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W. Schacht & Co. Berufs- u. Straßenkleidung
Exakt 77 Jahre (01.10.1938 bis 01.10.2015) war die Firma W. Schacht & Co. Berufs- u. Straßenkleidung in der Frankenberger Str. 23 / Ecke Forststraße ansässig.
Wilhelm Schacht gründete 1937 in der Jakobistraße 17 (heute und damals Firma Dachdeckermeister Willi Brandt) seinen Handel mit Berufskleidung und Werkzeugen. 1938 zog er zusammen mit Ehefrau Alwine und Sohn Robert in die Frankenberger Straße 23. Für 100 Reichsmark wurde der Laden im Erdgeschoss sowie eine Wohnung im 1. OG angemietet.
100 Reichsmark entsprachen 1938 ungefähr 3333 Zigaretten (Preis damals: ca. 3 Pfennig/Stück, heute (2017) übrigens ca. 0,30 Cent/Stück). Der Durchschnittslohn lag 1938 bei ca. 30 RM Wochenlohn, also ca. 120 Reichsmark Monatslohn, nur um einmal eine Vorstellung über die Mietpreishöhe zu bekommen.
Das folgende Bild zeigt den Geschäftsinhaber Wilhelm Schacht im Alter von 49 Jahren vor seinem Ladengeschäft Frankenberger Str. 23 / Ecke Forststraße.
Anhang 16542
Kopie des abgeschlossenen Mietvertrages zwischen Emma Sandte (Frankenberger Str. 24) und Wilhelm Schacht.
Anhang 16543
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Anhang 16544
Eheleute Alwine und Wilhelm Schacht in den 1950er Jahren...
Anlass der Aufnahme leider unbekannt. Auf jeden Fall konnte man sich damals noch frei und ohne Vorurteile (und ohne kostspieligen "Sicherheitsmaßnahmen") mit Bier-Gläsern in der Öffentlichkeit bewegen ;-)
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Dieses Glas-Werbeschild entfernte ich aufgrund des damals von mir neu entworfenen Corporate Designs im Jahr 2008 aus dem linken Schaufenster in der Frankenberger Straße 23.
Laut Aussage ehemaliger (inzwischen verstorbener) Mitarbeiter stammt dieses Schild aus den 1950er Jahren. Ich habe 2008 dafür extra einen Holzrahmen anfertigen lassen um es der Nachwelt zu erhalten.
Übrigens: auch am seit 2015 neuen Standort Bäckerstraße 112 hat das Schild weiterhin einen Ehrenplatz im Ein- bzw. Ausgang des Workwear-Bereichs erhalten.
Die Firmen-Farbe "ROT" wurde übrigens mit tiefsinnigem Hintergrund gewählt: Wilhelm Schacht spielte seinerzeit damit auf seine politische Einstellung (Sozialdemokratie) an.
Bereits im Alter von 15 Jahren trat er der Arbeiterjugend bei. Er war Vorsitzender des Veteranenverbandes "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" und betätigte sich als Redakteur und Verlagsleiter der Harzer Volkszeitung. Die Harzer Volkszeitung (damals politisch rot) war seinerzeit das Gegenstück zur Goslarschen Zeitung (heute politisch neutral).
Seit 1919 arbeitete Wilhelm Schacht mit Unterbrechung im Rat der Stadt Goslar. Erst 1956 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Goslar gewählt.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jahre 1933 wurde Wilhelm Schacht, in seiner Funktion als Vorsitzender der SPD-Fraktion und des SPD-Ortsvereins, in Schutzhaft genommen. Aufgrund seines politischen Berufsverbots meldete er 1937 seinen Einzelhandel für Berufs- und Straßenkleidung an.
Anhang 16545
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Greiff Rapid 148
Mit der GREIFF Vervielfältigungsmaschine "Rapid 148" kopierten viele Betriebe, so auch beispielsweise Wilhelm Schacht (W. SCHACHT & CO.) oder aber auch Erich Maass (SKI MAASS) seinerzeit ihre Preislisten und anderes Propadanda-Material auf schnellem und effektivem Weg.
Als Goslarer Unternehmer kaufte man damals natürlich seinen Bürobedarf hier vor Ort in Goslar.
Anhang 16547
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Tod von Wilhelm Schacht 1965
Wilhelm Schacht starb bereits im Jahr 1965. Seine Büroangestellte Christel Gibbe übernahm die Geschäfte.
Sein Sohn Robert war über die ganzen Jahren für die Auslieferung der Ware direkt auf die Baustellen zuständig gewesen.
