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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Preussag in Goslar



kleine
19.03.2017, 19:30
Wie ich schon in einem anderen Beitrag schreib, arbeitete mein Vater bei der Preussag.
Ich würde gerne etwas mehr über die Preussag in Goslar wissen.

Bei Wiki stehen nur sehr allgemeine Angaben zur Preussag AG.

Wie war das in Goslar? Wieviele Arbeitsplätze gingen verloren und wieviele Menschen waren dort überhaupt beschäftigt.
Mein Vater hat nie viel erzählt und war ja auch ständig in der Weltgeschichte unterwegs oder musste abrupt rauf nach Nordenham zur Zinkelekrtolyse.
Eines der weniger Dinge, die ich von ihm weiss ist, dass der Zink für Verzinkung von Autoblechen verkauft wurde....

Ich hab noch einen Zinkbarren von der Preussag.

Manne
23.03.2017, 22:05
Seit ca. 1924 war die Preussag auch für den Rammelsberg zuständig. Verwaltungsgebäude(Baujahr 1901) unterhalb des Herzberger Teiches dafür zuständig, später Küche.
In den 30er Jahren bis in die 50er hinein bis zu 1000 Mitarbeiter. 52/53 Koreakrieg, hohe Metallpreise, goldene Zeiten.
58/59 Bau des neuen Verwaltungsgebäudes. Mitte der 60er ahnte man, dass sich die Lagerstätte in den 80ern erschöpfen würde. Suchbohrungen in der Umgebung erfolglos. Belegschaft im Lauf der Jahre bis zum Ende 30.6.1988 auf ca. 300 abgebaut, Rest ging in den Sozialplan. Schon 40 Jahre zuvor hatte man zur Abfederung der gesamten Situation das Gewerbegebiet Bassgeige geplantund gebaut.
Ein kurzer Abriss, wer mehr und genaueres weiß, bitte weiter melden.
Gruss Manne

Bergmönch
29.03.2017, 19:52
Die Preussag war ein riesen Konzern mit Aktivitäten im Bergbau und Hüttenwesen, Eisenbahnbau, Schiffbau, Transport, Anlagenbau uvm. Ein Teil davon war unter "Preussag AG Metall" zusammengefasst. Dazu gehörten in unserer Region unter anderem die Bergwerke Rammelsberg und Grund, die Hüttenwerke in Oker, die Erzaufbereitung am Bollrich und die Seltenmetallanlage in Herzog Juliushütte.

Zum zum Bergwerk Rammelsberg liegen mir die oben gewünschten Zahlen zu Leistung und Arbeitsplätzen vor:

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=16485&d=1490809321

Quelle: "Das Erzbergwerk Rammelsberg", Hrsg. Preussag AG Metall, 1988

Beste Grüße

Bergmönch

Manne
30.03.2017, 17:45
Hallo Bergmönch,
vielen Dank für diese genauen statistischen Anlagen. Ich hatte sie auch irgendwo im Hinterkopf, kamen aber im Lauf der Zeit irgendwie abhanden. Sie belegen genau die Leistungsbilanz des RBG über einen langen Zeitraum als die ehemalige erzreichste Lagerstätte der Welt.
Gruss Manne

oberheizer
18.02.2018, 19:02
In Goslar war die Verwaltung der Preussag in dem Glaskasten wo heute die Sparkasse ist Rammelsberger Str 2.
Es gab in Goslar das Erzbergwerk Rammelsberg, In Oker die BKH Blei-Kupferhütte später nur noch BHO Bleihütte, dann gab
es die ZOH Zinkoxidhütte Werk I und Werk II ,die ZHH Zinkhütte Harlingerode, die Forschungsabteilung, in Herzog-Julius-Hütte
die gleichnamige Hütte bis 1967 später Seltenmetallanlage heute PPM Preussag Pure Metall. Bis 1940 in Langelsheim die Frau Sophien-Hütte
in Lautenthal die SHL Silberhütte Lautenthal,und die BHCL- Bleihutte Clausthal beide bis 1967, Dann in Bad Grund das EBG
und in Clausthal die KRAWA Kraft u Wasserwirtschaft und in Nordenhamm die Friedrich-August-Hütte und in Hamburg die
Norddeutsche Affenerie eine Kupferhütte
Und auf dem Bollich die Banderzaufbereitung

Bergmönch
18.02.2018, 22:00
Von Goslar aus wurde ein Großteil der Berg- und Hüttenaktivitäten der Preussag verwaltet ("Preussag-Metall"). Es war jedoch keinesfalls die Konzernverwaltung. Zum Beispiel wurde die Salzgitter AG, der Eisenbahnbauer LHB (heute Alstom in SZ), VTG-Tanklager, sowie die Werften und Schifffahrtslinien (Hapag-Lloyd), die alle, neben vielen Anderen, zum Preussag-Konzern gehörten, nicht von Goslar aus Verwaltet. Die Hauptverwaltung des Konzerns war in Hannover.

