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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage nach dem Verbleib von 2 Handwerksfirmen



Volker
17.03.2018, 16:00
Hallo Gemeinde!
Jedesmal wenn ich durch Goslar und Oker fahre, komme ich an 2 ehemaligen Handwerksfirmen vorbei, bei denen ich meine Lehre absolviert habe. Es handelt sich um die Firma Carl Bastam in der Breiten Straße und um die Firma Heinz Schohr in Oker, im Bauernholz. Bei der Fa. Bastam blieb ich eineinhalb Jahre und brach dann die Lehre ab, weil ich Maschinenbau lernen wollte. Mein Lehrgeselle bei Bastam war der Heino Bastam.
Ich beendete die Maschinenbaulehre im Jahr 1965 dann bei Fa. Schohr in Oker.
Daß die Fa. Bastam vor einigen Jahren ihren Betrieb einstellte, das ist mir bekannt. Der Heino Bastam war der letzte Inhaber dieser Firma. Es würde mich interessieren, ob er noch lebt, der dürfte ja gegen 80 Jahre alt sein. Ich fand es auch sehr schade, daß der Betrieb eingestellt wurde, ich habe dort ein sauberes und exaktes Arbeiten kennengelernt, Pfusch gab es da nicht!
Bei der Fa. Schohr wurden damals noch viele Reparaturarbeiten ausgeführt, die heute kein Mensch mehr bezahlen könnte: Gießen von Kurbelwellenlagern in Weißmetall, Nachschleifen von Kurbelwellen etc. und das alles von Dieselmotoren für Baumaschinen. Das war damals so üblich. Auch wurde auf sparsamen Materialverbrauch geachtet, auch die Drehstähle wurden zum größten Teil selbstgefertigt. Ich habe in dieser Beziehung sehr viel für mein späteres Verhalten mitnehmen können.
Bei der Schlosserinnung war der Herr Schohr anscheinend nicht sonderlich beliebt, da er sich an den "Sitzungen" dieser Innung wenig beteiligte. Das bekam ich bei meiner Gesellenprüfung auf folgende Weise zu spüren: Im Prüfungsprotokoll wurde bemängelt, eine Passung auf meinem Gesellenstück, einer Fräsvorrichtung, sei 1/10tel Millimeter zu groß. Als ich nachmessen wollte, ich hatte meine Tasche mit den Mikrometerschrauben noch dabei, wurde mir das Prüfungsstück aus der Hand gerissen mit der Bemerkung, das sei so im Prüfungsprotokoll vermerkt und nicht mehr zu ändern. Im Nachhinein wurde mir bekannt, der Prüfer, ein Herr K., hatte die Passungen mit einer normalen Schieblehre gemessen.
Bei der Freisprechung trank ich nur mein Glas Bier und aß mein Mettbrötchen und verließ dann die Feier. Mein damaliger Lehrherr, der Herr Schohr, schüttelte nur mit dem Kopf. Das Ergebnis war eine "3" in der praktischen Prüfung, was mich sehr ärgerte, da sich ja herausstellte, daß der Prüfer falsch gemessen hatte.
Das alles ist lange her, sowas merkt man sich aber.
Vor dem Gebäude der ehem. Fa. Schohr stehen heute des Öfteren Baumaschinen und LKWs, vielleicht weiß jemand, wer dort beheimatet ist. Der Heinz Schohr war verheiratet, hatte aber keine Kinder, die die Firma übernehmen konnten. Seine Frau war eine Person, die sich auch einmal nach den persönlichen Belangen der Mitarbeiter erkundigte und mit ihrem Mann Heinz kam ich ebenfalls gut zurecht.
Um auf das eigentliche Thema dieses Beitrages zurückzukommen: Vielleicht weiß jemand zum Thema "Bastam" und "Schohr" etwas beizutragen, ich würde mich jedenfalls sehr freuen. Bis zum nächsten Mal Volker

Bergmönch
20.03.2018, 17:35
Bastam hat vor einigen Jahren altershalber aufgegeben. Hier habe ich noch ein Foto vom April 2013. Damals wurde das Geschäft für die Dreharbeiten zu "Monuments Men" kurzerhand in eine belgische Apotheke umgewandelt:

17062


Beste Grüße

Bergmönch

Onkel Hotte
21.03.2018, 09:28
Moin. Fa. Schohr Maschinenbau soll lt. altem Telefonbuch im Bauerholz 2a tätig gewesen sein. Heute seh ich da nur ein Wohnhaus mit 2 Eingängen beide mit der Nr.2. War die Firma im Hinterhaus und nur über die Ordensritterstr. erreichbar? Ich fahre da jahrelang jeden Tag mehrmals vorbei, kann aber nicht sehen wo die Firma gewesen sein soll. Weiss da jemand weiter? Oder wurden die Häuser mal "umnummeriert".

