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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rekonstruktion/Skizze St. Johannis



AlterSchirm
27.12.2010, 09:54
Hallo zusammen,
wir haben uns mal an die zeichnerische Rekonstruktion der alten Bergdorfkirche gemacht, wobei wir uns grundsätzlich der Argumentation von H. G. Griep angeschlossen haben, dass das Hospital der Bergleute im nördlichen Vorbau (Obergeschoss) untergebracht gewesen sein könnte und dass die Kirche wahrscheinlich durch einen turmlosen westlichen Querriegel mit Glockenhaus abgeschlossen wurde.
Vielleicht weiß jemand dazu mehr, als wir. (Was ja nicht ganz so schwer sein dürfte) Und kann insbesondere die Grundrisse nach den Ausgrabungen 1926/64 prüfen, wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir die Zuordnung zu der älteren Kirche und den neueren Anbauten richtig gemacht haben, da unsere Quellen hierzu ziemlich dürftig sind.
Alles Liebe
Jan & Kathrin

Andreas
28.12.2010, 18:04
Hallo,

das ist ja gar nicht mal so klein. wenn man sich die Ruinen da oben ansieht, kann man die wahre Größe nicht wirklich erahnen.

:danke:

AlterSchirm
28.12.2010, 21:21
Wir sind einfach von einer Standardhöhe für Räume ausgegangen und bezüglich der Tragfähigkeit der Fundamente haben wir uns auf H.G. Griep verlassen, vermutlich kennt niemand die Goslarer Bausubstanz besser als er...

AlterSchirm
29.12.2010, 10:36
Dieser Artikel passt zu der Annahme, dass das Hospital der Bergleute im Kirchengelände war (letzter Absatz):

http://www.goslarsche.de/Home/harz/goslar_arid,169234.html

Im Dokument heißt es ja, dass jeder, der im Rammelsberg oder in den zugehörigen Betrieben arbeitet, an jedem zweiten Tage einen Pfennig in die Büchse zu legen habe, von dem dann die Pfleglinge unterhalten werden können.
Hier der zweite Artikel:

http://www.goslarsche.de/Home/harz/goslar_arid,169057.html

bergland
30.12.2010, 13:07
aus " Der Rammelsberg - tausend Jahre Mensch - Natur Technik "

erstmals wurde die kirche 1180 urkundlich erwähnt , die kirche war johannes dem täufer geweiht , hatte mindestens vier altäre und wird als gemeindekirche für das um sich liegende bergdorf gedient haben .
eine mit der kirche und nach dem namen ihres hauptheiligen benannte bruderschaft widmete sich der pflege bedürftiger und kranker bergleute , die quellen erwähnen diese bruderschaft erst 1260 , doch ist anzunehmen das sie schon früher bestand....

zu den ausmaßen , die kirche st.johannis soll etwa 38 meter lang gewesen sein ... am 22.juli 1527 und den darauf folgenden tagen wurde sie in folge der streitigkeiten mit den braunschweigern von den goslarer zerstört ...


zu der knappschaft steht in einen anderen kapitel , ich nehm mir die freiheit und kürze es mal etwas ab :

" jeder soll den pfennig in die büchse legen " - büchsenpfennig und knappschaftsverordnung : der pflichtbeitrag von einen pfennig wurde aus dem wochenlohn entnommen .

- Bruderschaft und Hospital an St.Johannis : urkundliche erwähnung 1260 , wahrscheinlich jedoch schon viel länger am wirken

- die barbara - bruderschaft : gegründet 1473 , noch während der existenz der bergdorf bruderschaft , benannt nach der heiligen barbara , der schutzpatronin der bergleute. interessant mag hierbei sein das auch eselstreiber , schmiede , steiger , hutleute , hauer , knechte und göpeltreiber zur knappschaft gehörten ( bzw. zur belegschaft der rammelsberger gruben gehörten ). 1528/1529 wurde die knappschaft nach einzug der reformation in goslar aufgelöst.

