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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Städtische Brauerei Goslar und die Gose



Andreas
09.10.2010, 08:53
http://www.goslarer-geschichten.de/images/threadthumbs/rapi.jpg
Die Stadt Goslar ist nicht nur bekannt durch zahlreiche Sehenswürdigkeiten - wie die wunderschöne Altstadt und das Weltkulturerbe Rammelsberg, sondern auch durch die Bierspezialität Gose. Benannt wurde das Bier nach dem gleichnamigen Fluss in Goslar.

Die Gose ist eine der ältesten Biersorten der Welt. Zum ersten Mal erwähnt wurde es im Jahre 1332. Es war schon damals ein Goslarer Exportschlager. Sogar die Stadt Hamburg bezog sein Bier regelmäßig aus der Kaiserstadt.

Es handelt sich um ein obergäriges Bier, dass durch Zusätze wie Kochsalz und Koriander und einem hohen Anteil an biologischer Milchsäure einem besonderen Geschmack hat. Das Gosebier entstand nach dem Prinzip der Spontangärung. Nach der Herstellung lagerte die Maische in offenen Gärbottichen. Gelangten die Hefebakterien „zufällig“ von den feuchten Decken und Wänden in die Kessel, konnte der Sud zu Bier gären.

Bis ins 16. Jahrhundert war die Blütezeit des Gosebieres, doch der Dreißigjährige Krieg sorgte für ein vorläufiges Ende. Nach den Wirren des 17. Jahrhunderts verlagerte sich die Herstellung des Bieres nach Anhalt.

Ab 1806 übernahm die Stadt Goslar die Administration des Brauwesens. Um 1800 war es zwischenzeitlich woanders gelungen, eine andere Braumethode zu entwickeln. In Goslar hielt man jedoch an der Spontangärung fest, die Gosebrauereien kamen dadurch in der Mitte 19. Jahrhunderts komplett zum Erliegen.

1935 wurde die Gose durch die Brauerei Natermann wieder belebt - Diese Aktivitäten waren doch nur eine kurzfristige Episode. Die Gose geriet gänzlich ins Vergessene.

Die Städtische Brauerei braute zwar zahlreiche Biersorten, jedoch keine Gose. Neben dem am bekanntesten Rammelsberger Pils wurden unter anderem Rammelsberger Edelpils, Rammelsberger Spezial-Export, Rammelsberger Vollmalz und das Dukator Starkbier (mit dem Dukatenmännchen) gebraut.

Am 21. August 1967 schloss auch die städtische Brauerei ihre Tore, Braumeister Hammann arbeitete zum letzten Mal an der Sudpfanne.

1990-1995 fand das Brauen in Goslar, mit der Eröffnung des von Clemens Paul geführten „Brauhaus“, auf dem Brauhof seine Fortsetzung. Das Bier hieß nicht „Gose“, dafür aber „Gils“ in Anlehnung an Goslarer Pils.

Im April 2004 übernahm Braumeister Odin Paul die Herstellung des Harzer Urbieres und eröffnete 2009 das Brauhaus Goslar. Es gibt wieder eine „echte“ Gose und auch „RaPi“, das Rammelsberger Pils wird wieder gebraut.

Blick von der Kaiserpfalz, links neben der Marktkirche die Brauerei

Andreas
09.10.2010, 09:14
Und hier noch ein paar Relikte ...

Andreas
14.11.2010, 15:13
Eine alte Werbung,
wohl schon unter der Regie von Einbecker :evil:

bergland
14.11.2010, 19:15
der torbogen der einst zum brauereigelände an der bergstraße führte und 1906 dort abgetragen wurden steht noch ...
er bildet heute das eingangsportal zum "frankenberger kloster" , heute altenheim

Andreas
23.12.2010, 09:46
Hallo,

hier ein Auszug aus der Sortenvielfalt der Städtischen Brauerei

AlterSchirm
31.12.2010, 06:01
Frage an die Fachleute (als bekennender Nichtbiertrinker; Jan):

Wird das Gosebier heute auch wieder (noch) mit Zusätzen von Gewürzen und Milchsäure im Spontanverfahen hergestellt?

bergland
31.12.2010, 15:35
vll hier :

http://www.brauhaus-goslar.de/

das brauhaus goslar liegt gegenüber der marktkirche neben der butterhanne / tiffanys ... wenn ich mich am letzten tag des jahres richtig entsinne

AlterSchirm
31.12.2010, 17:01
Ja, da stehts. Danke

Andreas
20.03.2011, 14:15
Malz
Habe etwas nachgebessert, die Scanvorlage war wirklich schlecht

Andreas
09.06.2011, 18:18
Vor langer Zeit mal bei Ebay rausgefischt, der Preis für das Kartenspiel ging dann allerdings durch die Decke :evil:

Andreas
24.07.2011, 14:11
wenn Bier dann ...

