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Hanno
04.02.2012, 18:20
Vor 100 Jahren oder so ......

TROST


1521


Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
07.02.2012, 18:55
Einen hab' ich noch ......


AUSKUNFT


Einer der ersten, die in Goslar Altertümer sammelten und
mit ihnen sogar ein eigenes Museum begründeten, war Emil
Fenkner.
Schon als Fünfzehnjähriger fing er an, Altertümer aufzu-
kaufen und beschädigte zu restaurieren, obgleich seine
Familie, die in dem noch heute sehenswerten Hause Breite
Straße 51 eine Brennerei betrieb, diese Leidenschaft weder
teilte noch begriff.
Als der junge Fenkner einmal damit beschäftigt war, eine
alte, wurmstichige Heiligenfigur zu restaurieren, um sie vor
dem Verfall zu bewahren, kam ein Besucher und fragte nach
ihm.
Ein Familienmitglied gab ihm folgende Auskunft: "Wo Emil
steckt? Och, der verrückte Bengel ist auf'n Hofe. Er liegt
auf'er Madonna und spritzt ihr Petroleum in'ne Löcher,
damit se die Würmer los wird!"



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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
07.02.2012, 19:06
Und noch einen ......? ( Ihr lasst es mich wissen, wenn's zuviel wird ?! )


ANDERS GEHT'S NICHT


Ein sehr korpulenter Herr suchte einst Dr. Nieper auf.
Das Essen und Trinken schmecken ihm, sagte er, aber er
habe immer das Gefühl des Aufgeblähtseins und einen Druck
auf dem Herzen.
"Was essen Sie denn so den Tag über?", fragte Dr. Nieper.
"Ach Gott, nicht viel. Morgens so meine sechs, sieben
Brötchen mit Wurst und Schinken, zum Frühstück ein halbes
Dutzend Spiegeleier mit Speck und etwas Käse, aber mittags
esse ich richtig. Am Nachmittag vielleicht vier, fünf Stücke
Kuchen und einige Tassen Kaffee, aber abends esse ich dann
ordentlich, und wenn ich ausgehe, lasse ich mir im Lokal
noch ein ordentliches Essen geben."
Dr. Nieper blätterte in seinem Kalender und sagte: "Am
besten kommen Sie Dienstag ins Krankenhaus und richten
sich auf acht bis zehn Tage ein, Verehrtester."
"Was soll ich denn im Krankenhaus, Herr Geheimrat?"
"Ich muss Sie operieren."
"Operieren?", fragte der Patient erblassend, "aber Sie
haben mich ja nicht einmal untersucht!"
"Das tut nichts mein Lieber, ich muss Ihrem Darm einen
zweiten Ausgang machen, der eine schafft's nicht mehr."


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Andreas
07.02.2012, 22:23
Herrlich!

Kennst Du auch "Da lacht die Butterhanne"? Gleicher Autor, wunderbare Stories ...

Hanno
08.02.2012, 07:59
Hallo Andreas,

jaaaa, so ganz dunkel in der Hinterstube mein ich das mal gehört
zu haben. Aber gelesen noch nicht.

Hanno
10.02.2012, 10:44
Da habe ich noch einen zum Thema Bäckerhandwerk :


DER PAPAGEI

Vor vielen Jahren lebte in Goslar ein Bäckermeister, der
einen sehr klugen Papagei besaß. Eines Tages konrollierte
die Polizei das Gewicht seiner Brote, fand aber keinen
Grund für Beanstandungen. Schon wollten die Beamten den
Laden verlassen, als plötzlich der Papagei rief:
"Dei lütjen Brote liggen im Schapp!"
Die Beamten öffneten einen Schrank und fanden darin eine
Anzahl Brote, deren Gewicht sehr zu wünschen übrig ließ.
Sie wurden beschlagnahmt und der Meister bestraft. Er
ärgerte sich so über den verräterischen Vogel, dass er ihn
ergriff und in die Gosse warf. Dort sielte sich gerade die
Sau des Bäckermeisters. Der Papagei erhob sich verschmutzt
aus der Gosse und sagte zu dem Schwein: "Dau häst woll ok
wat von tau lüttje Brote e'seggt, wat?"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Andreas
10.02.2012, 19:33
Aus "Da lacht die Butterhanne". Übrigens hatte ich mich geirrt, der Autor ist hier Hans W. Ulrich. :O

Der Torweg

An Doktor Niepers Haus, das dort stand, wo sich jetzt die Einhorn-Apotheke befindet war ein Torweg. Da dieser eine dunkle Ecke bildete, wurde er nachts oft verunreinigt. - Natürlich ärgerte das den Geheimrat und er befahl seinem Kutscher aufzupassen.

In einer der folgenden Nächte erwischte Hagedorn einen Mann bei diesem heimlichen Geschäft. Er warf den Torweg zu, und der Geheimrat erschien auf der Bildfläche. „Hagedorn, die Stallschaufel!“ rief er, packte den Übeltäter beim Hosenbund und während Hagedorn das mühsam Hervorgebrachte dem Manne hinten in die Hose schaufelte, sagte Dr. Nieper: „Nehmen sie es bitte wieder mit, Liebster. Wir lassen uns nichts schenken!"


Quelle:
Hans W. Ulrich
Da lacht die Butterhanne
1962, Goslar

Hanno
11.02.2012, 18:44
Hallo Andreas,

streue Asche auf mein Haupt !!:O
Ich habe mich geirrt - natürlich ist es auch bei mir der "Hans W. Ulrich" !

Da habe ich wohl die Wechstaben verbuchselt. :D

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Da kann ich ja gleich noch einen nachlegen .....



DAS GUTE REZEPT


Zu Dr. Nieper kam eine Dame, die über Fuß- und Bein-
schmerzen klagte. Der Arzt untersuchte sie und sah auch
ihre hohen Stöckelabsätze.
"Das werden wir schnell behoben haben, Verehrteste", sagte
er, "ich schreibe Ihnen ein Rezept."
Die Dame ging mit dem Rezept zur Apotheke, und der
Apotheker studierte lange daran herum. Schließlich sagte er :
"Das können wir leider nicht ausführen, gnädige Frau. Dafür
ist die Apotheke nicht zuständig."
"Aber warum denn nicht? Herr Geheimrat Nieper hat mir das
Rezept ausgeschrieben."
"Ja, das sehe ich", sagte der Apotheker, "aber damit müssen
Sie zum Schuster gehen. Hier steht: Die hohen Absätze
herunterreißen und flache drunter machen."


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Susanne-K.
12.02.2012, 08:06
Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es an der Feldstraße noch den Bahnübergang gab und unten im großen Kreuzungsbereich noch der alte Straßenverlauf (man konnte also die Feldstraße hochfahren) existierte.


Was für ein wundervoller Tag! Endlich bin ich volljährig. Ich kann fortan nicht nur tun und lassen was ich will, ohne dass die Eltern mich herumkommandieren können, ich darf jetzt sogar Auto fahren!

Gott sei Dank habe ich einen sehr großzügigen Vater. Er hat tiefstes Vertrauen in meine Fahrkenntnisse und leiht mir sein Auto, wann immer es machbar ist.
Woher er dieses Vertrauen nimmt, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben.

Damals ist mir nicht nur das Fahren an sich trotz Führerscheins für lange Zeit ein unergründliches Geheimnis geblieben.
Nein! Ganz besonders die technische Seite des Autos war (und ist) ein Fall mit drei Fragezeichen.
Fahren gelernt habe ich mit einem ganz simplen Personenkraftwagen. Einem Diesel mit Gangschaltung.

Jetzt sollte ich Führerscheinneuling plötzlich, anstatt mit einem Auto, mit einem "technischen Monster" zurechtkommen!
Stellvertretend für alle Frauen stelle ich die berechtigte Frage: "Wieso, bitte schön, muss ein Benziner anders funktionieren als ein Diesel? Wofür benötigt man diesen vermaledeiten Choke?"
Zieht man ihn nicht, springt der Wagen nicht nur nicht an, sondern gibt beleidigt für eine ganze Weile keinen Mucks mehr von sich.
Zieht man ihn, hustet das Auto drei Mal und ist danach ebenfalls für eine Ewigkeit unbrauchbar.

Nun ja. Es half nichts. Ein neues Auto wollte sich Papa-K. partout nicht kaufen. Wollte ich also fahren, musste ich schauen, wie ich zurechtkam. Mama-K. sah dies ganz pragmatisch. Ihre Sichtweise: Susanne hat einen Führerschein. Also kann sie mich in die Stadt fahren.

Sie stieg voller Vertrauen (woher auch sie dies nahm kann ich ebenso wenig nachvollziehen) zu mir in den Wagen und wir machten uns auf den Weg. An der größten Kreuzung der Stadt Goslar stand ich als Erste an der Ampel. Damals machte mich dies immer noch sehr nervös.

Die Ampel schaltete auf grün. Ich legte den Gang ein, gab Gas und dann....
Mein Auto hoppelte und blieb exakt nach drei Sprüngen in der Mitte der Kreuzung stehen.
So perfekt, dass von allen Straßen die Zufahrt auf die Kreuzung blockiert blieb.

Die Autos hupten. Mama-K. schrie "tue doch etwas".
Susanne war die Ruhe selbst. Sie wusste: Das war wieder der Choke!
Jetzt heißt es 10-15 Minuten warten. Dann fährt das Auto wieder.
Mama-K. war war allmählich einem Herzinfarkt nahe. Das Hupkonzert wurde immer lauter und ärgerlicher. Mit der Zeit ging mir dieser Lärm natürlich auch an die Nieren. Wussten die denn alle nicht, dass man bei einem Choke, den man nicht gezogen hatte, für eine ganze Weile nicht mehr weiterfahren konnte?

Da klopfte es an das Seitenfenster. Ein bemüht freundlicher Herr fragte, warum ich auf der Kreuzung parken würde. Ich erklärte es ihm. Er sah mich mitleidig an:

"Fräulein, vielleicht versuchen Sie einfach im ersten anstatt im dritten Gang anzufahren..."

So sah es damals in dem Kreuzungsbereich aus:

7982

Hanno
14.02.2012, 20:35
Einer geht noch ......


GANZ EINFACH

Es war während der Besatzungszeit. Zwei junge Goslarerinnen
treffen sich.
"Nun, sag mal Elfriede, Du gehst jetzt mit 'nem Thommy?"
"Na klar!"
"Mädchen, kannst Du denn Englisch?"
"Ach was, kein Sterbenswort."
"Aber dann könnt Ihr Euch ja nicht mal miteinander unter-
halten, Elfriede."
"Prima sogar. Schau mal, was er von mir will, das weiß ich --,
und was ich von ihm will, das zeige ich ihm im Schaufenster!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Birgit
15.02.2012, 07:43
Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es an der Feldstraße noch den Bahnübergang gab und unten im großen Kreuzungsbereich noch der alte Straßenverlauf (man konnte also die Feldstraße hochfahren) existierte.

Hübsche Geschichte Susanne :):):):)2
aber wie meinst Du die Sache mit der Feldstraße? ?(

Susanne-K.
17.02.2012, 10:47
(Papa-K. möge mir verzeihen ;) )
Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es an der Steilen Trift noch eine recht großzügig angelegte Kleingartenanlage gab.
Mein Opa hatte dort eine "Box" gepachtet, einen recht großen - sehr idyllischen - Garten.
Zur Orientierung: "Opa´s Box" lag in etwa auf der Grenze zwischen der Steilen Trift und der Hochgrevenstraße.
Früher (bis ca. Mitte der 1970er Jahre) war die Gegend dort noch nicht bebaut.


Oma und Opa waren stolze Pächter einer "Box", einem riesigen Garten in einer Art „Klein“gartenanlage am Steinberg. Dieser Garten, wunderschön idyllisch oberhalb der Altstadt gelegen, bestach durch seine steile Hanglage.
Im oberen Teil gab es einen alten Kirschbaumbestand, der für uns Kinder zur Erntezeit ein einziges Paradies darstellte und regelmäßig für Bauchschmerzen sorgte. Neben den alten Kirschbäumen gab es üppige Himbeer- , Brombeer- und Stachelbeerhecken.

Im mittleren Gartenteil hatte Opa neben einem Kaninchenstall auch einen Hühnerstall und einen Geräteschuppen gebaut. Hühner liefen frei im Garten herum und wir durften die Eier einsammeln. Die Kaninchen wurden von uns gefüttert und mit wachsender Begeisterung gestreichelt. Dieser Teil wurde dominiert von einer großen Wiese.

Der untere Teil des Gartens gehörte der Oma. Hier hatte sie Blumenbeete angelegt. Ihr ganzer Stolz war ein prächtig blühendes Rosenbeet.

