PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Genthe Glas - Dr. Genthe GmbH & Co.



Andreas
23.02.2015, 00:12
13667
Mittlerweile auch schon länger Verschwunden

Dr. Genthe GmbH & Co.

Herstellung und Vertrieb von Glaserzeugnissen, insbesondere Automobilbeleuchtungsgläser, technische Pressgläser und Signaloptik
Im Schleeke 27-31
38642 Goslar

Fon: 05321 / 34300
Fax: 05321 / 343090
Homepage: www.Genthe.de


1926 gründete Gerhardt Weule mit seinem Schwager Dr. Alfred Genthe eine Glashütte für Signal - und Beleuchtungstechnik. Die Firma Dr. Genthe & Co.


1976 50-Jähriges Firmenjubliäum der "Dr. Genthe GmbH & Co. KG, Glashüttenwerk"



13669

Firmengeschichte seit 2000 (GXC)

2000 Gründung der Genthe-X-Coatings GmbH zur Vermarktung und Industrialisierung von Nano-Beschichtungen für transparente Werkstoffe;
Entwicklungspartnerschaft mit einem Automobilhersteller, Erteilung eines Serienfertigungsauftrages; Investition in eine vollautomatische Beschichtungsanlage


2001 Anlauf der Serienfertigung in der neuen Glasbeschichtungsanlage in Goslar; Markteinführung der Produktgeneration I, Akquisition weiterer Aufträge in der Automobilindustrie


2003 Stabiler Serienbetrieb. Entwicklung weiterer Funktionalitäten. Entwicklungsbeginn Produktgeneration II, der Antibeschlagsbeschichtung für transparente Kunststoffe, z.B. Polycarbonat


2005 Erweiterung des Produktportfolios auf kratzfeste Schichten für Helmvisiere, Messgeräte/Instrumente


2006 Beginn der Martkteinführung der Produktgeneration II, Verbreiterung des Anwendungs-Portfolios




15. SEPTEMBER 2008
Am heutigen Tag hat mal wieder ein Traditionsunternehmen Insolvenz einreichen müssen.

Die Genthe Glas AG mit Sitz in Goslar hat heute Insolvenz einreichen müssen. Es ist ihnen in wochenlangen Verhandlungen nicht gelungen den Schritt abzuwenden. Es wurde und wird wohl auch immer noch mit zwei Interessenten über eine Beteiligung oder Übernahme verhandelt. Der Betrieb soll auf jedenfall erstmal unter Insolvenzverwaltung weiter geführt werden. Hauptgrund für die Insolvenz sollen die hohen Energiepreise und eine Investition in die Zukunft sein. Diese Investition ist eine neue Glasschmelzwanne, die die Qualität und höhere Produktionsmargen garantieren sollte. Leider stellten sich wohl so viel Probleme ein, dass die Glasschmelzwanne bis heute nicht zufriedenstellend arbeitet und die erwarteten Kosten um ein vielfaches überschritten hat.
Quelle: http://notizen-aus-der-provinz.de/wieder-hat-es-eine-firma-erwischt/#more-1551

Verkaufsanzeige des Insolvenzverwalters, allerdings ist hier die Rede von der Genthe Glas AG
http://www.brinkmann-partner.de/files/1208.pdf
13670


Am 17.11.2008 schrieb die GZ noch

Zwei Monate nach dem Insolvenzantrag ist das Goslarer Unternehmen Genthe Glas mit der Gründung der neuen Genthe GmbH endgültig gerettet ...

Am 18.11.2008 Schrieb die NWZ http://www.nwzonline.de/wirtschaft/weser-ems/arbeitsplaetze-in-glashuette-gesichert_a_3,0,3721137021.html

Arbeitsplätze in Glashütte gesichert
Die Glashütte in Goslar ist zwei Monate nach Anmeldung der Insolvenz durch die Genthe Glas AG von der neu gegründeten Genthe GmbH übernommen worden. Der Betrieb der Glashütte werde mit rund 160 der ursprünglich 181 Mitarbeiter weitergehen, teilte Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann am Montag mit. Die neue Eigentümerin wolle Investitionen in Produktionsanlagen vornehmen, sobald die Kredite durch eine Landesbürgschaft gesichert seien. Trotz Insolvenz habe die Glashütte im Oktober den höchsten Umsatz seit Jahren erzielt.