Speedy
08.09.2011, 09:27
Um noch mal auf das Gosebier zurückzukommen. Das wurde auch in der Brauerei Junge gebraut und abgefüllt.
Die Räumlichkeiten am alten Schlachthof habe ich mal besichtigt. Dort wurden die Flaschen noch mit einer alten Maschine per Hand abgefüllt.
Allerding waren die Kapzitäten der Brauerei zu klein. Wird der Grund gewesen sein, warum es sie nicht mehr gibt.
Der ehemalige Besitzer ist mittlerweile nach Neuseeland ausgewandert.

Gruß
Uwe

Andreas
30.10.2011, 09:47
Dukaten Gold,

entweder eine Sonderabfüllung für Trinks oder schon gar nicht mehr von der Goslarer Brauerei gebraut.

:guck:

Speedy
30.10.2011, 19:32
Den Namen Dukaten-Gold habe ich auch schon mal gehört, nur zuordnen kann ich ihn im Moment noch nicht.
Da muß ich mal bei meinem Vater nachfragen.

Verwaltung
29.01.2012, 14:06
Historie der Städtischen Brauerei, Goslar
1806 gegründet
1869 Städtische Societätsbrauerei
1918 Städtische Bierbrauerei
1968 wird eine GmbH
1977 Städtische Bierbrauerei BS

Birgit
29.01.2012, 15:26
Also hier kann ich auch eine Kleinigkeit beitragen:

12971

Andreas
29.01.2012, 18:48
Wo wir bei Bierdeckeln sind...
... ein besonders schönes und seltenes Exemplar :guck:

Hanno
29.01.2012, 19:54
Wo wir bei Bierdeckeln sind...
... ein besonders schönes und seltenes Exemplar

Hallo Andreas,

supi - gleich mit der Stadthalle drauf. Macht Durst schon beim Anschauen...:P

Krugwiese
12.03.2012, 12:01
Noch 'mal ein anderes Exemplar

Andreas
11.04.2012, 07:02
Da hat jemand aber einen Schnapper gemacht

http://www.ebay.de/itm/110852473859

kleine
23.08.2012, 21:00
Die Goslarer Gose

Die Goslarer Gose ist uralt. Goslar war als Brauerstadt
durch das Gosebier weithin bekannt.

Schon 1181 tauchen nach Überlieferungen im damaligen
Domstift erste Nachrichten über die Gose auf. Die ersten
Brauer waren in den Klöstern beheimatet.

Später wurden auch Bürger brauberechtigt. Durch die
Stadt wurden Privilegien verliehen, unter anderem auch das
Recht Bier zu brauen.

1557 besaßen 387 Häuser die Brauberechtigung. Es wurde
aber nur für den Hausgebrauch gebraut. Einige große Brauhäuser waren für den Verkauf eingerichtet. Das bekannteste
war das Brauhaus der Familie Siemens, die Vorfahren des
heutigen Elektrokonzerns Siemens.

Die Stadt hatte eine eiserne Braupfanne angeschafft. Diese Braupfanne wurde zu den einzelnen Brauberechtigten ge-
fahren und man braute sein Bier, das dann im eigenen Keller
weiter verarbeitet wurde. Wenn diese Hausbrauer Bier ver-
kauften, wurde ein "Lof" eine Art Reiserbesen am Haus auf-
gehängt, zum Zeichen des Bierverkaufs. War des Bier alle,
wurde der "Lof" entfernt.

Die Reihenfolge der Brautage der einzelnen Brau-
berechtigten wurde ausgelost. Das Verfahren nannte sich
,,Reihebrauen".

Durch die offene Befeuerung der Braupfanne kam es oft
zu Bränden, die sich wiederholt zu Stadtbränden entwickel-
ten. Man mauerte die Pfanne dann ein. Vorher wurde die
Braupfanne, die auf einem eisernen Dreifuß, dem sogenann-
ten Stridden stand, nur mit Schieferplatten umstellt. Diese
Schieferplatten wurden in einer extra Schiefergrube, der
Pfannsteinsgrube gebrochen.

Nun betrieb man nur einige Brauhäuser, von denen sich
die Brauberechtigten ihr Bier zur weiteren Verarbeitung ab-
holten. Es wurde aber auch die Brauerei auf Zeit vermietet,
und der Inhaber bekam dann eine Entschädigung.

Um 1800 ging die Goseherstellung zurück und hörte ge-

gen 1840 dann ganz auf. Es war damals gelungen, die Bierhefe
zu züchten und dem Bier gezielt zuzusetzen. Die Biere wur-
den dadurch besser. In Goslar blieb man jedoch bei der
Spontangärung. Die Hefebiere verdrängten so die Goslarer
Gose.

