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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Einstige Geschäftsmeile in Zellerfeld



märklinist
27.01.2017, 10:39
So lautet ein Teil aus einem Beitrag der heutigen GZ, den ich leider nicht vollständig einlesen kann, weil die GZ dafür Geld sehen möchte. Von einer Geschäftsmeile zu reden halte ich für maßlos übertrieben, der Ortsteil Zellerfeld ist eigentlich ein etwas größeres Dorf, das muss ich so sagen als Großstädter. Selbst die Bezeichnung einer Ladenmeile wäre übertrieben. Geschäfts- oder Ladenmeilen findet man in in der Regel in Fußgängerzonen von größeren Städten, da reiht sich an Laden an den anderen. Natürlich gab es so einige Läden in Zellerfeld in den 80 ziger bis in die erste Hälfte der 90 ziger Jahre. Ich erinnere mich an den Papierflieger, ein Blumenladen am Zellerfelder Friedhof, auf der Goslarschen Straße ein Eletrogeschäft, wenig weiter ebenfalls ein Blumenladen, ein Modegeschäft war dort auch mal ansässig (gab im Sommer 1983 auf), der Drogeriemartkt Schlecker, der Pennymarkt gegenüber, daneben glaube ich der Metzgerladen Aschoff, wenig weiter die KSK, der Versandhandelsladen von Frau Griesmann, der R- Kauf, Der Aldi am Bauhof, weiter in Zellerfeld der Lotto- und Zeitschriftenladen Vogel, so wie das Handelswarengeschäft Winterhoff usw.
Ich war zwar schon sehr viele Jahre nicht mehr vor Ort, aber ich habe aktuelle Videomitschnitte gesehen, wobei man sieht, das alles eigentlich nur noch trostlos ist.
Und ich bin froh, trotz einiger widriger Umstände, das ich mich entschlossen hatte die Harzregion Ende der neunziger zu verlassen. Ich frage mich, wie will man jemals jüngere Menschen gewinnen, indem sie z.B. nach Clausthal-Zellerfeld ziehen und dort eine Familie gründen und dort sässhaft werden. Sorry, wo die Infrastruktur fehlt, da wird sich niemand ansiedeln, die Bergstadt ist quasi zum "Sterben" verurteilt. Schon jetzt ist der größte Teil der Einwohner überaltert, jüngere gibt es wenig. Dieses erklärt auch, warum leerstehende Gewerbeimmobilien zu Ladenhütern werden. Jeder Kaufmann überlegt natürlich im Vorfeld, würde sich es lohnen, dort ein Geschäft auf zu machen, gäbe es genügend Kundschaft von denen ich meine Kosten decken kann und das auch für mich zum leben was übrig bleibt. Und das ist dort wohl nicht mehr gegeben, ausgenommen Nahversorger, denn die werden nach wie vor gebraucht, ein Modegeschäft, ein Hifiladen o.ä. wäre von Anfang an, ein "totgeborenes Kind"

In diesem Sinn
der märklinist

Trichtex
27.01.2017, 11:41
Moin!


Ich frage mich, wie will man jemals jüngere Menschen gewinnen, indem sie z.B. nach Clausthal-Zellerfeld ziehen und dort eine Familie gründen und dort sässhaft werden.
CLZ sieht vom Altersquerschnitt nicht zuletzt wegen der TU noch relativ jung aus, allerdings werden sich nicht viele Absolventen dort niederlassen. Es gibt zu wenig Arbeit dort.

Der schleichende Niedergang des gesamten Westharzes hat viele Ursachen. Ich sehe die hauptsächlich in Fehlern, die bei der deutschen Wiedervereinigung gemacht wurden. Die war ja nicht nur mit dem Wegfall der Zonenrandförderung verbunden, sondern auch damit, dass nun der Ostharz massiv gefördert wurde (Fördermittel, geringerer Ostlohn, Prämien für jedes Unternehmen, dass sich dort ansiedelte, etc.). Es gab keinen Bedarf mehr für militärische Standorte, die ebenfalls zur Wirtschaft der Region beitrugen. Plötzlich gab es ein attraktives Hinterland, das viele ehemalige Westharztouristen anzog.


