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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lampes Kur- und Heilanstalt --> Marienbad



Andreas
19.03.2010, 18:43
http://www.goslarer-geschichten.de/images/threadthumbs/drlampe.jpg
Wir schreiben das Jahr 1842.
Der 1794 geborene Schuhmacher Friedrich Lampe errichtet in Goslar ein Kräuter-Heilbad, bekannt auch als
"Lampes Kuranstalt" in der Bäringer Straße 24/25.
Wenn sich an der Numerierung nichts geändert hat, wäre das im Bereich des Greifplatzes.

"Kräuterdoktor" Lampe war als wandernder Schustergeselle 1818 nach Goslar gekommen. Lampe hat sich autodidaktisch mit der Pflanzenheilkunde und deren Wirkungen auf den menschlichen Organismus auseinandergesetzt. Das von ihm entwickelte Kräuterelixier ist heute noch erhältlich und wurde als Universalheilmittel für die unterschiedlichsten Beschwerden eingesetzt.
[In Goslar wird das Elixier z.B. von der Hirsch-Apotheke noch hergestellt.
http://www.goslarer-geschichten.de/showthread.php?t=707&highlight=hirsch+apotheke]
Seine große Kenntnis der heilenden Wirkung vieler Harzer Bergkräuter und seine mit deren Anwendung erzielten Heil- und Kurerfolge waren der Anlass, dass er vom König von Hannover zum Goslarer Kurdirektor und königlichen Hofrat ernannt wurde.
Goslar avancierte durch die Aktivitäten des späteren Kurdirektors Friedrich Lampe zu einem Anziehungspunkt für Kurgäste und Erholungssuchende, deren Malaisen der Kräuterdoktor erfolgreich behandelte.
Andere wiederum haben ihn schnöde einen "Quacksalber" genannt ;)

Er hatte nicht nur "Lampes Kur- und Heilanstalt" in der Bäringerstraße in Goslar, sondern auch das Goslarer "Marienbad" gegründet, das später als Kindererholungsheim bis in die 1970er-Jahre diente und dann dem großen Neubauviertel am Nordberg weichen mußte.
Wobei ich hier auf widersprüchliche Angaben gestoßen bin.
Version 1: das Marienbad wurde zusätzlich zur Kur- und Heilanstalt gegründet
Version 2: Die Kuranstalt wurde in das Tal zwischen Nord- und Steinberg verlegt und in "Marienbad" umbenannt.
An das "Marienbad" erinnert heute noch der Marienbader Weg.

Zu seinen Kurgästen darf er auch die hannoversche Königsfamilie zählen.
Jährlich besuchen ca. 4000 Heilbedürftige das Kräuter-Heilbad.

Friedrich Lampe stirbt am 1. April 1866
Lampe war jedoch nicht ganz umumstritten.
Zu Beginn seiner Tätigkeit hätte ihm die Ärztekammer seine Heilanstalt beinahe geschlossen und gegen ihn prozessiert.

Quellen:
http://harzer-grauhof.de/pdf/HGB_Geschichte_Infoblatt.pdf
Buch: Emilie - ein leiser Abschied
http://www.quadratgoslar.de/wilhelm-ripe.html

Es gibt übrigens auch ein Buch!
Titel: Der Director Lampe und seine Kräuter-Heilanstalt zu Goslar
Untertitel: Erfahrungen aus dem Kurleben im Jahre 1860

Lampes Heilanstalt:
ein Bild (urheberrechtlich geschützt, deshalb nur der Link) hier auf Seite 53
http://books.google.de/books?id=QTiChJ3cUG4C&pg=PA53&lpg=PA53&dq=emilie+ein+leiser+abschied+lampes+heilanstalt&source=bl&ots=3k5tJ6B5v8&sig=SwMuyO1xd4KgmwfbAGb8re-YAo8&hl=de&sa=X&ei=lDoiT7P8II6XOrb4rLoI&ved=0CCwQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false

Sanatorium Marienbad:
Foto - urheberrechlich geschützt, daher nur der Link:
http://www.koenigsberg-sanatorium.de/forum/viewtopic.php?f=36&t=564

Kräuterdoktor Lampe:
13613

Wer mehr hiervon lesen möchte, kann über den unter dem Bild
genannten Link in dem Buch weiterblättern und noch ganz viel lesen .....

