PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gelände nördlich von ehem. Flugplatz



DonMartino
17.07.2019, 20:32
Heute war das erste mal dort, nachdem der Schießstand abgerissen wurde.
Schon komisch. Früher waren wir dort sehr oft. Butze bauen, Gegend erforschen
und später ab und an zum Feiern.
Projektile aus den Mauern gefummelt und im Sand gesucht.

Dahinter befinden sich ja auch einige unnatürliche Bodenbewegungen.
Weiß einer was für Gebäude dort während der Zeit bis `45 waren?
Grauhof war doch auch V2 Verladestelle. Jedenfalls hatte das mal jemand erzählt.
Und vor der Quellschänke stand auch ein V2-Tank. Darauf sind wir immer rum geklettert.

zeitzeuge
23.07.2019, 12:20
Hallo DonMartino den Schießstand kenne ich auch noch, war auch einer meiner Spielplätze. Hab aber leider nie hinter die Mauern geguckt.
Projektile geammelt habe ich auch.
Viele Grüße Harald

BayernTobi
23.07.2019, 16:00
Das kann ich nur bestätigen!

Volker
24.07.2019, 18:13
Hallo Don Martino!
Mit Interesse habe ich die obigen Beiträge gelesen. Da ich bis Mitte der Fünfzigerjahre in Zellerfeld gewohnt habe, waren wir als Kinder öfter im Sprengstoffwerk "Werk Tanne", über welches von Seiten der Eltern ein riesiges Geheimnis gemacht wurde, einschließlich Betretungsverbot. Das reizte natürlich besonders, zumal dort an den Zäunen ein Verbotsschild mit Totenkopf prangte.
Später habe ich dann gelesen, daß dort der Gefechtskopf der A4 (V2) gefüllt wurde, mit dem militärischen Sicherheitssprengstoff "Amatol". Die Hülle für den Gefechtskopf wurde aus 6mm starkem Stahlblech von den Voss-Werken in Sarstedt angeliefert. Soweit meine Informationen.
Selbstverständlich habe ich auch einige Relikte von dort mitgenommen, die ich heute noch besitze. Diese Dinge besitzen einen etwas morbiden Reiz, wenn man bedenkt, was hinter diesen ganzen Sachen für Bemühungen standen. Das hat uns als Kinder nicht berührt, das Abenteuer stand im Vordergrund.
Vielleicht hat jemand noch weitergehende Informationen über die Verladestelle in Grauhof, würde mich interessieren.
Volker

Bergmönch
25.07.2019, 16:30
Im Harz und Umgebung war das Zentrum der "V-Waffen"-Fertigung. Die Treibstoffleitungen der V2 waren aus Aluminium, das bekanntlich nicht einfach zu schweißen ist. Bei LHB in Salzgitter (heute Alstom) hatte man die nötige Erfahrung und so wurde auch dort produziert. Im Firmenmuseum (nicht öffentlich) steht noch ein V2-Triebwerk mit Leitungen von LHB:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=18355&d=1564064541


Beste Grüße

Bergmönch

ottofranz
25.07.2019, 17:33
Hallo in die Runde,

daß in Grauhof eine Verladestelle für V 2-Raketen gewesen sein soll, bezweifle ich. Der Hauptproduktionsstandort war
im Stollensystem des Kohnstein bei Niedersachswerfen im Südharz. Die Häftlinge des berüchtigten KZ Mittelbau-Dora
bauten dort V 1 und V 2 Rakten. Richtig ist vielmehr, daß im Grauhofbrunnen Teile einer V 2 als Tank oder ähnliches
genutzt wurde. Aber das geschah nach dem Krieg.

Die Fa. Linke-Hofmann- Busch war ein Flüchtlingsbetrieb der ursprünglich in Breslau ansässig war. Erst nach dem Krieg
siedelte er nach Salzgitter um. Also konnten hier an diesem Standort kein Aluminiumschweißungen vorgenommen
werden.

Es mag vielleicht sein das einzelne Zulieferteile im Raum Goslar hergestellt wurden, hier wurden jedenfalls keine
Raketen hergestellt.

Grüße
Ottofranz

Speedy
26.07.2019, 08:30
Im Firmenmuseum (nicht öffentlich) steht noch ein V2-Triebwerk mit Leitungen von LHB:





Beste Grüße

Bergmönch


Bei der Firma Alstom ist am 31.08.2019 Tag der offenen Tür.
Dabei kann auch das Museum besichtigt werden.

Sehr zu empfehlen.

