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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Alles Essig oder sind die Goslarer sauer ?



Reinecke
11.11.2019, 17:14
Hallo es gibt, richtigerweise es gab mindestens drei Bäckereien und einen Hersteller, die beruflich mit dem Begriff bzw. Wort ESSIG
genannt werden müssen.
Hans-Heinrich und Heinrich Essig (Vater und Sohn) mit dem Geschäft in der Breiten Straße Nr. 18. Heiner Essig war einmal mein
Mitschüler und später ein bekannter Goslarer Promi mit seinem roten Fiat-Spider Cabrio. -
Hans-Heinrichs Bruder Hermann Essig betrieb seine Bäckerei im Nußanger 8 in Sudmerberg und hatte eine Verkaufsstelle
in der Kötherstraße Ecke Thomasstraße. - Für mich war sein Streuselkuchen mit und ohne Puddingfüllung der Einkaufs-Hit. -
Beim Stöbern im Einwohnerbuch 1973/74 habe ich noch einen Herrn Gerhard Essig, Bäcker, Clausbruchstraße 7 gefunden, den ich
nicht richtig zuordnen kann.- Kennt irgendeiner Gerhard Essig persönlich ? - Wäre eine tolle Information!
Ich weiss es gab auf der Clausbruchstraße einen Bäcker bzw. eine Verkaufsstelle der Bäckerei Isbrecht.

In den 50er und 60er Jahren wurde noch in der Oberstadt in der Bergstraße 32 von Friedrich Simon eine Weinessig und Mostrich
(Senf) Produktion betrieben.
Der eigentliche Herstellungsprozess vom Mostrich, Senf und Weinessig wurde auf der gegenüberliegenden
Straßenseite Peterstraße Ecke Ziegenstraße (und Nicht in der Kettenstraße!) betrieben.
Vermutlich wurde bereits seit 1900 diese Spezialität produziert. - Ich konnte diese aromatischen Gerüche im Bereich der Bergstraße 26/27 im Garten meiner Großeltern schmecken und manchmal auch die Arbeiten hören, z.B. das Reinigen der Gärbottiche. - Es war halt alles Handarbeit.
Relikte dieser bekannten Firma sind die Senftöpfchen und Mostrich(Senf)-Spender aus Keramik. -
Den letzten habe ich nach der Grenzöffnung bei einem Gaststättenbesuch 1998 in Halberstadt gesehen. Ich war sehr überrascht
und habe die Herkunft erfragt - Den haben wir von unserem Onkel Weiberg in Goslar geerbt.

Also Back to the roots! Egbert Reinecke

ottofranz
13.11.2019, 16:36
Hallo Leute,

vielleicht auch passend zum Thema, wer kennt noch die Gurkenfabrik von List in der Dedeleber Str. ?

Habe dort 2 Saison lang in den Sommerferien gearbeitet. Man stank meilenweit gegen den Wind
nach Essig, selbst die Busfahrer nahmen einen nur ungern mit.

Die Saison dauerte von Anfang Juli bis zum Herbst, zuletzt wurden Senfgurken eingelegt. Hauptsäch-
lich waren Hausfrauen und Schüler beschäftigt. Ist später aus Rentabilitätsgründen eingestellt worden

Grüße
Ottofranz

Reinecke
14.11.2019, 00:20
Die berühmten LIST - (Sauer-) Gurken
Die Gurkenfabrik in der Dedeleber und auf der Breiten Straße die Einfahrt für den Listschen Großhandel bzw. die Einzelhandelskunden.
Die List-Gurken hatten vom Geschmack her ihr spezielles Aroma, das von keinem Industrieprodukt aus Süddeutschland erreicht wurde. Ansatzweise kann man diesen Eigengeschmack mit den heutigen Gurkenkonserven aus dem Glas oder Fass in der Spreewälder Gewürzmischung vergleichen. Dieses Goslärsche Produkt ist allein durch den eigenen Gurkenanbau sowie der Gurkengewürze (Dill, Gurkenkraut und Zwiebeln) in der speziellen hauseigenen (geheimen) Rezeptur und die Produktion im Umfeld des Birkenhofs zu teuer geworden. - Es war schon immer etwas Besonderes einen guten Geschmack zu haben.- Der Umzug des Listschen Großhandel
nach Kramerswinkel zur Lilienthalstraße 1 war wohl der eingeengten Lage in der Innenstadt geschuldet und ich meine auf
der gegenüberliegenden Straßenseite wurden auf einem Feld bis etwa 1975 die erforderlichen Zutaten geerntet.
Wo und wann die Gewürzgurkenfabrikation eingestellt wurde ist mir nicht bekannt aber ich weiss sehr gute Produkte
können sehr schnell wieder in der Orginalrezeptur für alle Verbraucher zurückkehren.
- Siehe das Immenröder Harzkäse Rezept - Nun kommt der HARZER aus einer Käserei an der Weser.
Es ist halt nicht ALLES Müller was vermilchreist wird ! Oder Verwandschaft ist wie Fisch, irgendwann....Stinkt es mir auch !
Sagt der Reinecke

ottofranz
14.11.2019, 12:19
Hallo Egbert,

wie Du schon aufgeführt hast wurden die Zutaten (z.B. Dill) auf dem Acker vom Birkenhof angebaut.
Ob allerdings auch die Gurken dort geerntet wurden, weiß ich nicht. Auf jeden Fall kamen regelmäßig
Lkw aus Holland mit Gurken. Alles in stabilen Holzkisten etwa so groß wie die damaligen Bierkisten.

Es wurde mit der Hand abgeladen ohne Paletten und Stapler, alles russisch mit Muskelkraft.
Die ganze Produktion war auch schon für damalige Zeit etwas primitiv. Maschineneinsatz war nur
auf das notwendigste beschränkt.

Wie schon ganz richtig beschrieben, die Gurken im Glas wie auch aus den 3L. und 10 L.Konserven
waren richtig lecker und delikat. Das Lager war praktisch bis zur Decke mit Kartons und Konserven
gestapelt. Und wenn man nach ein paar Tagen wieder kam, war die Hälfte schon weg und verkauft.

Grüße
Ottofranz