13614
Quelle:
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/vester/content/pageview/2384116

Von Bergland habe ich gerade einen Beitrag bei uns gefunden über das Sanatorium Marienbad.
Ich füge ihn hier mal ein, weil er einfach thematisch zu diesem Thema gehört:

nochmal schnell nachgeblättert :
friedrich lampe 1794 - 1866
am hause bäringerstr.24/25 , seiner wirkungsstätte als "direktor der kräuterheilanstalt" von 1842 bis 1866.
er liegt begraben in einem mausoleum auf dem alten friedhof.
die heilanstalt marienbad ließ er bauen nachdem seine alte wirkungsstätte
"aus allen nähten platze"

Hanno
02.02.2012, 09:57
Eine Anekdote aus Goslar


Die Kuren des seinerzeit berühmten Kräuterdoktors Lampe
beruhten auf einer strengen Diät und auf dem Einnehmen
von Kräutersäften mit laxierender Wirkung. Darum hatte
der Kräuterdirektor auf dem Hof seines Grundstückes in der
Bäringerstraße zehn Toiletten bauen lassen. Sie lagen
in einer Reihe nebeneinander.
Eines Tages sieht er einen seiner Kurgäste mit eiligen
Trippelschritten an der Front dieser Zellen entlang laufen.
Auf seine Frage sagt der Kurgast:
"Ach, Herr Kurdirektor, welche Fatalität! Alle Häuschen
sind besetzt. Was soll ich nur tun?"
"Nun, nun, haben Sie ein wenig Geduld, gleich wird eins
frei werden. Hier, nehmen Sie zunächst mal eine Prise."
Und er reicht ihm seine Tabatiere.
"Vielen Dank, Herr Kurdirektor, aber ich schnupfe nicht!"
"Nehmen SIe trotzdem eine", rät Lampe, "das beruhigt die
Nerven und Sie werden sich freier fühlen."
Der Kurgast, des kitzelnden Schnupftabaks ungewohnt nimmt
eine Prise und niest fürchterlich.
"Sehen Sie", sagt Lampe, "das tut gut, und eben wird auch
eine Zelle frei."
"Vielen Dank", erwidert der Kurgast betrübt, "aber jetzt
ist es nicht mehr nötig."

-----------------------------------------------------------------------------

Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Ulrich W. Bode. Goslar 1965.

Susanne-K.
09.02.2012, 17:16
Offenbar gibt es in der Bäringer Straße immer noch eine existierende Erinnerung an unseren Kräuterdoktor, der unsere Stadt ja zu einem königlichen Kurort gemacht hatte.

Es geht um ein versteckt liegendes Gartenhaus, dessen Erwähnung ich auf der Seite der Kulturinitiative Goslar e.V. fand.
http://kulturinitiative-goslar.de/news.php?item.5.1

Kennt jemand dieses Gartenhaus oder hat gar ein Foto davon?
(Er "residierte" damals mit seiner Heilanstalt in der Bäringer Str. 24/25, dem heutigen AWO-Gelände)

Hier noch eine Fotografie von der Heilanstalt:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b3/Lampes-heilanstalt.jpg/800px-Lampes-heilanstalt.jpg
Copyright-Hinweis: Creative Commons License
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/27/Lampes.jpg/265px-Lampes.jpg
Copyright-Hinweis: Creative Commons License

Andreas
04.03.2012, 11:50
Wo man überall Hinterlassenschaften unseres lieben Kräuterdoktors entdeckt ... ;)

Bergmönch
04.03.2012, 16:19
Ich komme gerade aus dem Museum, wo dich die Wilhelm Ripe Sonderausstellung besucht habe. Da ist auch ganz viel zu Lampe, seiner Heilanstalt und dem Kurbetrieb in Goslar zu sehen. Die Ausstellung geht nur noch bis Mitte des Monats. Abgesehen von Lampe, ist Sie für alle an Geschichte interessierten ein absolutes Muss und wärmstens zu empfehlen - und das Museum kann man sich ja auch mal wieder anschauen.

