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Wolfgang
27.11.2013, 09:32
A l t e M a ß e

Alle unsere heutigen von uns verwendeten Maßeinheiten für Längen, Gewichte, Flüssigkeiten, Geld, Rauminhalte sind in ein übersichtliches und leicht erlernbares Dezimalsystem gepresst worden. Einige ‚alte’ wie das Dutzend, der Groschen, die Meile oder das Pfund und der Taler sind noch erhalten geblieben, bekannt und in Gebrauch. Ihre Bedeutung ist noch bekannt. Schwieriger wird es schon bei Rute, Spanne, Klafter, Scheffel, Mandel und Him(p)ten. Bevor es 1871 zur Einigung Deutschlands kam, gab es in jedem Fürstentum, in jedem Teilstaat – und war noch so winzig und bedeutungslos – ein eigenes System, und die Umrechnung oder der Vergleich waren mehr als schwierig, manchmal sogar unmöglich
Wie ist es mit As, Balg, Cent, Dezitonne. Eimer, Faden, Gran, Him(p)ten, Hunt, Infel, Joch, Karat, Lachter, Malter, Napf, Ohm, Pfiff, Quart, Reck, Rute, Sack, Topf, Unze, Visierkanne, Wispel oder Zoll? Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Manche Bezeichnungen haben wir noch nie gehört. Neugierige und Wissensdurstige schauen bei Fritz Verdenhalven „Alte Mess- und Währungssysteme aus dem deutschen Sprachgebiet“ nach und machen sich schlau. In diesem Büchlein sind sie – diese Maß- und Messeinheiten der Vergangenheit alphabetisch aufgelistet und erläutert mit „Übersetzung“:
Im Folgenden soll einmal dargestellt werden, was darin für die Braunschweiger Lande geltend aufgeschrieben wurde. Dabei ist das Jahr 1837 von Bedeutung, weil entweder einige Maßbezeichnungen bis zu dem Zeitpunkt galten oder erst in Kraft gesetzt wurden. Außerdem war zuklären, ob man die Begriffe alle in alphabetischer Reihenfolge nennen und erläutern sollte oder sie in Gruppen ordnen sollte. Wir haben uns für eine Kombination aus beiden Verfahren entschieden und in nachstehende Gruppen unterteilt.
Am Anfang werden alle bergbaulichen Begriffe behandelt. Dann werden die Gewichtsmaße genannt werden, bevor wir uns den Getreide-maßen/Flüssigkeitmaße zuwenden. Es folgen die Hohl- und Raummaße. Dann folgen die Längenmaße, dann die Flächenmaße, die Zählmaße und zuletzt die Apothekermaße.
Bei den Maßbezeichnungen finden wir einige ganz spezielle auf den Bergbau zugeschnittene. Im Bereich des Oberbergamtes Clausthal das Flächenmaß einer Fundgrube = 43,33 a und als Längenmaß den Fuß = 31,4 cm. Im Bergbau kannte man auch das Flächenmaß eines Grubenfeldes = 184,178 ha. Im Bergbau durchaus von 1837 bis 1871 als Raummaß üblich insbesondere für Holzkohle war eine Karre ( = 2,32 Kubikmeter), Als Raummaß benutzte man den großen/mittleren und kleinen Hunt (0,191/0,131/0,099 Kubikmeter). Für Eingeweihte bereits sind Lachter ( = 2.092m, vor 1837: 1,758m, nach 1837 1,919m). Lachterfuß ( = seit 1837 28,6 m) und Lachterzoll ( vor 1837 2,2 m, danach 2,399m) als bergbauliche Längenmaße erkennbar. Als ein Raummaß für Erze galt im Oberharz ein Maß (= 0,05 Kubikmeter). Vor 1872 kannte man als ein Längenmaß im Bergbau auch eine Prime ( = 2,399 mm); dass im benachbarten Preußen 2,616mm lang war und bis 1871 galt. Als ein Raummaß war auch die Schachtrute ( = 5,949 Quadratmeter ab 1837 zu betrachten.)
