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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Absetzbecken für den Rammelsberg



Heinzelmann
27.08.2012, 22:33
Ich weiß nicht, wie es mit der Wasserqualität in diesen Becken ausschaut.
Werde mal an unsere Bergbauspezis die Frage stellen, was es mit den Absitz-oder -setzbecken auf sich hat.

Also mal die Frage an alle Kumpels und Maulwürfe : Was setzt sich denn da heute noch ab in diesen Absetz-sitz-becken ?

Birgit
28.08.2012, 01:00
..... und gleich weiter gefragt, wie ist es denn mit der Qualität des Wässers in diesen
Becken?

Harzer06
29.08.2012, 00:27
Meines Wissens wird heute in der früheren Bollrich-Aufbereitung u.a. noch eine Neutralisationsanlage betrieben, die die gesammelten Sauerwässer des Rammelsberges verarbeitet. Diese gelangen durch eine Rohrleitung im Gelenbeeker Stollen zum Bollrich.

Über das verwendete Verfahren ist mir nichts bekannt. In ähnlichen Fällen bedient sich die Technik meist einer billigen Base (z.B. Kalkmehl, gebrannter Kalk oder Soda) kombiniert mit einem Flockungshilfsmittel. Nach der Filtration wären dann hauptsächlich Rückstände der verwendeten Base zu erwarten, beispielsweise kalkhaltiges Wasser.

Zur Zeit der Erzaufbereitung sahen die Abgänge mit Sicherheit anders aus. Grob gesagt verwendet das Flotationsverfahren ein System aus Schaumbildnern und -regulatoren, schwermetallbindende Xanthogenate, Zusätze zum Einstellen des pH-Wertes, aktivierende oder deaktivierende Zugaben von Salzen und Gasen. Im Idealfall werden die an die Xanthogenate gebundenen Erzpartikel jeweils in einer Schaumphase nacheinander selektiv abgetrennt. Nach dem Entwässern stehen sie dann als Hüttenrohstoff zur Verfügung.

In der Praxis läuft das meist nicht so einfach, und es werden mehrere Durchgänge erforderlich. Gerade beim Rammelsberger Erz war das Ergebnis eher eine relativ grobe Anreicherung in Form von Mischkonzentraten.

Wie bei jedem industriellen Verfahren gibt es die Frage der Wirtschaftlichkeit, so daß es in den Abwässern Rückstände sowohl der Metalle als auch der eingesetzten Reagenzien geben wird. Öffentlich hat sich der damalige Betreiber nicht in die Karten schauen lassen, so daß hier nur Vermutungen möglich sind.

Jahrzehnte nach Betriebsstilllegung wird das Wasser der Absetzbecken den geringsten Anteil der eingebrachten Rückstände enthalten. Das Meiste dürfte im Schlamm auf dem Boden liegen. Und dort auch liegenbleiben, solange man den Schlamm nicht aufwirbelt.

So oder so, es gibt schönere Badegewässer.;)

G´Auf
Harzer06

Harzer06
29.08.2012, 00:45
Nachtrag...

Es gibt übrigens noch ein fast verlandetes, nur wenig bekanntes Absetzbecken zwischen der Schiefermühle und der Jugendherberge. Eingezäunt und gut hinter Gebüsch getarnt.;)
Es wurde vor Fertigstellung der Bollrich-Aufbereitung für die Rückstände benutzt.

Heinzelmann
29.08.2012, 09:15
Gelmketalsperre werdem diese Becken von Geologen genannt.
Der Name lädt doch gleich zum Baden ein :D

http://www.ggu-ag.de/projekte/aktuelle_projekte/Damm_Deich/4705.html

Speedy
29.08.2012, 09:16
Gelmketalsperre werdem diese Becken von Geologen genannt.
Der Name lädt doch gleich zum Baden ein :D

Na dann viel Spaß beim Schwimmen. Aber nicht zu lange:D:)

Heinzelmann
29.08.2012, 09:19
Na dann viel Spaß beim Schwimmen. Aber nicht zu lange:D:)

Wieso nicht zu lange ? Hast du Informationen zur Wasserqualität ?
Wenn ja, dann rein damit ! ... bevor sich jemand den Pelz verätzt.

Speedy
29.08.2012, 09:53
Wieso nicht zu lange ? Hast du Informationen zur Wasserqualität ?
Wenn ja, dann rein damit ! ... bevor sich jemand den Pelz verätzt.

Informationen zur Qualität habe ich nicht. Aber da das Wasser dort schon lange drinnen sein muß, vermute ich, das die Qualität nicht die beste ist.

Die Temperatur wird um diese Jahreszeit schon o.k. sein.

