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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bergbau am Todberg Herzog Juliushütte



carli
28.10.2018, 10:21
Im Jahre 1891 / 1892 soll auf dem Todberg ein Kupferbergwerk gewesen sein. Kann hierzu jemand etwas sagen? (Bilder evtl).
Aus meiner Jugendzeit kenne ich noch den Todbergstollen im Varleytal. Leider jetzt in der Granetalsperre versunken.

Harzer06
28.10.2018, 13:30
Moin,

das waren unbedeutende Bergbauversuche der Gewerkschaft "Herzog Wilhelm" auf dem Todtberger Gangzug. In der Quarzfüllung der Gangspalte kamen Nester von Kupferkies und Malachit vor, die allerdings auch im 19. Jhd. nicht mehr abbauwürdig waren. Es wurde ein 40m tiefer Schacht abgeteuft, außerdem wurden der erwähnte Stollen und einige oberflächliche Pingen angelegt. Bilder sind mir nicht bekannt. Die Anlage wird aber auch eher behelfsmäßig gewesen sein.

Lit.: Sperling & Stoppel, Geol. Jb., Reihe D, Heft 34, Seite 295-298.

G´Auf
Harzer06

carli
28.10.2018, 20:56
Hallo,

vielen Dank für die Antwort. Habe von der Grube einen Befahrungsbericht gefunden. Es wurden für das Bergwerk ca. 100 Kux Scheine ausgegeben. Dort hat ein Obersteiger Schulze ab 1891 gearbeitet. Als Astfelder möchte ich noch weitere Informationen sammeln, obwohl das Bergwerk unbedeutend war und bisher in keiner Astfelder Literatur erscheint.

Glückauf!
Carli

Harzer06
28.10.2018, 21:34
Auch wenn ich vielleicht Eulen nach Athen trage... Das Archiv des Oberbergamtes in Clausthal könnte da weiterhelfen. 1891/92 war ja schon zu preußischer Zeit, und da wird mit Sicherheit eine Akte angelegt worden sein. Da die Grube sicherlich keiner betrieblichen Geheimhaltung mehr unterliegt, ist eine Anfrage möglich.

Eine Literaturangabe habe ich noch gefunden, allerdings nicht vorliegen:
F. Behme, Geologischer Führer durch die Umgebung der Stadt Goslar am Harz einschließlich Hahnenklee, Lautenthal, Wolfshagen, Langelsheim und Seesen. I. Teil; 4. Aufl. (1915), Verlag Hahn.

Der Verfasser dürfte auch der Photograph der "Stadtarchiv-GZ-Rätselbilder" sein.

G´Auf
Harzer06

Volker
31.10.2018, 12:29
Hallo carli !
Mir liegt das Buch "Geologischer Harzführer, 8.Teil, Hahnenklee" von Fr. Behme vor. Ausgabe von 1927. Das Wesentliche hat "Harzer 06" schon erwähnt. Einige Sachen, die ich diesem Buch entnommen habe, will ich hier noch anfügen: Er schreibt, man fand dort Kupferkies, Malachit, Kupfermanganerz, Kieselkupfer, Kupferlasur, Ziegelerz, Schwefelkies und Brauneisenstein. Also im Wesentlichen Kupfererze oder deren Sekundärmineralien. Das Grubenfeld soll 92206,5 Quadratlachter groß gewesen sein. Behme erwähnt noch einen 40 Meter tiefen Schacht namens "Psilomelan", über die genaue Lage wird allerdings nichts erwähnt, sie ist auch auf der beigefügten Karte nicht vorhanden. Dieser Schacht hat vermutlich in Richtung Wolfshagen gelegen.
Die Karte könnte ich hier einfügen, aber bzgl. vielleicht noch bestehender Urheberrechte muß man heute, auch bei so alten Schwarten, ja vorsichtig sein. Auf der Karte ist auch nur der alte Stollen, der Pingenzug und der Todstein abgebildet, gibt also nicht viel her. Der Pingenzug dürfte Dir ja bekannt sein.
Der beste Rat, um mehr zu erfahren, ist der von "Harzer06" bzgl. des Landesbergamtes (oder wie das inzwischen heißt): Wir waren dort und wurden sehr gut bedient. In unserem Fall über die Grube "Großfürstin Alexandra" im Schleifsteinstal, über das Dich interessierende Grubenfeld wird wohl auch einiges vorhanden sein. Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg bei der Suche.
Volker

Harzer06
31.10.2018, 16:05
Der Schacht war im Gipfelbereich des Todtberges. Außer einer erzfreien Halde ist davon nichts mehr zu sehen.

G´Auf
Harzer06

carli
04.11.2018, 19:22
Hallo Harzer06,

vielen Dank für die Mitteilungen. Gibt es Karten, wo man den Ort der Grube genau erkennt? Habe nur etwas in westlicher Richtung vom Todstein gefunden. Im Bergarchiv war keine Karte hierzu zu finden. In der Gangkarte vom Harz ist es zu ungenau.

Glückauf!
carli

Knollo
05.11.2018, 08:39
Nur mal der Form halber, es heißt "Todtberg", schreibt sich also mit "dt". Viele Grüße an alle.

Harzer06
05.11.2018, 21:30
Danke, ich habe es verbessert.;)

G´Auf
Harzer06

Fundgrübner
06.11.2018, 11:21
Aus der Gangkarte des Oberharzes.

17722

Nach meiner Info muss in Nähe des Gipfels ein recht mächtiger Quarzgang-Ausbiß sein.