Am 17.02.2009 http://www.insolvenz-ratgeber.de/autoglas-produzent-genthe-vor-dem-endgueltigen-aus/2009/02/17

Autoglas-Produzent Genthe vor dem endgültigen Aus
Der insolvente Automobil-Zulieferer Genthe Gmbh aus Goslar steht vor dem endgültigen Aus. 140 der 161 Mitarbeiter haben ihre Kündigung erhalten und müssen sofort gehen.
Trotz wochenlanger Bemühungen habe sich kein Investor für den Hersteller von Spezialglas für die Automobilindustrie finden lassen, sagte Insolvenzverwalter Manuel Sack am Dienstag und bestätigte einen Bericht der «Goslarschen Zeitung».
Ursache sei die allgemein schwierige wirtschaftliche Lage der Automobilbranche. Die verbleibenden 21 Mitarbeiter sollen noch die Produktion herunterfahren. Sie verlieren dann ebenfalls ihren Job.

Am 07.07.2009 Kam dann das Inventar unter dem Hammer
13668

Laut der Homepage ist der Firmensitz noch immer im Schleeke
http://www.gxc-coatings.de/

Noch stehen die Gebäude und werden teilweise nachgenutzt, Aufnahmen vom 14.10.2014
13659 13660 13661 13662
13663 13664 13665 13666

Andreas
21.03.2015, 07:44
Da passt man mal kurz nicht auf und schon verschwinden irgendwelche Gebäude.
Hier stand vor wenigen tagen noch eine Halle, leider habe ich kein Foto vom Ur-Zustand.

13923 13920


Die hintere Halle wird offensichtlich gerade für eine weitere Nutzung umgebaut.

13922 13921


Relikte einer vergangenen Epoche, heute gibt es nicht mal mehr Rundumleuchten sondern nur noch diese grellen Blitzdinger

13919

Hoschidas
26.03.2015, 19:29
Ja da habe ich noch Gearbeitet und die Maschine die dort abgebildet ist wahr meine :o) habe bis zum schluss dort gearbeitet habe noch viele fotos und Videos von der Firma :o)

Andreas
27.03.2015, 07:38
habe noch viele fotos und Videos von der Firma :o)

Das kingt ja mal gut, wäre schön wenn Du das eine oder andere hier im Forum hochlädst.

Kalle14Ak
09.11.2018, 21:11
da habe ich auch von 1969-2009 also bis zum bitteren Ende gearbeitet wo ich da mal an fing das war in der alten Hütte war ich erst 15 Jahre.Insgesamt waren wir damals mit Frauen 469 Mitarbeiter,ich fasse das bis heute nicht das es so kommen konnte!

Bergmönch
27.12.2018, 17:43
Ich habe da noch einen Artikel aus der GZ gefunden:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=17847&d=1545928958


Beste Grüße

Bergmönch

Trichtex
27.12.2018, 23:17
Moin!

Genthe war nur eines von vielen Unternehmen, die sich von der Automobilindustrie knebeln ließen. Natürlich ist es zunächst toll, mit stabiler Auftragslage für einen großen Automobilkonzern zu arbeiten und seine Produktion darauf auszurichten. Nur macht man sich dadurch leider auch abhängig. Der Automobilkonzern weiß dies natürlich und diktiert in der Folge die Preise - bis letztendlich kein wirtschaftlicher Betrieb mehr möglich ist. Die Insolvenz ist die Folge. Längst hat der Automobilkonzern Verträge mit anderen Zulieferern geschlossen...

In unserer Region ist die Firma Meteor in Bockenem ein weiteres Beispiel. Dabei ist es jedoch nicht so, dass die Automobile jenes Autobauers besonders günstig wären oder eine erheblich höhere Qualität aufweisen würden, als diejenigen der Konkurrenz. Auch erwies sich die gern propagierte technische Überlegenheit gerade in jüngerer Zeit als maßlos übertrieben, was neben Strafzahlungen auch einen Imageverlust mit sich brachte, was zu einer weiteren Knebelung der Zulieferer führte.

Der langen Rede kurzer Sinn: Unternehmen, die ausschließlich für bestimmte Autobauer produzieren, sind erfahrungsgemäß mittelfristig dem Untergang geweiht.