Die Friedrich-August-Hütte in Nordenham existiert übrigens noch. Die Bleisparte wurde zur Weser-Metall GmbH, der Zinkbereich wurde von der schweizer Xstrata übernommen. Die Norddeutsche Affinerie firmiert jetzt unter Aurubis AG.

Beste Grüße

Bergmönch

ottofranz
19.02.2018, 17:47
Hallo,

es gab noch die Wasserwirtschaft der Preussag in Oker, Halberstädter Str., ist in den 60'iger Jahen nach Hannover
verlegt worden. Anschließend war dort Bergmetall, das Altmetalllager der Preussag, heute Günther-Metall.

An der Harlingeröder Str. gegenüber der Zinkhütte befand sich das Zentrallabor, was heute darin ist entzieht
sich meiner Kenntnis.

Grüsse
Ottofranz

Joerg
09.06.2018, 17:50
Hallo Kleine,

falls es noch interessiert, es gibt/gab ein ganz gutes Buch von Wolfgang Mehner, einem Kollegen meines Vaters. Er hat die Aktivitäten der Preussag bzw. der Zinkhütte ziemlich gut in seinem Buch zusammengefasst. Es wurde damals auch über den freien Buchhandel (Tippach DM 24,80) verkauft allerdings ohne ISBN-Nr., Herausgeber war offiziell schon der Nachfolger der Preussag, die Harz-Metall-GmbH, vielleicht ist es irgendwo noch antiquarisch zu erhalten.

http://www.goslarer-geschichten.de/album.php?albumid=372

17389

Viel Grüße

Jörg

Joerg
09.06.2018, 18:01
Hier hätte ich auch noch etwas:

17390

Solche Goodies wurden damals mehrfach verteilt, wie schon bei FB auch hier gegen Gebot abzugeben.

VG Jörg

martin18330
09.06.2018, 18:02
Hier für Interessierte der ZVAB - link: https://www.zvab.com/Geschichte-Blei--Kupfererzeugung-Unterharz-Chronik-Metallgewinnung/7604803146/bd

oberheizer
09.06.2018, 18:02
Die SHL in Lautenthal lieferte das beste 4/9ner = 99,99% Werk Weichblei was sehr beliebt war

Joerg
09.06.2018, 18:07
Hallo Martin,

das nenne ich mal eine gute Verzinsung von 24,80 DMfür neu auf 94,00 €uro + Versand im gebraucht Zustand ;)

oberheizer
09.06.2018, 18:07
Das Zentrallabor des Hüttenwerkes war auf der Bleihütte in Oker,gegenüber der Zinkhütte war die Forschungsabteilung dort wurde im 3.Reich irgendetwas geheimniss volles hergestellt?? heute ist da IGAS drin
Dort soll es versuche mit dem Nervengas Gelb Kreuz gegeben haben

martin18330
10.06.2018, 00:52
Verzionsung hin, Verzinsung her - wenn man in Betracht zieht, dass das dieses spezielle Werk wahrscheinlich nur in geringer Auflage ersdchienen ist, ist es schon bemerkenswert, dass man es überhaupt noch kaufen kann! Fachleute sind u. U. bereit den Preis zu zahlen.

Schieferberg
03.07.2021, 12:16
Sehr schöne Erinnerungen an die Blütezeit im Harz

Kann mich auch noch an eine Industrie Kampagne zu der Zeit unter dem Begriff "Oker Valley" erinnern.
Habe selbst bei der Preussag 1982 angefangen als Azubi bei der "Seltenmetallanlage".
War eine Berufung die man später mit großem Stolz verinnerlichte. Kleine Sonderindustrie aber hochmotiviert aus heutiger Anschauung.

Bin 7 Jahre dem Unternehmen treu geblieben, und wesentlich für den Abschied war als Grund der Verkauf an die Metaleurop.
Aus heutiger Sicht ist es normal einen ausländischer Besitzer zu haben...aber damals für mich Grund zum Wechsel.

