefonzelle noch ein Telefonbuch gab. :(( Heute bestimmt sehr seltene Exemplare. :D

redbullsuechtig
05.04.2013, 10:01
Die paar Telefonzellen, die es noch gibt, sind normalerweise auch noch rentabel.
Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen... Bei uns um die Ecke hat die Telekom letztens eine Telefonzelle demontiert, da hat in den letzten acht (!) Jahren niemand mehr telefoniert. Niemand!

Speedy
05.04.2013, 10:36
Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen... Bei uns um die Ecke hat die Telekom letztens eine Telefonzelle demontiert, da hat in den letzten acht (!) Jahren niemand mehr telefoniert. Niemand!

Aus diesem Grunde wurde sie auch demontiert.

Es gab mal eine Zeit, da war die Telekom noch verpflichtet die Zellen zu betreiben. Bis wann das so war kann ich allerdings nicht sagen.
Da es sich in den meisten Fällen nur um ein Zusatzgeschäft gehandelt hat, ist es für ein Aktienunternehmen doch logisch, das man es abstößt.

zeitzeuge
06.04.2013, 10:46
Die müßte da sein!

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Viele Grüße Harald

Trichtex
10.10.2016, 21:52
Moin Uwe!


Es gab mal eine Zeit, da war die Telekom noch verpflichtet die Zellen zu betreiben.

Das ist so nicht ganz richtig. Die Zellen waren *eine* Möglichkeit, den Infrastrukturauftrag der Deutschen Bundespost (und ihrer Nachfolgeunternehmen) zu erfüllen. Es gab auch andere Möglichkeiten. Dieser Infrastrukturauftrag ist einer der Gründe, warum die Telekom auch heute noch über den besten Netzausbau verfügt. Dass die Telefonzellen ab einer bestimmten Marktsättigung und Flächendeckung im Mobilfunksektor obsolet wurden, ist daher nur einer anderen technischen Erfüllung des Infrastrukturauftrages geschuldet.

Viele Grüße,

Gunther

Speedy
12.10.2016, 09:49
Von der Sichtweise her ist das auf jeden Fall richtig.

Ganz ausgestorben sind die öffentlivhen Fernsprecher bis jetzt auch nicht.
Nur das diese Geräte heutzutage ganz anders aussehen.

Speedy
22.11.2022, 09:38
So wie es Aussieht, sind die letzten Tage der verbliebenen öffentlichen Fernsprecher angebrochen.
Hier habe ich mal einen Artikel von der Telekom zu dem Thema.