An einem wundervollen, warmen Sommertag Ende der sechziger Jahre verabredeten wir uns mit den Großeltern in dieser "Box". Von unserer damaligen Wohnung aus konnten wir diese bequem zu Fuß erreichen.

Oma und Mama-K. begaben sich in den Blumengarten um die blühende Pracht zu bewundern. Opa werkelte bei den Hühner herum. Wir Kinder spielten. Der Garten bot unendliche Möglichkeiten, Abenteuer zu erleben.
Papa-K. entschied sich für ein Nickerchen auf der Sonnenliege, die er auf dem Rasen platzierte.
Bedingt durch den steilen Hang musste er sich, um die Sonne optimal zu nutzen, mit dem Kopf hangabwärts auf seine Liege legen. Papa-K. nickte, eingelullt von den wärmenden Sonnenstrahlen, ein.

Mama-K. und Oma hatten derweil ihren Bewunderungsrundgang abgeschlossen und wollten Kaffee trinken. Mit etwas lauterer Stimme, damit Papa-K. es auch ja hörte, sprach Mama-K. ihn an.
Papa-K. schreckte aus seinem Schlummer hoch, vergaß, dass er hangabwärts auf der Liege lag, holte Schwung und sprang hoch. Zumindest versuchte er es. Die Liege bekam durch seine temperamentvolle Bewegung ein Übergewicht und kippte kopfüber zusammen mit Papa-K. nach hinten.

Da lag Papa-K. nun mit den Beinen über den Kopf geschlagen unter der umgekippten Lage. Eine äußerst missliche Lage.
Noch misslicher war aber der Umstand, dass er in Omas ganzen Stolz, das Rosenbeet, gefallen war.

Oma stand schimpfend und zeternd da und hielt Papa-K. einen Vortrag darüber, was er ihren Rosen antat.
Mama-K. und Susanne bekamen einen ihrer unkontrollierbaren Lachanfälle.

Also blieb Papa-K. nichts anderes übrig, als sich allein aus seiner ungünstigen Lage zu befreien. Dazu musste er sich, ob der auf ihm liegenden Liege, seitwärts drehen. Die Folge: es wurden noch mehr Rosen zerstört.
Oma drehte ihre Schimpfkanonaden auf Papa-K. weiter auf. Sie glichen zwischenzeitlich einem Maschinengewehrangriff. Mama-K. und Susanne kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus und hielten sich ihre schmerzenden Bäuche.
Auf die Idee, dem Papa-K. ein wenig zu helfen, kam bis zum Schluss keiner! Das hat er uns bis heute nicht verziehen.

Oma hat Papa-K. Zeit ihres Lebens nie vergeben, dass er ihre Rosen ruinierte. Papa-K. durfte sich auch in den Folgejahren nie wieder in die Nähe des Rosenbeetes legen!

Hanno
22.02.2012, 17:41
SCHNELLE NACHRICHTENÜBERMITTLUNG


Einst hatte sich ein Gerichtsrefrendar mit einer jungen
Goslarerin verlobt. Die Eltern der Braut wünschten aber,
die Verlobung solle geheim bleiben, bis der Bräutigam seine
Assessorprüfung abgelegt habe.

Eines Tages, als der Assessor im Hause seiner künftigen
Schwiegereltern weilte, benutzte er einen Augenblick des
Alleinseins mit seiner Braut, diese recht herzhaft abzuküssen.
Leichtsinnigerweise geschah das in der Nähe des Fensters.
Im gegenüberliegenden Hause wohnten nun zwei alte
Damen, Schwestern, die aus Hannover stammten und das
Tun und Treiben ihrer Nachbarn mit Argusaugen beobachteten,
um jeden Klatsch sofort weiterzugeben. So waren
ihnen auch die Zärtlichkeiten des jungen Paares nicht ent-
gangen, aber auch die Braut hatte die beiden Klatschtanten
entdeckt.

"Morgen weiß es die ganze Stadt", sagte sie, "und meine
Eltern werden ungehalten sein. Gehe sofort hinüber und
bitte sie um strengste Diskretion."
Der Referendar überquerte die schmale Gasse und klingelte
an der Tür der alten Jungfern. "Ich darf Sie geziemend
bitten, gnädiges Fräulein", sagte er, "diese Neuigkeit
nicht zu verbreiten." Und er erklärte die näheren Umstände."
"Och wie schäöde, Herr Referendäör", erwiderte die alte
Dame, "äöber maane Schwester Amäölie es'er geräöde mit los!"


Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
12.03.2012, 20:48
Einer noch ......?


DAS JAGDFRÜHSTÜCK

Treibjagd im Landkreis Goslar. Der Forstmeister a.D., ein
Jäger von altem Schrot und Korn, war auch eingeladen worden.
Spaßvögel stibitzten ihm zwischen zwei Treiben sein Frühstück
aus der Jagdtasche. Es bestand u.a. aus einem Paar harter Würst-
chen. Jäger sind oft zu derben Späßen aufgelegt, und so ver-
tauschten sie die Würstchen mit solchen, die größere Jagd-
hunde gelegentlich von sich geben. Sorgfältig wurden sie in
das gleiche Pergamentpapier eingewickelt und dem alten Nimrod
heimlich in die Tasche geschoben.
Das Jagdfrühstück fand "aus der Jagdtasche" statt, aber da es
ein kalter Wintertag war, hatte der Jagdherr einen Kessel mit
Erbsensuppe auf offenem Feuer wärmen lassen, aus dem jeder
Jagdgast nehmen konnte.

Die beiden Spaßvögel hatten schon mehrere Teller davon ver-
drückt und warteten voll Schadenfreude auf das Gesicht das der
Forstmeister machen würde, wenn er sein Frühstück auswickelte.
Zu ihrer Enttäuschung tat er es nicht; vielmehr rührte er ständig
in dem Kessel mit der Erbsensuppe.
"Wollen Sie gar nicht frühstücken, Herr Forstmeister?", fragte
einer der Übeltäter.
"Natürlich", rief der alte Herr verdrießlich, "ich habe vorhin
ein Paar Würstchen in den Kessel geworfen, kann sie aber nicht
wiederfinden!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Systemcoach
13.03.2012, 16:11
Herrlich Eure Geschichten (inlove)

... und ich hab tatsächlich Goslärsches Plattdeutsch noch mal wieder lesen können. Meine seinerzeit über 90 Jahre alte Nachbarin hat das auch noch gesprochen.

Leider hatte ich nie die Zeit (Hütte musste bezahlt werden, Arbeit überall, nur nicht in Goslar) die Dame mal auf Band aufzunehmen. :((

Kennt ihr noch Jemanden, der das Platt spricht?

Hanno
14.03.2012, 09:40
.......Kennt ihr noch Jemanden, der das Platt spricht?

Hallo Ekkehard,

ja, in den 70ern da kannte ich schon noch den einen oder anderen der
Goslarer Originale, die noch Platt sprachen. Aber ich denke dass die mittler-
weile ausgestorben sind. Mir ist jedenfalls keiner mehr bekannt. ?(

================================================== =========
Einen hab ich noch auf Lager :


SEIN ERSTER GEDANKE

Ein Straßenbauingenieur hatte die undankbare Aufgabe,
einem Gutsbesitzer, der nicht nur ein guter Landwirt,
sondern auch ein gewaltiger Nimrod war, zu eröffnen, die
neue Straße werde seine Ländereien durchqueren. Er breitete
die Karte aus, zeigte die projektierte Linienführung und
nannte zögernd die Größe der Fläche, die der Landwirt
einbüßen würde.
Er war auf scharfen Protest und auf die Forderung einer
hohen Entschädigung gefasst, aber der Landwirt starrte auf
die rote Linie, die sein Land teilte, hieb dann mit der Faust
auf den Tisch und sagte:
"Verdammt nochmal! Schon wieder ein Hasenkessel zum Deibel!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Monika Adler
31.03.2012, 02:11
Vor 100 Jahren oder so ......

TROST


1521


Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

hanno, das war herrlich wie die Schuster goslaarsch geredet haben, Monika:)

Hanno
01.04.2012, 11:58
hanno, das war herrlich wie die Schuster goslaarsch geredet haben, Monika:)

Ja Monika,
das finde ich auch. Ich habe die Geschichten allerdings - bis auf die vom
Schuster - alle abgetippt. Ich möchte das Buch nicht zu sehr auf den Scanner
drücken müssen. Das dauert. Aber da sind auch noch diverse Geschichten
auf Platt. Die will ich so nach und nach angehen.
Aber einen habe ich noch in Reserve :

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PLASTISCHES SEHEN

Die Obersekunda hatte den neunten Gesang der Odyssee
übersetzt, in dem der listenreiche Odysseus den Zyklopen
Polyphemos blendet und aus dessen Gefangenschaft entflieht.
Wie erinnerlich, schleudert der zornige Zyklop den griechi-
schen Schiffen gewaltige Felsbrocken nach, ohne sie zu
treffen.

Professor H., Uvo genannt, war immer bestrebt seinen
Schülern auch andere Wissensgebiete zu erschließen und be-
nutzte Homers Dichtung zu einer optischen Belehrung.
"Es war kein Wunder", sagte er, "dass Polyphemos die
Griechenschiffe nicht traf. Er war einäugig. Nur der Besitz
zweier Augen ermöglicht plastisches Sehen."

Ein Obersekundaner meldet sich.
"Och Sü, Berlepsch, was wollen Sü?"
"Odysseus hatte doch aber dem Zyklopen das einzige Auge
geraubt."
"Ja," sagte Uvo, "das kam dann allerdings auch noch dazu!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
05.04.2012, 08:18
Einen habe ich da noch ausgegraben -- witzigerweise mit aktuellem Bezug :


KULTUR

Die Ansichten über kulturelle Notwendigkeiten sind ver-
schieden.
In einer sagenhaft gewordenen Sitzung des Rates der Stadt
Goslar nach der Jahrhundertwende, versuchte der Bürger-
meister, seine Ratsherren und Senatoren für den Bau eines
eigenen Stadttheaters zu erwärmen. Er schilderte die Seg-
nungen der Kultur und nannte Städte von gleicher Ein-
wohnerzahl, die längst über einen eigenen Musentempel
verfügten. Gewiß, so sagte er, gäbe es noch andere Erfor-
nisse. So müsse über kurz oder lang an die Schaffung einer
Kanalsisation gedacht werden, die Straßenbeleuchtung sei
recht mangelhaft und von der Pflasterung mancher Straßen
wolle er gar nicht reden; aber ein Stadttheater sei eine
kulturelle Tat, ja man könne ohne Übertreibung sagen,
ein eigenes Stadttheater sei für die ganze Stadt ein gei-
stiges Bedürfnis.
Als er die Ratsmänner dann bat, zu seinem Vorschlag Stel-
lung zu nehmen, erhob sich ein würdiger Bürgervorsteher
und sprach die klassischen Worte :
"Herr Bürgermaaster, wir brauchen kaan Stadttheater ---
wir brauchen aan Pisse-aar!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Birgit
05.04.2012, 23:52
Einen habe ich da noch ausgegraben -- witzigerweise mit aktuellem Bezug :


Als er die Ratsmänner dann bat, zu seinem Vorschlag Stel-
lung zu nehmen, erhob sich ein würdiger Bürgervorsteher
und sprach die klassischen Worte :
"Herr Bürgermaaster, wir brauchen kaan Stadttheater ---
wir brauchen aan Pisse-aar!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Na mal schaun, was das Dukatenmännchen zum 24.4.2012 sagt, wenn es ums Odeon geht, bei der nächsten Ratssitzung?!?

Monika Adler
06.04.2012, 00:08
Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es an der Feldstraße noch den Bahnübergang gab und unten im großen Kreuzungsbereich noch der alte Straßenverlauf (man konnte also die Feldstraße hochfahren) existierte.

susanne, hier etwas aehnliches! Ich komme mit meiner 15 jaerigen Tochter bei einem Deutschlandbesuch in Frankfurt Flughafen an: ein Auto ist vorbestellt.,und soll gegenueber abgeholt werden. alles klappt, bis ich mit dem Ganz Neuen[wie hiess er?] auf dem Leihwagengelaende in einer Sackgasse landete. Wo ist der Reuckwaertsgang? Laut Beschreibung sollte er einfach zu finden sein, aber nichts bewegte sich. So, ich laufe zurueck zum Verleih, ein Mann sagt, "ach ja, der Wagen ist neu und bei diesem Model ein wenig steif. Nun ist noch zu sagen, dass ich von zu Hause nur an automatisches Getriebe gewohnt war. Jedenfalls tuckelten wir los, um unsere koffer einzuladen. dann will ich weiter und der Wagen saeuft ab ,oder macht Huepfer. Da reisst ein Mann von der Passagierseite aus die Tuer auf greift an die Schaltung und sagt leicht gereizt auf englisch" Hier ist der 1ste Gang"! ----- Der schien Erfahrung gehabt zu haben mit den bloeden Reisenden vom Ausland!!!!! Nachher hatte meine Tochter noch den Auftrag, an die Handbremse zu erinnern, denn sie fing schon mal an zu riechen! Monika

Birgit
06.04.2012, 00:14
Oh weh Monika,

das Leben kann schon ganz schön hart sein! Ich eben sehr über Deinen Bericht gelacht und kann eigentlich gar nicht aufhören weiter zu lächeln. Danke :D:D:D:D

Monika Adler
06.04.2012, 00:15
Na mal schaun, was das Dukatenmännchen zum 24.4.2012 sagt, wenn es ums Odeon geht, bei der nächsten Ratssitzung?!?

birgit, das Dukatenmaennchen sagt wie ueblich gar nichts. Es zeigt bloss allen sein Hinterteil und das bedeutet ja auch was:evil: Uebrigens haben Spassvoegel in den 50igern besagtem Maennchen mal eine Hose Angezogen, ich glaube, das war in einer Sylvesternacht Gruesse, Monika. Ps diese Geschichtchen sind herrlich!

