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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hallenbad / Badehallen Am Stoben



Michael Kaminski
19.06.2011, 18:28
Hier ein altes Foto vom 1. Goslarer Hallenbad. Es lag am Am Stoben. Auf der rechten Seite stadtauswärts vor der Brücke auf dem Hohen Weg. Heute ist es ein Parkplatz. Das Becken hatte immerhin eine sagenhafte Länge von 12m. In den 50er Jahren habe ich dort drin Schwimmen gelernt. Und die Goslarer Schwimmvereine mussten lange darum kämpfen bis das neue Bad an der Wachtelpforte gebaut wurde.
Diese Foto stammt aus dem Jahre 1924.

Steckel
26.06.2011, 16:16
Gibt es noch mehr Fotos und genauere Daten bezw. Beschreibung wo es war und was heute drauf steht?

Michael Kaminski
26.06.2011, 20:05
Leider habe ich auch keine weiteren Fotos oder Informationen dazu. Wie gesagt es lag, wenn man stadtauswärts fährt, vor der Brücke am Hohen Weg auf der linken Seite hinter dem Fachwerkhaus mit dem Musikinstrumente, Puppen etc. Museum. Es ist heute ein Parkplatz für die dahinter gebauten Wohneinheiten.

Heinzelmann
26.06.2011, 22:29
Ich vermute mal, das die Fahne in der Mitte das "H" des SC Hellas trägt. Der Fotograf war damals bestimmt "not amused" über den Stühle-rücker vorne rechts :D
Noch ein Tip(p):In einem Geyerschen Bildband gibts ein Foto, das die Badehallen vom Eingang her zeigt. hab das Buch aber gerade nicht greifbar.

Andreas
23.12.2011, 19:53
Wegweiser zur Badehalle:

10852


Die Badehalle von außen

10850

uwe unten
10.03.2012, 16:46
hallo
da hab ich 64 meinen freischwimmer gemacht ,bademeister damals holland-merten u. bathe. ralf schiller war da genau so jung wie ich.

glück auf uwe

Bergmönch
11.03.2012, 15:55
In dem Buch von Friedhelm Geyer "Goslar Damals - 1839 - 1939" gibt es auf Seite 37 zwei Fotos, die noch die mittelalterlichen Badestuben, die der Straße Am Stoben ihren Namen gaben, zeigen. Die Bilder wurden um 1890 kurz vor dem Abriss der Gebäude gemacht. Sie mussten dem Neubau der Badehalle weichen. Von dieser gibt es auf der selben Seite eine weitere Innenaufnahme.

Beste Grüße

Bergmönch

uwe unten
17.04.2012, 21:54
hallo im album goslar von oben bild pic 0003/0004 ,wo die neubauten stehen ,da stand die schwimmhalle und die brauerei.

glück auf uwe

Goslärsche
01.01.2015, 19:30
Und natürlich hab auch ich dort Schwimmen gelernt... Den Fahrten- und Jugend-Schwimmer allerdings durfte ich dann schon in der "neuen" Halle an der Wachtelporte machen.
Man - und das war doch erst gestern, das, mit dem Schwimmen lernen ?(
Und seit 1968 erinnert kaum noch einer, dass es hinter der Brauerei unten auf der Bergstraße diese Badeanstalt gab.
Auf dem Schulweg ging ich jeden Tag daran vorbei, wenn ich nicht drinnen geschwommen bin!
Aus dem großen Rohr linksseitig floss das Brauchwasser schließlich in die Abzucht, die damals ihrem Namen noch alle Ehre machte!
Lang... lang... ist's her.
Schöne schreckliche Erinnerungen :$ oder waren es doch schrecklich schöne Erinnerungen?

Glückauf sagt die Goslärsche

Luzi
02.01.2015, 22:42
Hallo guten abend,
ich kenne das auch noch.Einmal in der Woche ging meine Mutter mit meinem Bruder und mir dort hin.
Wir bekamen 1 Badewanne zur Benutzung gestellt.
Mein Bruder und ich kamen da hinein. eine Badetablette die nach Fichtennadeln roch, dazu.
Allerdings war kein ewiges plantschen möglich.
Irgendwann kam eine Frau und forderte uns auf, jetzt zum Schluß zu kommen.
An den Geruch kann ich mich noch ganz genau erinnern.
Was für ein Luxus, Jahre später ein eigenes Bad mit Dusche zu haben!
Das können sich vielleicht nicht so viele vorstellen!

Andreas
24.02.2015, 20:02
Da wurde einem ja was geboten ...
... was sind denn russisch-römische Dampfbäder?

13769

Maria
10.02.2016, 16:27
Ich greife mal dasThema auf um es weiterzuführen

Von der Badestube über die Badeanstalt zum Aquantik


1181 wird zum ersten mal über eine Badestube, dem Stoben des Domstifts, berichtet. So besaß er Wasserbäder in hölzernen Wannen und Schwitzbäder (Dampf). Das Wasser kam durch eine Leitung vom Rammelsberg.

