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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tanzlokal / Gaststätte "Zum Schönen Garten" (Beau Jardín)



karbid
18.03.2012, 06:07
Viel Informationen habe ich leider nicht.
Ich hoffe hier auf das kollektive Gedächtnis der Forummitglieder.

Das Tanzlokal / Gasthaus "Zum Schönen Garten" (Beau Jardín) existierte in der Zeit von ca. 1870 - 1936.
Anschrift: Okerstraße 4.
Es handelte sich um eine sehr beliebte Lokalität ("sagenhaftes Lokal") auf dem Gelände des Spielplatzes am Breiten Tor.
Gastwirte u.a. waren: Sophie Paul (Wirtin in der Zeit um 1870 herum / gest. (ca) 1896), Wilhelm Kirchhoff (gest. 03/1932)

Mitte 1936 gab es das Gasthaus dann bereits nicht mehr.
Es sollte eine Parkanlage geschaffen werden (heutiges Areal des Spielplatzes). Die Nebengebäude wurden Anfang-Mitte 1936 abgerissen.
Saal, Musikpavillion und Anbauten sollten im Jahresverlauf 1936 noch folgen, das Hauptgebäude jedoch sollte als Wohnhaus bestehen bleiben.

Wie ich in Erfahrung brachte, wurde eines der Gebäude als ein "feines Ballhaus" tituliert, welches offenbar erst 1974 wegen Einsturzgefahr abgerissen wurde.

Ich selbst kann mich an kein "Ballhaus" auf dem Spielplatzgelände erinnern.
Auch weiß ich nicht, ob das Hauptgebäude, welches ja zu einem Wohnhaus umfunktioniert werden sollte, heute noch steht.
Es müßte im Prinzip direkt an den Spielplatz angrenzen.
In der Diskussion, die wir zu dem Spielplatzgelände schon hatten, konnte ich auch keinen Hinweis darauf finden.

Deshalb meine Fragen an Euch:
Kann sich jemand an die Lokalität und/oder das Ballhaus erinnern?
Hat jemand vielleicht noch Fotografien davon?

Bericht aus dem "Harzer Panorama" vom 30.04.2003 mit Hinweisen zur Gastwirtschaft "Schöner Garten" und dem Ballhaus.


Ergänzung vom 22.06.2014
Im Einwohnerbuch/Adressbuch von 1938 ist bereit KEIN Eintrag mehr für diese Gaststätte zu entdecken.



Guten Morgen,

ich kenne das nur noch aus Erzählungen, die Goslarer nannten es auch gerne Blaue Gardine statt Beau Jardin.
In einem Buch von Geyer gibt es glaube ich auch ein Bild davon.

Bergmönch
18.03.2012, 16:39
In dem Friedhelm Geyer Band "Goslar Damals - 1839 - 1939, Die ersten 100 Jahre Photographie in Goslar" ist das Hauptgebäude auf Seite 95 zu sehen.

Ich meine mich dunkel daran erinnern zu können, dass am rechten Ende des Spielplatzes, mit der Schmalseite an die Feldstraße angrenzend, ein heruntergekommenes, längliches Fachwerkgebäude stand, dass wurde irgendwann in den 1970er Jahren abgerissen. Könnte es das gewesen sein?

Was war das eigentlich für ein Eisenbahnwaggon und was hatte er auf dem Spielplatz zu suchen?

Beste Grüße

Bergmönch

Hanno
18.03.2012, 19:26
Was war das eigentlich für ein Eisenbahnwaggon und was hatte er auf dem Spielplatz zu suchen?


