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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wer kennt diesen "Goslar-Taler" ?



Ce-laus
19.08.2018, 14:09
Hallo liebe Goslarer,

wer kennt diesen goldenen (986 gestempelt) "Goslar-Taler" und kann mir vielleicht etwas darüber erzählen?
Meine Recherchen im Internet sind bislang im Sande verlaufen, die Suche mit den Prägedaten brachte keine Ergebnisse:

SECRETUM CONSILIUM IN GOSLARIA

ANNO MDCCV (1705)

Gab es denn 1705 ein "geheimes Konzil" in Goslar?

Der Taler hat folgende Abmessungen:
Durchmesser: 20 mm
Dicke: 1 mm
Gewicht ca. 4 g

Würde mich freuen, wenn jemand etwas "Licht ins Dunkel" bringen könnte.
Beste Grüße nach Goslar
Ce-laus

1762617627

Harzer06
19.08.2018, 16:33
Moin,

ich tippe auf die Nachprägung einer älteren Münze bzw. auf die komplette Neuschöpfung aus Anlaß irgendeines historischen Jubiläums.

Der Stil soll dabei an mittelalterliche Münzen erinnern, wie z.B. die lateinische Beschriftung. Auch die mit 986 angegebene Legierung paßt zu dieser Richtung. 986 war das "klassische" Dukatengold früherer Zeiten.
Eine Stempelung dieser Art war in Deutschland allerdings erst ab 1888 üblich. Sofern die Punzierung nicht nachträglich angebracht wurde, kann die Münze nicht von 1705 sein.

"Consilium" muß nicht unbedingt (kirchliches) Konzil heißen. Wahrscheinlicher wäre in unseren heutigen Worten Tagung oder Versammlung.

Jedenfalls ein wunderschönes Stück.

G´Auf
Harzer06

Harzer06
19.08.2018, 17:30
Nachtrag.

Das einzige in der Geschichtsschreibung bedeutsamere Ereignis des Jahres 1705 in Goslar war die Huldigungsfeier für die Inthronisierung Kaiser Joseph I. Der Kaiser war nicht selber anwesend, sondern schickte einen Stellvertreter. Die Stadt soll dabei erhebliche Aufwendungen gemacht haben. Gut möglich, daß es dazu auch Gedenkprägungen gab.
Stil und Machart Ihrer Münze passen in die Zeit, aber die Feingehaltsstempelung nicht.

G´Auf
Harzer06

Ce-laus
19.08.2018, 19:54
Hallo Harzer06,
dankeschön für Deine Antwort. Es handelt sich in jedem Fall um eine Neuprägung, sie stammt aus dem Nachlaß meines Vaters, der sie in den 60er Jahren geschenkt bekam.
Aber ich hätte gerne gewußt, ob es tatsächlich eine "historische" Originalversion gab. Von einer Münze mit dem Adler und diesem Text habe ich nirgendwo etwas gefunden.
Dem Hinweis Huldigungsfeier Kaiser Joseph I. werde ich mal weiter nachgehen.
Gruß
Ce-laus

Harzer06
19.08.2018, 22:23
Moin,

ich habe die Anfrage anonymisiert an eine sachkundige Stelle weitergeleitet. Eine Prägung mit direktem Goslar-Bezug müßte dort bekannt sein, auch eine historische Vorlage bei einer Nachprägung.

Ein Schenkungsdatum in den 60ern schließt ein antikes Stück nicht unbedingt aus.

G´Auf
Harzer06

Harzer06
21.08.2018, 15:29
Moin,

eine Anfrage beim Goslarer Museum ergab die freundliche Auskunft:

Das gezeigte Stück war dort bislang unbekannt.
"Es handelt sich nicht um eine Umlaufmünze, also ein Zahlungsmittel, sondern um ein (Gedenk-?)Medaille.
Auf der einen Seite findet sich das seit dem Mittelalter gebräuchliche Sekretsiegel der Stadt Goslar, auf der Gegenseite das Stadtbild und die Jahreszahl 1705.

Das eigentlich einzige hervorhebenswerte Ereignis in diesem Jahr war <…> der Beginn der Regentschaft von Joseph I. Als kaiserlich freie Reichsstadt hatte Goslar die Verpflichtung, ein solches Ereignis mit einer Huldigungsfeier zu begehen, zu der allerdings nicht der Regent selbst erschien, sondern den Grafen Albert Anton von Schwarzburg entsandte.

Die Prägung einer Medaille zu einem solchen Anlass wäre nicht ungewöhnlich, allerdings wäre wohl eine unmittelbare Bezugnahme auf der Medaille selbst zu erwarten.

Das Stück scheint relativ selten zu sein, im Internet war jedenfalls nur eine Erwähnung zu finden (https://www.emuenzen.de/forum/threads/ebay-oder-muenzfachhandel.19332/) , auch dort nur in Form einer listenmäßigen Aufzählung."

Soweit der bisherige Kenntnisstand. Ich möchte noch anfügen, daß eine Entscheidung über das tatsächliche Alter nur am Original möglich ist. Unter der Lupe dürften Unterschiede in der Prägequalität zu finden sein. Heutige Produkte sind einfach zu perfekt, was sie von historischen Münzen unterscheidbar macht. Auch die Feingehaltsangabe könnte ein Hinweis sein: Eingestempelt an der Münze wäre ungewöhnlich und eher Hinweis auf eine relativ junge Schmuckprägung. Ist sie jedoch nur in (neuzeitlichen) Händlerpapieren vermerkt, kann es auch ein historisches Original sein.