TELEKOM DEUTSCHLAND NEWS November 21, 2022, 11:20 AM
21.11.2022/ Ab heute beginnt die Telekom mit der schrittweisen Abschaltung der Münz-Bezahlfunktion an Telefonzellen. Ein Softwareupdate sagt den öffentlichen Telefonen, dass sie jetzt kein Kleingeld mehr annehmen. Wer heute an „Telefonzellen“ denkt, bei dem schwingt nicht selten ein Gefühl von Nostalgie mit. Die Menschen verbinden witzige, skurrile und emotionale Erinnerung mit den Telefonhäuschen. Heimliche Telefonate mit den Liebsten und endloses Warten in der Schlange, bis man endlich das gesammelte Kleingeld einwarf. Und war da nicht immer dieser seltsame, manchmal auch unangenehme Geruch in den engen Häuschen?
Es sind überwiegend jahrzehntealte Erinnerungen, denn heute nutzt die öffentlichen Telefone kaum noch jemand. Die klassische „Zelle“ gibt es schon länger nicht mehr, stattdessen gibt es offene Stellen und Basistelefone Mit der Einführung des Mobilfunks sanken Beliebtheit und Nutzung der Telefonzellen Jahr für Jahr. Nun ist es Zeit für den Abschied vom öffentlichen Telefon insgesamt, das Angebot wird eingestellt.
Denn bei aller Nostalgie ist die Grenze der Wirtschaftlichkeit längst erreicht. Fast jedes dritte öffentliche Telefon hat im letzten Jahr keinen einzigen Euro Umsatz gemacht. Im Durchschnitt macht ein Standort der Telekom nur noch wenige Euro Umsatz im Monat. Und das steht in keinem Verhältnis zu den Unterhaltskosten, die den Umsatz um ein Vielfaches übersteigen. Konkret sind das Betriebskosten, Standmiete und Reinigung. Und leider auch immer wieder Kosten für die Beseitigung von Schäden durch Vandalismus und Diebstahl.
Nie wieder „Fasse Dich kurz – Nimm Rücksicht auf Wartende!“
Lang ist es her, dass Emaille-Schilder die Menschen ermahnen mussten, beim Telefonieren nicht zu trödeln. Lange Warteschlangen waren sogar teilweise an der Tagesordnung. Was früher zum täglichen Leben gehörte, ist aber seit der Einführung des Mobilfunks zunehmend vorbei.
Die allererste Telefonzelle, der sogenannte Fernsprechkiosk, wurde übrigens 1881 in Berlin aufgestellt. Noch in den 1990er-Jahren waren die in der Regel gelben Häuschen aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Über 160.000 Telefone standen nicht nur in stark belebten Einkaufsstraßen oder Bahnhöfen. Sie waren auch in reinen Wohngebieten und selbst am eher abgelegenen Waldrand zu finden. Wer zuhause kein eigenes Telefon besaß oder gerade unterwegs war, nutzte die öffentlichen Fernsprecher. Allerdings gehörte das eigene Festnetztelefon inzwischen zum Standard und Standorte in Wohngebieten wurden bereits kaum noch benutzt.
Spätestens zur Jahrtausendwende hat dann das Mobiltelefon seinen Siegeszug angetreten und hat seitdem die weit überwiegende Gunst der Telefonierenden. Bereits vor zwanzig Jahren hatten zwei von drei Menschen ihre „persönliche Telefonzelle“ immer dabei. Gespräche über die öffentlichen Fernsprecher wurden seltener und deren Betrieb zunehmend unrentabel. Von Warteschlangen gab es selbst in den Einkaufsstraßen keine Spur mehr. In Absprache mit den Gemeinden baut die Telekom seit Jahrzehnten Häuschen ab, wenn sie die Bevölkerung nicht mehr nutzt.
Bye bye Telefonzelle: Abschied von den Technik-Dinosauriern bereits seit 2018
Die bekannten „gelben Telefonzellen“ sind schon seit 2018 gar nicht mehr da. Rund 12.000 öffentliche Telefone der Telekom gibt es aktuell noch. Oft stehen die Stelen oder so genannten Basistelefone an Bahnhöfen, Flughäfen oder auf Messegeländen. Wirtschaftlich sind sie nicht, dazu sind sie sind veraltet und verbrauchen große Mengen an Energie. Im Schnitt sind es zwischen 500 und 1.250 Kilowattstunden im Jahr – je nach Ausstattung des Standorts. Mit der Abschaltung der ungenutzten Technik-Dinosaurier lassen sich so zwischen sechs und 15 Millionen Kilowattstunden jährlich einsparen. Das entspricht dem Stromverbrauch von mehreren Tausend Wohnungen. Auch die Versorgung mit Ersatzteilen für die alte ISDN-Technik wird von den Hersteller-Firmen eingestellt und so zunehmend schwierig. Trotz aller schönen Erinnerungen wird es auch mit diesem Blick Zeit, Abschied zu nehmen.
Bis Anfang 2023 wird die Telekom den Dienst nun schrittweise einstellen. Dazu wird ab 21. November 2022 schrittweise zunächst die Münzzahlung deaktiviert. Ab Ende Januar wird dann auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Telekommunikationsdienst an den Telefonsäulen bzw. -häuschen eingestellt.
Im Anschluss beginnt dann der Abbau der Stelen, der voraussichtlich bis Anfang 2025 abgeschlossen ist. In Absprache mit den Gemeinden nutzt die Telekom rund ein Viertel der Standorte für die Verbesserung des örtlichen Mobilfunks ohne öffentliche Telefoniefunktion weiter. Sie baut die Standorte mit so genannten Small Cells um. Das sind kleine Antennen, die Mobilfunksignale verstärken und damit den Mobilfunk weiter verbessern.
Eine Verpflichtung zum Betrieb öffentlicher Telefone besteht seit der Änderung des Telekommunikationsgesetzes Ende 2021 nicht mehr. Durch die geringe Nutzung tragen die öffentlichen Telefone nicht mehr zu einer Grundversorgung der Bevölkerung bei. Selbst für Notrufe sind die öffentlichen Telefone nicht mehr relevant. Auch hier übernimmt der Mobilfunk und unterstützt beispielsweise mit der Übermittlung der genauen Ortsangaben.
Das spannende Zweitleben: vom Bücherschrank bis zur Gartendusche
Viele Menschen erfinden erstaunlich kreative Alternativen für Nutzung der alten Telefonzellen: Ein Fan hat sich einen Duschkopf in das Telefonhäuschen montiert und sie zur Gartendusche umfunktioniert. Musiker berichten, dass die Häuschen dank Schallschutz ein ideales Mini-Tonstudio hergeben. Manche verwenden ein Telefonhäuschen als Bücherschrank im Freien, der 24 Stunden geöffnet hat. Gäste eines Hotels können in einer Telefonhäuschen-Bücherei ausgiebig schmökern. Und sogar Künstler haben die Häuschen für ihre Aktionen vereinnahmt. Kurzum - die Erinnerungen an die guten, alten Telefonhäuschen bleiben.
Die Hoffnung auf den Kauf einer alten Telefonzelle müssen wir leider bremsen. In der Vergangenheit hat die Deutsche Telekom alte Telefonzellen aufgearbeitet und an Interessierte verkauft. Ausrangierte Telefonzellen gibt es jedoch kaum noch. Die gelben Zellen sind längst ausverkauft und für die Rest-Exemplare der grau-magenta-farbenen Variante gibt es lange Wartelisten. Und das, obwohl die Schätzchen nur an Selbstabholer gehen und etwa 300 Kilogramm wiegen. Bei den heute noch vorhandenen Geräten handelt es sich in der Regel um die Stelen aus Edelstahl, die nach deren Abbau fachgerecht recycelt werden.
Aber wer noch mal in Nostalgie schwelgen möchte, kann sich im Museum für Kommunikation Frankfurt umsehen. Hier sind weit über 50 Objekte rund um die öffentliche Telefonie ausgestellt.

