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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Strassennamen Herkunft



kleine
15.03.2017, 20:25
Viele Strassennamen in Goslar erklären sich ja von selbst. Vorallem in der Innenstadt.
Aber wie steht es mit der Herkunft vieler anderer Starssennamen?

z.B.:
Wachtelpforte
Köppelsbleek
Bäringer Strasse
Freudenplan
Grummetwiese
Hinter den Brüdern
Kattenberg
Klapperhagen
Nußanger
Sommerwohlenstrasse

Harzer06
15.03.2017, 21:25
Meine Vorschläge:

Wachtelpforte: Früherer Durchlaß in der Landwehr (System von Gräben und Hecken im Vorfeld der eigentlichen Stadtbefestigung),
Köppelsbleek: Ort wo früher die Köppe rollten = Richtstätte,
Grummetwiese von Grummet/Grummat = Heu,
Hinter den Brüdern vom früheren Brüderkloster in dem Bereich.

Zur Bäringer Straße gibt es verschiedene Deutungen. Es wird sowohl eine Sage von der wundersamen Zähmung eines wildgewordenen Tanzbären überliefert, als auch ein Zusammenhang mit einem einflußreichen Anwohner im Mittelalter.
Der Nußanger ist ein Werk des 3. Reiches. Vielleicht war dort vorher eine Wiese, auf der Nußbäume/-sträucher standen. Da es in Sudmerberg noch mehr Namen mit Baumbezug gibt, ist aber auch eine willkürliche Benennung gut denkbar. Ähnlich wie die schlesischen und ostpreußischen Namen in Jürgenohl. Der frühere Flugplatz hatte bis dahin auch nichts mit den namensgebenden Städten zu tun.
Der Kattenberg ist m.W. noch unklarer. Es könnte mit Katzen zu tun haben. Aber auch ein Zusammenhang mit den Chatten als germanischem Volksstamm wird vermutet. Oder ein Bezug zu einem früheren Grundbesitzer. Auch ist nicht sicher, seit wann es diese Bezeichnung überhaupt gibt.

G´Auf
Harzer06

bergland
16.03.2017, 03:21
https://www.goslar.de/strassenverzeichnis/goslar

georgenberger
16.03.2017, 08:33
Köppelsbleek: Ort wo früher die Köpfe bleichten. Die Köpfe/Schädel der Hingerichteten, die schon etwas länger da lagen!

Liebe Grüße vom
Georgenberger

kleine
16.03.2017, 20:07
Köppelsbleek: Ort wo früher die Köpfe bleichten. Die Köpfe/Schädel der Hingerichteten, die schon etwas länger da lagen!

Liebe Grüße vom
Georgenberger

Wie gruselig :O in DER Zeit hätte ich nicht leben wollen.

Harzer06
16.03.2017, 20:30
Ich wollte es nicht ganz so deutlich ausdrücken.;)

Eine halbwegs geordnete Bestattung verbot sich bei Gehenkten, da der Zerfall auf ungeweihter Erde die Strafe auf das Jenseits ausdehnte. Oft erfolgte nur ein flüchtiges Verscharren. Füchse konnten die Knochen ausgraben etc. Daher auch die volkstümliche Vorstellung von "Würmer-" und Tierfraß, was es bei geregelter Bestattung nicht gibt.

Außerdem, was heißt "in DER Zeit"? Wenn heute nach Verkehrsunfällen ein blutiger Klumpen auf dem Asphalt liegt, wird doch auch zuerst das Smartphone zum Filmen gezückt.:puke:

G´Auf
Harzer06

kleine
19.03.2017, 20:00
Wie siehts aus mit:

Tappenstarsse?

Ich kein nur ne Fleischerei Tappe, aber von dem kann es doch nicht kommen, oder?

Maria
20.03.2017, 08:38
Bürgermeister Tappen, weiß aber leider nicht mehr wann der residierte.

etcn
20.03.2017, 09:10
1869 bis 1981
Siehe Straßenschild (http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=11230&d=1416729999)

zeitzeuge
20.03.2017, 12:35
hier findest du die Erklärung Tappenstrasse
http://www.goslar.de/strassenverzeichnis/index.php?id=189

LG Harald

Sperber
22.03.2017, 21:02
Der Freudenplan...kommt von den "Freuden", welche jedem bekannt sein sollten:)!

Im Mittelalter ganz normal, es gibt/gab am Liebfrauenberg auch ein derartiges Gewerbe...natürlich im Anfang nicht für das gemeine Volk!