Birgit
29.08.2012, 11:21
Das Wasser "soll" auch klar sein - aber das sagt ja auch nicht unbedingt etwas aus.
Also ich würde auch vom "Baden" in der Gelmketalsperre absehen.


Nachtrag
Leider keine Wasserwerte, vll. aber auch ganz interessant:

http://www.albert-fischer.de/Home/Tiefbau/Ingenieurbau/Gelmketalsperre.pdf

das..... sollte wohl so 2007 gewesen sein, wie der Referenzliste der Firma Fischer zu entnehmen ist: http://www.albert-fischer.de/Home/Tiefbau/Ingenieurbau/ingenieurbau.html

Goslärsche
02.09.2012, 08:32
Sehr interessante Ausführungen zum Thema Gelmketalsperre... prima, dass sich hier auch offensichtlich Fachleute im Forum befinden, wovon man die eine oder andere fundierte Information erhält. Klasse! Danke!
Denn der Heimatkundeunterricht in der Grundschule ist doch schon arg lange her... in der Goetheschule bei Herrn Tews (kennt den hier noch jemand???)

Gruß Goslärsche

Goslärsche
03.09.2012, 08:30
Nun denn... wie sollen Fremdlinge wissen, WAS das für Teiche sind... es wissen ja noch nicht einmal viele Goslarer!
Es gibt in der näheren und weiteren Umgebung sehr viele Teiche, die zum Baden einerseits verlocken, andererseits belastet sind (sein sollen), z. B. die Pfauenteiche in ClZ - die jetzt so rein sein sollen, dass sie -ich übertreibe vlt.- jetzt als Trinkwasserqualität ausgewiesen werden. Wie dem auch sei, m. E. gehören die jedoch auch zum Oberharzer Wasserregal, wo Gelder für Sanierungen locker gemacht werden. Wie das mit z. B. den noch vorhandenen, nicht mehr betriebenen Anlagen in Goslar im Rahmen des Weltkulturerbes vonstatten geht ist mir persönlich unbekannt.
Es stellt sich auch die Frage, ob einen diese belastenden Stoffe wirklich krankhaft belasten würden - weil wir die aktuelle Stufe der "Verunreinigung" nicht kennen - und sie vielleicht gar nicht mehr so hoch ist.
Was haben die Menschen der Region früher, zur Zeit aktiver Bergwerke an Belastung erlebt - über die gar nicht gesprochen wurde...
Erst das Wissen um eine Sache macht sie gefährlich... Alles sind in der Natur natürlich vorkommende Stoffe - erst durch chem. Verbindungen zu schadhaft für den Menschen gewordene Stoffe.
Hier im Thread finden sich Beitrage offensichtlich von Wissenden über die Materie dazu, was dort genau für Rückstände in die Gelmketalsperre eingeleitet wurden.

Vlt. weiß wer was fundiertes hierzu?

Gruß Goslärsche

uwe unten
25.11.2012, 01:32
hallo
bin eben hier drauf gestossen wir gehen seit jahren da mit den hunden . die wassergüte muss wohl gut sein . denn auf dem wasser tummeln sich enten und im wasser schwimmen fische . schwimmen ist verboten ,es stehen ja noch überall schilder .
Glück Uwe Auf

Goslärsche
25.11.2012, 13:14
"Schwimmen verboten" gilt nirgendwo als Indiz für gute oder nicht so gute Wasserqualität!

Die Fisch- und Entenbesiedlung schon eher...

Gruß Goslärsche

uwe unten
25.11.2012, 16:33
hallo
zu harzer 06: der alte klärteich auf dem werksgelände der zugeschüttet wurde ,birgt wenn noch vorhanden schätze. da wurden 62-64 die alten karbitlampen drin versenkt .heute rarietäten ,ich hab noch 2orginale vom berg und eine funkelnagel neue ungefahrene .
Glück Auf Uwe

Toni Pepperoni
26.11.2012, 00:29
Zitat von Uwe unten: die wassergüte muss wohl gut sein . denn auf dem wasser tummeln sich enten und im wasser schwimmen fische

Zitat von Goslärsche: Die Fisch- und Entenbesiedlung schon eher...


Das würde ich so nicht sagen, denn es kommt bei den Entenvögeln,Gänsevögeln oder auch Limikolen doch sehr stark auf das Habitat und das Nahrungsangebot an, - also ohne Nahrung keine Tiere. Alle drei genanten Arten konnte ich schon an den Klärteichen auf dem Bollrich beobachten.

Z.B. Stockenten ( Schwimmenten ) fressen überwiegend nur pflanzliche Nahrung,zum Spektrum gehöhren aber auch Laich, Weichtiere, kleine Krebse usw.

Tauchenten wie z.B. die Tafelente suchen ihre Nahrung beim Tauchen oder beim Schwimmen unter Wasser und fressen Pflanzenteile, daneben auch wirbellose Tiere wie Wasserinsekten, Krebstiere und Weichtiere.

