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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Goslarer Rangstreit



Verwaltung
01.03.2012, 19:10
Beim Goslarer Rangstreit eskalierte zu Pfingsten 1063 im Goslarer Stift St. Simon und Judas (Dom) der[/URL] Streit um eine Sitzordnung zu einer bewaffneten Auseinander (http://de.inforapid.org/index.php?search=Der)setzung mit mehreren Toten.
Hintergrund ist die frühmittelalterliche Rechtsordnung, die vor allem auf personalen Loyalitäten und jederzeit gewährbaren und entziehbaren Privilegien beruhte.
In der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung waren mit Rangsymbolen und -ritualen reale Macht und Einkünfte verbunden.
Eines dieser Rituale war das Einhalten einer Sitzordnung bei zeremoniellen Anlässen.
Wer näher beim König oder anderen Ranghohen sitzen durfte, hatte am Ort der (http://de.inforapid.org/index.php?search=Der) Zeremonie größere Rechte als andere Personen.
Infolgedessen kam es bei unklarer Abgrenzung von Zuständigkeiten und Hoheitsbereichen des Öfteren zu so genannten „Sesselstreitigkeiten“ um die Sitzreihenfolge.
Dabei gab es selten eine Einigung, denn „ein Nachgeben und Zurücktreten des einen hätte den Streit zugunsten des anderen entschieden und kam daher nicht in Frage.

Quelle und mehr Informationen:
[url]http://de.wikipedia.org/wiki/Goslarer_Rangstreit

Bergmönch
02.03.2012, 17:13
Der Vorfall ging als "Goslarer Blutpfingsten" in die Geschichte ein. Der Sage nach lief das Blut der Toten und Verletzten zum Eingangstor des Domes hinaus und der Teufel persönlich feuerte die Streitenden an.

Das Ganze war so heftig, dass der Dom einige Zeit später neu geweiht werden musste.


Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
07.05.2012, 17:54
Das Blutbad zu Pfingsten 1063...
Schauplatz: Goslarer Dom (Goslarer Stift St. Simon und Judas)


Zitat:

„Inmitten des Chors und der psalmodierenden Mönche kommt es zum Handgemenge: man kämpft jetzt nicht mehr nur mit Knüppeln, sondern mit Schwertern. Eine hitzige Schlacht entbrennt, und durch die ganze Kirche hallt statt der Hymnen und geistlichen Gesänge Anfeuerungsgeschrei und Wehklagen Sterbender. Auf Gottes Altären werden grausige Opfer abgeschlachtet, durch die Kirche rinnen allenthalben Ströme von Blut, vergossen nicht wie ehedem durch vorgeschriebenen Religionsbrauch, sondern durch feindliche Grausamkeit. Der Bischof von Hildesheim hatte einen erhöhten Standort gewonnen und feuerte seine Leute wie durch ein militärisches Trompetensignal zu tapferem Kampfe an, und damit sie sich nicht durch die Heiligkeit des Ortes vom Waffengebrauch abschrecken ließen, hielt er ihnen das Aushängeschild seiner Machtbefugnis und seiner Erlaubnis vor. Auf beiden Seiten wurden viele verwundet, viele getötet, unter ihnen vornehmlich Reginbodo, der Fuldaer Bannerträger, und Bero, ein dem Grafen Ekbert besonders treuer Gefolgsmann. Der König hob zwar währenddessen laut seine Stimme und beschwor die Leute unter Berufung auf die königliche Majestät, aber er schien tauben Ohren zu predigen. Auf die Mahnung seines Gefolges, an die Sicherung seines Lebens zu denken und den Kampfplatz zu verlassen, bahnte er sich schließlich mit Mühe einen Weg durch die dicht zusammengeballte Menge und zog sich in die Pfalz zurück.“

– Lampert von Hersfeld, Annalen-

Quelle:
Lampert von Hersfeld: Annalen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1957. (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, 13)

...mehr dazu...findet ihr auch unter Wikipedia oder bei dem Thema: "Goslarer Rangstreit" von Susanne-K.!

Wir würden hier gerne ein neues Thema einstellen, was sich mit... bestenfalls nachweislich, wie in diesem Fall schriftlich Überlieferten, interessanten "Vorfällen" in der alten Stadt Goslar beschäftigt...da gibt es bestimmt auch eine Menge im Volksmund oder?!:)

Goslar birgt einiges...:)

boborit
17.08.2015, 20:42
Das Blutbad zu Pfingsten 1063...
Schauplatz: Goslarer Dom (Goslarer Stift St. Simon und Judas)
Zitat:
„Auf Gottes Altären werden grausige Opfer abgeschlachtet, durch die Kirche rinnen allenthalben Ströme von Blut, vergossen nicht wie ehedem durch vorgeschriebenen Religionsbrauch, sondern durch feindliche Grausamkeit."

Hallo zusammen,
der brutale Rangstreit, der den Boden des jetzigen Parkplatzes einst mit Blut tränkte war also zu Pfingsten im Jahre des Herrn 1063.
Der Crodoaltar soll in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts angefertigt worden sein. Möglicherweise stand er also damals schon im Bereich der Vierung zur Apsis des Domes (erbaut 1047 - 1056) und wurde blutbefleckter Zeuge dieser Auseinandersetzung!

Der Dom selbst ist ja leider nicht mehr vorhanden und die Vorhalle ist erst später angebaut worden (1150 fertig gestellt).
Zumindest die Domumrisse sind auf dem Parkplatz mit dunklem Pflasterstein nachempfunden.
So lässt sich der Schauplatz dieser blutigen Auseinandersetzung zumindest örtlich eingrenzen.

Auf dem folgenden Bild 1 ist die Position des Crodoaltars (nach Prof. Dr. Balck / Clausthal), im Bereich Vierung zur Aspis gelb eingezeichnet.
Ging es hier vor fast 1000 Jahren hoch her...?!

Bild 2. zeigt den Crodoaltar sowie die Glasmalereien die sich möglicherweise im Bereich der Verglasung der Apsis befanden.

boborit
29.12.2016, 17:58
Hallo zusammen,
zu diesem Thema, bin ich jetzt in der glücklichen Lage, einen original Kupferstich aus dem Jahre (des Herrn) 1834 beizusteuern!
Der Künstler lautet (in sehr kleiner Schrift): C. Loberseulp. Das Bild selbst ist untertitelt mit: " Scandal in der Kirche zu Goslar". neben den streitenden Parteien ist Heinrich IV dargestellt (der war ja erst 13 Jahre alt).
Muss schon hoch hergegangen sein im Dom zu Goslar!!

boborit
13.01.2017, 15:01
Ein weiterer Holzstich von 1881 zeigt die innere Ansicht des ehemaligen Domes von Goslar.

Hört ihr noch das Kampfesgebrüll der Unbändigen, das Metall der Klingen klirrend aufeinandertreffen und das Wehgeklage der Getroffenen...?

Michael

boborit
06.01.2018, 16:44
Sicher kein absolutes "MUSS" aber es gibt tatsächlich eine moderne musikalische Behandlung zum Goslarer Blutpfingsten!

https://www.youtube.com/watch?v=hWa-aiewsJQ

Michael