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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : War die Erstbebauung der Breslauer Straße ein Befehl der Britischen Alliierten?



AndyGS
09.07.2013, 14:01
Hallo, hier mal wieder der Andy aus dem Team zur weiterführenden Erstellung des Straßennamenkataloges. Diesmal eine brisante Frage zur Erschließung und Bebauung der Breslauer Straße 1950/51.

Es ich nicht leicht, interessante Geschichten über ein Stadtteil zu recherchieren, welches noch relativ neu ist, im Vergeich zur historischen Altstadt. Trotzdem habe ich etwas erfahren, was interessant wäre, wenn es wirklich so war wie von mir rechechiert.

Im Jahre 1950/51 wurden bekanntlich die ersten 257 Wohnungen in Jürgenohl im Bereich Breslauer- und Danziger Straße sowie dem Reichenberger Weg erbaurt. Zeitzeugen behaupten, das die Britischen Streitkräfte, als Besatzungsmacht, befahlen, eine Straße schnellstmöglich zu bebauen, die mitten durch das ehemalige Rollfeld und der Start- und Landebahn des Fliegerhorstes geht, um so zu verhindern, das aus der Sicht der Briten jemals wieder ein feindliches Flugzeug auf dem Fliegerhost starten oder landen kann. Weiß jemand ob es einst diesen Befehl gab?

Eine Überlegung inzwischen von mir, die mir in den Sinn kommt ist, ob Dieses zu dieser Zeit noch möglich und notwendig war. Denn mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949, hat unser Land ein großes Stück seiner Eigenständigkeit zurück bekommen, und der Krieg war ja zu dieser Zeit auch schon 5 Jahre aus, somit bleibt nach dem Sinn zu fragen, ob es 1950/51 wirklich noch diesen Befehl, seitens der Britischen Armee gab.....

War die Bebauung der Breslauer Straße ein millitärischer Befehl?

zeitzeuge
09.07.2013, 16:18
AndyGS
Du hast ganz richtig recherchiert. Ob es nun ein Befehl war, kann ich nicht sagen. Ich lese im Goslarer Bergkalender:

"Am 10. April 1945 übernahm die US Armee kampflos den Fliegerhorst, als sie die Stadt Goslar besetzten.
Die Schleifung sämtlicher Gebäude konnte durch die Bebauung Jürgenohls verhindert werden. Die Amerikaner gaben den Fliegerhorst zur Einrichtung eines Lazaretts frei."

Die erste Bebauung war dann Ur Jürgenohl. Lies mal Forum " Jürgenohl ein Stadtteil entsteht".
Die erste Straße in Nord-Süd Richtung war dann die Breslauer Straße. In Ost West Richtung war es die Königsberger Straße. Damit war eine Nutzung als Rollfeld nicht mehr möglich.
Viele Grüße
Harald

AndyGS
09.07.2013, 16:35
Allerding eine Frage bleibt offen. Zu welcher Besatzungsmacht galt nun Goslar nach dem Krieg wirklich. Die einen sagen bitisch, die andern französisch, Du, Harald sprichst jetzt von der US-Army, was ist da nun richtig? Mein wissen all die letzten Jahre war die, das es nach dem Ende des Krieges kurz unter französische Verwaltung stand, aber sehr schnell danach unter britischer Verwaltung gestellt wurde, auch das definitiv zu wissen, wäre toll, denn ich komme aus den Gebiet was 40 Jahre die Russen "verwaltete" .....

Aber das gern an anderer Stelle, da hier mir wichtig wäre, eine Antwort auf die Frage des Themas hier zu finden.

Viele Grüße Andy

zeitzeuge
09.07.2013, 16:53
Hallo AndyGS

Versuche , wenn irgend möglich, den Goslarer Bergkalender 1996 in die Hände zu bekommen.
Dort findest Du von Johannes Schramm einen sehr ausführlichen Bericht über das Thema.

Zu Deiner Frage: Die Besatzungmacht für Niedersachsen waren die Briten. Bis 1949.
Die Autoschilder hatte BN als Anfang. Niedersachsen war also britische Zone.

Ausführlich bei Wikipedia unter Besatzungszonen

Viele Grüße

Harald

Susanne-K.
09.07.2013, 17:27
Frag doch auch mal bei der GWG nach. Vielleicht wissen die etwas?
Hier der Artikel, der die Basis zu dem Thema "Jürgenohl - ein Stadtteil entsteht" war:
http://prostadtarchiv.de/Alte-Webseite/gwgaust.html

AndyGS
09.07.2013, 17:56
Danke Susanne, das habe ich heute morgen schon, aber auf Anhieb konnte man mir auch nichts definitives sagen.