Schon jetzt ist der größte Teil der Einwohner überaltert, jüngere gibt es wenig. Dieses erklärt auch, warum leerstehende Gewerbeimmobilien zu Ladenhütern werden.
Teilweise zumindest. Denn man könnte sich durchaus auf die Alten spezialisieren. Es ist aber grundsätzlich die altbekannte Schleife: Keine Arbeit - keine jungen Menschen - keine Investitionen - keine Arbeit...


ein Hifiladen o.ä. wäre von Anfang an, ein "totgeborenes Kind"
Auch hier wäre eine Spezialisierung eine Möglichkeit. Ich habe vor einiger Zeit mit Thorsten Kujau, dem Inhaber von Radio TV Kujau in CLZ, gesprochen. Seine Klientel sind hauptsächlich die älteren Menschen. Sie kaufen bei ihm, weil sie sich gut beraten fühlen und er einen guten Service anbietet. Natürlich hat auch er ums Überleben zu kämpfen, aber er kämpft wenigstens. Und er hat inzwischen ein Gespür dafür entwickelt, wer sich bei ihm nur beraten lassen will, um dann (im Internet) nach Möglichkeit billiger zu kaufen.

Bis sich im Westharz ein stabiler Zustand einstellt und die Nachwehen der Wiedervereinigung überwunden sind, wird es noch viele Jahre dauern.

Viele Grüße,

Gunther

Harzer06
27.01.2017, 16:06
Moin,

für einen Großstädter klingt "Geschäftsmeile" in diesem Zusammenhang natürlich völlig übertrieben, aber die Goslarsche Straße war für Zellerfeld noch vor 25 Jahren der Ort, an den es alle Güter des täglichen Bedarfs zu kaufen gab. Lebensmittel (auch handwerkliches Gebäck und Fleisch), Kleidung, Schuhe, Elektrogeräte, (direkt angrenzend) Kinderspielzeug, Möbel, Uhren/Schmuck usw. Davon ist jetzt oftmals nur noch Totentanz übrig.

"ein Hifiladen o.ä. wäre von Anfang an, ein "totgeborenes Kind" "
Definitiv ja, wenn es sich um den Versuch handelt, ein Sortiment wie die bekannten Elektronikdiscounter zu etablieren.
Etwas anders sähe es möglicherweise aus, wenn es sich um hochqualitative Angebote für finanzkräftige Musikfreunde handelt, die für ihre Heimanlage den Preis eines Klein- bis Mittelklassewagens ausgeben. Da es davon in ClZ nicht allzuviele geben wird, müßte so ein Geschäft einen Einzugsbereich von u.U. hunderten km haben. Umgekehrt heißt das, daß es in ganz Deutschland von solchen Läden nur eine Handvoll geben kann. Warum dann ausgerechnet im Oberharz?

Bei den "inhabergeführten Fachgeschäften" habe ich unabhängig vom Ort die Erfahrung machen müssen, daß auch viel vom Betreiber abhängt.
Da gibt es Geschäfte, die aktuelle Ware haben und auch zumindest nicht teurer verkaufen als der Versandhandel. In anderen hingegen kommt erst dann neue Ware rein, wenn man auch die Ladenhüter verkauft hat...

Im Sanitärfachhandel war einmal die Frage nach einem Waschbeckenstöpsel zu viel. "So einen Sch*** benutzt doch heute keiner mehr." Das Wort fiel tatsächlich. Ist ja auch kein alltäglicher Gegenstand... Statt dessen wurde mir ein überteuerter, und wegen der Bauweise ungeeigneter Ersatzartikel angeboten. Blieb also nur der Weg in den Baumarkt, wo es das Gewünschte ohne Schwierigkeiten zu kaufen gab.

Man kann nicht alles dem Versandhandel anlasten. Immerhin kommen zu jeder Lieferung (und jedem Umtausch) direkt oder indirekt Kosten hinzu, die gerade bei kleineren Artikeln so manchen Preisvorteil wieder auffressen.

G´Auf
Harzer06