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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Papiermühle im Granetal



Volker
29.11.2019, 18:33
Hallo Gemeinde!
Ich will jetzt endlich einmal den Beitrag schreiben, der mir schon lange auf den Nägeln brennt: Die Papiermühle im Granetal.
Auf einem Kartenausschnitt, den ich von einem Bekannten erhielt, ist diese Papiermühle abgebildet. Es handelt sich um eine Markscheiderkarte von dem Markscheider J.Ch.Laenge aus dem Jahre 1799, die ich hier abschnittweise mit abbilden will.
Als Kinder und Jugendliche sind wir von Hahnenklee aus viel in dieser Gegend unterwegs gewesen, auch beim Graneblockhaus. Mich hat diese Gegend immer fasziniert, in erster Linie der sogen. "Glockenhüttenplatz", wo im Mittelalter Rammelsberger Erze verhüttet wurden. Der liegt dort, wo der Glockenbrunnen ist. Kann man an den herumliegenden Schlacken zur Grane hin unschwer erkennen.
Doch jetzt zum eigentlichen Thema, der Papiermühle: Sie lag gegenüber des Glockenhüttenplatzes jenseits der Grane am Berghang. Sie wurde vermutlich um 1563 erbaut, das ist aber urkundlich nicht gesichert. Gesichert ist das Jahr 1622, da sind Eintragungen im Lautenthaler Kirchenbuch vorhanden, da die Bewohner der Mühle kirchlich zu Hahnenklee bzw. Lautenthal gehörten. Die Grane bildete die Grenze zur Stadtforst Goslar. Aber das ist ein eigenes Thema.
Ca. 200m graneabwärts lag das sogen. "Stampfewerk", wo die Lumpen zur Papierherstellung zerfasert wurden, Papier wurde damals ausschließlich aus Lumpen hergestellt. Man hat diese Einrichtung vermutlich entfernt positioniert, um dem Lärm und Gestank zu entgehen. Die Technik dieses Werkes entsprach der in Goslar noch heute befindlichen Lohmühle.
Kurz vor der dort befindlichen Betonbrücke über die Grane zweigte der Wassergraben zur Mühle und dem "Stampfewerk" ab. Von dort bezog man das Wasser zum Antrieb der Wasserräder und zur Papierherstellung. Etwas oberhalb am Hang lag das Wohnhaus mit Garten. Bauliche Reste sind allerdings nur noch schwer auszumachen.
Die Mühle brannte dann im Jahr 1826 ab und wurde nicht wieder aufgebaut, vermutlich war der dortige Herstellungsprozess nicht mehr konkurrenzfähig, da zu dieser Zeit die Zerfaserung der Lumpen mit dem sogen. "Holländer" einsetzte, der wesentlich leistungsfähiger aber auch kostspieliger war.
Bei meiner letzten Begehung, u.a. mit Metalldetektor, fand ich nahe der Mühle 13 Stck. Patronenhülsen von einem deutschen Maschinengewehr, da muß wohl eine Stellung gewesen sein. Das war aber auch der einzige Fund aus Metall, metallene Überreste der Mühle fand ich keine. Aber das nur am Rande.
Die Reste des Fundamentes weisen noch deutliche Brandspuren auf, erstaunlich nach so vielen Jahren. Kann man auf einem der Bilder gut erkennen.
Wer Zugang zu dem Harz-Berg-Kalender von 1957 hat, kann dort einen interessanten Beitrag zu den dort tätigen Papiermüllern und den von ihnen verwendeten Wasserzeichen im Laufe der Jahrhunderte nachlesen, verfasst von einem Ehepaar Tacke aus Hannover.
So, jetzt will ich noch ein paar Bilder einsetzen. Ich könnte noch mehr über dieses Thema schreiben, aber der Beitrag soll überschaubar bleiben. Übrigens lag ca. 250m höher in Richtung Hahnenklee noch eine Getreidemühle, am Ausgang des großen Hühnertales, die ein paar Jahre später auch abbrannte. Aber das ist ein eigenes Thema.18725
Glück Auf Volker18728