Birgit
06.04.2012, 00:23
birgit, das Dukatenmaennchen sagt wie ueblich gar nichts. Es zeigt bloss allen sein Hinterteil und das bedeutet ja auch was:evil: Uebrigens haben Spassvoegel in den 50igern besagtem Maennchen mal eine Hose Angezogen, ich glaube, das war in einer Sylvesternacht Gruesse, Monika. Ps diese Geschichtchen sind herrlich!

Uhhhhhhh Monika,

das hört sich Klasse an mit der Hose!!!:D:D:D:D

Oftmals wird hier in Goslar auch heute noch das Sprüchlein wach .....

Na hör mal, ich habe doch keinen Dukatenschei....... zuhause!!8)

Monika Adler
06.04.2012, 00:40
Uhhhhhhh Monika,

das hört sich Klasse an mit der Hose!!!:D:D:D:D

Oftmals wird hier in Goslar auch heute noch das Sprüchlein wach .....

Na hör mal, ich habe doch keinen Dukatenschei....... zuhause!!8)


Kenne ich auch noch....sehr regionaler Ausspruch , nicht wahr? Monika

Birgit
06.04.2012, 01:14
Kenne ich auch noch....sehr regionaler Ausspruch , nicht wahr? Monika

Richtig Monika,

und jeder weiß, was damit gemeint ist.:D

Hanno
07.04.2012, 17:59
Ein wenig Nachschub ...



GOSLARER SPLITTER

Im Jahre 1934 erklärte das damalige Deutsche Reich den
Versailler Vertrag für null und nichtig. Gedenkstunde in
der Goetheschule. Thema: Versailles ist tot!
Aufsatz am nächsten Tag. Ein Kind schrieb: Gestern war in
der Stadt geflaggt. An den Fahnen hingen Trauerflore, weil
Versailles gestorben ist. Er war erst 15 Jahre alt.

---

Naturkunde in der gleichen Zeit. Die Lehrerin erklärt, wie
sich von Hunden verfolgte Hasen durch plötzliche Haken-
fluchten zu retten suchen. Aufsatzthema: Wie schützt sich
der Hase vor seinen Feinden?
Ein Kind schrieb: Er duckt sich und macht Hakenkreuze....


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Monika Adler
07.04.2012, 20:18
Und noch einen ......? ( Ihr lasst es mich wissen, wenn's zuviel wird ?! )


ANDERS GEHT'S NICHT


Ein sehr korpulenter Herr suchte einst Dr. Nieper auf.
Das Essen und Trinken schmecken ihm, sagte er, aber er
habe immer das Gefühl des Aufgeblähtseins und einen Druck
auf dem Herzen.
"Was essen Sie denn so den Tag über?", fragte Dr. Nieper.
"Ach Gott, nicht viel. Morgens so meine sechs, sieben
Brötchen mit Wurst und Schinken, zum Frühstück ein halbes
Dutzend Spiegeleier mit Speck und etwas Käse, aber mittags
esse ich richtig. Am Nachmittag vielleicht vier, fünf Stücke
Kuchen und einige Tassen Kaffee, aber abends esse ich dann
ordentlich, und wenn ich ausgehe, lasse ich mir im Lokal
noch ein ordentliches Essen geben."
Dr. Nieper blätterte in seinem Kalender und sagte: "Am
besten kommen Sie Dienstag ins Krankenhaus und richten
sich auf acht bis zehn Tage ein, Verehrtester."
"Was soll ich denn im Krankenhaus, Herr Geheimrat?"
"Ich muss Sie operieren."
"Operieren?", fragte der Patient erblassend, "aber Sie
haben mich ja nicht einmal untersucht!"
"Das tut nichts mein Lieber, ich muss Ihrem Darm einen
zweiten Ausgang machen, der eine schafft's nicht mehr."


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hallo, Hanno, von mir aus kannst du noch mehr solcher Geschichten schreiben, ich habe schon lange nicht mehr so gelacht, DANKE Monika:D

Hanno
11.04.2012, 09:27
Ich habe da mal für Nachschub gesorgt :



DER HERR AMTSRICHTER


Goslarer Originale erwähnen und den Amtsrichter a. D.
Ferdinand Hirsch vergessen, hieße unvollständig berichten.

Seine Lebensgewohnheiten erinnern an die schrulligen
Romanfiguren, wie sie Wilhelm Raabe und Gottfried Keller
schilderten.
Der Tagesablauf des Herrn Amtsrichters war bis ins kleinste
geregelt, wiewohl er Ruheständler war und als Junggeselle
über seine Zeit frei verfügen konnte. Er lebte in einem
geordneten Rechtsstaat, also hatte auch sein Privatleben
nach einem feststehendem Dienstplan abzulaufen. Unordnug
herrschte nur bei Menschen, die zucht- und planlos lebten.
Basta!

Wenn früh morgens die Bäckerjungen ihre Brötchen aus-
trugen und die Barbiere geschäftig zur Morgenrasur in die
Bürgerhäuser eilten, wenn die Kirchenuhren die sechste
Stunde -- schön nacheinander, damit man jede hören konnte
-- schlugen, erhob sich der Herr Amtsrichter, um sich vom
Friseurmeister Hinz balbieren zu lassen. Dann zog er das
für diesen Tag bestimmte Oberhemd und den nur für diesen Tag
vorgesehenen Anzug an und fuhr in den nur für diesen Tag be-
stimmten Stiefel, denn er besaß dreißig Anzüge, Oberhemden,
Nachthemden, Stiefelpaare usw., die jeweils nur an einem
Tage im Monat getragen wurden.

Auf Akkuratesse und Sauberkeit bedacht, mußten seine
Beinkleider täglich gewandt, gelüftet und geklopft werden.
Bis neuen Uhr frühstückte er mit Behagen, wobei er hollän-
dischen Tee bevorzugte. Dabei las er die Hildesheimer
Zeitung, die am Abend zuvor von der Post geholt werden
mußte. Mit dem Glockenschlage neun schritt der alte Herr
zum Kabinettchen, das um diese Zeit unbedingt frei zu sein
hatte. Ein Spaziergang bei jedem Wetter folgte, um den
Appetit anzuregen. Schlag ein Uhr stand das Mittagsmahl
auf dem Tisch. Je nach dem täglichen Magenfahrplan gab
eine aus einem Kilo Bein- oder aus einem halben Kilo
Rindfleisch gewonnene Suppe, ein großes Stück gut geklopf-
ten, nicht gespickten Hammelbraten oder ein Sechspfundstück
Rinderschmorbraten mit Gemüse und guter, ostfriesischer
Butter. Danach Kompott. Dieses Mittagessen teilte seine
Hausdame mit ihm, während er morgens und abends allein
speiste. Jedoch mußte auch bei diesen Mahlzeiten für zwei
gedeckt werden.

Bis drei Uhr ruhte Herr Amtsrichter, dann ging es zum
Kaffeetrinken nach der Bleiche. Punkt sechs Uhr begann das
Spiel im Klubgarten, und schlag acht setzte er sich daheim
zum Abendessen nieder. Es gab zwei Schnitten Brot und drei
Brötchen, von letzteren blieben stets zwei übrig. Die Auf-
schnittscheiben waren genau abgezählt. Nach dem Abendessen
rauchte er eine seiner 30 Tabakpfeifen, die fertig gestopft
zu sein hatte. Bis elf Uhr pflegt er zu lesen, zwischendurch
aß er zehn Katharinenpflaumen oder zwei Mirabellen, zwölf
Kirschen, vier Teelöffel Apfelmus von Gravensteinern, je
nach der Jahreszeit.

Nach einem Sitzbad von fünf Minuten stieg er unter Ver-
wendung eines frischen Nachthemdes ins Bett. Da er als
einstiger Richter mit Spitzbuben zu tun gehabt hatte,
sicherte eine geladene Pistole seinen Schlummer.

Die Schrulligkeit des alten Herren ging soweit, daß er
Ein- und Zweipfennigstücke unter die Tischbeine legte, um
die Ehrlicheit der Hausangestellten zu prüfen. Natürlich
wußten das alle Beteiligten und gaben die Pfennige zurück.
Abends durfte das Personal nicht fortgehen, denn er glaubte,
es schädige das Ansehen des Hauses. Tagsüber hatten die
Angestellten jedoch viel freie Zeit, und die Köchin
erhielt 24 Taler Gehalt. Die Bildung seiner Leute suchte er
durch wöchentliche Entrichtung einer "Theatermark" zu heben,
und auf Spaziergängen führte er stets eine Tüte mit Bonbons
oder Gebäck mit, um sie an Kinder zu verteilen.
Das Einerlei der Woche wurde am Sonnabend durch Frau
Ibentals Fußpflege unterbrochen, die ihn, Punkt sieben Uhr,
von den Hühneraugen befreien mußte.

An Sonntagen wenn das Personal Ausgang hatte, veran-
staltete er "Stuben- und Spindrevision". Beschädigtes Ge-
schirr stellte er auf ein Tablett und legte ein goldenes
Zwanzigmarkstück dazu, von dem neues Geschir gekauft wurde.
Seine Einstellung zum Personal war von der damaligen Zeit
diktiert.
Als seine Aufwartung, Frau Diener, sich sonntags weigerte,
mit der Kiepe zum Einkaufen zu gehen, sagte er: "Ihr seid
Leute der dienenden Klasse, Ihr müßt das tun!"

Trotz seiner Schrullenhaftgkeit war er gerecht und gut-
mütig. Unbemittelten Menschen stand er jederzeit unentgelt-
lich mit Rat und Tat zur Seite und stiftete viel Gutes. Trotz
seines streng geregelten Lebens als Junggeselle soll er, wenn
man seinen Zeitzeugen glauben darf, noch Zeit gefunden haben,
sechs blühenden Kindern das Leben zu schenken.


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.




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Da ergibt sich doch gleich wieder eine Frage: Wo oder was war der
"Klubgarten", der offensichtlich der gleichnamigen Straße ihren Namen gab ?

Hanno
12.04.2012, 10:53
WARUM DENN NICHT ?

Vor dem Amtsgericht Goslar wird eine Alimentationssache
verhandelt. Ein junger Mann aus Hahndorf soll in zwei
Fällen seine Vaterschaft bekennen. Der eine Fall hat sich
in Goslar abgespielt, der andere ist in Hildesheim geschehen.

Nach einem Blick in die Akten sagt der Richter: " Die
Klägerin in Goslar gibt an, sie sei am 14. Juli vorigen Jahres
mit dem Beklagten zusammen gewesen. Es soll abends um 21 Uhr
gewesen sein. Geben sie das zu, Beklagter?"
"Jawoll, Herr Amtsgerichtrat, et stimmet."

"Gut! Nun gibt aber die Klägerin in Hildesheim das gleiche
Datum an, genauer gesagt, die gleiche Nacht vom 14. auf 15.
Juli. Bei der Entfernung zwischen beiden Orten ist das nicht
gut möglich.
"Warumme denn nich, Herr Amtsgerichtrat", sagte der Beklagte,
"Ek häbbe doch'n Motorrad!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Monika Adler
12.04.2012, 18:49
Hier haette ich eine Anecdote, die meine Mutter miterlebt hat . Goslar, Amtsgericht,meine Mutter muss bei einer Gerichtsverhandlung das Geschehen auf der Schreibmaschine festhalten: eine Frau klagt fuer ausstehende Alimente fuer 6 Kinder, alle vom selben Mann. Da fragt sie der Richter "Gute Frau, warum heiraten sie den Mann denn nicht?" Antwort: "nae, so sympatisch is er mir nicht!" Mir von meiner Mutter Berichtet,, Monika

Hanno
12.04.2012, 20:18
Hallo Monika,

vielleicht dachte sich die Frau, dass sie bei den Kindern noch eine Chance hat,
diese zu erziehen. Bei dem Mann wohl eher nicht mehr. ;)

Monika Adler
12.04.2012, 21:38
Well, Hanno, das ist auch eine Erklaerung !?( Monika

Birgit
12.04.2012, 23:43
Bei dieser Geschichte Monika,

kann man sich nur noch an den Kopf fassen und hoffen, dass der Schmerz vergeht!