Volker
21.03.2018, 11:02
Hallo Onkel Hotte!
Ich habe Google Earth und einen Stadtplan von Oker zu Hilfe genommen. Das Werkstattgebäude lag in der Tat zur Ordensritterstraße hin. Es ist das Gebäude mit dem flachen Dach und den Parkplätzen davor, ziemlich nahe an der Einmündung der Galgheitstraße. Das Wohngebäude lag dahinter, ungefähr im rechten Winkel dazu. Es war auch ziemlich niedrig. Bei Google Earth kann ich dort allerdings kein Gebäude erkennen, vielleicht ist das Haus abgerissen worden. Bei meinem nächsten Besuch werde ich dort einmal vorbeifahren, um mich genauer zu informieren.
Auf der Ecke zur Galgheitstraße lag -oder liegt- eine Zimmerei, Nause oder Neuse glaube ich, dort mußten wir als Lehrlinge immer die Holzspäne zur Befeuerung des selbstgebauten Kanonenofens holen, wo gleichzeitig das Altöl diverser Fahrzeuge mit verbrannt wurde. Das, soweit ich mich noch erinnere.
Jetzt würde mich aber dennoch interessieren, was aus der Firma bzw. dessen Gründer geworden ist. Vielleicht kann diesbezüglich ein älterer Okeraner weiterhelfen. Volker

Onkel Hotte
21.03.2018, 12:24
So wars bestimmt, Volker. Muss da mal zufuss lang gehen denn da stehen alte Gebäubehallen. Die Tischlerei/Zimmerei kenne ich auch noch, mein Freund hatte da mal kurz gearbeitet. Wir haben als Lehrlinge bei Nause oder bei Söffge im Sägewerk Hinter den Brüdern auch immer Sägespäne geholt, die wurden beim Oelwechsel oder bei Arbeiten an Dieselanlagen usw. ausgestreut um die danebengehenden Flüssigkeiten aufzusaugen. Die "gesättigten" Späne wurden dann in Kartons gesammelt und mit anderem Müll zum Bollrich gefahren und entsorgt, da wurden noch ganz andere Dinge entsorgt und kontrolliert hat auch keiner. Aber im Steinfeld war die Müllentsorgung wie heute jeder weis wohl noch abenteuerlicher. Eine Fuhre (Ford Transit voll) hatte glaub ich 5 Mark gekostet. Der "Alte" tobte immer: Das wird immer teurer, wer will das den noch bezahlen, ihr müsst den Müll auch vorher mal richtig stampfen! (erinnert mich irgendwie an die Wernerfilme - alte Schrauben usw. haben wir natürlich auch noch aufgesammelt und eingelagert). Heute alles undenkbar

MB01
27.09.2020, 10:30
Moin Volker,

durch Zufall bin ich gerade auf deinen Post gestoßen. Heino Bastam (mein Großvater) ist leider bereits im Jahr 2015 vestorben.

Volker
05.10.2020, 12:15
Hallo MB01!
Ich komme endlich dazu, Deinen Beitrag zu beantworten. Mit Deinem Großvater Heino bin ich gut ausgekommen, während Dein Urgroßvater, Hermann Bastam, einigermaßen "gefürchtet" war. Der sah sehr darauf, daß sauber und sparsam gewirtschaftet wurde. Ein abgebrochener Gewindebohrer war da schon unangenehm. Aber im Nachhinein war das keine verkehrte Einstellung, wenn man sieht, wie heute mit Werkzeug umgegangen wird. Das am Rande.
Mir fallen noch einige Namen von Gesellen ein: Humpe aus Lautenthal, die Avancini Brüder, Kotlarski an der Drehbank und Otto Hecker, der im Goslarer Karnevalsverein tätig war. Ein lieber Zeitgenosse. Ich weiß nicht, wie viele dieser Namen für Dich noch ein Begriff sind, ich spreche hier einen Zeitraum an, der Anfang der 60-er Jahre des letzten Jahrhunderts stattfand.
Was die Kunstschmiedearbeiten anging, so waren das richtige Kunstschmiedearbeiten, da wurde noch mit dem Schrotmeißel gearbeitet, also nicht irgendwelches Material "zusammengebraten", wie man das heute bei vielen Baumarktartikeln findet.
Jedes Mal, wenn ich mit dem Motorrad die Breite Straße hochfahre, werde ich in Höhe der Hausnummer 60 an diese Zeit erinnert. Jetzt will ich zum Ende kommen. Deinen Großvater kannst du ja leider nicht mehr von mir grüßen, vielleicht hätte er sich an mich erinnert. Volker