Für Gewichte gab es auch die unterschiedlichsten Maßeinheiten. Vor 1872 galt ein As (Aß) ( = 0,048 g). I n Karat wurden bis 1872 Gold (9,744g) und Juwelen ( = 205g: im Hannoverschen 205,537 g aufgewogen. Zur Last zur Fuhre gehörten im 15. Jahrhundert 959,72 kg, im 16. Jahrhundert waren es 799,767kg und im 18. Jahrhundert waren es 2021,388 kg. Um 1720 entsprach ein Liespfund 6,548 kg. Das Lot entsprach seit 1837 genau 14,16 g, manch einer kennt noch die Gefäße, mit denen diese kleine Menge (etwa Kaffee) abgewogen wurde. Wer weiß heute noch, was eine Metze ( = 1,704 Liter ist; ab 1837 auch ein Loch (1,947 l geheißen? Kennen sie ein Neulot? Es betrug von 1858 bis 1871 genau 50 g. Da ist das Pfund als Gewichtsmaß (manchmal auch als Münzmaß) schon bekannter. Es hat jedoch im Laufe der Jahre einige gewichtsmäßige Veränderungen erfahren: 1701 = 496,5 g, 1799 = 467,282 g; 1807 = 467,332 g und 1835 = 468,114 g, von 1838 bis 1850 galt 467,711 g. Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert gab es als Gewichtsmaß ein Pfundschwer ( = 159,954 kg). Nur umfasste als Gewichtsmaß ein Quentchen oder Quentin, das vor 1872 Gültigkeit hatte. Kleinmengen wurden ebenfalls in einem Quint ( = 5 g) gemessen. Eine Schifflast zur Fuhre entsprach vom 14.. bis 18. Jahrhundert 133,295 kg, seit 1837 aber 1870,844 kg. Was aber war ein Verding ( = 58,463 g)? Da ist der Bekanntheitsgrad von einem Zentner schon größer. Im 18. Jahr-hundert waren es 53,318 kg, 1835 galten 46,77 kg u8nd ab 1842 einheitlich 50 kg.
Etwas ungewöhnlich ist das Flüssigkeitsmaß eines Ankers (Dem entsprachen seit 1837 37,474 l. man benutzte dafür auch die Bezeichnung Halbfaß, im Helmstedtischen hatte man im 17. Jahrhundert zum Abmessen von Flüssigkeiten ein Eichmaß ( = 2,03 l). (Andere gebräuchliche Maße zum Abmessen von Flüssigkeiten, insbesondere Bier, waren so bildhafte Bezeichnungen wie Fuder, Fass, Eimer, Kanne oder Krug. Das Biermaß für Mumme, eine spezielle Braunschweiger Biersorte, war im 17. Jahrhundert ein Fass ( = 434,88 l); es fasste von 1704 bis 1732 373,8 l und für Broyhan 403,704 l. Zwei weitere gebräuchliche Flüssigkeitsmaße von 1837 bis 1871waren das Halbnößel ( = 0.234 l) und das Halbstübchen (1692 = 1,944 l, 1702 = 1,869 l und von 1837 – 1871 = 1,874 l). Getreide wurde ebenfalls in Litern gemessen. Handelsüblich dafür war das Him(p)ten; in der alten Form fasste es 31,5 l, ab 1837 31,145 l. Wer weiß denn heute noch, dass die Last ein Getreidemaß von in heutige Maßeinheit von 31,145 hl war? Für Getreide war auch der Mühlenkopf ( = 1,947 l), mitunter auch Metze genannt. Ein Mummenfass machte 1648 ca. 380 l aus. Flüssigkeiten ließen sich auch mit Ohm ( = 1600 – 1733 149,52 l, 1836 – 181 149,845 l): Für Wein gab es die Einheit Oxhoft ( = 2,243 l): Bei ganz großen Flüssigkeitsmengen einen Pi(e)per (= 1711 waren das 448,6 l). Für ganz kleine Mengen galt 1702 das Quartier ( = 0,935 l). Für Wein gab es noch im 18. Jahrhundert das Quartier-Bouteillemaß ( = 0,877 l): Es gab auch einen Rundhimten oder auch Ratshimten für das Getreide; Bis 1811 waren das 31,1 l, 1811 – 18326 32,57 l. Aus der Vergangenheit ist als Maß für Getreide ist das Scheffel wohlbekannt (= Es umfasste bis 1692 311,45 Liter und als sogenanntes ‚langes’ Maß 373,74 l). Ihm folgte ab 1837 das Wispel ( = 12,458 l). Ein Steuerquartier ( = 0,937 l) waren ebenso bekannte Flüssigkeitsmaße zu ihrer Zeit wie im 17. Jahrhundert ein Stübchen ( = 3,624 l) oder bis 1836 eine Tonne ( = 145,68 l).
Sehr unterschiedlich war es schon mit den Raummaßen, ob man in Braunschweiger Landen oder im Hannöverschen einen Klafter meinte. In Braunschweiger Landen waren das 5,019 Kubikmeter, im Hannöverschen vor 1836 nur 3,115 Kubikmeter. Bekannt kommt einem die Bezeichnung Malter ( = 1,99 Kubikmeter vor 1837, danach 1,859 Kubikmeter), ein Raummaß für Brennholz) vor. Im Harz war bis 1837 ein Malter 1,86 Kubikmeter, ab 1837 bis 1871 1,994 Kubikmeter. Ganz etwas anderes war ein Nößel. 1704/32 entsprachen dem 0,467 l, 1837 – 1871 waren es 0,469 l. Seit 1837 galt die Rute ( = 4,566 Quadratmeter als Maßeinheit).