Sicherlich aus der sich von heute verständlich, oder würdest du heute, als Mitarbeiter der GWG zugeben, das man sich damals von den Briten vorschreiben lies, was man wo und welcher Form zu bebauen hat????

Ich bin neugierig morgen, was im Goslarer Bergkalender 1996 dazu steht, was mir zeitzeuge empfahl. Naja im Prinzip hat er es ja schon erwähnt, das ich richtig recherchiert habe.... Diesen Kalender halte ich morgen früh in meinen Händen, entweder in der Bibliothek, wenn da nicht, dann im Antiquriat in der Breiten Straße, da weiß ich das es dort diesen Bergkalender gibt, also habe ich morgen definitive klarheit hoffe ich, sogar, und das ist uns ganz wichtig, beim erstellen des 4. Straßennamenkataloges, mit Quellenangabe, in diesem Fall...

bergland
09.07.2013, 19:03
Allerding eine Frage bleibt offen. Zu welcher Besatzungsmacht galt nun Goslar nach dem Krieg wirklich. Die einen sagen bitisch, die andern französisch, Du, Harald sprichst jetzt von der US-Army, was ist da nun richtig? Mein wissen all die letzten Jahre war die, das es nach dem Ende des Krieges kurz unter französische Verwaltung stand, aber sehr schnell danach unter britischer Verwaltung gestellt wurde, auch das definitiv zu wissen, wäre toll, denn ich komme aus den Gebiet was 40 Jahre die Russen "verwaltete" .....

Aber das gern an anderer Stelle, da hier mir wichtig wäre, eine Antwort auf die Frage des Themas hier zu finden.

Viele Grüße Andy

also aus Erzählungen meines Großvaters der das Kriegsende im Lazarett Achtermann erlebt hat und danach den Fliegerhorst "entrümpeln " mußte , ist die US Army durch Goslar Richtung Osten durchmarschiert ( das ist hinlänglich bekannt ) , also dürft es zumindest kurzzeitig eine US Verwaltung gegeben haben , als die US Amerikaner den Sowjets die besetzten Gebiete in Mitteldeutschland abgetreten haben , kam Goslar wohl gleich unter britische Verwaltung ( die dann so die Erzählungen ersteinmal die Wälder teilweise als Reparationsleistung abholzen ließen ) , das mit den Franzosen hat Bergland schon oft gehört , vll hängt es mit der französischen Kaserne zusammen die es hier mal gegeben hat , die Bestand aber nach Aussage von Berglands Arbeitskollegen ( Elsäßer , also Franzose mit deutschen Wurzeln ) nur wegen den Abhorchposten der Franzosen im Harz .


Zur Bebauung Jürgenohls darf man davon ausgehen das die britische Besatzungsmacht wohl kaum etwas gegen die Bebauung eines ehemaligen Rollfeldes der deutschen Luftwaffe gehabt haben könnte , hierzu seih erwähnt das die Bevölkerungszahl Goslars nach dem 2 WK durch die Flüchtlinge aus den deutschen Ostprovinzen sich fast verdoppelte und schnell Wohnraum geschaffen werden mußte , die Idee das Rollfeld des Flughafens hierzu zu benutzen wurde schon vor 1949 geboren ( auch logisch den wohin sollte sich die Stadt ausdehnen ? im Westen der Steinberg im Süden der Rammelsberg und im Osten Sudmerberg und Oker .) 1948 sollen die Briten wohl einverstanden gewesen sein und da gab es die Bundesrepublik noch nicht , auch nach 1949 hätte es sicherlich noch Rücksprache mit den westlichen Siegermächten geben müssen , der die volle Souveränität erlangte die Bundesrepublik erst 1990 mit der Wiedervereinigung wieder ( spiegelt sich in der Tatsache wieder das die beiden deutschen Teilstaaten sich nicht einfach zusammenschließen konnten sondern es der Zustimmung der vier Siegermächte des 2 WK bedurfte ... 45 Jahre nach dem Kriegsende )