Hallo Bergmönch,

die Diskussion findest Du hier ab Beitrag #19:

http://www.goslarer-geschichten.de/showthread.php?t=249&highlight=waggon&page=2

Andreas
26.03.2012, 18:10
In dem Friedhelm Geyer Band "Goslar Damals - 1839 - 1939, Die ersten 100 Jahre Photographie in Goslar" ist das Hauptgebäude auf Seite 95 zu sehen. Beste Grüße Bergmönch

So, endlich liegt mir das Geyer-Buch vor und zum ersten Mal sehe ich jetzt ein Bild vom "Beau Jardin" aus der Zeit um 1875 herum.
Wegen des Copyrights darf ich es hier leider nicht zeigen, da versuche ich es mal mit einer Beschreibung.
Das Hauptgebäude war ein langgezogenes Geäbude, vorn eingeschossig mit vielen und vor allem auch großen Fenstern, der Eingang war mit einem kleinen Spitzdach versehen. Die Wirkung: ein wenig wie ein Fenstererker. Das Haus war im Fachwerkstil erbaut. Im Bild wirkt es ein wenig wie ein "Streichholzhaus", recht filigran.
An diesen Vorbau war ein höheres Gebäude angebaut, das den vorderen Teil um ein Geschoss überragt. Der Anbau wirkt ein wenig wie ein großer Stall, das ganze Ensemble erinnert mich ein wenig an ein Bauernhofgebäude.
Auffällig ist die längliche Form des Gebäudes.
Der Garten wirkt hier im Bild eher kahl, es sind nur wenig Bäume zu sehen. Dafür stehen eine gute Anzahl Tische und Stühle draußen, wie wir es schon in etwa bei dem Bild "Rennebergs Bleiche" gesehen haben. Die Tische sind jedoch nicht eingedeckt oder mit Tischdecken versehen, so dass das Ambiente sehr leger wirkt.
Das Ausflugslokal wird beschrieben "mit schönem Garten, Allee und Konzertmuschel". Er war Treffpunkt vieler Vereine und Gesellschaften. Etliche Orchester spielten im Garten auf.
Der französische Name wurde vom Goslarer Volksmund zur "Blauen Gardine" (ManicMiner erwähnte es bereits) umgedichtet und später dann in den "Schönen Garten" eingedeutscht.

In der GZ vom 12.07.1974 gab es einen Bericht über den Schönen Garten. In jenem Sommer sollte das Gebäude abgerissen werden. Es hiess, es machte einen wenig schönen Eindruck und wurde langsam baufällig. Damals kursierten die Gerüchte, dass dort ein Hochhaus errichtet werden solltr, was für viel Aufregung sorgte.
Das zweite Foto zeigt einen Bericht der GZ aus 22.03.1950.
Darin wird u.a. erklärt, wie es zu dem Ausdruck "Blaue Jardinen" für dieses Lokal gekommen ist.

Andreas
15.07.2012, 18:19
...ergänzend noch eine Werbeanzeige aus dem Telefonbuch des Jahres 1900:

Monika Adler
15.07.2012, 20:47
Wie fandet ihr die Geschichte mit den" Blauen Gardinen" wie der Ausrufer, der nicht franzoesisch konnte, den Beau Jardin nannte! Man hat als Stadtgemeinde wirklich so einiges verloren, wenn man ,statt zum Gartenkonzert einfach anfing, das Radio anzustellen. Das Auto hat wohl auch so langsam den vielen Hotels und Lokalen der Zeit den Garaus gemacht. Man kam nicht mehr aus den " naeheren" Umgebungen zur Sommerfrische,sondern probierte neue Gefielde, spaeter dann auch noch das Ausland! Gruesse, Monika

Andreas
24.09.2014, 07:41
Goslar.de hat gestern anlässlich des 110 Jahrestages des Sängertages der im Beau Jardin stattfand ein Bild des großen Saals veröffentlicht

Externer Inhalt, Quelle:
https://www.facebook.com/goslar.de/photos/a.199815266742013.61413.189331954457011/782729325117268/?type=1&theater
https://scontent-a-ams.xx.fbcdn.net/hphotos-xpa1/t31.0-8/1167342_782729325117268_2430128082005291457_o.jpg

Andre Immenroth
26.09.2014, 22:28
Ich habe einen Ausschnitt aus einem Stadtplan um ca 1930 zur Lage des Ballsaales.


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Bergmönch
27.09.2014, 11:57
Ich meine mich erinnern zu können, dass bis zur Beseitigung des Bahnüberganges Feldstraße zumindest noch Teile des Gebäudes verhanden waren (Anfang/ Mitte 70er-Jahre).

Beste Grüße

Bergmönch