Heute bin ich noch immer stolz die Zeit bei der Preussag in Goslar hautnah erleben zu dürfen (SMA, Hüttenwerk, Forschung und Rammelsberg).
Anbei noch ein Foto welches von 01/1984 veröffentlicht wurde in Werbeschriften des Unternehmens.
Es zeigt mich während der Ausbildung beim Zerkleinern von Tellurbarren im Handschuhkasten.

Glückauf !

Bergmönch
03.07.2021, 12:24
So wurde dort noch bis letztes Jahr Tellur zerkleinert.

Beste Grüße

Bergmönch

oberheizer
04.07.2021, 20:07
Glück Auf
ich habe am 1.Juni 1972 auf der Herzog-Juliushütte/SMA angefangen damals wurde die KVA-Kunststoff-Verbrennungsanlage gebaut wenn man in die alte Hütte ,Rampe hoch und gleich links heute leider schon ausser Betrieb dort wurde Ge Oxid gewonnen, auch in der Rohdestillation habe ich gearbeitet habe auch Schaufellader gefahren.Wir hatten viel Spaß mit den Kollegen von denen keiner mehr lebt am schlimmsten was der Herr Frenzel unser 1.Ofenmann und Obermeister Löbbermann

oberheizer
04.07.2021, 20:12
Dann kennst du sicherlich noch Dr.Tellur?? Heinrich Hannemann!! Dem habe ich in den 1970zigern bei einer Wasserschlacht einen Eimer halb Wasser /halb Bleimennige auf den Kopf geschüttet!!!!!!!!!! Dann hat man ihn den Kopf rasiert und mit Tri gereinigt

oberheizer
04.07.2021, 20:19
Auch die Krawa _ Kraft und Wasserwirtschaft sprich die Oberharzer teiche, das Kraftwerk im Kaiser Wilhelm-Schacht.Das Einersberger Kraftwerk im Zellerfelder Tal,die Bleihütte Clausthal (Frankenscharn-Hütte) Silberhütte Lautenthal beide bis 1976 auch die Frauen-Sophien Hütte bis 1940 in Langelsheim Herzog-Juliushütte 1967(wurde die Bleiarbeit) eingestellt und ZOH -Zuchthaus ohne Hoffnung in Oker

Schieferberg
05.07.2021, 07:11
:) Hallo Oberheizer,

ja ...und wer einmal zu der PPM Truppe gehörte und die damalige Zeit miterlebte vergisst das sein Leben nicht mehr.
Als Azubi der aber auch damals schon die "Konkurenz" kannte war es ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Die Leute dort waren noch "echte Originale".
Lach ich kannte sie auch gut Dr. Wiese, Dr. Schmettow, Herrn Immenroth, Frenzel und Dr. Frey und die Sekretärin Frau Zingel.
Meine Ausbildung wurde zum Teil im Labor bei Herrn Bunzel, Lämmerhold, Renneberg sowie im ZL in Oker , oder Forschung Harlingerode absolviert.
Dann auch im Hüttenwerk und bei der Lehrwerkstatt Hrn. Obermeister Pilz als Drill Sergeant...

Bei den Anlagen hatte ich das Glück, das ich hier durch alle Anlagen kam, wie Reinstmetall, Arsen und Indium, Gallium und Tellur , Antimon und auch die schlimme Thalliumproduktion erleben drufte.

Schade ...es waren noch Menschen und keine auf Karriere getrimmte Arbeitswelt.

Dann vergisst man bestimmt niemals unseren Kauenwart Gackel :) lach und seine Hausordnung oder ?

Glück Auf !



Danach war ich auch in der Germaniumanlage Endfertigung (Lichtwellenleiter).
Was ich noch heute schätze war die Kollegialität und die lockere Art der Produktion.
Heute zählen nur noch Zahlen und schneller höher weiter :(

Bergmönch
05.07.2021, 18:14
Hier noch ein anderer Beitrag zum Thema:

http://www.goslarer-geschichten.de/showthread.php?2694-Letzte-Schicht-in-Herzog-Juliush%FCtte&highlight=juliush%FCtte

Interessant ist der verlinkte Beitrag aus dem Metall-Magazin.