Trichtex
22.11.2022, 14:34
Moin!

Mitte der 1980er arbeitete ich bei der Fernsprechentstörungsstelle Goslar der Deutschen Bundespost (Deutsche Telekom AG heißt sie erst seit 01.01.1995). Störungsmeldungen waren bei den Münzfernsprechern in dieser Zeit häufig auf Sachbeschädigung zurückzuführen. Sie fielen hauptsächlich den Entstörern auf, die damals auch für die Leerung der "Münzer" zuständig waren. Es gab einen Leerungsplan, der sich am Umsatz der Geräte orientierte. Die Münzen wurden zum Postamt gebracht, wo sie gezählt und verbucht wurden.

In der Fernsprechentstörungsstelle gab es einen Abrechnungsplatz, der die Zählergebnisse des Postamtes mit den verbrauchten Telefoneinheiten der jeweiligen Münzer verglich. Eine unglaublich eintönige, aber wichtige Tätigkeit. Die umsatzstärksten Münzer standen damals am Fliegerhorst, was wenig überraschend ist, da Mobiltelefonie noch eine ziemlich exklusive Geschichte war, die sich kaum ein Wehrpflichtiger leisten konnte und ein transportables C-Netz-Telefon weit von dem entfernt ist, was wir heute als Handy oder Smartphone kennen. Da hatte man schwer dran zu schleppen.

Die Fliegerhorst-Münzer wurden mehrfach pro Woche geleert und rechneten sich, während es auch Standorte gab, die trotz zweiwöchiger Leerung nur wenig Ertrag lieferten. Natürlich habe ich mir nicht notiert, an welchen Standorten Münzer existierten und Leerungspläne aus der damaligen Zeit werden heute leider auch nicht mehr existieren. Sie wären vermutlich ein interessantes Zeitdokument.

Viele Grüße

Gunther

Maxe 27
23.11.2022, 17:04
Liebe Forumgemeinde,

vor dem Goslarer Postamt befand sich seit Dezember 1983 sogar eine Telefonzelle, die ein Kunstwerk darstellte. Der folgende Artikel aus der Goslarschen Zeitung vom 15.02.1984 stellt das Objekt und den Künstler vor. Leider wurde diese Zelle genau wie auch die zum Telefonieren gedachten Häuschen abgebaut. Mein Foto von der Kunst-Zelle entstand im März 1984.

https://abload.de/img/img568ojfuw.jpg (https://abload.de/image.php?img=img568ojfuw.jpg)

https://abload.de/img/img5692deja.jpg (https://abload.de/image.php?img=img5692deja.jpg)

Etwa 1983 muss mein Foto von dem Postgebäude mit den ursprünglichen Telefonzellen entstanden sein. Genau weiß ich das nicht mehr. Die neue Hauptpost wurde übrigens 1973 in Betrieb genommen.

https://abload.de/img/img570kfifa.jpg (https://abload.de/image.php?img=img570kfifa.jpg)

Nein, auch wenn Christo im Herbst 1987 den Kaiserring der Stadt Goslar erhielt, dieses Werk stammt nicht von dem geehrten Künstler. Im November 1987 war die Post wegen Sanierungsarbeiten komplett eingehüllt. Und die bisherigen Telefonzellen waren mittlerweile durch moderne Kunststoffgehäuse ersetzt worden. Rechts im Bild ist auch nochmal die Kunst-Telefonzelle zu sehen.

https://abload.de/img/img571fkdk5.jpg (https://abload.de/image.php?img=img571fkdk5.jpg)


Herzlichst Max