1285 wird ein Stoben bei der Königsbrücke erwähnt

13./14. J.Außer dem Stoben noch 13 weitere Badestuben in der Nähe der Abzucht.

1531 besteht nur noch eine Badestube "de Stuba" welche Wasser aus dem Gosekanal bekam (GZ 22.7.1940)

1884 Von Garßen ist Bürgermeister der Stadt. Die Stadt Goslar hat 14000 Einwohner. Der Magistrat beklagt einen wesentlichen sanitären Übelstand. (GZ 5.1962)

1890 Wird ein privater Verein für die Erbauung einer Badeanstalt gegründet.

1891 Entwurf eines Planes zum Bau einer Badeanstalt von Theo Schrader. Dieser Entwurf wird nicht realisiert.

1.12.1891 Die Baupläne des Architekten Eheloff werden vom Magistrat genehmigt.

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27.7.1892 Eröffnung der Badeanstalt Am Stoben nach anderthalb Jahren Planung und Bau
Die GZ berichtet: Die Kosten des Bades 80000 MK wurden von Vereinsmitgliedern und dem Magistrat der Stadt getragen. Für den Bau mussten alte Häuser abgetragen werden. Diese Häuser ehemalige Badestuben später Wohnhaus waren schon lange nicht mehr bewohnt.

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Das neue Bad, das in höchsten Tönen gelobt wurde (kaum eine kleine Stadt hatte damals eine Badeanstalt) besaß :
8 Wannenbäder 1. und 2. Klasse
5 Brausebäder
Dampf- und römisch-irisches Bad
Ruhesaal
Schwimmbad 12,5m * 7,5m mit einer Wassertiefe von 1m bis 2,10m
24 Aus- und Ankleidezellen
6 Brausen

9.1892 Zwei Monate nach der Eröffnung des Bades herrschte in Goslar die Cholera. Die Badeanstalt wurde verdächtigt dafür verantwortlich zu sein. Nicht zuletzt wurde immer wieder die schlechte Qualität des Wassers beklagt. Es war oft rötlich (Oxydation der Leitungsröhren) und führte organische Stoffe mit sich (GZ 10.5.61).

1897 Erweiterung der Wannenbäder

Das Hallenbad wurde durch das Hauptgebäude betreten, man ging mit Straßenschuhen um das Schwimmbecken herum zu den Kabinen an den Seiten des Schwimmbeckens. Diese waren mit einem Vorhang zu verschließen. Männer und Frauen jeweils an unterschiedlichen Seiten.
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In den folgenden Jahren nahm die Einwohnerzahl Goslars stetig zu, so dass das Bad bald zu klein erschien.

1928 werden Pläne für einen Neubau erstellt, die aber nie realisiert werden.

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18.10.1935 Die Goslarsche Zeitung berichtet: Beanspruchung der städtischen Badeanstalt hat stark nachgelassen, sie sei natürlich für sportliche Zwecke etwas klein. Lobend werden aber die Dampf- und Moorbäder erwähnt.

24.8.1939 Kurze Schließung, da die Kesselanlagen überprüft, Rohre und Leitungen ausgebessert und die Duschwände neu gestrichen werden.

1950 wird der Vorschlag eines Garderobenanbaus gemacht.

7.9.1951 berichtet die GZ das nach langer Zeit (Umbauten) das Bad wieder geöffnet sei. Die Heizung erfolge nun durch den Kessel der städtischen Brauerei. Es gab aber Probleme mit der Kohle Beschaffung. Zwei große Duschanlagen für Schulklassen wurden eingebaut. Eine neue Filteranlage und ein neuer Anstrich kamen dazu. "Sobald die Umkleidekabinen am Rande des Bassins verschwunden sind (werden außerhalb angebaut) wird man die Halle nur noch barfuß betreten können." Der Eingang in die Schwimmhalle erfolgte dann von außerhalb, unabhängig von den Wannenbädern und der Sauna.

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Die Schwimmhalle tat in den Folgejahren ihren Dienst und Hunderte haben in diesem kleinen Bad mit dem durch ein Seil abgetrennten Nichtschwimmerbecken schwimmen gelernt.
In dieser Zeit verdreifachte sich Goslars Einwohnerzahl im Verhältnis zu 1892. Für Wettkämpfe war es schon lange nicht mehr geeignet. So wurde eine Vergrößerung oder ein Neubau auf dem Gelände am Stoben diskutiert.

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Dazu kam es aber nicht.

Maria

Bergmönch
10.02.2016, 17:11
Ein toller Beitrag. Vielen Dank!

Beste Grüße

Bergmönch

Goslärsche
10.02.2016, 17:54
Danke schön für den klasse Beitrag und die tollen Fotos!