Volker
26.07.2019, 11:37
Hallo!
Um noch einmal auf den Beitrag von ottofranz einzugehen: Es war nicht die Rede davon, daß in Grauhof oder Goslar Raketen hergestellt wurden, es wurde lediglich auf eine Verladestelle hingewiesen. Wie wahrscheinlich das ist, sei einer zukünftigen Recherche überlassen. Das mit der Nutzung des Tanks hat allerdings einiges für sich, die Dinger waren aus Aluminium.
Ich habe in den 60-er Jahren einige Monate im Nachbarbetrieb von LHB gearbeitet, bei der SASTA. (Salzgitter Stahl AG). Dort wurden u.a. Pipelinerohre neben Stahlbauartikeln hergestellt. Es hieß dort bzgl. der Firma LHB, die sei aus Breslau nach Salzgitter nach dem verlorenen Krieg übergesiedelt, das ist also korrekt erwähnt.
Eines ist noch interessant, was allerdings den Rahmen dieses Themas sprengt: Die gesamten Konstruktionsunterlagen der V-Waffen Fertigung wurden in einer unterirdischen Sprengstoffkammer der Eisenerzgrube "Georg Friedrich" bei Hahndorf versteckt, dann allerdings von den Amerikanern in einer Nacht und Nebelaktion schnellstens in ihr Besatzungsgebiet geschafft, bevor Niedersachsen an die Engländer übergeben wurde. Da gönnte der Eine dem Anderen nichts.
Der Tip von Speedy ist gut, ich werde jedenfalls zur Alstom fahren, um mir die Sachen dort anzusehen. Vielen Dank. Volker

Harzer06
26.07.2019, 13:49
Moin,

ich kann mich an einen Tank als liegendes Dekorationsstück vor dem Eingang der damaligen Quellschenke erinnern. Jedenfalls ein längliches, zylindrisches Metallteil mit Anschlußöffnungen. Von manchen wurde es auch als umgenutzter Torpedo bezeichnet, vielleicht um keinen Bezug zu V-Waffen herzustellen. V2-Tank dürfte da schon erheblich glaubwürdiger sein.

G´Auf
Harzer06

ottofranz
26.07.2019, 20:19
Hallo,

erstmal vielen Dank für die guten und informativen Beiträge meiner Vorredner zu diesem Themenkreis.

Ich möchte das Ganze auch nicht weiter vertiefen, nur eine Richtigstellung zum besseren Verständnis.


Zitat von DonMartino in seinem Beitrag : "Grauhof war doch auch V 2 verladestelle"
Eine Produktion bzw. ein Produkt ist die Voraussetzung für eine Verladung, sonst gäbe es ja keine
Verladung. Daher könnte ein Leser annehmen, daß auf dem Grauhof-Gelände V 2 oder wichtige
Bauteile davon hergestellt wurden. Meines Wissens nach hatte der Grauhof-Brunnen ein Anschluß-
gleis zum Güterbahnhof Grauhof der Reichsbahn.

Hier kann eben schnell ein falscher Eindruck entstehen. Nur darauf wollte ich hinweisen !

Alles gut !
Ottofranz

Bu2lrot
26.07.2019, 20:29
Guten Abend,

kann denn jemand sagen was das für unnatürliche Bodenbewegungen in diesem Bereich sind von denen DonMartino in seinem ersten Beitrag gesprochen hat?
Also ich meine die gut 2 Meter hohen "Wälle" die sehr lang sind. Im Bereich der Straße ist dieser unterbrochen.

Gruß
Bu2lrot

Harzer06
26.07.2019, 20:55
Moin,

dabei dürfte es sich um den alten Bahndamm handeln. Das Gleis kam von Westen (bei der Stellwerksruine und dem noch stehenden Signalmast), querte die Straße mit einem Bahnübergang und passierte das Firmengelände von Alape auf der Südseite. Nach dem Bahnhof Grauhof ging es weiter parallel zur Landstraße (zwischen Straße und den Teichen), anschließend durch die Felder nach Immenrode. Ein kurzer Abzweig ging zum Brunnnenbetrieb, ist aber schon lange rückgebaut.
Unbestätigten Erzählungen zufolge soll Alape ein Nachfolgebetrieb einer früheren Ziegelei auf dem Gelände sein.

G´Auf
Harzer06

ottofranz
26.07.2019, 21:00
Hallo Bu2lrot,

hierbei handelt es sich um den Schießplatz der Luftwaffeneinheiten der Wehrmacht vor und während
des 2. Weltkrieges. Die einzelnen Schießbahnen sind aus Sicherheitsgründen mit Erdwällen vonein-
ander getrennt. Wahrscheinlich wurde die Straße erst später angelegt, daher die Unterbrechung.
Die Wälle waren im Ursprungszustand sehr viel höher. Hier haben natürliche Bodenbewegungen und
Erosion zu Abtragungen geführt

Nach dem Krieg wurde beim Einzug der Bundeswehr auf dem Fliegerhorst der Schießplatz Astfeld
in Betrieb genommen. Dort kann man noch heute die Erdwälle erkennen. Die Systematik ist analog
die Gleiche.