Hanno
15.04.2012, 17:52
DAS FEUCHT FRÖHLICHE KLEEBLATT

Alte Goslarer erinnern sich noch der drei Kumpane, die
Bedeutendes im Vertilgen gebrannten Wassers, aber sonst
nicht viel Nützliches leisteten. Das Kleeblatt bestand aus
dem Berger, Mädelbaum und August, das jede Gelegenheit
wahrnahm, der Arbeit aus dem Wege zu gehen, denn sie
waren Gelegenheitsarbeiter. Sie arbeiteten bald hier, bald
gar nicht. Ein festes Arbeitsverhältnis mieden sie. Es behin-
derte ihre persönliche Freiheit. Diese Freiheit wurde indessen
öfter beschnitten, wenn die Eckensteher ihren Unmut über
die ungerechte Verteilung der irdischen Güter oder die
mangelhafte soziale Gesetzgebung zu lärmend äußerten. Die
drei Schluckbrüder waren im Aussehen und Temperament sehr
verschieden, aber sie hatten eines gemeinsam: Anstren-
gender Arbeit gingen sie aus dem Wege und nahmen
vorwiegend flüssige Nahrung zu sich. Eine Flasche "Eppi"
vermochte ihre Herzen zu erwärmen, ihre rauhen Kehlen
zu schmieren und ihnen Mut einzuflößen, Standespersonen
und Gesetze zu beschimpfen.

An ihren Treffpunkten besprachen sie lokale Dinge. Lokale
interessierten sie besonders. Oder sie debattierten über
die (Gast-)Wirtschaftslage.

Einer dieser Treffpunkte war der Schapergarten, der Schäfer-
garten, am Rosenberg, der dem angesehenen Landwirt Karl
Tappe, kurz Onkel Karl genannt, gehörte. Im ersten Stickel-
beerenbusch stand die Rodehacke, mit der sich, wer wollte,
Marreik (Meerrettich) holen konnte.

Ein altes, etwas morsches Gartenhäuschen gewährte bei
Regenwetter Schutz, zumal sich in dem dort lagernden
Grummet der schwerste Rausch ausschlafen ließ.

Nachdem das Kleeblatt eines Tages eine Flasche "Eppi tau
Bodde e'maket harre", beschloß es, "Räuber und Gendarm"
zu spielen und Mädelbaum sollte den Gendarmen machen,
während Berger und August sich als Räuber versteckten.
Mädelbaum, der keine Lust hatte, viel herumzusuchen und
gewöhnt war, die Dinge von höherer Warte zu betrachten,
erstieg das Dach des Gartenhäuschens. Leider war es der
Belastung durch eine solche Schnapskanone nicht gewachsen
und brach ein, so daß Mädelbaums Kopf und Arme oben
heraussahen, während sein übriger Körper frei in der Luft
schwebte. "Hilpe! Hilpe!", schrie er, "ek hänge twischen
Himmel un Ire!"

Seine Kumpane erretteten ihn aus der Bedrängnis, aber sie
ärgerten sich, daß die alte Bude ihnen das Spiel verdorben
hatte. Zu ihrem Schnapsrausch gesellte sich ein Rausch der
Zerstörungswut, und sie trampten und posten gegen die
Wände, daß das Lehmfachwerk herausfiel. Nun sollten auch
die Balken umgelegt werden, denn wenn sich die drei einmal
zur Arbeit entschlossen hatten, gab es keinen Feierabend.

Aber wie in der biblischen Geschichte der Herr in einer
Wolke erschien, so trat jetzt aus Lehm- und Staubwolken
Herr Tappe hervor. Hatte er sonst dem Treiben der drei
Schnapsbrüder nachsichtig zugesehen und wohl auch einen
mitgetrunken (wenn noch aaner in'ner Pulle war), so ließ
er jetzt jeden Humor vermissen und zeigte die Täter wegen
grober Sachbeschädigung an. Selbst bei Sensationsprozessen
hatten sich die Zuhörer nicht so im Gerichtssaale gedrängt,
wie bei dieser Verhandlung. Der Amtsgerichtsrat leitete sie
mit Verständnis und Sinn für Humor. Zunächst protestierte
Mädelbaum gegen die Bezeichnung Gelegenheitsarbeiter.
"Ek daue jede Arbaat, hoger Jerichtshof", sagte er,
"aber ek finne man nich so ofte dei Gelägenhaat!"

Als die Anklage verlesen wurde und Onkel Karl als einziger
Zeuge auftrat, lehnten ihn die drei Kumpane als befangen
ab. Zur Begründung sagte der Berger: "Herr Amtsgerichts-
hof, sulange hei sülbens middesopen hät, sulange hät hei
nist e'seggt, aber getzte, uppemah, sind wei besopen e'west
un häbben dei uhle Budike af'eretten!"

Sie wurden zu einigen Tagen verknackt und mußten unter
Aufsicht vom "uhlen Brannes", dem Gefängniswärter, Holz
hacken. Sie taten es, bis auf den Berger, der es verstand,
sich sogar hier zu drücken. "Nä, nä", sagte er, "ek keike
so veel karriert un hacke mek noch'n Dumen af, un denn
mot der Amtsrichter Schmerzensgeld betahlen uder hei mot
mek als Invaliden erhuhlen. Nä, nä, ek will et Jerichte
nich schädigen!"

Um dem vorzubeugen, mußte er den Holzwagen durch die
Stadt ziehen.


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
19.04.2012, 22:15
DER LETZTE GRUSS


Die Frau eines wohlhabenden und angesehenen Goslarer Bürgers
war gestorben. Damals gingen die Bestattungen noch von der
Wohnung des Verstorbenen aus.

In diesem Falle war es ein Begräbnis erster Klasse mit einem
hohen, verglasten Leichenwagen, dessen Pferde Trauer-
schabracken und schwarze Federbüsche trugen und von schwarz
gekleideten Männern geführt wurden.

Da am nächsten Tage ein großes Feuerwehrfest stattfand,
waren die Häuser beflaggt, und Girlanden zogen sich über
die Straßen. Als sich der Trauerzug mit großem Gefolge die
Hildesheimer Straße hinabbewegte, blieb eine Girlande an
dem mit schwarzen Straußenfedern geschmückten Prunk-
säulen des Leichenwagens hängen und riß ab.

Der Kutscher hatte sich vor dem Hindernis gebückt, merkte
aber nicht, was hinter ihm geschah. So fuhr der Wagen dem
Friedhof entgegen, während auf seinem Dach ein Schild
prangte, auf dem stand : Herzlich Willkommen!


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Birgit
19.04.2012, 22:39
Hei, jei jei, wat makaber Klaus ......! :O

Bergmönch
21.04.2012, 15:21
Die Lieblingsanekdote meines Vaters ging übrigens folgendermaßen:

Der Nachbarjunge klopft an der Tür. Als die Dame des Hauses öffnet entwickelt sich folgender Dialog:

"Maane Mutter lässt fragen, ob wir unsere Prilleken in Ihrem Fette backen können."
"Wat? In maanem Fette??"
"Ja, dafür, sagt maane Mutter, dürften se auch Ihr Flaasch in unsere Suppe kochen."


Beste Grüße

Bergmönch

Monika Adler
21.04.2012, 16:53
Die Lieblingsanekdote meines Vaters ging übrigens folgendermaßen:

Der Nachbarjunge klopft an der Tür. Als die Dame des Hauses öffnet entwickelt sich folgender Dialog:

"Maane Mutter lässt fragen, ob wir unsere Prilleken in Ihrem Fette backen können."
"Wat? In maanem Fette??"
"Ja, dafür, sagt maane Mutter, dürften se auch Ihr Flaasch in unsere Suppe kochen."


Beste Grüße

Bergmönch

Hallo, den Ausdruck "Prilliken" Hatte ich voellig vergessen:D Danke Bergmoench.

Birgit
21.04.2012, 18:05
Hallo, den Ausdruck "Prilliken" Hatte ich voellig vergessen:D Danke Bergmoench.

Was sagst Du denn dazu? :D:D:D

Monika Adler
21.04.2012, 18:31
Was sagst Du denn dazu? :D:D:D

Nun, mein Mann und ich haben das durchdacht. Bei ihm zu Hause in Oesterreich nannten sie es Krapfen, ich habe auch schon "berliner" gehoert, aber hier nennen sie so etwas aehnlich gebackenes Donut, gefuellt oder ungefuellt , als Kringel oder voll rund. Ich habe Freunde, die aus den deutschen ehemaligen Ostgebieten kamen. Sie nennt so etwas aehnliches Fattigmann. Ganz egal, wie es heisst, schmeckt gut, nicht wahr?;)

Hanno
21.04.2012, 20:51
Nun, mein Mann und ich haben das durchdacht. Bei ihm zu Hause in Oesterreich nannten sie es Krapfen, ich habe auch schon "berliner" gehoert, aber hier nennen sie so etwas aehnlich gebackenes Donut, gefuellt oder ungefuellt , als Kringel oder voll rund. Ich habe Freunde, die aus den deutschen ehemaligen Ostgebieten kamen. Sie nennt so etwas aehnliches Fattigmann. Ganz egal, wie es heisst, schmeckt gut, nicht wahr?;)

Hallo Monika,

schmeckt gut, aber macht dick - wie (fast) alles was lecker ist....:(

-------

wo wir grad beim Essen sind .....




DAS GUTE SEIDENE

Abendgesellschaft Goslarer Honoratioren um die Jahrhun-
dertwende. Ein Herr versucht seine Tischdame, eine echte
"Goslärsche" zu unterhalten, aber sie reagiert nicht, viel-
mehr ißt sie stumm einen Gang nach dem anderen. Dabei
rutscht ihr die Serviette vom Taftkleid. Ihr Tischnachbar
bückt sich, hebt das Mundtuch auf und überreicht es ihr.
Das wiederholt sich mehrere Male.

Als es wieder geschieht, sagte sie zu ihrem Tischnachbarn:
"Ich waaß nich, allemal, wenn ich maan Saadenes anhabe,
is maan Laab wie'ne Schlickerbahne!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Birgit
21.04.2012, 21:45
Als es wieder geschieht, sagte sie zu ihrem Tischnachbarn:
"Ich waaß nich, allemal, wenn ich maan Saadenes anhabe,
is maan Laab wie'ne Schlickerbahne!"


Und da hatten wir es mal wieder so richtig Göslääärsch!

Mit bahde Bahne in ahnen Amer und kahne Safe, so ne Scha....

Hanno
21.04.2012, 23:23
Und da hatten wir es mal wieder so richtig Göslääärsch!

Mit bahde Bahne in ahnen Amer und kahne Safe, so ne Scha....


Hallo Birgit,

war das nicht der "Schwaaneamer" ? :D:D

Birgit
21.04.2012, 23:38
Hallo Birgit,

war das nicht der "Schwaaneamer" ? :D:D

Also ich waaß nur von aanem normaaalen Aaamer:D

Birgit
21.04.2012, 23:58
Ein früherer Arbeitskollege erzählte immer eine Goslarer Geschichte, er war selbst gebürtiger Goslarer mit entsprechenden Dialekt:), welcher jedoch in der Geschichte laader nicht so besondert zum traagen kommt. Ich weiß nur nicht ob ich das Ding noch so zusammenbringe. Ist schon 30 Jahre her - laaaaaaaaaaange Zeit.

