PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Goslarer Kanonen



Sperber
09.04.2012, 20:30
Hallo...

am oder auf dem Goslarer Zwinger stand angeblich eine der größten Kanonen des damaligen Europas (zirka 15. bis 16. Jahrhundert)! Diese wurde im Laufe der Entmilitarisierung Goslars verkauft und geschmolzen. Dabei heißt es...das aus dem Material dieser einen Kanone, sechs neue (dementsprechend kleinere) gegossen wurden! Hat jemand dazu mehr Informationen?
Über das Gewicht/Größe und dem genauen (!) Standort konnte ich leider bisher nicht mehr in Erfahrung bringen...eine derartig große Kanone...auf dem Zwinger(???) oder daneben...was strategisch doch fraglich ist, da der Zwinger auf dem Wall zwischen Feld.- und Stadtmauer stand/steht! Eine Plazierung hinter der Stadtmauer erscheint diesbezüglich doch logischer...zumindest strategisch, was die Logistik und Verteidigung betrifft!

Fragen über Fragen...Goslar birgt einiges...! ;)

Sperber
16.04.2012, 18:19
Hier die Antwort auf meine Frage...Quelle Goslarer Archiv (Braunschweiger Presse 25.04.1953) Zitat: "Berühmt war er schon im Mittelalter nicht nur wegen seiner Größe wegen, sondern auch durch die umfangreichen und weitreichenden Geschütze, die drohend in den Nischen seiner Mauern standen. Mit nach Osten gerichtetem Rohr stand hier die gefürchtete "Rumetasch", was soviel wie "Großmaul" bedeutet. Sie soll aus 243 Zentnern Kupfer hergestellt worden sein. 1541 fanden die Kaiserlichen, die "Rumetasch" sei eine allzu beschwerlich zu handhabene Angelegenheit und sie schmolzen eine ganze Reihe kleinerer Geschütze aus ihr. Einem der Geschütze gaben sie den Namen "Die zwölf Apostel"."

Goslar birgt einiges...!

bergland
17.04.2012, 18:03
Hallo...

...was strategisch doch fraglich ist, da der Zwinger auf dem Wall zwischen Feld.- und Stadtmauer stand/steht! Eine Plazierung hinter der Stadtmauer erscheint diesbezüglich doch logischer...zumindest strategisch, was die Logistik und Verteidigung betrifft!

Fragen über Fragen...Goslar birgt einiges...! ;)

Bergland denkt das eher taktisch und strategisch günstig gewesen sein mag diese kanone auf den zwinger zu platzieren ... dieser steht wie geschrieben zwischen feld- und stadtmauer im wall ... freies schussfeld auch zu den seiten , die besatzungen der zwinger und der auf ihnen stationierten kanonen konnten von dieser position die komplette flanke der stadtmauer unter beschuss nehmen , was von einer position innerhalb der stadt bzw auf der stadtmauer nicht möglich gewesen wäre , bergland ist gerade am grübel ob es überhaupt öffnungen innerhalb der mauer des zwingers gab ( die heutigen könnten nachträglich durch das mauerwerk gebrochen worden sein ) von denen aus man die stadtmauer hätte unter beschuss nehmen können ... bergland denkt das das eher unwahrscheinlich war , da bei einer feindlichen einnahme des zwingers , was schon aufgraund der tatsache das dieser nur durch einen unterirdischen tunnel zu bemannen war sehr unwahrscheinlich ist , somit der angreifer auch keinen wirklichen nutzen aus dieser eroberung gehabt hätte - bergland denkt das es wahrscheinlich ist , das die öffnungen so angordnet waren das man nur die feindseite unter beschuss nehmen konnte , jedoch wohl kaum die stadtmauer um den feind keine möglichkeit zu geben diese von dort aus unter beschuss zu nehmen sollte der zwinger vom feind eingenommen werden ... bergland hätte zumindest den zwinger so konzipiert ... freies schussfeld nach vorn und zu den seiten , nicht zur stadtmauer ...
was die logistik betrifft denkt bergland das es wohl sehr gut möglich war das munition - im damaligen fall schwarzpulver und kanonenkugeln durch den unterirdischen tunnel gebracht wurden - also auch während eines angriffes - falls die dort gelagerten mengen nicht ausgereicht hätten ... man möge bedenken wieviel schwarzpulver und wieviele kanonenkugel zB auf den großen linienschiffen der damaligen zeit mitgeführt wurden ... von daher ... platz wäre in den unteren geschossen des zwingers sicherlich genügend dagewesen

Sperber
06.06.2016, 20:36
Hallo, mit diesem Thema habe ich mich lange nicht weiter beschäftigt...
Dato ist mir aber bekannt, dass diese gewaltige Kanone nicht im Zwinger am Thomaswall stand, leider ist der genaue Standort nicht weiter definiert.
Nur eine Aussage eines Chronisten beschreibt, dass in Richtung Sudmerberg Probeschüsse durchgeführt wurden. Diese sollen laut dieser Beschreibung, den Berg im oberen Bereich durchschlagen haben...das ist natürlich sehr fraglich und es kommt darauf an, was damit gemeint ist!
Für mich wesentlicher ist, dass diese Kanone, wie häufig beschrieben, nicht im oder auf dem Zwinger am Thomaswall stand...da vor Ort keine Hinweise auf eine derartige Kanone (Öffnungen derartiger Dimensionen usw.) sowohl im oberen als auch im unteren Bereich zu finden sind.

Vielleicht weiß Jemand mehr...

Bergmönch
08.06.2016, 17:56
Näheres zu diesem Thema findet sich bei H.-G. Griep "Harzer Legenden - Geschichte in Geschichten". Griep verweist auf die Chronik von Hans Geismar.

Bei der Rumetasche handelte es sich um einen sog. Mauerbrecher, der von dem Meister Hinrick Mente gegossen worden war. Auf dem Lauf stand die Inschrift: "Rumetasch bin ick genannt, ick torbreke borge, stede und landt, wat ick nich kann thobreken, so wil ick menen broder den Rammelsberg anspreken." Der besagte Probeschuss fand 1515 statt. Hierbei stand die Kanone am Siechenhof. Ein Schuss ging Richtung Sudmerberg, der andere Richtung Petersberg. Die angeblich erzielte Reichweite wurde dabei in der Chronik maßlos übertrieben - vermutlich um potentielle Gegner abzuschrecken.

Am Artillerieschuppen hinter der Kaiserpfalz wurden stets einige besonders abschreckende Kanonen ausgestellt. Es handelte sich z. B. um die berühmten Geschütze "Wilder Mann", "Judäas", "Engel Gabriel", "Geesche", "Klucke dat ut" und eben auch die "Rumetasche".

Die größte Geschützniesche im Zwinger wurde später nach der Rumetasche benannt. Ob sie dort wirklich einmal gestanden hat, oder ob es sich um den Werbegag eines Restaurantbetreibers gehandelt hat, weiß ich nicht.

Bereits 1541 hatte sich der militätische Nutzen der Rumetasche überlebt. Das Geschütz wurde zerschlagen und daraus kleinere Geschütze gegossen. Sie hießen "Patron", die 12 "Apostel", die "Lerche", der "Sperber" (!), "Falke" und "Nachtigall". Bis heute hat sich nur ein Geschütz der goslarer "Artholery" erhalten. Es handelt sich um eine Hinterlader Steinbüchse, die in den 1880er Jahren im Wallgraben ausgegraben wurde. Sie gehört heute zum Bestand des Berliner Zeughausmuseums.

Beste Grüße

Bergmönch