1935/38 wurde von der Brauerei Fritz Natermann in Gos-
lar nochmals Gose gebraut. Diese Gose konnte sich nicht
durchsetzen. 1939 stellte die Brauerei den Betrieb ein. In die
Betriebsgebäude wurde ein Kino gebaut, später ein Aldi-
Markt und jetzt ein Schlecker-Markt.

Ein bezeichnendes Beispiel für den Zeitenwandel!

Seit 1993 braue ich in meiner Hausbrauerei die Goslarer
Gose und verkaufe diese auch in 2 Gaststätten. Es wird aber
ein Nischenprodukt bleiben, ein Pils-Trinker kann nicht zum
Gosetrinken bekehrt werden.

Zur näheren Erläuterung füge ich einen umfangreichen
Zeitungsartikel aus dem Jahr 1882 bei, der interessante Ein-
blicke in die Gosegeschichte von Goslar ermöglicht.
Andreas Wagenführer, Gosebraumeister Quelle: http://www.bierauseigenerkueche.de/Goslarer%20Gose.html

Die Seite ist noch wesentlich länger - reinschauen lohnt sich!
aus gleicher Quelle stammt dies:

Ein teilweise noch jetzt bekanntes Sprichwort von damals
lautete etwa folgendermaßen:

Ein gar sehr hurtig Bier
Ist die goslarische Gose
Kaum hat man sie im Munde,
So ist sie in der Hose. :D

Sitler
13.10.2012, 13:50
3064
Hallo mein Name ist Chris de Ridder aus Holland und ich sammle alte Bier gläser. Zuletzt fand ich dieses Glas. Wer weiß etwas mehr über dieses Glas zu erzählen?

Monika Adler
13.10.2012, 17:04
Hallo, chris, hast du schon mal alles unter"Rammelsberger Pils" im internet durchgesehn? Gruesse, Monika

Sitler
13.10.2012, 19:34
Hallo Monika,Dank für Ihre Antwort,
Ich habe zwar das Internet gesucht, aber über dieses Glas kann ich nichts finden.
Ich fand schonn diese Webseite.
Grüsse .Chris

Andreas
26.05.2013, 19:36
Diesen Bierdeckel habe ich neulich in der Bucht gefunden.

Andreas
24.02.2015, 23:30
Sogar Weißbier wurde gebraut

13778

Andreas
10.07.2015, 08:39
Export, Goslarer Spezial Bier. Für eine kleine städtische Brauerei wurde erstaunlich viele Sorten gebraut

14222

Andreas
30.06.2016, 09:31
Dieses Emaille-Schild gab es vor einigen Monaten bei Ebay ... war mir aber zu teuer

GS-Citizen
17.02.2019, 21:35
Hallo zusammen,
habe dies heute im Garten gefunden. Leider leer! ;)

https://s17.directupload.net/images/190217/temp/bqozb8d4.jpg (https://www.directupload.net/file/d/5366/bqozb8d4_jpg.htm)
https://s15.directupload.net/images/190217/temp/okgghb2f.jpg (https://www.directupload.net/file/d/5366/okgghb2f_jpg.htm)
https://s15.directupload.net/images/190217/temp/hbfwdppn.jpg (https://www.directupload.net/file/d/5366/hbfwdppn_jpg.htm)
https://s17.directupload.net/images/190217/temp/sbdafyvg.jpg (https://www.directupload.net/file/d/5366/sbdafyvg_jpg.htm)
https://s15.directupload.net/images/190217/temp/zpv844sa.jpg (https://www.directupload.net/file/d/5366/zpv844sa_jpg.htm)
https://s16.directupload.net/images/190217/temp/ls232kdd.jpg (https://www.directupload.net/file/d/5366/ls232kdd_jpg.htm)
https://s15.directupload.net/images/190217/temp/gxii4w2d.jpg (https://www.directupload.net/file/d/5366/gxii4w2d_jpg.htm)
https://s16.directupload.net/images/190217/temp/gib64ded.jpg (https://www.directupload.net/file/d/5366/gib64ded_jpg.htm)

Harzer06
17.02.2019, 22:15
Moin,
sehr interessanter Fund. :)

Leider ist auf den Bildern nur ein Teil des Textes zu erkennen. Da steht etwas von "unverkäuflich" und "Gebrauch ist strafbar". Ungewöhnlich für eine Bierflasche. Wie ist denn der ganze Wortlaut?