Beste Grüße

Bergmönch

Heinzelmann
04.03.2012, 16:53
Wo man überall Hinterlassenschaften unseres lieben Kräuterdoktors entdeckt ... ;)

Kommt daher nicht vielleicht auch der Ausspruch:"Einen auf die Lampe gießen "?

Nils
04.03.2012, 17:04
Heinzelmann, soweit ich weiß, kommt dieser Spruch aus der Zeit, als die Lampen noch mit Öl und Petroleum betrieben wurden. :-)

Wenn es schon spät (also dunkel) war, wurde noch einer (Maßbecher Petroleum) "Auf die Lampe gegossen" und das Gezeche konnte noch eine Weile weitergehn.

Der kauzige Kräuterdoktor ist ja nun nicht an allem Schuld :-D

Heinzelmann
04.03.2012, 17:29
:D Hätte aber so schön gepasst. Zusammen mit Herrn Lampe einen (Kräuterlikör) auf dieselbige giessen.:D

Golfpunk
04.03.2012, 22:34
Kommt daher nicht vielleicht auch der Ausspruch:"Einen auf die Lampe gießen "?

Genau. In der Lampe Str.....:D

Andreas
16.07.2012, 08:01
Offenbar gibt es in der Bäringer Straße immer noch eine existierende Erinnerung an unseren Kräuterdoktor, der unsere Stadt ja zu einem königlichen Kurort gemacht hatte.

Es geht um ein versteckt liegendes Gartenhaus, dessen Erwähnung ich auf der Seite der Kulturinitiative Goslar e.V. fand.
http://kulturinitiative-goslar.de/news.php?item.5.1

Kennt jemand dieses Gartenhaus oder hat gar ein Foto davon?
(Er "residierte" damals mit seiner Heilanstalt in der Bäringer Str. 24/25, dem heutigen AWO-Gelände)
.....

Das Gartenhaus habe ich nicht gefunden.
Aber eine schöne Hinweistafel, die auf den Standort der Heilanstalt hinweist. Sie befindet sich fast direkt gegenüber vom Vititor an der alten Mauer.

kphth
16.07.2012, 23:03
Im Kindergarten in der Bäringerstraße 24/25 gibt es auf jeden Fall ein Gartenhaus! Vielleicht ist es das?

Liebe Grüße

KPHTH

Monika Adler
17.07.2012, 00:24
Ich habe das Gartenhaus in dem Heft von Herrn Griep gesehen:Goslar: Die Chronik Seite59. Ich habe leider keinen Scanner, aber vielleicht kann jemand das Bild hier zeigen? Gruesse Monikz

kleine
05.08.2012, 14:49
Hallo Susanne,
danke für die tollen Beiträge!
Super dass es das "Emilie"Buch online gibt - ich hab es auch, aber man darf ja keine Bilder daraus hier zeigen - super recherchiert!

Auch wenn Dr. Lampe umstritten war, so hat man ihn doch später mit der Lampestrasse gewürdigt.

In der Lampestrasse bin ich aufgewachsen :D

Eule
13.06.2014, 19:12
Wieder etwas negatives (aus der GZ von morgen):
Das Gartenhaus von Dr. Lampe muss wegen Baufälligkeit abgerissen werden.

Andreas
14.06.2014, 16:29
So läuft es in Goslar leider nur noch. Verfallen lassen, dann abreißen ...

Doro
15.06.2014, 11:38
Hallo zusammen,

ja wirklich schade, aber leider typisch für Goslar....

Wo stand denn dieses Gartenhaus, und hat jemand vielleicht Fotos?

Gruß
Doris

Andreas
05.07.2014, 08:51
Nun, man erhält zwar das Gebäude, nur ist es an einem fremden Standort ohne jeglichen Bezug zur Umgebung. Der Umzug des Gebäudes kommt für mich dem Abriss gleich! Damit verschwindet das zweite Denkmal unter OJ.

Eule
05.07.2014, 11:43
Es gäbe sicher im Bereich des ehemaligen Marienbads auch heute noch bessere Möglichkeiten für die Aufstellung.
Im Garten des Altersheims an der Frankenbergerkirche steht z.B. noch eine Bank, die die Königin dem Doktor zum Dank gestiftet hat (haben soll). In diese Umgebung würde es besser passen.