Erinnerungen werden hellwach! Jaaaaa... auch ich habe ab 1963 natürlich dort meine ersten Schwimmzüge gelernt. Bei Herrn Holland-Merten, wie er auf dem Foto live zu sehen ist. Ich denke, das Foto am Beckenrand ist aus "meiner" Zeit des Schwimmenlernens?! Jedenfalls die Szene wie sie abfotografiert ist, könnte die gewesen sein, als ich am Beckenrand stand... Stand ich da???
Wie die Schwimmhalle im Umkleidebereich aussah, ist mir nicht mehr sinnlich, wie der Eingang aussah auch nicht. Nur, dass es immer so arg nach Maische roch, wenn nebenan gebraut wurde. Gerüche setzen sich im Hirn lebenslang fest! Der (unangenehme) Geruch und die Schwimmhalle waren immer eins für mich! Endlich... gab es dann die neue Schwimmhalle, weeeiiit draußen (von der Oberstadt gelegen) an der Wachtelpforte, die heute genauso Geschichte ist, ebenso wie die am Stoben.
Und nun schwenke ich auch noch zur nächsten einstigen Goslarer Schwimmanstalt, dem Herzberger Teich, 1929 als Naturbad für die Bevölkerung im Stauteich für das Brauchwasser des Erzbergwerkes Rammeisberg eingerichtet. Dort wo wir dann als Kinder und Jugendliche stets unsere Sommerfreizeit verbracht haben ... ist heute auch nur noch Geschichte. Und das Freibad Osterfeld... war doch für die Frankenberger nix ?(

Glück auf, Goslärsche

Manne
10.02.2016, 18:26
Wir hatten Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre Schwimmunterricht in der Badeanstalt am Stoben. Ich erinnere mich, dass wir damals warten mussten, weil ein Lehrer allein seine Bahnen zog. Soweit ich mich eventuell erinnern kann, war es ein Lehrer unserer Mittelschule.
Auch die Erinnerung an die herrlich gekachelten Wannenbäder kommt durch diesen Beitrag wieder zurück. Welch ein Luxus,
zuhause gab es ja damals nur die sonnabendliche Zinkbadewanne.
Ja, und mit dem Bau an der Wachtelpforte begannen neue Zeiten. Diese Anlage hätte man mit viel gutem Willen erhalten können, denn die Grundsubstanz war hervorragend, aber die Technik...

Andreas
12.02.2016, 00:54
Hallo Maria,

danke für diesen ausführlichen Artikel!

Bei dem Farbfoto war mir der Standort des Fotografen nicht gleich klar, bei genauerem betrachten ist es ganz klar aus dem Brunnengarten fotografiert.

A.C.
12.02.2016, 12:11
Hi Maria,

ich verneige mich vor solch einem tollen Beitrag. http://www.smiley-paradies.de/smileys/gefuehle/gefuehle_0380.gif

Eine Frage am Rande: Kommt man irgendwie online an Bilder des Goslarer Stadtarchivs? Da gibt es sicherlich noch viele Schätze. Googeln blieb erfolglos :(

Bergmönch
12.02.2016, 15:45
Nee, online gibt es da nix. Die freuen sich aber sehr über jeden neuen Nutzer, der vorbeikommt und sind immer sehr hilfsbereit. Für größere Aktionen sollte man sich vorher anmelden. Ein Besuch lohnt immer.

Beste Grüße

Bergmönch

Maria
14.02.2016, 13:47
Die folgenden Daten sind alle der Goslarschen Zeitung entnommen.


13.7.1965 Bebauungsplan "Stoben" Schwimmhalle soll abgerissen


21.2.1968 Die alte Badehalle wird abgerissen, Brauerei erwirbt einen Teil des Geländes.

Heute sind auf dem Gelände ein Parkplatz und und im hinteren Teil ein großes Mehrfamilien Wohnhaus.

15501 15502


Die 1892 errichtete Brücke ist auch schon wieder Geschichte. Deutlich sieht man allerdings noch das Abflussrohr der Badeanstalt.
15503

Maria

gestern noch
15.02.2016, 16:20
Hallo zusammen,

habe dort meinen Frei-und Fahrtenschwimmer gemacht.

Mein Lehrer war damals Herr Kattke, ein toller Lehrer.

Um den Freischwimmer zu bestehen, mussten wir damals einen Salto vorwärts machen, da es kein Sprungbrett gab.

gestern noch

blueshark
24.04.2020, 15:35
Hallo miteinander,

nun bin ich auf das alte Hallenbad gestoßen. Dort waren wir ab 1945 mit meiner Mutter ins gekachelte Wannenbad mit Stufen gegangen. Und da habe ich mit der Schule meinen Freischwimmer gemacht und, als ich beim Jugendrotkreuz war, auch meinen Fahrten- und Rettungsschwimmer.

Gruss aus dem Ulmer Süden
blueshark aka Joachim