G´Auf
Harzer06

GS-Citizen
17.02.2019, 23:49
Der ganze Wortlaut ist:
F. NATERMANN BRAUEREI
GOSLAR
Unverkäuflich
Widerrechtlicher Gebrauch ist strafbar

Harzer06
18.02.2019, 14:19
"Gebraut wurde die Gose in früheren Zeiten nach dem Prinzip der ”Spontan-Gärung”: nach dem Herstellen der Maische lagerte diese in offenen Gärbottichen in den Kellern der damaligen Brauhäuser. Gelangten zufällig Bierhefebakterien von den feuchten Decken und Wänden der Kellergewölbe in die Kessel, konnte der Sud zu Bier gären. Blieben die Hefebakterien aus entstand Essigsäure, die hinter den Brauhäusern weiterverarbeitet wurde. Um 1800 war es andernorts gelungen, die Bierhefe gezielt zu vermehren und bei der Bierherstellung einzusetzen. Die Biere wurden dadurch besser. In Goslar aber blieb man bei der alten Brauart der Spontan-Gärung. So ging die Gosebrauerei zurück und kam um 1840 ganz zum Erliegen.

Erst 1935 wurde die Gose für kurze Zeit von der Brauerei Fritz Natermann in Goslar wiederbelebt. Von 1993 bis 2004 nahm der Braumeister Andreas Wagenführer mit dem Gosebrauhaus Goslar-Oker mit entsprechender neuzeitlicher Produktionsart die alte Tradition des Gose-Bieres wieder auf, bis im April 2004 der Braumeister Odin Paul mit dem Brauhaus Goslar die Herstellung des Harzer Urbieres übernahm."

Aus: https://www.brauhaus-goslar.de/index.php/geschichte-der-gose.html

Was das mit unverkäuflich und widerrechtlichem Gebrauch auf sich hat, bleibt noch im Dunkeln.

G´Auf
Harzer06

Bergmönch
18.02.2019, 16:52
Bei der Historie der verschiedenen Brauhäuser in Goslar wird immer das, ab Mitte der 1980er Jahre bis 1996 existierende Brauhaus, in der ehemaligen Feuerwache (Marstallstraße) vergessen. Dort braute Clemens Paul (Sohn des Ex-Bürgermeisters und nicht verwandt mit Odin Paul) ein naturtrübes Helles namens "Gils". Das stand für Goslarer Pils. Auch eine dunklere Version war zu haben.


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=17914&d=1550503577



Das Gils war gut gehopft und ein herb-süffiges Getränk. Mit seinem Bier war Clemens Paul auch auf Altstadtfesten und ähnlichem vertreten. Produziert wurde das Bier von einem angestellten Braumeister in der Gaststätte, in der man auch herzhaft essen konnte.


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=17915&d=1550503588


Nachdem die Brauereigaststätte in wirtschaftliche Schieflage geraten war, wurde sie verkauft und dann als Wolpertinger Brauhaus weiter geführt. Bier wurde dort jedoch nicht mehr hergestellt. Sudkessel und Lagertanks wurden veräußert und mussten in einer spektakulären Aktion mit Krahn, durch das Dach, aus dem Gebäude gehoben werden. Auf dem Hahn hatte man Erzeugnisse der Binding-Brauerei - aber das ist eine andere Geschichte.

Beste Grüße

Bergmönch

thronerbe
18.02.2019, 17:29
"Unverkäuflich" kann ein Hinweis auf einen Haustrunk sein. Dieses sogenannte "Deputat", erhielten die Mitarbeiter in Brauereien als einen in Naturalien ausgezahlten Bestandteil des Lohnes. Diese Flaschen durften nicht veräußert werden.

Viele Grüße

thronerbe

Bergmönch
19.02.2019, 18:05
"Unverkäuflich" kann ein Hinweis auf einen Haustrunk sein. Dieses sogenannte "Deputat", erhielten die Mitarbeiter in Brauereien als einen in Naturalien ausgezahlten Bestandteil des Lohnes. Diese Flaschen durften nicht veräußert werden.

Viele Grüße

thronerbe


Vielleicht bezieht sich das ja auf das Leergut, also die Flaschen selbst.

Beste Grüße

Bergmönch

thronerbe
19.02.2019, 19:01
Das glaube ich nicht. Ohne Rückgabe des Leergutes gab es keinen Nachschub.
Einige Brauereien haben für den Haustrunk auch andersfarbige Flaschen verwendet. Im Schnitt gab es pro Tag 2 Liter Haustrunk. Da wurde natürlich viel Familie und Nachbarschaft beglückt. Verkauft werden durfte es aber nicht. Darum glaube ich nicht, dass es sich um einen Hinweis auf das Leergut handelt, sondern mehr den Gerstensaft selbst betrifft.

Viele Grüße

thronerbe

Speedy
28.10.2020, 17:45
Vier Gläser habe ich auch noch vom Rammelsberger Pils.
Einen Aschenbecher gibt es auch noch.