AndyGS
09.07.2013, 19:43
Danke Bergland für deine Ausführungen. die britische Besatzungsmacht hatte nie was dagegen, das ehemalige Rollfeld mit Start- und Landebahn zu bebauen, ganz im Gegenteil, wie mir in meine Recherchen gesagt wurde, haben die Briten genau Dieses befohlen, um zu verhindern, das aus Sicht der Briten, nie wieder ein feindliches Flugzeug auf dem Boden Goslars starten oder landen könne. Das ist die Frage, aber wie oben von bergland erwähnt, steht die Antwort auf die Frage, war die Erschließung und Bebeauung der Breslauer Straße ein militärische Befehl der britischen Besatzungsmacht damals, oder nicht. Das steht wohl in einem Bericht im Goslarer Bergkalender von 1996. den ich mir definitiv morgen organisiere, entweder durch die Bibliothek oder im Kauf im Bücher Antiquariat. Ich denke auf Grund dieses Tipps kann ich morgen Abend schon genaueres sagen und weiß die Antwort.

Viele Grüße Andy

Günther und Helga
09.07.2013, 23:32
Im Kasernenbereich am Flugplatz waren sowohl die britischen Soldaten wie auch in der letzten Kaserne an der Straße nach Hahndorf die Franzosen einquartiert. Diese waren für die französische Funkstation oben am Auerhahn für die Funkverbindung nach Berlin zuständig.
Ich war damals (ab 1957 - 1959) beim BGS in der Rammelsberg-Kaserne - erst 3.H dann 4. H und hatte einen Freund bei den Engländern.
Günther

AndyGS
10.07.2013, 08:02
Wie in einen Bericht von gestern von bergland, steht allerding, das die Besetzung der Stadt Goslar durch die Britische Armee bis 1949 war, also deutlich vor der Bebauung der Breslauer Straße. Was dem nun widerspricht, das es je ein militärischen Befehl gab, wie oben erwähnt.

Schwierig die Recherchen, aber ich gebe nicht auf, eine eindeutige Antwort aud diese Frage zu bekommen.

Andreas
10.07.2013, 08:22
He Andy,

bevor Du den Bergkalender kaufst, soll ich Dir den Artikel über den Flughafen schnell scannen?

Dem Artikel nach war die Stadt Initiator der Bebauung, es gab lediglich die Anweisung, dass das Flugfeld bis Ende 1949 soweit bebaut sein musste, dass es nicht mehr als solches zu gebrauchen ist.

AndyGS
10.07.2013, 09:58
Dank Andreas, der mir genannten Artikel aus dem Goslarer Bergkalender 1996 einscannte und mir zugesandt hat, habe ich jetzt Klarheit über die Frage, gab es ein militärischen Befehl seitens der Briten, oder nicht.

Die Antwort ist eigendlich ein Jain. Es wurde in von den Briten erwünscht, das Flugfeld und die Start- und Landebahn bis ende 1949 zu bebauen. Diese passt gut mit den Zielen der Stadt Goslar zusammen, eine neues Wohngebiet zu erschließen, durch dass die akute Wohnraumsiruation, durch die tausenden Flüchtlinge, die die Jahre zuvor aus den Ostgebieten vertrieben wurden, gelöst wurde. Somit war es ein Gutes für die Stadt Goslar. Sicherlich habe die Briten ein Ziel damit verfolgt, was engehalten werden sollte. Dieses war das Ziel, dass Areal so zu bebauen, das es darauf unmöglich ist, wieder den Flugverkehr aufzunehmen. Da Diese für Goslar die Wohnraumsarmut deutlich verbesserte in den Jahren, war die Bebauung des einstigen Flugfeldes für die Stadt ein großer Gewinn und wurde keinesfalls als ein muss, oder Befehl empfunden, obwohl es so war.

Peter2809
14.09.2020, 19:13
Wie in einen Bericht von gestern von bergland, steht allerding, das die Besetzung der Stadt Goslar durch die Britische Armee bis 1949 war, also deutlich vor der Bebauung der Breslauer Straße. Was dem nun widerspricht, das es je ein militärischen Befehl gab, wie oben erwähnt.

Schwierig die Recherchen, aber ich gebe nicht auf, eine eindeutige Antwort aud diese Frage zu bekommen.

Hallo,

am Fliegerhorst befanden sich die MANCHESTER BARRACKS der Briten - wurden 1956 geschlossen.

Zur Frage der Besatzungszeit könnte man auch die Überlegung anstellen, worin sich die Besatzung durch die Britischen Soldaten und Britische Truppen in Deutschland unterscheiden; vielleicht durch die Gründung der BRD 1949? Zur Zeit der Wende / Vereinigung Deutschlands gab es die Verträge 4 + 2 ???, schon vorher gab es den sogenannten Deutschlandvertrag, gültig ab 1955.