1538 führt die stadt goslar eine neue knappschaftsordnung ein , die auch nach übernahme der gruben durch die braunschweiger 1552 , nicht angetastet wird.

AlterSchirm
30.12.2010, 14:13
Wir danken sehr herzlich. Sind das die Infos aus der "Goslarer Chronik" die man im Handel nicht mehr bekommt? Git es noch mehr über die Entnahme aus dem Wochenlohn? Unsere Quellen sprechen von jedem zweiten Tag...

bergland
31.12.2010, 15:27
das Buch " Der Rammelsberg - tausend Jahre Mensch - Natur - Technik "

ist vor ein paar Jahren im Verlag der Goslarschen Zeitung erschienen , zwei Bücher , mit ein paar hundert Seiten Information zum Thema Bergbau in Goslar - ich hab die Wälzer dieses Jahr zum Geburtstag bekommen .
Bei der GZ in der Geschäftsstelle einfach mal nachfragen , vll gibs die auch bei der Touristeninformation - der Preis wird denk ich mal überall gleich sein.

hab auf die schnelle mal kurz google bemüht :

http://www.rammelsberg.de/index.php?s=65&m=89&l=de
also im bergbaumuseum bekommt man sie auch .

ich bin nun nicht der freak für bergbau , aber wer sich für die stadtgeschichte interessiert , die ja mit dem berg zusammenhängt , ist das bestimmt was , erst recht die sich eh für bergbaugeschichte in goslar interessieren.

bergland
04.01.2011, 00:58
zum thema büchsenpfennig , in den bücher bin ich jetzt nicht weiter fündig geworden , hab mal das internet bissl bemüht

http://www.derwesten.de/wr/westfalen/Mit-dem-Buechsenpfennig-fing-alles-an-id3343544.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Schichtmeister <--- absatz Aufgaben

http://www.deutsche-rentenversicherung-knappschaft-bahn-see.de/DRVKBS/de/Inhalt/1_UeberUns/6_geschichte/1_knappschaft/knappschaft_gen.html?nn=61416

also nach den artikel dort zu urteilen wurde der büchsenpfennig vom wochenlohn abgezogen/einbehalten

AlterSchirm
04.01.2011, 09:03
Vielen Dank,
damit dürfte das ja geklärt sein. Aber "Büchsenpfennig" mal bei Onkel Gockel nachzufragen - auf die Idee hätten wir auch selber kommen können. Eigentlich ist es auch viel logischer es bei der wöchentlichen Lohnzahlung gleich mit zu machen.

Hast du evtl. auch eine Quelle, die was über die Ruine selbst aussagt?

Hintergrund der penetranten Fragerei ist die Tatsache, dass wir den dortigen Geocache adoptiert haben und den Suchern gerne ein paar wissenswerte Details vermitteln wollen. Und wenn schon, dann sollen diese wenigstens zuverlässig sein.

bergland
04.01.2011, 12:10
im internet findet man so gut wie nichts , leider ...
die einzigen infos die ich über die kirche habe stammen aus den bücher
- Der Rammelsberg - 1000 jahre mensch natur technik
- Führer durch Goslar - die Kirchenbauten ( von hans günther griep )
aber vll ist das buch hier auch schon erschienen :
http://www.buergerstiftung-goslar.de/fileadmin/user_upload/Foerderprojekte/Koproduktion_gegen_das_Vergessen

boborit
03.03.2017, 12:45
Hallo zusammen,
ich würde mir die Überreste von St. Johannis gerne mal anschauen.
Wie genau finde ich den Standort? Ich kenne mich um den Rammelsberg herum nicht so gut aus.
Kann jemand weiterhelfen?

Viele Grüße - Michael

AlterSchirm
03.03.2017, 13:26
Hallo Michael,

von der Ampel an der Domstraße (Kaiserpfalz) kommend gehst du in die Wallstraße und nach ein paar Metern rechts in die Bergstraße. Dort beginnt nach etwa 70 m links ein Fußgängerweg. Dieser führt dich direkt auf die Wiese , auf der sich links vor den Bäumen die Doppelruine befindet.