Herr Tappe (ich glaube) seines Zeichens Schlachtermeister, saß gern am Sonntagmorgen an seinem Fenster und schaute hinaus auf die Straße. Seinen Kopf hatte er dabei immer ein Stück aus dem geöffneten Fenster hinausgestreckt. Eigentlich wollte er ja nur ein wenig die frische Luft und seinen freien Tag genießen. Da machten ihm jedoch die Goslarer, welche auf dem Wege zur Kirche waren einen Strich durch die Rechnung. Ein jeder, der vorbei kam sagte: "Guten Tag Herr Tappe", Herr Tappe grüßte zurück und zwar einen jeden der des Weges kam und grüßte. Dies ging Sonntag für Sonntag so. An einem Sonntag jedoch, hatte er Tappe einfach keine Lust zu grüßen und wollte die Goslarer, die vorbei kamen ein wenig foppen. Ihm war nämlich aufgefallen, dass sie nicht einmal richtig zum Fenster hinauf schauten, wenn sie ihn grüßten. Nun setzte er sich jedensfalls an diesem Tag wieder ans Fenster, jedoch streckte er diesmal nicht den Kopf nach draußen, sondern sein nacktes Gesäß. Wieder gingen die Goslarer vorbei und grüßten wie gewohnt: "Guten Tag Herr Tappe"

Golfpunk
22.04.2012, 01:20
Vielleicht stammt daher die Bezeichnung: " Arschgesicht" ....:D

Birgit
22.04.2012, 01:36
Vielleicht stammt daher die Bezeichnung: " Arschgesicht" ....:D

Er nu wieder ......:D:D:D

Bergmönch
22.04.2012, 08:57
In den 1960er und 1970er Jahren erschien in der Samstagsausgabe der GZ immer eine Rubrik mit dem Titel "Hillebille". Dort wurde auf lustige Art und Weise das Tagesgeschehen auf goslärsch kommentiert. Kann sich daran noch jemand erinnern? Ich wünschte die GZ würde einige der Beiträge mal als eine Art "Best of" wieder herausbringen. Aber vermutlich ist die Serie schon längst in Vergessenheit geraten.

Ich kann mich nur noch an einen Beitrag erinnern in dem über das Schützenfest berichtet wurde. Unter anderem ging es da um einen Liebhaber von Eierkränzen. Gleich zu Beginn kaufte er einen erheblichen Vorrat. Um die Dinger besser tragen zu können, steckte er sie auf seinen Spazierstock den er dann schulterte. Das ging gut, bis er mit dem Riesenrad fuhr. Als er ganz oben angekommen war, sah er plötzlich einen Bekannten über das Fest spazieren. Begeistert zeigte er mit dem Spazierstock nach unten und verteilte mit den Worten: "Mensch, da unten läuft ja Schorse Stafforst!" seine ganzen Eierkränze über den Platz ...

Komplett in goslärschem Platt erzählt war das ein echter Brüller, über den wir tagelang gelacht haben.

Beste Grüße

Bergmönch

Birgit
22.04.2012, 11:45
An diese Geschichte kann ich mich leider nicht mehr erinnern Bergmönch, aber an die Rubrik "Hillebille". Herrlich!!!!

Und Goslärsch .... ist schon ein echter Knaller! Mein Kollege, wenn er gut drauf war, wir haben in der Eckie gelegen. Nur mein Chef nicht, dieser Koleriker (sry. war so)!
Ich muss mal ein wenig nachdenken, was unser Renni da so rausbrachte: Oft ging es um Goslars Sehenswürdigkeiten, wie die Kaaserpfalz und das Braaate Tor .....:) :) ...
Das Wort Straße sprach er mit dem Hannoveraner "ST" und dann folgte das ...straaaße hintendran. Oh man oh man!

Hanno
22.04.2012, 12:11
In den 1960er und 1970er Jahren erschien in der Samstagsausgabe der GZ immer eine Rubrik mit dem Titel "Hillebille". Dort wurde auf lustige Art und Weise das Tagesgeschehen auf goslärsch kommentiert. Kann sich daran noch jemand erinnern? Ich wünschte die GZ würde einige der Beiträge mal als eine Art "Best of" wieder herausbringen. Aber vermutlich ist die Serie schon längst in Vergessenheit geraten.


Beste Grüße

Bergmönch

Hallo Bergmönch,

ja, da kann ich mich auch noch gut dran erinnern. Gute Idee mit der Wieder-
auflage. So wie die Rubrik mit Artikeln von vor Hundert Jahren.

So sah das übrigens aus :

2288

Monika Adler
22.04.2012, 17:30
An diese Geschichte kann ich mich leider nicht mehr erinnern Bergmönch, aber an die Rubrik "Hillebille". Herrlich!!!!

Und Goslärsch .... ist schon ein echter Knaller! Mein Kollege, wenn er gut drauf war, wir haben in der Eckie gelegen. Nur mein Chef nicht, dieser Koleriker (sry. war so)!
Ich muss mal ein wenig nachdenken, was unser Renni da so rausbrachte: Oft ging es um Goslars Sehenswürdigkeiten, wie die Kaaserpfalz und das Braaate Tor .....:) :) ...
Das Wort Straße sprach er mit dem Hannoveraner "ST" und dann folgte das ...straaaße hintendran. Oh man oh man!


ploezlich kam mir von ganz unten wieder die Erinnerung, diese Aussprache
bei Freunden meiner Mutter gehoert zu haben. Wie du sagtest, Birgit: die Schuppen fielen von den Augen! Danke, alle.:) Monika

Nils
22.04.2012, 17:41
Ja, ja ...

baade Baane im Aamer un kaane Saafe !

------

Das ist übrigens eigentlich Braunschweiger Platt mit leichten Harzer Einschlägen ;-)

(Von wo bistn Du wech ? "von Broonschwaaich" )

Gruß, Nils

Monika Adler
22.04.2012, 17:52
Nils, damit kommt es mir vor, als wenn diese Art Sprache mit kleinen Abwandlungen einer groesseren Flaeche in Niedersachsen eigen ist?;) Monika

Nils
22.04.2012, 18:01
Oh ja, Monika, das können die Eingeborenen rund um Hannover auch sehr gut :-D

Es zieht sich nach meinen Beobachtungen so von Paane (Peine), über den Hachz (Harz) hinweg bis Nochthaam (Northeim).

Nach Osten hin scheint allerdings eine Grenze zu sein, die kaum weit in den Ostharz hineingeht.

Gruß, Nils

Bergmönch
22.04.2012, 18:05
Hallo Bergmönch,

ja, da kann ich mich auch noch gut dran erinnern. Gute Idee mit der Wieder-
auflage. So wie die Rubrik mit Artikeln von vor Hundert Jahren.

So sah das übrigens aus :

2288

:D Klasse Hanno! Vielen Dank!! Hast Du eventuell auch noch den passenden Artikel dazu?

Beste Grüße

Bergmönch

Monika Adler
22.04.2012, 18:57
Schoen--- Das bringt Erinnerungen. Als ich 1960 ins Ruhrgebiet zur Ausbildung kam, fragte man mich mal, wo ich denn herkaeme, meiner Sprache wegen. Ich hatte da auch noch etwas vom Berliner "Gesang", weil meine Oma mit uns wohnte, eine echte Brandenburgerin[ der sprache halber
Sie schickte mich oft einkaufen, und wonach ich dann fragte, brachte die Baeckersleute arg in Verlegenheit. aber es klappte irgentwie immer und hinterher lernte meine Oma dann Goslaersche Ausdruecke. Das muss vielen der Fluechtlinge auch so gegangen sein, und dann vermischen sich die Art der Sprache und der Ausdruecke. Hier in Kanada ,und ich glaube auch zum Teil in den Staaten ,benutzt man jetzt oft das deutsche Wort "Angst"[ wird hier dann"AENGST" ausgesprochen?( Das steht fuer grundlegende Angst und Weltschmerz auch Phobia. Ihr Wort "fear" fuer Furcht ist ihnen nicht stark genug fuer das Gefuehl. Die Welt ist kleiner geworden aber immer noch ist einem das kleine Stueck Erde ,wo man aufgewachsen ist, das Liebste!:) Monika

Gosewriter
22.04.2012, 20:27
In Harzborch und Bündhaam wurde und wird auch noch braat gesprochen. Meine Mutter erzählte mir die Geschichte, als sie im Kindesalter schwimmen lernte. Der alte Bademeister nahm sie an die Angel und gab dann die Anweisung." aans ,zwaa, draa, die Baane ans Laab". (herrlich)
auch wenn im Radio oder TV Reportage ein Interview mit Menschen aus unserer Region gesendet wird, egal ob Hannover, Braunschweig oder Goslar, ist schön haamisch.

Gruß aus Hannover, Barbara

Monika Adler
22.04.2012, 21:19
;);)
In Harzborch und Bündhaam wurde und wird auch noch braat gesprochen. Meine Mutter erzählte mir die Geschichte, als sie im Kindesalter schwimmen lernte. Der alte Bademeister nahm sie an die Angel und gab dann die Anweisung." aans ,zwaa, draa, die Baane ans Laab". (herrlich)
auch wenn im Radio oder TV Reportage ein Interview mit Menschen aus unserer Region gesendet wird, egal ob Hannover, Braunschweig oder Goslar, ist schön haamisch.

Gruß aus Hannover, Barbara

Hallo, Barbara, Das war GUT. Wenn man die Menschen mit Humor ?(?(betrachtet,hat man viel Spass.:) Sprache ist ja doch ein grosser Teil unseres Heimatgefuehls. Sprache und Musik. Das wird einem besonders bewusst, wenn man im Ausland lebt, da koennte ich Geschichten erzaehlen---! Monika

Gosewriter
22.04.2012, 22:02
Nur zu Monika, Du kennst bestimmt schöne Geschichten. Die lesen wir bestimmt hier gerne. Also ich würde mich freuen. Wenn man eine Geschichte oder Anekdote von anderen liest, fällt einem selbst noch einiges ein.

"erwartungsfroh", Barbara

Hanno
22.04.2012, 22:04
:D Klasse Hanno! Vielen Dank!! Hast Du eventuell auch noch den passenden Artikel dazu?

Beste Grüße

Bergmönch

Da muss ich mal schauen - kann aber dauern.
Die dazugehörige Zeitung ist im hinterletzten Bodenraum in GS an der Wand
verklebt. Der Teil hatte sich gelöst. Da muss ich mal nachschauen, ob es noch
mehr gibt.

Monika Adler
22.04.2012, 23:09
Nur zu Monika, Du kennst bestimmt schöne Geschichten. Die lesen wir bestimmt hier gerne. Also ich würde mich freuen. Wenn man eine Geschichte oder Anekdote von anderen liest, fällt einem selbst noch einiges ein.

"erwartungsfroh", Barbara

wenn du meinst, Barbara, also zuerst faellt einem auf, dass man mit , Menschen zusammen kommt, die einem eventuell gar nicht liegen wuerden, nur die gemeinsame Sprache oder ,und Erinnerungen verbinden.
Ein Beispiel, wie es mal in einer ev. lutherischen Gemeinde in Kelowna zuging! Ich lebte in Calgary und mein Pastor[ nicht deutsch] sollte durch die Synode als Vermittler auftreten, weil da grosse Missverstaentnisse aufgetreten waren. Die Gemeinde hatte einen deutschen Teil und einen englischen, wobei die Deutschen die Gruender waren. Es waren Auswanderer, die schon in Deutschland Fluechtlinge waren und sich dort niederliessen. Jetzt waren schon alle hoch in den 70igern. Da machte mein Pastor eine Liste, mit Fragen,die alle darum gingen ,ob der dortige Pastor seine Pflicht taete, wie es heutzutage verstanden wurde. Als der Fragebogen zurueckkam, holte mich mein Pastor zur Hilfe, weil die alten Deutschen sich nicht um die Fragen gekuemmert hatten, sondern hinten auf sehr schwerfaelligem Deutsch versuchten ,ihre Schmerzen zu erklaeren. Da merkte ich dann, dass die Sache eigentlich ziemlich verzwickt war, weil beide Seiten eine "andere" Sprache sprachen, Die deutschen sagten, dass ihre Gemeinde das Letzte sei, was ihnen noch von der Heimat geblieben sei, und sie das ja schliesslich gegruendet haetten!:( das Ganze schien mir damit zu tun zu haben, dass sich vieles aenderte, eben mehr allgemein Canadisch. Die Leutchen schienen den Boden unter den Feussen zu verlieren. Der englisch sprechende Teil schien keine Maengel zu sehen. So, das versuchte ich meinem Pastor zu erklaeren, merkte aber, dass er diese Sache fuer unwichtig ,nebensaechlich, und stoerend empfand.Was daraus geworden ist, weiss ich nicht, aber war sehr traurig, dass niemand die alten Leutchen erstmal zu verstehen suchte.

Gosewriter
23.04.2012, 09:46
Danke Monika, wie so oft im Leben. Eine gemeinsame Sprache ist die eine, dass " Erlebte" dazu, die andere Seite. Ich glaube , wenn der Pastor auch ein Flüchtling gewesen wäre, hätte er die Schwierigkeiten anders wahrgenommen bzw.behandelt. Vielleicht fehlte ihm auch die Empathie ,die ein Mensch in solch einem Amt haben sollte.

Freuen wir uns über Menschen die nicht nur Worthülsen benutzen, sondern auch mitfühlend sind.

liebe Grüsse aus Hannover

Monika Adler
23.04.2012, 15:30
Danke Monika, wie so oft im Leben. Eine gemeinsame Sprache ist die eine, dass " Erlebte" dazu, die andere Seite. Ich glaube , wenn der Pastor auch ein Flüchtling gewesen wäre, hätte er die Schwierigkeiten anders wahrgenommen bzw.behandelt. Vielleicht fehlte ihm auch die Empathie ,die ein Mensch in solch einem Amt haben sollte.