Viele Grüße,

Gunther

thronerbe
28.12.2018, 08:27
Allerdings hätte Genthe das berücksitigen müssen, denn diese Methode ist alt und trotzdem bis heute üblich. Auch Aldi hat einige Lebensmittelproduzenten auf dem Gewissen.
Umgekehrt gilt aber auch, dass man sich nicht von einem Lieferanten (Single Source) abhängig machen darf. Dann geht' s andersrum. Auch wenn ich mich wiederhole, aber darauf beruht unser Wirtschaftsystem. Auf Gewinnmaximierung um jeden Preis. Dem Endkunden ist's in der Regel völlig egal was hinter den günstigen Preisen steckt. Für mich ist das also kein Autobauerproblem sondern ein Problem, das vom Produzenten bis zum Konsumenten in allen Branchen durchgängig anzutreffen ist.
Vermutlich hat Genthe seine Zulieferer auch nicht anders behandelt. In diesem Spiel gibt es keine Opfer sondern, bis auf die erste Produktionsstufe, nur Täter.

Viele Grüße

thronerbe

Kalle14Ak
05.02.2019, 19:21
danke noch mal für den tollen Bericht,Alfred Genthe und Gerhard Weule den ich Persönlich kennen lernen durfte würden sich im Grabe umdrehen wenn sie wüssten was sie aus der Firma gemach haben!!!

das war noch ein Bunker für das Farbglas das brauchten wir für die E-Wanne!

märklinist
06.02.2019, 14:53
Trichtex beschreibt es hier nur allzu gut, auch ich war mal in einem Produktionsbetrieb, der im großen Stil für die Automobilindustrie Teile gefertigt hat, ein weiterer Zweig war die Rüstungsindustrie.

Nach der Wende brachen die Aufträge für die Rüstung ein, dann folgte die Automobilindustrie, immer mehr Teile sollten gefertigt werden, für weniger Geld, die Folge, der Betrieb ging am Ende den Bach runter, mit ihm über 300 Arbeitsplätze.

Wir sind in eine Spirale geraten, wo ein Entkommen nur sehr schwer ist, es kann zwar noch eine Weile dauern, kann aber auch durchaus schneller gehen, das es bald eine Zukunft gibt, in der Monopolisten das Sagen haben, die Folgen davon kann sich jeder selbst denken.

In diesem Sinn
der märklinist

thronerbe
06.02.2019, 17:44
Wir sind in eine Spirale geraten, wo ein Entkommen nur sehr schwer ist, es kann zwar noch eine Weile dauern, kann aber auch durchaus schneller gehen, das es bald eine Zukunft gibt, in der Monopolisten das Sagen haben, die Folgen davon kann sich jeder selbst denken.

In diesem Sinn
der märklinist

Ich glaube weniger, dass wir in diese Sprale geraten sind, als dass wir einen nicht unerheblichen Teil zu dieser Spirale beigetragen haben und es immer noch tun.
Aktionäre, Konsumenten, Banken, Unternehmen - sind die Antreiber des Systems. Aktionäre wollen Rendite sehen, Konsumenten wollen preiswerte Waren, Banken wollen Geld investieren und abschöpfen, Unternehmen wollen hohe Gewinne erwirtschaften. Das befeuert unsere Wirtschaft, deren Interessen an erster Stelle stehen. Wenn die Gewinne nach oben gehen, klatschen die Medien, die Politik, die Aktionäre, .... .
Der soziale Preis der dafür gezahlt wird, wird der Allgemeinheit in Form von Alg oder Hartz 4, Umweltschäden und kranken Arbeitnehmern aufgedrückt.

Viele Grüße

thronerbe

Markus Schwarz
12.07.2022, 12:56
Hallo zusammen,
ich fröhne der Fotografie und habe mich auf sogenannte Lost Places spezialisiert.
Daher bin ich auf Eure Seite gestoßen.
Das ehemalige Werk könnte mich interessieren.

Ich habe auf einer Seite gelesen, dass die Hallen auch unterkellert waren und diese auch als Bunker gedient haben sollen.

Habt ihr zufällig noch Zeichnungen oder Bilder von den Hallen, Gewölben?
Oder könnt Ihr mir dazu was berichten?


Gruß Markus

Andreas
12.07.2022, 20:29
Hallöchen,

also bei Genthe wird nach wie vor gearbeitet, nur unter neuem Namen. Da ist noch nichts mit Lost Place

https://gxc-coatings.de/index.php/de/kontakt

Markus Schwarz
13.07.2022, 09:35
Ach so,
ich hatte die Bilder gesehen und dachte, dass da einige Gebäude / Hallen bereits aufgegeben wurden und daher verlassen sind.