Alternativ kannst du den Breiten Weg bis zu seiner höchsten Stelle hochlaufen und rechts zwischen den Häusern Bergstraße / Breiter Weg durch in Richtung Landewiese. Dort geht hinter den Gärten der Anwohner ein kleiner Weg nach links, der dich zwischen zwei Schrebergärten hindurch auf die gleiche Wiese führt. Von dieser Seite kommend befindet sich die Ruine an der rechten hinteren Ecke der Wiese.

Auf Google maps ist die Stelle als "Bergdorf Ruine" gekennzeichnet.

boborit
03.03.2017, 13:41
Danke sehr Jan,
möglicherweise werde ich dort morgen mal vorbeischauen und Bilder machen (die ich dann natürlich hier einstelle!)

Viele Grüße - Michael

Hanno
03.03.2017, 17:37
...
von der Ampel an der Domstraße (Kaiserpfalz) kommend gehst du in die Wallstraße und nach ein paar Metern rechts in die Bergstraße. Dort beginnt
...



Da muss ich leider mal Schlaumeiern:

Ist das dort oben nicht die Bergdorfstraße?
Die Bergstraße fängt ja an der Marktkirche an.

Bergmönch
04.03.2017, 12:47
Dies ist der einfachste Zugang zur Ruine:

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=16330&d=1488627039


Einen guten Überblick über das historische Bergedorf gibt der folgende Plan, auf dem auch einige der noch nachweisbaren Straßenzüge zu sehen sind:

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=16321&d=1488627017

Quelle: "Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern - Goslar - Bad Harzburg (Band 35)", Verlag Philip von Zabern


In den 20er Jahren fand eine Ausgrabung statt, der wir wohl die meisten Erkenntnisse über den Kirchenbau verdanken.

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=16327&d=1488627030


Ein damals gefundener Steinsarkophag befindet sich heute im Erdgeschoss der Kaiserpfalz:

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=16326&d=1488627028


Außer den Kirchenfundamenten ist vom alten Bergedorf fast nichts mehr sichtbar.


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=16324&d=1488627023


Die Ruinen zeigen, dass der ursprüngliche Bau stark erweitert wurde:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=16323&d=1488627021


Hier die Fundamente des Westwerks:

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=16329&d=1488627036


Allen, die mehr erfahren wollen, sei das folgende Buch empfohlen:

H. - G. Griep: "Das Bergedorf vor Goslar", Hg. Museumsverein Goslar, 2013, Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld


Beste Grüße

Bergmönch

boborit
04.03.2017, 17:07
Hallo zusammen,
meine Wege haben mich heute tatsächlich zur ehem. St. Johanniskirche geführt (war bei der guten Beschreibung ja auch nicht schwer).
Bergmönch hat hier schon sehr schönes und interessantes Bildmaterial vorgelegt - vielen Dank dafür! Das Buch "Das Bergedorf vor Goslar" muss ich mir unbedingt besorgen. Auch hier sieht man auf Bildern wieder die Bergung von menschlichen Gebeinen. Wisst ihr was aus ihnen wurde?
Da ich fotografiert habe möchte ich auch noch etwas an Bildmaterial beisteuern.
Vielen Dank für eure Unterstützung bei dem Projekt "Exkursion zur St. Johanniskirche"!
Bilder kommen gleich nach - Michael

boborit
04.03.2017, 17:17
Hier St. Johannis von Osten aus betrachtet. Im Vordergrund die halbrunde Apsis aus der Kirchenerweiterung von ca. 1150. Dahinter ebenfalls halbrund, die Apsis der ersten ursprünglichen Kirche von vor dem Jahre 1000. Dieses Bauwerk im Kern stammt also aus den Anfängen unserer 1000jährigen Kaiserstadt.

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boborit
04.03.2017, 17:23
Hier blicken wir von Westen auf das Westwerk der Kirchenerweiterung des 12 Jahrhunderts.

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boborit
04.03.2017, 17:31
Hier von Norden aus betrachtet das Fundament des Eingangs der Kirchenerweiterung des 12 Jahrhunderts.

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