Ich hoffe, es kann Dir weiterhelfen.

Grüße
Ottofranz

Bu2lrot
26.07.2019, 21:18
Hallo ottofranz,

vielen Dank für die Informationen!
In Astfeld befindet sich auch ein alter Schießplatz?

Gruß
Bu2lrot

ottofranz
27.07.2019, 12:52
Hallo Bu2lrot,

die alte Standortschießanlge befand sich südlich von Astfeld Richtung der Harzberge. Er war über einen
Fahrweg besser Feldweg der über die Bahnstrecke Goslar-Langelsheim führte, zu erreichen.

Das Haus des Platzwartes steht noch heute, ist aber wohl an Privatleute verkauft. Es gibt von Herzog-
Juliushütte Richtung Wolfshagen u.a. einen Radweg der direkt am Gelände vorbeiführt.

Grüße
Ottofranz

Harzer06
27.07.2019, 23:26
Moin,

ja, die Anlage bei Astfeld ist jetzt in Privatbesitz. Habe da mal Pferde gesehen.
Zu dem Gelände nördlich des Fliegerhorstes stellt sich mir eine Frage. Gab es da zwei Schießplätze? Mir war bisher nur der vor wenigen Jahren abgerissene Bau im Wäldchen direkt nördlich des FH-Geländes bekannt. Die Frage nach den Bodenbewegungen schien sich m.E. jedoch auf die heutige Ortslage Grauhof zu beziehen. :conf:

G´Auf
Harzer06

ottofranz
28.07.2019, 15:21
Hallo in die Runde,

es kann sein, daß bei den Beschreibungen der Vorredner evtl. es sich um 2 verschiedene Aufschüttungen
handelt, die hier erwähnt wurden.

Also ich meine die Erdwälle im Grauhöfer Holz nördlich des ehem. Fliegerhorstes. Die sind eindeutig einem
Ex-Schießplatz zuzuordnen. Ein Bahndamm sieht ganz anders aus. Der Querschnitt ist immer trapezförmig
und mit einem entsprechendem Unterbau versehen um die Lasten der Züge zu tragen.

Wie schon richtig beschrieben zweigte das Anschlußgleis zum Grauhof-Brunnen vor dem Stellwerk rechts ab,
um das Firmengelände zu erreichen. Aber es war niveaugleich und kein Bahndamm erforderlich. Ein Stück
des Schienenfragmentes lag bis in die 70'Jahre noch im Straßenplanum.

Der noch heute zu sehende Bahndamm parallel zur Straße nach Gut Grauhof war Teil des Streckenabschnitts
Grauhof-Vienenburg. Diese verlief in der Gegenrichtung zum Bahnhof Langelsheim nördlich von Astfeld.
Davon ist heute nichts mehr zu sehen.

Grüße
Ottofranz

ottofranz
28.07.2019, 15:44
Hallo,

muß mich zu meinem Beitrag kurz korrigieren. Es handelt sich nicht um ein Stellwerk
sondern um einen Wasserturm.

Wer Interesse an dem Thema hat, dem empfehle ich die Seite ""www.stillgelegt-niedersachsen.de"
unter Rubrik Harz ist die ehem. Strecke mit Google-Maps-Karte, einer kurzen Beschreibung sowie
richtig guten Fotos mit einer kurzen Erläuterung versehen. Die Fotos sind allerdings schon älteren
Datums.

Grüße
Ottofranz

Harzer06
28.07.2019, 18:24
Moin,

Die Wallreste im Wald unweit des FH-Geländes sind die Reste eines Schießstandes (Quelle: www.geocaching.com, Caché-Nr. GC4KT7D), der vor wenigen Jahren abgerissen wurde. Nur die Erdaufschüttungen sind weitgehend geblieben.

18363

G´Auf
Harzer06

DonMartino
11.07.2020, 22:48
Es gab dort 2 Schießstände.

Zum Thema V2: die Ausführungen von OttoFranz machen Sinn. Vllt wirklich nur eine Legende, weil der Tank dort lag.
Wobei die Konstruktionszeichnungen etc. wurde ja auch nicht so weit weg gefunden...;-)

Günther und Helga
12.07.2020, 09:15
An diesen Schiessständen haben wir in der Zeit 1957 - 59 (als ich noch beim BGS war) Schiessübungen mit Pistole und MP gemacht. Die Zufahrt ging damals von der Strasse Goslar-Hahndorf, dort wo jetzt der Abzweig ins Gewerbegebiet (z.B. Campingladen) ist nach rechts in den Wald.