Falls du sonst noch Tipps für Goslar oder das Umland hast, wäre schön.

Würde in meine Deutschland Route für September passen.

Gruß
Markus

Bergmönch
15.07.2022, 14:55
Hier mein Buchtipp:

https://www.amazon.de/Bruckmann-Dark-Tourism-Guide-Anfahrtsbeschreibungen/dp/3734320801


Beste Grüße

Bergmönch

Kalle14Ak
08.03.2023, 18:32
ich habe meine letzte Schicht am 16.02.2009 gemacht,angefangen hatte ich damals als 15 Jähriger in der Alten Hütte 1969 wo wir unter anderen auch Glasbläser hatten.Es wurde alles mögliche Produziert,vieles in Farbe,auch für Leuchttürme wurden die Leuchtfeuer und für Schiffe wurde bei Genthe hergestellt.Ampeln. Landebahnen für Flugzeuge in Rot insgesammt hatte die Firma Dr.Genthe über 1.000 verschiedene Glasartikel mal im Sortiment!

Volker
12.03.2023, 18:38
Hallo Gemeinde!
Der Niedergang der Firma Genthe ist auch dadurch bedingt, daß in der Kfz-Branche so gut wie keine Beleuchtungseinheiten aus Glas mehr verbaut werden. Kunststoffteile lassen sich nun einmal kostengünstiger in Form bringen. Wie oft habe ich mich schon über zerkratzte Scheinwerfer (Gläser) geärgert, die man nicht einmal mehr einzeln austauschen kann. Da muß man komplette Scheinwerfer kaufen, meist zu exorbitanten Preisen.
Was die Machenschaften der Autoindustrie gegenüber den Zulieferern angeht, da liege ich trotz fast 50jähriger Mitgliedschaft in der IG Metall mit der Gewerkschaft im Clinch. Und zwar wegen der Haustarifverträge. Da werden die Zulieferer geknebelt und den Mitarbeitern (z. B. bei VW) werden zusätzlich zu den hohen Löhnen noch enorme "Leistungsprämien" gezahlt. Und die Gewerkschaften schreiben sich das noch großartig auf ihre Fahnen. Nichts gegen anständige Löhne, aber dann sollten auch die Zulieferer davon profitieren und die Gewerkschaft sollte für einen gerechten Ausgleich sorgen. In der Zulieferindustrie sind schließlich auch viele Gewerkschaftsmitglieder tätig, meist sogar mit sehr guter Ausbildung.
Aber das wird wohl auch in Zukunft kein Mensch erleben, aber man macht sich halt so seine Gedanken.
Noch einen schönen Sonntag, bevor der Stress weitergeht.
Volker

Trichtex
12.03.2023, 21:07
Moin!


Was die Machenschaften der Autoindustrie gegenüber den Zulieferern angeht, da liege ich trotz fast 50jähriger Mitgliedschaft in der IG Metall mit der Gewerkschaft im Clinch. Und zwar wegen der Haustarifverträge. Da werden die Zulieferer geknebelt und den Mitarbeitern (z. B. bei VW) werden zusätzlich zu den hohen Löhnen noch enorme "Leistungsprämien" gezahlt.

Dabei mag es ja noch einleuchten, dass Zulieferer ihre eigenen, meist schlechteren Lohnstrukturen haben. Anders sieht das bei Dienstleistern aus. Hier bedingen sich viele Autohersteller direkten Zugriff auf das Personal des Dienstleisters aus. Das betrifft beispielsweise die Urlaubsplanung (bitte nur in den Werksferien!), Gleitzeitmodalitäten (oft wesentlich schlechter, als beim Dienstleister) und vieles mehr. Faktisch ist das Arbeitnehmerüberlassung - ein Wort, das man bei den Automobilherstellern gar nicht gern hört, weil es gewisse Rechte für die Arbeitnehmer mit sich bringen würde.

Die so Beschäftigten haben die schlechtesten Bedingungen beider "Arbeitgeberwelten": Geringere Bezahlung, extreme Einschränkungen bei Gleitzeit und Urlaub, keinen Zugriff auf Vorteilsprogramme des Autoherstellers, meist erhebliche Mehrausgaben in der Kantine...

Es haben sich Strukturen etabliert, die schlicht nicht hinnehmbar sind - und dennoch hingenommen werden.

Viele Grüße

Gunther