Freuen wir uns über Menschen die nicht nur Worthülsen benutzen, sondern auch mitfühlend sind.

liebe Grüsse aus Hannover

Danke, Barbara. Das Wort: Worthuelsen ist mir neu, und trifft den Punkt sehr gut. Manchmal habe ich gedacht, dass es wohl den weiblichen Pastoren leichter faellt, mit Zwischenmenschlichen Beziehungen umzugehen, weil Frauen da manchmal einen anderen RIECHER haben. Unser Pastor in Goslar war gut im Donnern und die Wacht ansagen.Das andere Weiss ich von ihm nicht, aber eine Frau haette ich mir in dieser Rolle nicht vorstellen koennen.Monika

Hanno
24.04.2012, 08:24
DER FACHAUSDRCK


Neben der schönen romanischen Neuwerkkirche liegt das
Kloster Neuwerk, ein Altersheim für Töchter verdienst-
voller Goslarer Bürger. Von den Kindern wird es respekt-
los "Tanten-Aquarium" genannt. Eine alte Dame aus dem
Altersheim kam in den Laden eines bekannten Goslarer
Schlachtermeisters und verlangte Mettwurst.

"Gerne, maane Dame, kann's en halbes Pfund saan?" fragte
der Schlachtermeister.

"Nein, nein", rief die alte Dame entsetzt, "so viel kann ich
nicht essen, und soviel Geld wollte ich auch nicht ausgeben."
"Also en Viertelpfund?"

"Auch das ist mir noch zuviel. Höchstens ein Achtel."

Mit süßsaurer Miene säbelte der Meister ein Stückchen Wurst
ab. Der Laden stand voller Kundschaft, die bedient sein
wollte. "Und dann hätte ich gerne noch etwas Leberwurst",
sagte die alte Dame.

"Soll's en Viertelpfund saan?"
"Nein, auch höchstens ein Achtel." Dann verlangte sie noch
Salami- Zungen- und Jagdwurst. "Von allem nur ganz wenig.
Sie wissen schon, was ich will, lieber Meister."

"Ja, dat waat ek", brummte der Meister, "Sei woll'n for draa
Groschen Stümpeleie, un en recht grauten Hucken davon!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
24.04.2012, 22:02
VEREIN DER BETTSCHONER


"All lange vor'm ersten Weltkriege", erzählte ein alter
Goslarer, "wohnte auf'er Marchtstraße aan Bäckermaaster,
der in Hannover einen Bruder hatte. Der Bruder war schwer
raach, se sagten, er wäre 'ne Art Milljenär und hätte in
Hannover aanen Veraan gegründet, wo nur Junggesellen
inne wären und der sich Veraan der Bettschoner nannte;
wal se de Betten mächtig schonten un nachts in de Lokale
rumknaapten un allerhand Hahnjökel trieben.

Aanes Morjens, als unser Bäckermaaster vor saanem Backofen
steht, hört er aufe'mah Musike. Zuerst maante er, es wären
die grünen Jägers, vom Batteljohn, aber es war aan Aufzug.
'Ne Masse faaner Kutschen kam die Marchtstraße rauf, un
da saßen die hannöverschen Bettschoners inne. Vorwech fuhr
es Musikkorps mit Kapellmaaster Rothe an'ner Spitze. Im
zwaaten Wagen saß dem Bäckermaaster saan Bruder, der
Milljenär, un alle hatten se hohe Spinde auf'n Köppen,
schwarze Schippenröcke un waaße Handschen anne. Piek-
faan sah'n se aus. Se holten den Bäckermaaster von saanen
Ofen wech, wie er war, mit Schlarren an'ne Füße un Mehl-
schürze über'n Bauch. In Hemdsärmeln fuhr er mit Musike
nach'en Hotel Hannover, was getzte der "Schwarze Adler"
is.

Da hatten se alles faan dekeriert, Girlandens von Prilleken,
Hedwigen un Rosenbrötchen hingen auf'n Saale, un vor's
Portal standen zwaa Bäckergesellen in waaßem Zeug mit
langen Brotschiebern als Ehrenwache.

Die Bettschoners haben erstemah'n ordentlichen Happen-
pappen jegessen un Rotspon hinter die Binde gekippt, un
denn wurde der Bäckermaaster in saane Hemdsärmel un
Pampuschen wieder mit Musike nach Hause gefahren. In
jeder Kutsche saß aan Bäckergeselle mit waaßer Mütze un
hielt den langen Brotschieber hoch, als wenn's 'ne Fahne
wäre.

Hernach mußte der Veraan Strafe zahlen, wal der Umzug
nich baam Magestrate angemellet war, aber das bezahlten
die aus'er Westentasche.

Am nächsten Morgen stand in der Goslärschen Zaatunge:
Ein auswärtiger Verein besuchte unsere Stadt am gestrigen
Tage. Die festlich geschmückten Wagen fuhren zum Hotel
Hannover, wo ein Festmahl eingenommen wurde. Wie wir
aus gutunterrichteter Quelle erfahren, handelte es sich
um einen Ruderklub der Landeshauptstadt."


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
30.04.2012, 21:03
Wo ja heute "Tanz in den Mai" ist, passt folgende
kleine Geschichte ja ganz gut, oder ?


DIE HÜBSCHE DÄNIN


Goslar gilt gewissermaßen als Vorort Kopenhagens. Alljähr-
lich, bevor die Schwalben wiederkehren, erfolgt eine fried-
liche Invasion von Norden. Die Dänen kommen. Großer Empfang
im neuen Schützenhause. Begrüßung, Reden und Erwiderungen
aus dem Honigtopf, Aufführungen der Heimatgruppe, endlich
allgemeiner Tanz.

Das damalige Stadtoberhaupt erhebt sich. Schließlich hat
man gelernt, was sich gehört; trotz vorgeschrittenem Alter
muß man als Oberbürgermeister einige Pflichttänze absol-
vieren. Mit Kennerblick überfliegt das jagdgewohnte Auge
des einstigen Forstmeisters das Rudel der dänischen Damen.
Aha, dort sitzt eine typische Skandinavierin, blond, mit
weißer Haut, frischen Farben und mit der sympatischen
Fülligkeit, die das nahrhafte Dänemark seinen Landeskin-
dern verleiht.

Der OB fordert sie auf und tanzt mit ihr, aber man muß
seine Dame auch unterhalten, wenigstens war das früher so.
Des Dänischen unkundig, fragt das Stadtoberhaupt langsam
und deutlich, damit ihn die Dänin versteht:
"Wie ge-fällt Ih-nen Gos-lar, gnä-di-ge Frau ?"
"Och, das hat mir schon immer gefallen, Herr Forstmaaster,
ich bin doch 'ne waschechte Goslärsche!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
06.05.2012, 19:36
KLEINES MISSVERSTÄNDNIS


Während des Goslarer Freischießens, dem Schützenfest, sind
die Mitglieder der Privilegierten Schützengesellschaft mehr
im Schützen- als im eigenen Hause. Gilt es doch die Würde
eines Königs zu erringen oder einen guten Schuß auf die
Silberscheibe zu tun, um ein schönes Silberbesteck zu ge-
winnen.

Während des Freischießens besuchte ein auswärtiger Handels-
vertreter einen biederen Goslarer Handwerksmeister, der
auch Schütze war, traf aber nur dessen Frau an.

"Ich möchte den Meister nur einen kleinen Augenblick spre-
chen, liebe Frau", sagte er.

"Den könnt' Sei nich späken", sagte die Frau, "dei schütt!"
Dem Vertreter mochte das "Ü" im letzten Wort wie ein "I" ge-
klungen haben; etwas betroffen über diese drastische Aus-
drucksweise sagte er lachend: "Nun ja, das muß auch mal sein.
Dann warte ich eben so lange."

"Sau lange könnt' sei nich luren", sagte die Meisterin, "hei
is in'n Schüttenhuse un schütt up'n silberen Läpel!"


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

zeitzeugin
08.05.2012, 22:47
In den 1960er und 1970er Jahren erschien in der Samstagsausgabe der GZ immer eine Rubrik mit dem Titel "Hillebille". Dort wurde auf lustige Art und Weise das Tagesgeschehen auf goslärsch kommentiert. Kann sich daran noch jemand erinnern? Ich wünschte die GZ würde einige der Beiträge mal als eine Art "Best of" wieder herausbringen. Aber vermutlich ist die Serie schon längst in Vergessenheit geraten. ...


Hinter "Hillebille" steckte Hans W. Ulrich, ein Goslarer Schriftsteller. Er hat mehrere Jugendbücher geschrieben, ich kannte in vom Sehen, weil er oft in die Buchhandlung Krebs kam (in der ich gelernt habe).
Leider gibt es - soviel ich weiß - keine Sammlung von seinen kleinen Artikel. Die andere Frage wäre: könnte man die heute noch verstehen? Sie bezogen sich doch meistens auf - damals - aktuelle Ereignisse.

Bergmönch
09.05.2012, 22:50
Hinter "Hillebille" steckte Hans W. Ulrich, ein Goslarer Schriftsteller.

Ach, das wusste ich nicht! Von dem muss ich noch ein paar Kinderbücher auf dem Dachboden haben :)

http://www.detlef-heinsohn.de/ki-ulrich.htm

Beste Grüße

Bergmönch

Hanno
14.05.2012, 14:59
In nachfolgendem Reim
kamen alle damals in Goslar
diensttuenden Beamten vor:


Achtung! sagt Hartung,
wer kommt den da an, sagt Böhmann.
Das sind ja Radler, sagt Adler.
Die machen Skandal, sagt Pahl.
Das sind ja Schnösel, sagt Brösel.
Die müssen wir mitnehmen, sagt Wittneben,
und denn ins Kittchen, sagt Schmidtchen.
Die kriegen nicht viel, sagt Klingebiel.
Vielleicht bis zum Frühling, sagt Döhling.
Das wär allerhand, sagt Ahlband.
Die sitzen hoch zu Roß, sagt Koss,
und denken, es ist Spaß, sagt Maaß.
Das wäre ja gelacht, sagt Schacht.
Die müssen ins Loch, sagt Koch.
Na, denn man 'ran, sagt Fleischmann.


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Als die Goslarer Polizei noch dem Magistrat unterstand,
lautete ihr täglicher Rapport:


Nichts zu melden,
nichts bekannt.

A h l b a n d, Polizeisergeant.



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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
26.05.2012, 23:41
DER LETZTE WUNSCH


Drei alte Rentner sitzen auf der Anlagenbank und sprechen
über den Kameraden, der nach langem Leiden von ihnen
gegangen ist. (Hei harre sek monatelang hellschen quälen
mössen.) Sie reden also von einem Thema, das sie sonst
peinlich vermeiden: dem Tod.

"Ek wünsche mek'n raschen Dod", sagt der eine, "wenn'en
upper Bost sau anböstig is, wei ek, denn is 'n Herzinfarkt
et beste. In aanem Omente is man utelöschet."

"Ja, wenn'n sau da ower nahdenket, gewe ek dek vull-
kummen recht, Haanerich", sagt der zweite, "ek wünsche
mek sau'n Verkehrsunfall, hei mot bloß hellschen rasch
gahn."

"Un ek wünsche mek den Dod in maanem neunzigsten
Lebensjahre", sagt der dritte, "den Dod durch draa Ravul-
verkugelns!"

"Minsche, Ludchen, hä'ste all Sluk e'drunken oder machste
tau ofte ins Kino? Wenn dau neunzig bis, warum soll dek
aaner obern Haupen scheiten?"

"Aus begründeter Aafersucht!", sagt der Alte und sah ver-
sonnen einer jungen Frau nach.



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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
05.06.2012, 09:07
AUSREDEN LASSEN !


Dr. Nieper liebte es nicht, langatmige Gutachten und
Berichte für höhere Dienststellen zu verfassen, obgleich
der Papierkrieg in damaliger Zeit noch in den Anfängen
steckte. Mehr als einmal schrieb er den Berichte anmahn-
enden Behörden: Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, daß ich
in erster Linie Arzt bin und kein Amtsschreiber! Meine
Zeit gehört nicht der Behörde, sondern meinen Patienten.

Eines Tages, als er sich wiederum mit einem amtlichen Be-
richt abmühte und daher schlechter Laune war, wurde eine
biedere Bauersfrau in sein Sprechzimmer gelassen. Ohne
von seiner Schreiberei aufzublicken, brummte er:
"Morgen! Stehe gleich zur Verfügung. Ziehen Sie sich
schon aus."