Definition der "Plan"
"eine Freifläche, auch Dorfanger genannt, den zentralen Platz bestimmter Dorfformen, siehe Anger"
(Quelle: Wikipedia 22.03.2017)

Bergmönch
29.03.2017, 20:18
Das Bordell am Liebfrauenberg (das fruwenn hus by sant Martens Capellen an der Avetucht) befand sich pikanterweise südlich der Abzucht, also in der Domfreiheit. Hier galt kein Stadtrecht, sondern kanonisches Recht. Das Etablissement lief also gewissermaßen unter der Kontrolle des Domstiftes. Mit der Reformation hielt dann auch ein strengerer Moralkodex in Goslar Einzug. Das "Hurenhaus" wurde spätestens in den 1570er Jahren aufgelöst und in die untere Kornstraße verlegt, wo es jedoch auch nur noch kurze Zeit existierte.

Ein sehr interessantes Kapitel zu diesem Thema findet sich bei Stephan Kelichhaus, "Goslar um 1600", Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2003 (das Buch ist noch erhältlich).

Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
29.03.2017, 22:27
Die vorstehenden Damen dieses Hauses, tauchten über die Zeit, in vielen Schriften (Chroniken) erwähnt auf! Sie hatten einen nicht unbedeutenden Einfluss...sonst hätte man sie in den Chroniken auch nie erwähnt!

Auch dies wäre ein weiteres interessantes Thema!

Bergmönch
30.03.2017, 06:31
Geht es etwas konkreter? Welcher Einfluss, auf wen und in welchen Chroniken?

Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
01.04.2017, 23:18
Zu meinen Informationen diesbezüglich kann ich als Quelle nur Griep benennen...zu diesem Thema mit ihm leider nur mündlich:(!

Über beispielweise aktuelle Forschungen in diesem Kontext kann ich zu meinem Bedauern nichts sagen, wobei dies aktuell auch nie ein Schwerpunkt für uns gewesen ist! Soweit mir bekannt, wurde auch nichts weiter publiziert.


Deswegen schrieb ich im 13. Beitrag dieses Themas:"Auch dies wäre ein weiteres interessantes Thema!"



Nachtrag:
"Die Straße Fingerling endete vor dem Bürgerhaus. Hinter diesem Namen verbarg sich das dem Domstift unterstehende Freudenhaus, eine damals wohl notwendige und kaum anrüchige Institution. Die Vorstherin wird als "des Reiches Wirtin" gelegentlich in Goslarer Urkunden erwähnt." Zitat H.G. Griep in Goslar um 1500.

kleine
06.04.2017, 18:07
...Hinter diesem Namen verbarg sich das dem Domstift unterstehende Freudenhaus, eine damals wohl notwendige und kaum anrüchige Institution...

...."notwendig" is ja geil...Frauenmangel??? :D

bergland
07.04.2017, 03:13
Frauenmangel ? das wohl eher nicht ...

aus Wikipedia ( Prostitution im Mittelalter ) " Die Gründe für die Einrichtung der kommunalen Bordelle sind zeitgenössischen Schriften zufolge sowohl in der Sozialstruktur als auch im Geschlechterverhältnis der spätmittelalterlichen Gesellschaft angelegt. Ein relativ hoher Prozentsatz der Männer war auf Grund der Regelungen des Eherechts nicht in der Lage zu heiraten. Außerehelicher Verkehr von unverheirateten Männern mit unverheirateten (jungen) Frauen führte zur gesellschaftlichen Ächtung letzterer. Die Folge waren häufige Vergewaltigung und Gelegenheitsprostitution. Um dem entgegenzutreten, wurden Frauenhäuser eingerichtet, um die Prostitution, die im Sinne Augustinus’ als „kleineres Übel“ galt, in die städtische Ordnung einzugliedern "

oder Wikipedia ( Ehe ) " Mittelalter - Im Mittelalter waren in Westeuropa längst nicht alle Menschen in der Lage zu heiraten. Von dem jeweiligen Grund- oder Gutsbesitzer sowie von entsprechenden Stellen in der Stadt (Magistrat, Gilde, Zunft) wurde nur demjenigen die Ehe und Familiengründung gestattet, der auch eine Familie unterhalten konnte. Dadurch war mehr als die Hälfte der Bevölkerung von der Heirat ausgeschlossen. Wegen der damaligen vorherrschenden religiösen und ethischen Grundsätze bedeutete dies auch einen faktischen Ausschluss von der Möglichkeit, Kinder zu zeugen und eine Familie zu gründen. "