G´Auf
Harzer06

Ce-laus
24.08.2018, 16:19
Hallo Harzer06,

besten Dank für Deine Hilfe, ich werde mal bei meinem nächsten Besuch das Goslarer Museum aufsuchen (damit die das unbekannte Stück auch mal kennenlernen ;) ).

Habe nochmal nach Huldigungsfeier und Joseph I. bzw. A.v. Schwarzburg gegoogelt, interessant finde ich den Hinweis (Zitat Wikipedia):
Die Huldigung gegenüber Joseph I. 1705 wurde von Graf Schwarzburg in Goslar entgegengenommen und führte durch die Feierlichkeiten zur vorübergehenden Zahlungsunfähigkeit der Stadt. ?(

Vielleicht wurde diese Insolvenz in einer "Geheimen Versammlung Anno 1705" festgestellt und mit dem Sekretsiegel der Stadt Goslar beurkundet?
Dies aber als Vorlage für eine Gedenkmedaille oder Schmuckprägung auszuwählen erscheint mir allerdings schon etwas seltsam.

Besten Gruß
Ce-laus

Harzer06
20.09.2018, 20:19
Moin,

Danke für die Antwort. Im Museum werden die sich bestimmt freuen, wenn sie das Stück zu sehen bekommen.
Ich neige inzwischen dazu, die lateinische Inschrift als "Siegel des Goslarer Stadtrates" zu deuten.

Viele Grüße
Harzer06

HarzQ
19.10.2023, 22:39
Hallo habe die Münze neulich bei einem Händler gesehen.
Was ist sie denn Wert?
Viele Grüße HarzQ

Speedy
20.10.2023, 07:12
Den Wert der Münze kenne ich nicht.
Bei der Wertfindung kommt es natürlich auf das Material an.
Was wollter der Händler dafür haben?

Ce-laus
20.10.2023, 09:20
@Speedy

Material siehe meinen ersten Post: Gold, ca. 4 Gramm. Eine Prägung zeigt "986". Eigentlich ein ungewöhnlicher Wert, oder?
Für eine grobe Wertfindung sollte das wohl reichen, aber was der Händler dafür haben möchte, würde mich schon interessieren.

Gruß
Ce-laus

HarzQ
20.10.2023, 10:06
Der Händler möchte 260€ haben.
Wollte sie gewogen haben da hat er sie auf eine Küchenwaage gelegt 4g. Ist bei Gold lächerlich. Da braucht man natürlich etwas genaueres.
Wenn es sich tatsächlich um 986 Gold
handelt kommt der Preis bei den letzten Wertsteigerungen von Gold ungefähr hin.

Speedy
20.10.2023, 11:46
Das Gramm Gold kostet aktuell ca. 60 Euro.
Bei dem Feingoldgehalt der angegeben ist, bin ich vollkommen bei dir.
Für den Preis kann man die kaufen.

Wo ist denn der Händler, wenn ich fragen darf?

Ce-laus
20.10.2023, 11:52
Den Händler würde ich auch gerne mal kontaktieren, vielleicht hat er Informationen über die Geschichte bzw. die Herkunft der Münze?

Gruß
Ce-laus

HarzQ
20.10.2023, 20:17
Im Kunst und Auktionshaus in Quedlinburg habe ich die Münze gesehen.

Bergmönch
21.10.2023, 14:02
Eine Erläuterung des Begriffes "Secretsiegel" findet man in dem Buch "Harzer Rechtsdenkmäler" von H.-G. Griep:

"[...] Als Ausdruck dieser Rechtsstellung [Anm.: der Reichsfreiheit] führt seither die Stadt den Reichsadler im Wappen. Neben dem großen Stadtsiegel mit dem Stadttor und den Schutzpatronen SS. Simon und Judas erscheint fortan das kleine Siegel mit dem Adler. [...] Das Siegel mit dem Adlerwappen benutzte der Goslarer Rat der Umschrift entsprechend als "Secretum" - Geheimsiegel für Urkunden, in denen er als Lehensträger des Königs handelte. Das große Stadtsiegel der gesamten Bürgerschft blieb das ganze Mittelalter hindurch in Benutzung, wenn damit allgemeine Belange auszufertigen waren. Diese Trennung verwischte sich allmählich. In nachmittelalterlicher Zeit wurde nur noch das Adlerwappen benutzt, das den jeweiligen Zeitstilen angepasst worden ist. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges gilt wieder die ursprüngliche, 1340 geschaffene Form des Rundsiegels mit Adler ohne Schild."

Das Siegel auf der Münze zeigt die Ursprüngliche Version des "Secretsiegels" von 1340.

Bei der Münze handelt es sich nicht um eine Nachprägung des Huldigungstalers von 1705. Der sah nämlich so aus:

https://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=20509&d=1697889506
(Quelle: Griep, "Harzer Rechtsdenkmäler", 1993)


Beste Grüße

Bergmönch