"Watt, uttrecken?", fragte die Frau, "aber Herr Doktor..."
"Sie sollen sich ausziehen!", sagte Dr. Nieper schon etwas
ärgerlicher, denn er wußte, wie albern sich manche Patien-
tinnen bei dieser Aufforderung anstellten.

"Och, Herr Duktor", klagte die Frau, "ek wulle man bloß..."
"Haben Sie nicht gehört? Sie sollen sich ausziehen!", don-
nerte der Arzt und schrieb wütend weiter.

Eingeschüchtert hakte die brave Frau ihr Mieder auf, ließ
Kleid und ein halbes Dutzend Unterröcke fallen und stand
schließlich wie Eva, aber wesentlich verschämter, da.
Nieper knallte den Löscher auf das Geschriebene, erhob sich
und fragte mit der ihm eigenen Güte: "Na, Mutter, wo fehlt's
uns denn?"

"Herr Dukter", sagte die Frau, "ek wolle man bloß fragen,
ob Sei disset Jahr wedder Kartuffeln häbben wölt."



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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
22.08.2012, 08:26
EINFACHE RECHNUNG

Eine einfache Frau kommt zu Dr. Nieper. "Sie kennen doch
maanen Mann, Herr Doktor, na ja, er is man bloß so'n
Hämeken von achtzig Pfund, aber kürzlich hatte er es mit
saanem Rheuma zu tun und konnte nich nach'em Aborte
gehen. Das liegt nämlich baa uns über'n Hof. Und da hat er
mußten in'nen Nachtpott raanmachen. Och, es is ja schanierlich
zu erzählen, Herr Doktor, aber Sie wissen ja mit solche
Sachen Beschaad. Ja, und da is mich aufgefallen, daß es
man immer bloß so'n lüttjes Bißchen war, was er von
sich gab. Ich maane, das is doch nicht normal. Maan Mann
is ja nich nach'n Doktor hinzukriegen, desderwejen wollte
ich Sie mal fragen."

"Hm", sagt Dr. Nieper, "was ißt Ihr Mann denn so den Tag
über?" "Och, man sehr wenig. Morjens 'ne halbe Tasse
Kaffee mit en lütjen Zwieback, es mittags aan, zwaa Kar-
toffeln un saun betten Zuppe, un es abends 'ne halbe
Schaabe Gersterbrot mit Zwetschenmus."

"Ja, liebe Frau", sagt Dr. Nieper, "das ist doch ganz normal!
Wenn er für drei Groschen ißt, kann er nicht für'n Daler
sch....!"



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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

uwe unten
25.11.2012, 16:40
hallo
ich könnt mir denken wer das war.( so ein kummet hängt noch in seinem keller) wenn---der selbige sass auch mal auf bollrich in einer konzentratschale und hat einen kukuck nachgemacht . alle in der halle haben nach oben geschaut und vogel gesucht.

Glück Auf Uwe

Monika Adler
25.11.2012, 19:50
Hallo zusammen, nach einem interessanten Telefonat mit einem Forenmitglied bezüglich meines Beitrages zu "Achzig" Achilles fanden wir noch weitere Goslarer Originale. Es wäre schön, wenn jemand die Liste ergänzen würde und wir zu den einzelnen Originalen unsere persönlichen Erlebnisse oder Anekdoten ergänzen.

Hier nun der Beginn der Liste:


"Achzig" Achilles
"Italien" Müller
Der "Waldschrat" Rudi Koch
Hermann Meyenburg
Schuhmachermeister Dieter Oberle
Hebamme Margarete Gröber
Hermann Lüdecke (Hausmeister im Siemens-Haus)


Es gibt bestimmt auch noch lebende Originale. Aus datenschutzrechtlichen Gründen sollten wir die Geschichten über sie ohne Namensnennung veröffentlichen...


Palstek, Ich kannte einen Herrn Meyenburg, der hatte die Baeckerei ,die jetzt "Braun" ist .Meint ihr den? Ich peroenlich kannte ihn nicht, nur seine resolute Frau, die fuer ihre Gesellen einen grossen Schrank im 3. Stock aufstellen wollte, vor unserer Mansardenwohnung, die sowieso keine Tuer hatte. Da hatte meine Oma aber ein Blumentischchen stehen. Da uns die fehlende Vordertuer sowieso nervte, und die Gesellen ueber unseren Flur in ihre noch kleineren Dachstuebchen gehen mussten, War meine Oma gar nicht erfreut, und am Ende hat sie auch "gewonnen"!!!! Das waren noch Zeiten! wer wuerde sich heutzutage solche Zustaende gefallen lasse, aber damals gab es eben nicht viel anderes, es sei denn man war ein "Eingeborener," aber es hatte auch etwas Gutes! Uns konnte nicht noch ein Zimmer abgenommen werden, fuer Einlieger.Bei uns gegenueber wohnte auch ein Schuhmacher mit
Namen Lippman, der sich durch die schlechte Zeit so recht und schlecht mit der Flickschusterei durchschlug, er verstand auch, dass man nicht mehr als 1 Paar Schuhe besass, und arbeitete sehr schnell, nagelte auch auf die Spitzen und Hacken kleine eiserne Metall-Halbmonde. So hielten die Absaetze und Spitzen laenger, und ich klapperte lustig ums Breite Tor herum. Seine Mutter hatte einen Schrebergarten und war eifrig die Pferdaepfel am Aufsammeln wenn ein Pferd eine Gabe vorm Haus auf die Strasse gelegt hatte. Aber die Nachbarin interessirte sich auch dafuer,so kam es darauf an, wer die Schnellste war! Gruesse Monika:)

Systemcoach
25.11.2012, 21:17
Es gab mal bis Ende der fünfziger Jahre eine Obst- und Gemüsehändler „S“, der sich nach jedem erfolgreichen Markttag die Nase besoffen hat. In seinem trunkenen Kopf schimpfte er dann auf Gott und die Welt. Da das weder seiner Frau noch Passanten gefiel, versuchten sie ihn zum Schweigen zu bringen,
Doch „S“ flüchtete dann auf die Linde auf dem Schuhhof. Als ein Schupo ihn da runter holen wollte, kletterte er höher in den Baum und schimpfte umso lauter. Nüchtern war er ein herzensguter Mensch, der auch mal Obst an Kinder verschenkte.

Systemcoach
28.11.2012, 10:48
Für alle, die es vielleicht nicht glauben wollen: So sieht das Haus heute (renoviert) aus und dort wo das Fenster offen steht, in der Etage war der Pferdestall und da schaute das Pferd heraus. ;) :D


http://www.goslarer-geschichten.de/picture.php?albumid=121&pictureid=3150

Goslärsche
28.11.2012, 12:21
Das Haus war tatsächlich hinter der Fassade ein Stall, eine "Bruchbude". Wenn die Türe mal offenstand und er mit Pferd oder TöffTöff rein wollte und man kam gerade durch, war ein kurzer Blick zu erhaschen.
Mir ist auch so, als hätte ich früher gehört, dass das Pferd "oben wohnte" - ich erinnere mich nicht, es selbst mal gesehen zu haben; könnte ich aber vergessen haben.
Auf jeden Fall habe ich das Pferd, welches nicht so sonderlich groß war! dort rein- und rausgehen sehen...

Irgendwie war der Mensch alterslos... ich kannte ihn als Kind vom ständigen Sehen im Stadtbild der Oberstadt. Irgendwann war er fort.


Gruß Goslärsche

Systemcoach
28.11.2012, 12:26
Die Spuren eines Pferdestalles im dem Raum zur Straße in 1. Obergeschoss waren eindeutig :O ;) Das Gebäude im Hinterhaus wer an eine Frau vermietet, die selbst nach dem Tod von Herrn Achilles nicht ausziehen wollte.

Goslärsche
28.11.2012, 12:43
Der hatte eine Frau???????????

Goslärsche
28.11.2012, 12:47
Vielleicht versorgte sie das Pferd nach seinem Tode weiter...

Systemcoach
28.11.2012, 13:27
Nee, das war eindeutig nur eine Mieterin ;) . Das Pferd war wichtiger :D

Goslärsche
28.11.2012, 14:26
Als "Alte Originale" fallen mir z. B. noch ein:

Männe Küster
Pinkepank

Gruß Goslärsche

Nils
28.11.2012, 16:39
In diese Kategorie der sympathischen Originale gehört sicher auch der italienische Eismacher Isep.
Früher kannte jeder seine kleine Eisdiele " D' Isep" am Schuhhof.

Ein winzig kleiner Laden mit 2-3 Tischen im Inneren.

Hinter der Eistheke der etwas hagere Herr Isep in weißer Jacke.
An der Wand auf einem Regal ein Kofferradio (50er Jahre, Schlangenleder-Optk), welches den ganzen Tag in voller Lautstärke Schlagermusik plärrte...

... Herr Isep dazu ebenso laut und etwas schnarrend: " biiitteseeehr", daaankeschööön".
Diese Worthülsen kamen schon ganz automatisch aus ihm heraus - und zwar bei jedem Kunden, seien es 8 Kinder, welche hintereinander für 10 Pfg. eine Eiskugel kauften.

Damals konnte es schon etwas die Nerven strapazieren, aber irgendwie denke ich heute eher mit einem milden Schmunzeln an diesen "Eisdielen-Pionier" in Goslar zurück.

Gruß, Nils

Nils
28.11.2012, 17:38
Oh ja, das Eis vom guten D'Isep schmeckte durch traditionelles Handwerk und durch wenige, gute Zutaten.

Geschmack durch Qualität eben!


Damals brauchte es noch keine 80 Eissorten mit Biergeschmack oder Curryeis... :D

Goslärsche
28.11.2012, 17:52
8);)ok - aber das Eis war wohl doch eher ein echt "italienisches" als ein eingangs angeführtes goslärsches Original...

Nils
28.11.2012, 18:37
Das Eis war - zum Glück - italienisch.

Aber den lautstarken Herrn Isep darf man getrost zu den Originalen der letzten Jahrzehnte in Golsar rechnen.

Gruß, Nils

Goslärsche
28.11.2012, 18:45
Jeeetzt fällts mir überhaupt ein: "Knatterkistenonkel" haben wir DEN als Kinder immer genannt... 'Achilles' oder 'Achtzig' las ich heute erstmals, wenngleich klar war, um wen es hier geht!

Gruß Goslärsche

Monika Adler
28.11.2012, 19:55
Als "Alte Originale" fallen mir z. B. noch ein:

Männe Küster
Pinkepank

Gruß Goslärsche

Goslaersche, waere es in Ordnung, etwas genauer zu erklaeren, was diese Menschen zu Originalen machte? Ich kenne sie naemlich nicht!?( Gruesse, Monika

Monika Adler
28.11.2012, 20:01
Oh ja, das Eis vom guten D'Isep schmeckte durch traditionelles Handwerk und durch wenige, gute Zutaten.

Geschmack durch Qualität eben!


Damals brauchte es noch keine 80 Eissorten mit Biergeschmack oder Curryeis... :D

Nils, ist den Aelteren unter euch auch schon mal aufgefallen, dass etwas was man als Kind herrlich und besonders fand, in spaetern Jahren gar nicht mehr so extravagant schmeckte? Natuerlich weiss ich nichts von diesem Italiener, ich meine nur so im Allgemeinen. Gruesse. Monika

Nils
28.11.2012, 20:33
Nils, ist den Aelteren unter euch auch schon mal aufgefallen, dass etwas was man als Kind herrlich und besonders fand, in spaetern Jahren gar nicht mehr so extravagant schmeckte? Natuerlich weiss ich nichts von diesem Italiener, ich meine nur so im Allgemeinen. Gruesse. Monika

Allerdings,Monika !

Ich habe nach über 40 Jahren mal P.E.Z. (kleine, rechteckige Lutschbonbon in Papier zu Stange gewickelt) wieder gegessen.

Was soll ich sagen? Ausgesprochen widerlich ! :puke:

Systemcoach
28.11.2012, 21:20
und dann gab es da noch viele in Goslar einen grünen Käfer. An der hinteren Stoßstange waren aus Flachstahl zwei starke Winkel angebracht, die nach oben gebogen waren. Als ich als uralter "Käferhase" dieses das erste Mal sah, konnte ich mir die Funktion nicht erklären. :O

Doch eines Tages wusste ich warum die Winkel da waren. Eine erlegte Hirschkuh lag auf der hinteren Stoßstange, nur die Winkel hielten den großen Brocken auf dem Wagen und natürlich stand er in der Schilderstraße im Halteverbot :D

Tja, wenn man als Jäger nach Gutsherrenart sein Wildbret so spazieren fährt ...
:$

Die markante Erscheinung des Fahrers und sein Auftreten rechtfertigten das. ;)
Also auch ein beliebtes Goslarer Original. (inlove)

uwe unten
28.11.2012, 21:57
hallo monika
ja, als schüler 14 beim jugendrotkreuz alteren leuten geholfen einkaufen ,kohlen tragen etc. da gabs dann ua. mal ein mars( schokoriegel) ich kann dem heute nichts mehr abgewinnen-
und zu orginalen: du das werden die irgendwie ,weil sie durch irgend etwas auffallen . wenn ich zb, jeden tag nackt(mit Badehose) ums finanzamt laufen würde ,wäre ich vll. auch mal ein orginal

Glück Auf Uwe

Monika Adler
29.11.2012, 01:57
Allerdings,Monika !

