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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vom Schlachthaus zu den Goslarschen Höfen



Maria
23.08.2016, 18:46
Das Schlachthaus


In den 1880ger Jahren war Goslar erheblich gewachsen und die Bedürfnisse der Bürger wurden anspruchsvoller. Man plante von Seiten des Magistrats einen zentralen Schlachthof.
Erste Planungen von 1888 wurden bald als zu klein verworfen.

1891 wurde dann mit der Realisierung in größerem Umfang begonnen. Ein Gelände östlich des Ziegenplatzes, außerhalb der Stadtmauern, östlich vom Breiten Tor, schien geeignet.
Obwohl es schon länger Photographien gab, existiert im Archiv kein Photo des neuen modern Schlachthofes. Jeder aß Fleisch, der Ort aber wo die Tiere geschlachtet wurden war wohl doch so etwas wie eine "no go area".

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23.7.1892 Richtfest des Schlachthofes Feier in der Gaststädte Clus

" den neuesten Grundsätzen seiner Zeit entsprechende moderne Einrichtung,
60000 Mark für Kühlanlage und elektrische Beleuchtung, insgesamt 245000 Mark,
Goslar hat zu dieser Zeit 12000 Einwohner"
GZ anlässlich der 50 Jahrfeier am 21.7.1942

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Das Schlachthaus von Innen
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Das Kühlhaus
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Modernste Kühltechnik
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Da die Tiere lebend transportiert wurden war ein Stallgebäude nötig
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Im Inneren war es so aufgeteilt.
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Pferde wurden auch geschlachtet und verarbeitet, allerdings getrennt von den anderen Tieren. Interessanter Weise in einem Gebäude
mit kranken Tieren.
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Auf diesem Bild vom Sudmerberg aus erkennt man die Schlachthof Anlage an ihrem Schornstein.
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Maria
27.08.2016, 16:56
Der Schlachthof arbeitet mit zunehmendem Umsatz.
1905 wird eine Transportbahn vom Schlachthaus zum Kühlhaus gebaut. Nun können die geschlachteten Tierhälften an einem Haken hängend direkt über den Hof zum gegenüberliegenden Kühlhaus transportiert werden. 2006 ist sie noch vorhanden.
15859 1936
7.10.1913 Ein verbesserter Maschinen und Eisgeneratorraum wird geplant und gebaut.
8.11.1929 Die Vorkühlhalle wird erweitert.
12.1.1931 Das Kühlhaus wird erneut umgestaltet und den Erfordernissen angepasst.
22.1.1931 Die Abortanlagen beim Pferdeschlachthaus werden umgebaut.
1.4.1931 Die Um- und Erweiterungsbauten der Kühlräume und der Maschinenanlage werden dem Betrieb übergeben. Grund: gesteigerte Bedürfnisse des Fleischergewerbes, Die Raumtemperatur wurde gesenkt. Die vorhandene Dampfkraftanlage bleibt erhalten ( GZ 9.4.31)
14.7.1936 Anbau einer Außentreppe an das Stallgebäude
14.9.1936 Erweiterung am Großrindtall
15860 Stallgebäude, Kopfseite mit Waage 1936


Schlachtgebäude von innen 1936
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Pferdeschlachthaus mit Abbort 1936
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Abfahrtsweg der Abfälle, heute steht hier ein Neubau in dem u.A. das Fahrradgeschäft ist.
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Das Verwaltungsgebäude 1936
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Andre Immenroth
27.08.2016, 20:10
Sehr interessant, vielen Dank. Und am Rande bemerkt weiß ich jetzt, dass der "beau Jardin", der schöne Garten, östlich der Feldstraße war, und nicht, wie ich immer dachte, auf dem Gelände des heutigen Spiekplatzes.

Bergmönch
28.08.2016, 12:02
Das letzte Gebäude des "Beau Jadin", von den Goslarern auch "Blaue Gardine" genannt, befand sich definitiv direkt westlich der heutigen Feldstraße. Diese existiert auf dem oben gezeigten Plan noch nicht. Bevor es 1974 abgerissen wurde, habe ich es noch selbst gesehen.

Legt man allerdings ein Satellitenfoto über den alten Lageplan, liegen die eingezeichneten Gebäude tatsächlich rechts der alten Feldstraße:

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Das Gebäude, an das ich mich erinnere stand im rechten Winkel zur Feldstraße und grenzte direkt westlich an diese. Wurde die Feldstraße (im unteren Teil heute Köppelsbleek) direkt durch den "Schönen Garten" gebaut? Das wäre eine Erklärung. Der auf dem Plan mit "Der schöne Garten" bezeichnete Gebäudekomplex war das Hotel Braunschweiger Hof (ab 1898; später HDE Kirsch, heute Küchenstudio).

