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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Clausthal-Zellerfeld] Sprengstofffabrik "Werk Tanne"



glatzemann
15.09.2019, 21:04
Werk Tanne.....hinter diesem Begriff verbirgt sich eine am östl. Rand von Clausthal-Zellerfeld gelegene Sprengstofffabrik die zu Zeiten des III Reiches aktiv produziert hat.

„Fabrik Clausthal der Gesellschaft mit beschränkter Haftung zur Verwertung chemischer Erzeugnisse“....so der komplette Name, gehörte mit zur Dynamit Nobel AG.
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1936 begann man mit der Vorplanung und dem Ankauf von 120ha Grundstück von der Forst.
Viele Gründe sprachen für den Standort Clausthal für die Errichtung einer Sprengstofffabrik.
-Das Areal lag so ziemlich in der Mitte des Reiches
-Genügend Wasser, sowie Wald zur Tarnung und eine verkehrstechnische Anbindung waren vorhanden. Zudem gab es durch den im Jahr 1930 stillgelegten Bergbau genügend freie Mitarbeiter.

Baubeginn war bereits 1936. Auf dem 120ha großen Areal errichtete man ca. 210 bunkerähnliche Betongebäude (Bzw. Betonständerwerk mit Bimssteinausmauerung). Im zentralen Werksbereich waren diese Gebäude umwallt damit bei einer ungewollten Explosion der Druck nach oben entweichen sollte. Aus diesem Grund waren die Gebäude und einzelnen Produktionsstufen dezentral errichtet, damit im Falle einer Explosion nicht alles komplett explodiert.
Die Gebäude hatten allesamt Wannenartige Dächer die mit Waldboden gefüllt und mit Bäumen bepflanzt wurden. Aus der Luft war daher das Werk kaum auszumachen.
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Foto: US Air Force Oktober 1944

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Skizze der Werksanlagen.

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Die Tarnung....bewaldete Dächer der Gebäude.

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Auf dem Dach des Verladebahnhofs.

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Auch heute ist die Tarnung noch perfekt. Würden die Gebäude im zentralen Werksbereich keine Schatten werfen, wären sie fast unsichtbar.

1938 war die Anlage dann komplett Betriebsbereit und konnte die Produktion aufnehmen.

-Kernaufgabe des Werk Tanne war die Produktion von TNT (Trinitrotoluol) als militärischer Sprengstoff. Dieser wird in einem dreifachen Nitrierprozess aus Toluol, Oleum (konz. Schwefelsäure) sowie Salpetersäure hergestellt. Hiervon produzierte Werk Tanne 3000 Tonnen pro Monat, oder 13,6% der gesamten Produktion im Deutschen Reich.

-Des weiteren wurde Beutemunition auf.- bzw. umgearbeitet. Ca. 330 Tonnen pro Monat

-In Werk Tanne wurden auch zuvor angelieferte leere Granaten, Bomben und Tellerminen mit Sprengstoffpresskörpern befüllt. Pro Monat ca. 20 000 Tellerminen sowie 250.000 Granaten.

DAS THEMA WERK TANNE IST SEHR UMFANGREICH... DAHER FOLGEN WEITERE FORTSETZUNGEN!!!

Steiger44
17.04.2020, 12:13
Hallo allerseits!

Eine kleine Anmerkung zum letzten (Luft-)Bild:
Auf älteren Luftbildern bei Google-Earth stehen die Gebäude noch im Wald, und die Tarnung war noch perfekter, Schatten waren kaum zu sehen.
Auf dem hier gezeigten Bild ist der Wald im Bereich der Baustelle für die aktuellen Sanierungsmaßnahmen bereits gerodet worden (Februar/März 2018 ). Daher der Schattenwurf...
Die meisten der hier sichtbaren Gebäude wurden 2019 abgerissen und große Becken zum Auffangen von belastetem Wasser wurden ausgehoben.

Viele Grüße :-)

Bambusfreund
10.09.2021, 10:58
Hier noch ein Link mit Untersuchungen, speziell die Entsorgung der giftigen Abwässer im Werk Tanne.
http://www.biosensor-physik.de/biosensor/werk-tanne.htm