Ich habe nach über 40 Jahren mal P.E.Z. (kleine, rechteckige Lutschbonbon in Papier zu Stange gewickelt) wieder gegessen.

Was soll ich sagen? Ausgesprochen widerlich ! :puke:

Ja, die Dinger kenne ich auch, die Petzbehaelteer sollen in bestimmten Kreisen
uebrigens grossen Wert haben. es gibt scheinbar fast nichts, was nicht von irgend jemanden gesammelt wird!, Gruesse, Monika:P

märklinist
29.11.2012, 15:56
Mir fallen da gerade auch noch zwei ein, der eine wurde Rolf genannt und lief immer im Bereich Münzgarten, alte Feuerwache später Wiglo herum. Er qautschte immer die Leute an, ich glaube er hatte eine Hasescharte oder Polypen in der Nase, jedenfalls sprach er so.

Und dann war da noch "Tarzan". Er fuhr meist mit seinem Rennrad durch die Gegend und bei jedem Wetter nur mit Shorts und Shirt bekleidet. Der Short war oftmals ein blauer und das Shirt dazu oft in rot.

Wer kennt die beiden? Vieleicht ist jemanden sogar der reale Name bekannt. Leben die noch?

In diesem Sinne
Grüße aus BS
märklinist

Harzbiker
29.11.2012, 17:04
Mir fallen da gerade auch noch zwei ein, der eine wurde Rolf genannt und lief immer im Bereich Münzgarten, alte Feuerwache später Wiglo herum. Er qautschte immer die Leute an, ich glaube er hatte eine Hasescharte oder Polypen in der Nase, jedenfalls sprach er so.

Und dann war da noch "Tarzan". Er fuhr meist mit seinem Rennrad durch die Gegend und bei jedem Wetter nur mit Shorts und Shirt bekleidet. Der Short war oftmals ein blauer und das Shirt dazu oft in rot.

Wer kennt die beiden? Vieleicht ist jemanden sogar der reale Name bekannt. Leben die noch?

In diesem Sinne
Grüße aus BS
märklinist


Der "Rolf" ist inzwischen verstorben, der stand auch unter Betreuung.
Der hat damals im Piano immer die Bierreste aus den Krügen geschlürft! Auch bekannt als der "Guten Tach Sager".

"Tarzan" lebt noch, der dürfte so um die 85 Jahre sein. Letztes Jahr habe ich ihn mit einem Quad herumfahren sehen.

Monika Adler
29.11.2012, 18:32
hallo monika
ja, als schüler 14 beim jugendrotkreuz alteren leuten geholfen einkaufen ,kohlen tragen etc. da gabs dann ua. mal ein mars( schokoriegel) ich kann dem heute nichts mehr abgewinnen-
und zu orginalen: du das werden die irgendwie ,weil sie durch irgend etwas auffallen . wenn ich zb, jeden tag nackt(mit Badehose) ums finanzamt laufen würde ,wäre ich vll. auch mal ein orginal

Glück Auf Uwe

Uwe, um zum Original zu gehoeren, mussst du dir aber etwas ausdenken, wofuer man dich nicht einlochen koennte, ?( Gruesse, Monika

Goslärsche
30.11.2012, 08:19
Tarzan lebt und sieht aus wie eh und je, muskulös, braungebrannt, allerdings nicht in kurzer Hose sondern im Jogginganzug - trotz seines inzwischen hohen Alters. Vor ca. 4 Wochen habe ich ihn zuletzt auf der Klubgartenstraße gesehen. Er führte, wie fast immer, ein Fahrrad mit. Dies mal ein kleines MTB.

Gruß Goslärsche

@ Monika: Pinkepank und Männe Küster sind Urgesteine aus ehemaliger Zeit, alte Bergleute, gestorben so um die Anfang 60er Jahre. Nähere Begebenheiten kann ich nicht auflisten, ich kenne nur Männe Küster, der sehr heimlich und sagenumwoben war in seiner Art und dies halt Oberstadtbekannt war.

Onkel Hotte
30.11.2012, 08:53
"Tarzan" kenne ich ganz gut, heißt richtig Helmut H. und wohnt soweit ich weis noch immer in der Zehntstrasse (oder Schilderstr.?) Hat mir mal erzählt daß er jeden morgen in der GZ die Zeitung liest, bei gutem Wetter aussen in der Auslage. Früher war er jeden Tag im Sommer im Freibad und ist unzählige Bahnen geschwommen oder war an der Okertalsperre beim DLRG. Und ständig mit dem Fahrrad unterwegs. Ich habe Mitte der 70iger mit ihm in einer Firma gearbeitet im Sommer hing des öfteren mal ein Schild an der Werkstatt . "Bin im Freibad. Komme später". Das gab natürlich immer Ärger. Wir als Lehrlinge fanden solche Aktionen natürlich gut. Ich finde für sei Alter ist Tarzan immer noch in Topform.

Rolf, der Tach Sager, ist schon länger tot und hieß auch Rolf Z. Was haben wir über und mit dem gelacht, war auch ein feiner Kerl der keinem was getan hat

Toni Pepperoni
01.12.2012, 00:06
Der gute Tarzan lebt noch. Ich hab ihn letzte Woche erst gesehen. Jetzt aber nicht mehr mit Rennrad sondern mit Mountenbike und Rucksack.

Golfpunk
02.12.2012, 09:02
Tarzan ist echt kult. Haben wir Bengels in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen der Frühlingssonne eine Radtour in den Harz gemacht, lag Tarzan schon auf einem Handtuch an einem Oberharzer Teich. Umgeben von Schneeresten...
In Badehose, versteht sich. Bei 12° C.

Oder einmal im Herzberger Teich, auf dem Sprungturm. Wir wollen mit Anlauf runterspringen, da hält er uns auf weil da noch jemand unter dem Turm im Wasser war den wir nicht gesehen hatten.
Da hat er uns einen Vortrag über Blickwinkel, Tote Punkte, Einfalls- und Ausfallswinkel des Gesichtsfeldes und was weiß ich noch gehalten. Aha, darum konnten wir den Schwimmer nicht sehen! :D

Goslärsche
02.12.2012, 10:22
Ranken sich um Tarzan nicht auch gewisse Dubiositäten? Außer, dass er all und überall dort stets sportlich präsent war, wo es Wasser gab?

Gruß Goslärsche

Monika Adler
02.12.2012, 19:22
Goslaersche, es gibt doch "Wasserratten" ganz legal!!! Gruesse, Monika

uwe unten
02.12.2012, 22:17
hallo
ja tarzan der stand im hallenbad immer 2 stunden unter der sammeldusche .der eigentlich autoelektriker hat mal in den 80ern einen kleinen rettungsanhänger für den dlrg gebaut der stand da auch beim teichfest 1990 am herzer.

Glück Auf Uwe

Hanno
23.01.2013, 21:25
NATÜRLICHE ERKLÄRUNG


In der Zeit, die wir die "gute, alte" nennen, machten die
Hausärzte regelmäßig ihre Besuche in den Familien, die zu
ihren Patienten gehörten, ganz gleich, ob jemand krank war
oder nicht. Seinem Hausarzt war man vielfach auch freund-
schaftlich verbunden. Einmal im Jahr schickte der Hausarzt
seine Kostenrechnung.

Dr. Nieper suchte die angesehene Familie B. auf. Nachdem
er sein obligates Glas Burgunder bekommen und den Börsen-
bericht im "Hannoverschen Kurier" gelesen hatte, fragte er
nach dem Befinden der Familienmitglieder.

Gottlob waren alle gesund, nur Mathilde, das Hausmädchen,
schien nicht ganz auf dem Damm. Schwindelanfälle, Übelkeit,
Erbrechen. Vielleicht untersuchte der Doktor sie einmal.

Nieper hob seine stahlblauen Augen und fragte:
"Na, Verehrteste, sollte sie etwa...?"

"Aber Herr Doktor! Das Mädchen ist jetzt acht jahre im
Hause, ein ganz solides, anständiges Menschenkind. Nein,
nein, Mathilde macht solche Sachen nicht!"

Die daraufhin folgende Untersuchung bestätigte Dr. Niepers
Diagnose. Mathilde erwartete etwas Kleines.

"Wie ist so etwas nur möglich?" rief Frau B:, "ich habe
viele Mädchen gehabt, aber dies war das beste und anstän-
digste. Wie kommt das nur?"

"Tja, Liebste", sagte Nieper tröstend, "die Mädchen sind nun
mal dafür eingerichtet, und da kommt das eben."


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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
31.01.2013, 08:40
DER KUNSTKENNER

Es gibt viele Schmunzelgeschichten vom Geheimrat Dr. Nieper;
von seiner Gattin sind dagegen wenige bekannt. Sie war eine
stille, sehr gütige und feinsinnige Dame, die umfassende
kunstgeschichtliche Kenntnisse besaß und besonders in der
Malerei über bedeutendes Wissen verfügte.

Eines Tages hatte sie einen Goslarer Malermeister zu sich
gebeten, um mit ihm über die Renovierung ihrer Wohnung
zu sprechen. Nach der Besprechung betrachtete der Maler-
meister die an den Wänden hängenden Kunstschätze und da
er zeigen wollte, daß er nicht nur Häuser anzustreichen ver-
stand, sondern auch in der großen Kunst zu Hause war, blieb
er sinnend vor einem altitalienischen Gemälde stehen, hielt
den Kopf schief, trat einige Schritte zurück, wie es Kunst-
kenner zu tun pflegen, und sagte schließlich: "Ein wunder-
volles Werk. Bitte, wer hat es gemalt?" "Ein toskanischer
Maler aus Siena", sagte Frau Nieper und fügte hinzu: "Es
ist echte sienesische Schule."

"Oh, das habe ich auf den ersten Blick gesehen, gnädige
Frau", sagte der Malermeister, "ich war nur nicht sicher,
ob es chinesische oder japanische Schule war!"



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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Hanno
10.03.2013, 13:04
ABSTRAKTE MALEREI


Goslarer Museum. Ausstellung abstrakter Malerei. Die meisten
Besucher stehen fassungslos vor den farbigen Kreuzworträtseln,
wirren Konturen und linearen Überschneidungen.

In diese kopfschüttelnde Gesellschaft platzt eine Schar junger,
vorbildlich kunsterzogener Mädchen. Und während manche Erwachsene
dumme Witze machen oder unverhohlen grinsen, steht ein junges
Mädchen vor einem der Bilder und sagt ergriffen:

"Fabelhaft! Phantastisch! Das ist präpotente Synästesie!"
Eine biedere Goslarerin dreht sich um und ruft:
"Sie sollten sich was schämen, Sie Ferkel!"



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Quelle: "Hier schmunzelt das Dukatenmännchen", Hans W. Ulrich. Goslar 1965.

Refraktor
21.10.2013, 07:18
Ja Tarzan der hatte obendrein auch das größte "Handy" aller Goslarer. Noch in den späten 90er zog er das auf seinem Bollerwagen mit sich herum. Das war ein gut 5 Kilo schweres C-Netz Telefon. Die gab es nicht nur zum Autoeinbau sondern eben auch als Koffergerät zum schleppen. So sahen diese schweren Brocken aus.
http://www.computerbild.de/fotos/22-Technik-Fertigkeiten-die-Sie-getrost-vergessen-koennen-2345651.html#21

Peter2809
18.06.2020, 14:48
TUE ES SELBST

Vor dem Schaufenster eines Spielwarengeschäftes in der Fischemäkerstraße stehen zwei kleine Mädchen und bewundern die dort ausgestellten Puppen und Hampelmänner. Eins der Mädchen ist gut angezogen und trägt neue Schuhe, während das andere recht dürftig gekleidet ist.
"Kucke mah", sagt das gutgekleidete Mädel, "in so einem Geschäft haben mich meine Eltern als kleines Baby gekauft." Das andere sagt traurig:
"Wir sind arm. Maan Vater macht alles selber."

LG / Peter

Quelle: Hans W. Ulrich: Hier schmunzelt das Dukatenmännchen, D(erb)rolliges aus Goslar, 1965

Das gedruckte Buch ist im Original bei mir vorhanden, bei Bedarf kann ich noch mehr wiedergeben.