Limikolen wie z.B. der Grosse Brachvogel suchen im Schlamm oder im Spülsaum nach Würmern,Schnecken oder Insekten.

Grosse Brachvögel oder auch andere Limikolen, die an Klärbecken im Klärschlamm ( Erzwäsche,Zuckerfabriken oder andere Abwässer ) nach Nahrung suchen, oder Enten und Gänse die auf den Klärteichen schwimmen und tauchen kann man gut bei der Nahrungssuche beobachten - WAS IST MIT DER WASSERGÜTE eines Klärbeckens / Schlamm ?. Nichts, es geht in erster Linie nur um die Nahrungssuche und Aufnahme, die Wassergüte bleibt außen vor.


Ich hoffe, es ist verständlich erklärt.


Gruß, Toni


http://www.abload.de/thumb/brachvogelzzruv.jpg (http://www.abload.de/image.php?img=brachvogelzzruv.jpg)

Andreas
19.05.2015, 21:27
Das Absitzbecken ist durch Aufschüttung eines Erddammes, der das Gelmketal abriegelt errichtet worden. Der Damm hat in der
zweiten Ausbaustufe, die jetzt vorliegt, eine Höhe von ca. 20 m [Dammkrone + 253 m NN].

Auf der wasserseitigen Böschung ist zur Abdichtung in seinem unteren Teil auf den Stützkörper eine 2 m starke Tonschürze eingebracht,
die mit einer Schutzschicht aus Schlacke bedeckt ist. Im oberen Teil übernimmt eine Schicht von Bergesand die Abdichtung.

Der Gelmkebach ist seitlich am Becken vorbeigeführt; in ihn wird auch das überfließende Klarwasser eingeleitet.

Der gesamte Beckeninhalt beim Endausbau bis zu einer Dammhöhe von 27 m [Dammkrone +260 m NN] beträgt ca. 1,6 Mio. m³.

Durch einen zweiten Erddamm, der weiter oberhalb im Gelmketal aufgeschüttet wurde, ist ein weiteres Becken für die Unterbringung der Berge
aus der Aufbereitung am Bollrich geschaffen worden. des beim Endausbau ein Fassungsvermögen von ca. 1 Mio. m³ besitzen wird.

Quelle: Erzaufbereitungsanlagen in Westdeutschland, 1955


Die Ausbaustufen kann man vor Ort und auf Google Earth sehr gut erkennen.
14135


Erster Ausbau 1949, die Kalksteinformation ist noch höher als der Damm, heute ist der Damm höher.
14136
Quelle: Das Erzbergwerk Rammelsberg, Preussag AG Metall, 1988



Zustand 1984
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Quelle: Das Erzbergwerk Rammelsberg, Preussag AG Metall, 1988

Andreas
19.05.2015, 21:31
Ganz kurzes Video aus 2014


https://www.youtube.com/watch?v=SBwRWyKa7g8

Maria
20.05.2015, 09:13
Hallo Andreas,
auf dem Luftbild von 1988 sieht man noch gut den Verlauf des alten Hellweges von Goslar zu Furt an der Oker. Heute ist er im Flugfeld nicht mehr zu sehen Auch der Gelmkegraben ist sehr gut zu sehen.
Danke Maria

Harzer06
19.10.2016, 21:40
Nach langen Vorarbeiten ist diesen Sommer das Mundloch des Barbara-Stollens am Bollrich erstellt worden. Leider nichts Würdevolles, sondern ein reiner Zweckbau aus Stahlbeton.

Der Stollen wurde weitgehend in klassischer Bergbautechnik zwischen dem Rammelsberg und der Banderzaufbereitung erstellt, wobei es große Schwierigkeiten mit der Nördlichen Harzrandstörung gab. Das auf mehreren Zehnermetern verruschelte Gebirge führte u.a. zu einem Tagesbruch unweit des Hoftores der Aufbereitung. Die Verfüllmassen sind noch als pultartige Aufsattelung ein paar Meter neben der Forststraße sichtbar. Der letzte Auffahrungsabschnitt wurde daher durch Rohrvortrieb bewerkstelligt.

Das Mundloch liegt etwa 200 m östlich und etwa zehn Höhenmeter unterhalb der Aufbereitung, und verfügt über eine Ablaufrinne aus Betonelementen zum alten Ablaufgraben Richtung Absetzbecken. Der lichte Durchmesser beträgt etwa 1,5 m.

Am Rande des Werksgeländes entsteht eine untertägige Kläranlage, die durch Zugabe von Kalkmilch eventuelle saure Komponenten in den Grubenwässern neutralisieren und zugleich die Schwermetalllöslichkeit verringern soll.

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G´Auf
Harzer06