Britische Truppen waren noch bis in die jüngste Zeit, z. B. im Raum Paderborn, in Deutschland anwesend. Die ab 2020 jetzt noch in Deutschland tätigen "Briten" werden als British Army Germany bezeichnet.

Der Radiosender BFBS wurden auch von mir gerne gehört, ein kleines Transistorradio reichte aus um sich damals in den 60er Jahren u.a. die TOP 20 der Musik anzuhören.

LG / Peter

Bergmönch
18.09.2020, 18:20
Sehr aufschlussreich ist hierzu das Buch "Fliegerhorst - Ein Wegweiser durch die bauliche Geschichte des neuen Goslarer Stadtteils" von D. Giesecke und G. Piegsa. Demnach wurde die Bebauung des Flugfeldes, wegen fehlenden Wohnraumes, von der Stadt Goslar betrieben. Als Ende Juni 1945 die Engländer das Kommando übernahmen, fanden zunächst noch vereinzelte Kurierflüge statt. Der Antrag der Kloster-Oberförsterei auf landwirtschaftliche Nutzung des Flugfeldes wurde im Herbst '45 von der britischen Militärregierung abgelehnt. Im März 1946 fiel die Grundsatzentscheidung der Militärregierung, dass alle ehemaligen Fliegerhorste, die gegenwärtig weder zu militärischen noch zu zivilen Zwecken dienen, unbrauchbar gemacht werden sollen. Da die Gebäude seit Juni 1945 durch ein deutsches Lazarett mit 1400 Personen belegt waren, entgingen sie dem vom Alliierten Kontrollrat verfügten Abriss bis spätestens April 1948. Die goslarer Bevölkerung war durch Evakuierte und Flüchtlinge um 50% angewachsen. Um der Wohnungsnot zu begegnen, fanden deshalb bereits im Dezember 1947 Besprechungen der Stadt mit der Militärregierung über die Demontage des Flugfeldes durch Bebauung statt. Am 29.01.1948 fiel die Entscheidung, das Flugfeld bis Ende 1949 soweit zu bebauen, dass ein Starten und Landen unmöglich wurde.

Beste Grüße

Bergmöch

Bergmönch
18.09.2020, 18:38
Der Radiosender BFBS wurden auch von mir gerne gehört, ein kleines Transistorradio reichte aus um sich damals in den 60er Jahren u.a. die TOP 20 der Musik anzuhören.



Also, das kleine Transistorradio hilft heute nix mehr, aber das kleine Handy. Es gibt ein BFBS App :yes:

Alternativ kannst Du auch hier klicken:

https://radio.bfbs.com/radioplayer/station/2cb8afd0-f020-5f14-a4d2-7358108d95cf


Beste Grüße

Bergmönch

Bergmönch
19.09.2020, 09:01
Weitere Hinweise finden sich in dem Buch "Stunde Null bis Pall Mall" von Hannelore Giesecke. Demnach wurde 1948 entschieden, dass bis Mitte 1949 ein neues Stadtviertel mit zunächst 3 Straßen entstehen soll. Baubeginn war dann aber erst im März 1949. Es entstanden kleine Siedlungshäuser ohne fließendes Wasser. Es gab einen Brunnen, der auf dem Platz stand und ein Plumpsklo für 8 Familien. Der Erstbezug erfolgte am 17.12.1949. Im September 1950 wurden Wasserleitungen gelegt.

Das Buch ist überdies sehr lesenswert, wie alle Bücher von Frau Giesecke.

Beste Grüße

Bergmönch

Harzer06
19.09.2020, 23:00
Dabei müßte es sich um den späteren Trebnitzer Platz gehandelt haben?

G´Auf
Harzer06

Luzi
20.09.2020, 23:32
Nabend Bergmönch,

welche drei Straßen waren das?
Trebnitzer Platz ( wir nannten das: das kleine Jürgenohl ), Königsberger und Breslauer?


Gruß, Luzi

Bergmönch
21.09.2020, 16:56
Ja, die Vorsiedlung von 22 kleinen Häusern befand sich am späteren Trebnitzer Platz. Sie wurde dann durch mehrgeschossige Gebäude ersetzt. (Quelle: F. Geyer, "Goslar im Krieg und den Jahren danach").

Beste Grüße

Bergmönch