PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Atombombe für Oker?



Lilo Wandert
04.10.2019, 09:58
Im Herbst 1979 bei der Eröffnung vom „Tollis“ in der Kornstr., man musste 3 Ouzos lang an der Theke auf einen freien Stuhl warten, sass ich endlich mit einem Ingenieur von HC-Starck am Tisch, der etliches über die (Borchers)-Firmengeschichte berichtete.
U. a. auch dieses:
„Die Hiroshima-Bombe sollte ursprünglich die für die Nazis wichtigen Betriebe in Oker ausradieren. Nur den (jüdischen/verwandtschaftlichen) Beziehungen der Borchers-Eigner zum US-amerikanischen Finanzminister Morgenthau sei es zu verdanken gewesen, dass man statt Goslar Japan für den „Atomtest“ wählte.“

Damals schien mir diese Aussage plausibel, hatte ich doch in vager Erinnerung, als 7.-Klässler in Göttingen Ähnliches vom Geschichtslehrer gehört zu haben.

Bis heute konnte ich keine „Beweise“ für diese Aussagen finden---vielleicht hilft dieses Forum weiter?

(übrigens: Tollis war damals langersehnt der erste Grieche in der Kaiserstadt)

ottofranz
04.10.2019, 11:00
Hallo Lilo,

die von Dir gehörten Aussagen des Ingenieurs und des Geschichtslehrers ist sehr gewagt und auch historisch
nicht belegt und bewiesen.

Die Atombomben der Amerikaner waren erst Mitte 1945 einsatzfähig, zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland
schon längst kapituliert. Wir erinnern uns, am 10.April 1945 wurde die Nordharzregion von US-Truppen besetzt.

Und wenn die US-Regierung auch solch ein Ansinnen hatte, gab es im Deutschen Reich bestimmt wichtigere
Ziele als Oker(z.B. Ruhrgebiet). Was Tatsache ist, der Bau der damaligen Zinkhütte Harlingerode wurde
mit amerikanischen Kapital und Know-How errichtet. Daher sind die Industriebetriebe im Raum Oker/Har-
lingerode auch weitgehend von herkömmlichen Luftangriffen verschont geblieben.
(Quelle: Dr. Kunibert Hanusch `Zinkmetallurgie in Oker/Harlingerode`)

Der Ingenieur hatte wahrscheinlich schon mehr als 3 Ouzos konsumiert. Man muß nun wirklich nicht
alles glauben was einem erzählt wird.

Grüße
Ottofranz

Harzer06
04.10.2019, 15:44
Moin,

das halte ich auch für ein Gerücht. Die Atombombe war damals ein sehr teures Objekt, das selbst bei rechtzeitiger Fertigstellung garantiert nicht für ein relativ unbedeutendes Ziel verschwendet worden wäre. Im Sommer 1945 besaßen die Amerikaner ganze drei Bomben, wobei die Kosten des Projekts bis 1945 mit 1,9 Mrd. Dollar angegeben werden. Nach heutigen Maßstäben dürften das wohl mehrere Mrd. pro Bombe sein.

Herrn Mehnert erwähnt in seinem Buch über die Zinkhütte Harlingerode nichts von amerikanischem Kapital. Die Technikumsversuche mit Rammelsberger Erzproben und die Planungen der Anlagen fanden demnach zwar bei der New Jersey Zinc in Palmerton statt, wurden aber von Deutschland bezahlt. U.a. mit 50000 Dollar für die Planungsunterlagen und einer Lizenzabgabe für jede produzierte Tonne Zink.

G´Auf
Harzer06

märklinist
04.10.2019, 15:52
Hallo Lilo,

ich muss ottofranz Recht geben, Goslar war niemals das Ziel für eine Atombombe, gut, auch ich hab in Erinnerung, das die Atombombe entwickelt wurde um diese auf das damalige Deutsche Reich abzuwerfen, genauer gesagt, sollte damit Berlin wohl gemeint sein, aber die Kapitulation kam dem zuvor, zu unser aller Glück. Der 2. W.K. endete im Pazifik durch den Abwurf der beiden Atombomben (Hiroshima und Nawasaki) im August 1945), daraufhin kapitulierte auch Japan.
Eine A-Bombe auf Borchers, das käme ja mit Kanonen auf Spatzen schießen gleich, aber in der Tat, im Bereich der Borchers Werke soll eine Sprengbombe abgeworfen sein, das haben mir mal meine Eltern erzählt und die hatten keinen Ouzo getrunken.
Weiter anmerken möchte ich, das Goslar eine Lazarettstatt war im 2. W.K., hätte man so etwas schreckliches wirklich getan, das wäre nach meiner Ansicht ein Kriegsverbrechen gewesen. Ein Abwurf einer damligen Atombombe hätte weitaus mehr zerstört, als nur die gesamten damaligen Industriebetriebe in Oker.

In diesem Sinn
der märklinist

Trichtex
04.10.2019, 18:18
Moin Lilo!


Im Herbst 1979 bei der Eröffnung vom „Tollis“ in der Kornstr., man musste 3 Ouzos lang an der Theke auf einen freien Stuhl warten
Danke für diese schöne Erinnerung an Zeiten, in denen die Gastronomie in Goslar, der Region und in ganz Deutschland noch brummte. Ich erinnere ich mich noch daran, ein paar Jahre später in der Mittagspause beim Lito am Bahnhof 20 Minuten für ein Gyrosbrötchen angestanden zu haben. Ohne Reservierung ging in den 80ern abends bisweilen sogar unter der Woche kaum etwas. *seufz*

Zur Bombe ist ja schon genug geschrieben worden.

Viele Grüße,

Gunther

Lilo Wandert
05.10.2019, 11:11
(@ OttoFranz) das Engagement der Amerikaner in Sachen "Stützung der Deutschen Wirtschaft" ist unbestritten, jedoch erst NACH dem Morgenthau-Plan 1944 (der so ein wenig auf "Auge um Auge--Zahn um Zahn" basierte)
https://de.wikipedia.org/wiki/Morgenthau-Plan
durch den Marshall-Plan 1948.
https://de.wikipedia.org/wiki/Marshallplan