Beste Grüße

Bergmönch

oberheizer
05.07.2021, 19:23
Ja-Ja Frl Zingel darauf legte sie wert das sie nach ein Frl war [... von Forummoderator gelöscht ...].
Ich war damals in der KVA auf der Schicht von Wilh.Knocke mit Ewald Kraly, Hans Benischke, Oskar Leunig und Werner Müller alle aus Lautenthal von der ehem.Silberhütte,
Ja Mecki Pilz in der Lehrwerkstatt war auch so eine Type für sich mit Otto Mergel Otto Linde,Herrn Dombrowski und Bomben Müller

oberheizer
06.07.2021, 18:02
Zur 1000 J Feier der Rammelsberg gab es 1968 eine Gedenkmünze für die Mitarbeiter (angeblich Silber aus dem Rammelsberg) für 40 DM

Schieferberg
07.07.2021, 17:53
Ja-Ja Frl Zingel darauf legte sie wert das sie nach ein Frl war [... von Moderator entfernt ...].
Ich war damals in der KVA auf der Schicht von Wilh.Knocke mit Ewald Kraly, Hans Benischke, Oskar Leunig und Werner Müller alle aus Lautenthal von der ehem.Silberhütte,
Ja Mecki Pilz in der Lehrwerkstatt war auch so eine Type für sich mit Otto Mergel Otto Linde,Herrn Dombrowski und Bomben Müller

ojjaaa... das sagt mir auch sehr sehr viel :) Kennst auch noch die alten Meister der einzelnen Abteiklungen ? Reinstmetall Herr Hirschhausen, Arsen Herr Kreie der auch Sicherheit machte und dann noch Herr Böhme Meister Indium ? lach war das noch eine "alte Hüttencrew" !!!! Ich denke gerne noch an die Zeiten zurück wenn Weihnachten die große Feier in der Halle unten oberhalb der Umkleiden in der Reinstmetall war. Und es gab Attacke Weinbrand ..den manch einer schon zum Frühstück sich holte lach

oberheizer
09.07.2021, 19:43
Tatsachen gibt es immer wieder

oberheizer
12.02.2023, 18:10
Habe auch noch die Gedenkmünze vom Rammelsberg von 1968 die es damals für 40 DM gab aber nur für jeden Mitarbeiter 1 Münze

oberheizer
12.02.2023, 18:14
Herr Hirschhausen genannt Purzel sein Vorgänger war Herbert Körner ihre Kittel hatten an den Ellenbogen Polster zum besseren Einschlafen

Schieferberg
12.02.2023, 18:17
Herr Hirschhausen genannt Purzel sein Vorgänger war Herbert Körner ihre Kittel hatten an den Ellenbogen Polster zum besseren Einschlafen

Oja..lach den typischen meistergrauen....und dann nur ab und zu mal ne Kontrollrunde..lach

oberheizer
12.02.2023, 18:37
Am besten klappte auf der HJH immer der Biertransport. Morgens um 6.00 kam der Maikäfer () mit 60 Fl Bier zur Hütte. Wer Durst hatte ging zum Bahnhof ()und holte sich seinen Vorrat aus der Blechkiste auf dem Bahnsteig. Um 12.15 kam ein älterer Herr und brachte seinen immer durstigen Sohn in der Aktentasche 6x 0,5l Bier. Dann nahm er 6 leere Flaschen ging zum Kaufmann tauschte leer gegen voll .Ging zu seiner Tochter zum Essen und brachte dann seinem durstigen Sohn der von H. Duwzet +Hirschausen unterstützt war nachschub und das 5x in der Woche

Joerg
13.02.2023, 09:34
Habe auch noch die Gedenkmünze vom Rammelsberg von 1968 die es damals für 40 DM gab aber nur für jeden Mitarbeiter 1 Münze

Meinst Du die Silbermedaille zu 1000 Jahre Bergbau
2037720378

oberheizer
15.02.2023, 10:35
Meinst Du die Silbermedaille zu 1000 Jahre Bergbau
2037720378

Wer eine Münze haben wollte musste sich anmelden und bei der nächsten Gehaltzahlung noch BAR
konnte sie in Empfang genommen werden
Damals gab es das Gehalt noch bar ausgezahlt viele Ehefrauen und Mütter mit Kindern holten das Geld ab,bzw
waren dabei wenn es ausgezahlt wurde

oberheizer
25.02.2023, 11:53
Hallo,
das Zentrallabor für alle Hütten befand sich in Oker auf der Bleihütte, gegenüber der Zinkhütte war die Versuchsabteilung heute ist dort IGAS Gmbh die auch Forschungen betreibt. In der Versuchsabt wurde um 1914 ein Verfahren zur Herstellung von Gelbkreuz (Giftgas) entwickelt