Das Längenmaß einer Elle ( = betrug 1701 57,05 cm, in Hannover 58,119cm), Im Bereich des Oberbergamtes Clausthal entsprach ein Fuß 31,4 cm. Garn wurde in seiner Länge in Faden ( = 2,14 m) gemessen. Mitunter nannte man es auch eine Haspel. Im 19. Jahrhundert galt als Wegstreckenentfernung eine Meile ( = 7,419 km). Wesentlich kürzere Entfernungen waren bei einem Schuh ( =1704 31,118 cm) und einem Spann ( = bis 1836 21,97 cm). Etwa gleich kurz waren die Umrechnungswerte bei dem Werkfuß ( = 1701 28,525 cm, 1837 28,536 cm), manchmal auch Werkschuh ( = 28,525 cm) genannt. Namentlich geläufig ist seit 1837 auch das Zoll ( = 2,378 cm).
Ein Feldmorgen entsprach 25,106 a, fast gleich mit einer Himptensaat, die 25,16 a ausmachte. Bekannt ist auch noch eine Hufe, die abhängig von der Güte des Ackerbodens (Bonität) 7,8 ha ausmachte. Der Morgen war nur ein anderes Wort für Feldmorgen und galt seit 1837, als Waldmaß umfasste er 33,345 a. Völlig aus dem Gebrauch ist als Flächenmaß der Riemfuß ( = 2,08 Quadratmeter). Wem ist noch ein Vorling ( = 12,509 a) bekannt? Ein Waldmorgen ( = 33,35 a) sagt bereits im Namen; was er sein will.
Ein Berufsstand hatte schon immer besondere und geheimnisvolle Gewichtseinheiten. So entsprach ein Apothekerpfund vor 1872 350,783 g. Und ein Gran, das waren 1837/1857 0,0634 g, 1871 0,061 g, in Preußen aber nur 0,049g. Was war ein Skrupel? ( = 1837 häufig in der Medizin verwendet und 1,22 g ausmachend). Eine Unze ist nicht nur ein Münzgewicht, sondern findet bei Apothekern Anwendung. Die Unze entspricht 29,227 g. Ein weiteres und heute nicht mehr übliches Münzgewicht ist die Mark, die vor 1837 233,855 g gleich kam und nach 1837 mit 244,753 g schwerer geworden war.
Zuletzt sollen noch einige Zählmaße Erwähnung finden. 100 Faden Garn sind ein Gebünd. Großhundert nannte man 120 Stück, 1200 Stück waren entsprechend ein Großtausend. Ein großes Mandel stand für 16 Stück, für 15 Stück sprach man von einem kleinen Mandel. Ein Schock stand für 60 Stück, 64 Stück waren entsprechend ein großes Schock.
Wenn auch diese alten Maße sich nicht in ein metrisches System pressen ließen, so unterlagen sie doch einem festgelegten Umrechnungsmodus. Ein Beispiel möge das belegen. In Braunschweig – Stadt wie Land – bestand nachstehende Regelung. 1702 galt für Flüssigkeitsmaße für Weine 1 Ohm = 4 Anker = 40 Stübchen = (= Halbstübchen (Maß) = 160 Quartier = 320 Nößel(Ößel) = 640 Halbnößel; von 1735 bis 1825 galt: 1 Fuder = 2 Pipen = 4 Oxhoft = 6 Ohm = 240 Stübchen = 960 Quartier.
N a c h t r a g : (2013)
Zu dem Stichwort „Alte (historische) Maße und Gewichte“ gibt es im INTERNET eine ausführliche Darstellung in neun Kategorien unterteilt:
Zählmaße, Längen, Flächen, Volumen, Gewichte, Hinweise, Preußen vor 1872, Österreich und Preußen.
Dargestellt werden die verschiedenen Maße vor allem im 19. Jahrhundert. Bis in die jüngste Vergangenheit hatte im deutschsprachigen Raum gab es lokale Unterschiede bei den Maße-Systemen. Für Handel und Gewerbe barg das erhebliche Schwierigkeiten ‚Umrechnung’ in sich.
Um das zu überwinden, wurde – von Frankreich (1781) ausgehend – das heute noch gültige metrische System eingeführt, welches Umrechnungen wesentlich erleichterte. Im Mai 1875 unterschrieben weltweit eine Meterkonvention.
Sparren kann man getrost als Längenmaß einstufen. Den Begriff benutzten und benutzen Zimmerleute: Ursprünglich wurde damit beim Hausbau der von der Traufe (=Dachrinne) bis zum First gehenden Balken bezeichnet. Diese Sparren trugen in ihrer Gesamtheit das Dach. Die Zahl der Sparren beeinflusste die Länge des Hauses von Giebel zu Giebel. (Eizelheiten zu >Sparren< sind nachzulesen bei „Karl Steinacker: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Blankenburg, Wolfenbüttel 1922, S. 372“).
Gelegentlich sind historische Maße-Bezeichnungen noch in Gebrauch. Einige Beispiele sollen das verdeutlichen: Pfund, Dutzend, Schock, Zoll, Fuß, Elle, Spanne, Morgen, Joch, Hufe, Festmeter oder Meile.