Volker
06.11.2018, 17:04
Hallo Fundgrübner!
Der von Dir erwähnte Quarzgang-Ausbiß, das ist der Todstein (nicht mit "dt"), diese Schreibweise deutet auf das ausgehende 19. Jahrhundert hin. Lohnt übrigens einen Besuch, ist recht eindrucksvoll. Auf der abgebildeten geologischen Harzkarte ist die Lage des ehem. Schachtes recht gut abgebildet, es müßte vielleicht ein Rest zu finden sein. Bei ehemals 40 Meter Tiefe ist vielleicht noch eine Einsenkung zu finden. Ich werde mich also demnächst wieder einmal dorthin begeben und entsprechend berichten.
Volker

Volker
15.11.2018, 19:03
Hallo carli!
Ich war vor einigen Tagen oben auf dem Todberg. (Ausgehend von der unterhalb liegenden Schutzhütte, die seltsamerweise mit Pappkartons zugestellt war.) Vielleicht soll mit deren Hilfe der Wald aufgeräumt werden, Plastik ist ja "out".
Ungefähr 100 Meter westlich vom Todstein -genau 320 Grad- ist eine von Bäumen umstandene Vertiefung zu sehen. Um diese Vertiefung herum ist ein Wall von Abraumgestein aufgeschüttet. Die Lage deckt sich auch gut mit der angegebenen Position auf der Geologischen Karte des ehem. Schachtes "Psilomelan". Das kann also durchaus dieser Schacht gewesen sein. Man darf sich bei derart unbedeutenden Anlagen keine riesigen Dimensionen vorstellen, außerdem ist ja nicht einmal sicher, ob der Schacht wirklich 40 Meter tief war. Mir passiert es auch immer wieder, wenn ich so alte Anlagen aufsuche, daß ich bezüglich der Reste über deren Ausmaße enttäuscht bin. Da muß man oft die Erwartungen zurückschrauben. Auf der anderen Seite ist der Todstein und der westlich davon gelegene Pingenzug ja auch sehenswert, ich habe dort einige schöne Quarzstücke gefunden.
Volker

oberheizer
17.11.2018, 15:53
Ich kenne das Bergwerk vom Westerberg

Volker
17.11.2018, 19:02
Hallo oberheizer !
Die von mir angesprochene Grube "Psilomelan" lag nur ca. 100 Meter westlich vom Todstein, also noch auf dem Gipfel des Todberges. Auf der Geologischen Karte sind unter der Nummer 293 sogen. "Pingen auf dem Westerberg" eingezeichnet. Vielleicht meinst Du auch den "Heimbergschacht", der liegt oder lag am Rande des Westerberges. Da muß ich auch noch einmal hin, um zu sehen, ob davon noch etwas übrig ist. Östlich von Wolfshagen sind noch einige Sachen, die mich interessieren.
Volker

carli
18.11.2018, 12:23
Hallo Volker,
vielen Dank für die Info. Die Grube Herzog Wilhelm wurde von einem Kaufmann Ernst Lippold aus Goslar gekauft (1889). Habe zu dieser Person leider keine weiteren Angaben gefunden. Außer einige von ihn aufgenommende Bilder. Gibt es zu der Person Informationen?
Carli

Volker
21.11.2018, 11:04
Hallo carli !
Ich habe noch einmal nachgelesen: Laut Geologischer Gangkarte wird der Schacht auf dem Todberg als "Todbergschacht, Gewerkschaft -Herzog Wilhelm-" bezeichnet. Das müßte also die von mir beschriebene Einsenkung auf dem Todberggipfel sein.
Friedrich Behme schreibt wörtlich: "Gang auf dem Todberge, der durch einen 50m langen Stollen und zahlreiche Pingen und verstürzte Schächte untersucht ist. Der Gang ist ca. 70cm mächtig; Kupfererze bis 30cm mächtig. Die Grube war am Anfange des 17. Jahrhunderts im Betriebe; 1891/92 wurde ein 40m tiefer Schacht gebaut." Zitat Ende.
Übergangslos beschreibt er weiter eine Grube "Psilomelan" bei Wolfshagen gelegen. Wörtlich:" Ein 50cm mächtiger Gang im Heimbergstale." Das bedeutet also, daß die Grube auf dem Todberg nicht die Grube "Psilomelan" gewesen sein kann. Vielleicht ist der "Heimbergschacht", der auf der Geologischen Gangkarte mit der Nummer 12 bezeichnet ist, damit gemeint gewesen, der ja in Richtung Wolfshagen gelegen hat. Es ist also garnicht so einfach, die ganzen Zusammenhänge in die richtige Reihenfolge zu bringen.
Du erwähnst in Deinem letzten Beitrag Bilder von diesem "Kaufmann Ernst Lippold". Meinst Du damit Bilder von der Person Ernst Lippold oder Bilder, die dieser Herr Lippold von seiner Grube auf dem Todberg aufgenommen hat? Letzteres wäre ja hochinteressant, wenn von dieser Anlage Bilder existierten.
Als Letztes: Daten zu dieser Person könnten evtl. in alten Kirchenbüchern vorhanden sein, da kann man ja nachfragen.
Ansonsten wird es von derart unbedeutenden Anlagen nicht allzuviele Informationen geben, Zeitzeugen gibt es mit Sicherheit auch nicht mehr, das ist eine biologische Unmöglichkeit. Der Herr Behme ist, glaube ich, so gegen 1951 verstorben. Volker

carli
21.11.2018, 15:29
Hallo Volker,
vielen Dank. Mit den Bildern meinte ich Fotos die Herr Lippold z.B. Bahnhof Goslar, Oelquellen von Wietze ) gemacht hat. Die Grube war nur ein Versuchstollen. Ich hoffe aber trotzdem noch einiges raus zu bekommen.
Carli