Beste Grüße

Bergmönch

Maria
30.08.2016, 14:14
Die Entwicklung nach 1945

1.9.1945 Dr.med.vet. Schwarz wird Direktor

11. 1953 neuer Kühlhausanbau

1954 Frühjahr, neue Kühlmaschine, an Stelle der veralteten Dampfanlage moderner
Heißwasserbereiter (erhebliche Brennstoffeinsparung)

10.1954 neue Zufahrt zum Pferdekühlhaus, jetzt vom Restschlachthof völlig getrennt. Hof
wird asphaltiert, Begradigung der Bordsteine, so mehr Platz für Fahrzeugverkehr

30.10.1954 Dr. Schwarz: "der Umschlag an Schlachtvieh in Goslar steigt von Jahr zu Jahr um rund 1000 Stück" GZ

16.2.1955 GZ berichtet: wieviel Fleisch die Goslarer essen, vor dem Krieg 52kg je Einwohner
jetzt 45kg
1938 11000 Schlachtungen
1952 11800 "
1953 12900 "
1954 13200 "

Einige Pläne der Umbauten ließen sich finden
15866 1952 15867 1962

6.4.1971 GZ: Fleischerinnung wehrt sich gegen Schließung des Schlachthofes (Ausnutzung bei 80%) Gebietsreform soll abgewartet werden
EWG Norm verlangt Schlachtung im Hängen, Jahreszuschuss für Schlachthof entspricht dem Tageszuschuss für das Krankenhaus,
Fehlinvestition bei der Schweinehalle

16.6.1971 GZ: Rote Zahlen auf dem Schlachthof, Zuschusserhöhung von 33000DM auf 65000DM, neue Gefrieranlage 9000DM
Schlachtviehmarkt strukturiert sich um, von der Lebendvieh-zur Fleischvermarktung, Schlachtvorgang von der handwerklichen Arbeit zur
Fließbandtätigkeit, Verlegung der Schlachtungen in die Erzeugerschwerpunkte, Schlachthofstrukturplan des niedersächsischen Ministeriums für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten empfiehlt: Auslaufen und Umwandlung in Fleischmarkt

Maria
20.09.2016, 19:10
Nachdem der Schlachthof geschlossen war, zeigt das Einwohnerbuch sehr verschiedene Mieter:


Einwohnerbuch der Stadt Goslar Okerstraße 32

70/71 Stadt Goslar
73/74 Stadt Goslar
74/75 Stadt Goslar, Centralgenossenschaft Viehverwertung
1976 Stadt Goslar, Brill Viehgroßhandel
1978 Stadt Goslar, Centralgenossenschaft Viehverwertung, Fleischerinnung
1980 Brill, Centralgenossenschaft Viehverwertung
1981 Brill, Fleischerinnung
1982 Brill, Fleischer Betriebsgenossenschaft
84/85 Brill, Manke Viehrohprodukte
1987 Brill, Fleischer Betriebsgenossenschaft, Manke, Verwertungsgesellschaft
1989 Brill, Fleischer Betriebsgenossenschaft, Handelsgesellschaft E. Ulrich, Manke,
Viehverwertung
1993 taucht zum ersten Mal der Name Werkhof auf
93/94 Brill, Fleischer Betriebsgenossenschaft, Werkhof, Viehverwertung, Gaststätte Zum
Schlachthof
95/96 Baumaschinen M. Moll, Deppe Getränke, Schrader Fleischereibedarf, Viehverwertung, Werkhof Holz und Fahrrad, Gaststätte Zum Schlachthof
1997 Moll, Deppe, Schrader, Gaststätte Zum Schlachthof, Werkhof
1998 Moll, Deppe, Schrader, Gaststätte Zum Schlachthof, Werkhof
99/00 Moll, Schrader, Gebedek Dachdecker, Getränkefachhandel, Werkhof, Gaststätte Zum Schlachthof
01/02 Citybike, Getränkefachmarkt, Moll, Schrader, Uhl KFZ, Werkhof, Gaststätte Zum Schlachthof
03/04 Moll, Schrader, AVIS, Citybike, Klingner KFZ, Werkhof, Gaststätte Zum Schlachthof
05/06 AVIS, Citybike, Baumaschinen Mietstation Klingner, Klingner KFZ, Wein und Sekt,
Werkhof, Gaststätte Zum Schlachthof
07/08 AVIS, Citybike, Klingner Baumaschinen Mietstation, Klingner KFZ, Wein und Sekt,
Werkhof, Gaststätte Zum Schlachthof
2012 Avis, Citybike, Baumaschinen Mietstation, Klingner KFZ, Wein und Sekt, Werkhof,
Gaststätte Zum Schlachthof

Die folgenden Bilder sind 2006 entstanden1587315874158751587615877158791588015881