Quasi "ans Gerüst" wurde Berufsbekleidung und vor allem Werkzeuge und Verbrauchsmaterial aller Art geliefert. Hierzu muss man wissen, das damals nicht "der Chef" wie heute üblich das Werkzeug kostenlos zur Verfügung stellte, sondern jeder Arbeiter seine eigene "Flohpeitsche, Bescheisser & Co." besaß und selber kaufen und bezahlen musste.
Daher wurde seinerzeit das Werkzeug auch "gehegt und gepflegt" und nach der wöchentlichen "Lohntüten-Ausgabe" prahlte man in den bekannten Bier-Stehlokalen zum guten Rammelsberger Pils mit seinen neuesten Errungenschaften von Schacht & Co. - Beliebte und bekannte Handwerker-Kneipen waren übrigens der "Troll-Mönch" (Glockengießerstraße), der "Berggeist" (Bergstraße) und später die "Kupferkanne" (Hokenstraße).
Auch der Wasserwaagen-Reparaturdienst der Firma W. SCHACHT war seinerzeit bis weit über den Harz- und Heidebereich bekannt. Bei meiner Geschäftsübernahme im Jahr 2008 fand ich noch schachtelweise "Libellen", ärgerlicher weise habe ich das damals nicht dokumentiert :-(
Anfang/Mitte der 1970er Jahre gab Firma Schacht schließlich den Werkzeug-Bereich komplett auf. Baumärkte schossen mit ihrer billigen Import-Ware plötzlich wie Pilze aus dem Boden. Auch setzte zu dieser Zeit das Aussterben der "Tante-Emma-Läden" ein. Die schleichend einsetzende "Billig-und-Viel"-Mentalität machte auch der Firma W. Schacht & Co. zu schaffen.
Anhang 16549
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Ladengeschäft Frankenberger Str. 23 vor 1938
Vor "Wilhelm Schacht Berufskleidung" gab es bereits vor dem Jahr 1938 ein anderes Geschäft in der Frankenberger Str. 23 / Ecke Forststraße. Leider konnte ich bis heute nicht in Erfahrung bringen, wer und womit dort gehandelt wurde. Ich bin über jeden Hinweis dankbar! (Foto: Stadtarchiv Goslar)
Anhang 16550
Dieses Foto soll Willi Becker, Pförtner der damaligen Firma STRUMPF OTTO in der Frankenberger Str. 32 und Mieter in der Frankenberger Str. 23 im 1. Obergeschoss, zeigen. Diese Aussage wurde im Jahre 2009 vom ehemaligen Nachbarn "Orchideen-Schorse" (inzwischen verstorben) aus der Forststraße dem Verfasser in einem persönlichen Gespräch getätigt (Foto: Stadtarchiv Goslar).
Anhang 16551
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W. Schacht von 1996 bis 2008
Im Jahre 1996 verkaufte Christel Gibbe das seit 1956 im Handelsregister Goslar unter der Nummer HRA 3270 eingetragene Geschäft "Westdeutsche Bauhandwerkerausrüstungen W. Schacht & Co. Inh. Christel Gibbe" zum Preis von 100.000 DM an Heidi Flügge aus Cremlingen.
Es existierten seinerzeit sogar aus den Glanzzeiten des Großhandelsgeschäftes der 1960er Jahre noch zwei guthabengeführte Bankkonten: eins bei der Stadtsparkasse Goslar und ein anderes beim Postgiroamt Hannover.
Aber die Ansprüche an Arbeitsbekleidung hatten sich spätestens seit Anfang des neuen Jahrtausend drastisch verändert: haltbar, funktionell und preiswert sollte sie sein, aber vor allem so modern, dass sie auch in der Freizeit getragen werden kann.
Diesen Anforderungen konnte das Ehepaar Flügge (das Geschäft wurde zwischenzeitig von Heidi auf Jürgen Flügge umgeschrieben) nicht schnell genug gerecht werden. Es folgte ein Abverkauf und die alters- und krankheitsbedingte Resignation des Ehepaares Flügges. Das Geschäft stand im Jahr 2007 kurz vor dem Aus.
Mit sehr hohem unternehmerischen Risiko übernahm ich zum 15.08.2008 die Unternehmung "W. Schacht & Co. Berufskleidung" zum absolut fairen Preis.
Ich verpasste der Firma zunächst ein neues Corporate Design in den Stadtfarben von Goslar... schwarz/gelb.
Anhang 16552
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A5 Rechnungsformular bis 2008
Hier das Rechnungsformular welches von 1965 bis 2008 (!) zum Einsatz kam. Rechnungen wurden bis 2008 tatsächlich mit einer mechanischen Schreibmaschine im A5-Format (= damals halbes Papier = halber Preis) mit Durchschlag-Kohlepapier in mühevoller Handarbeit geschrieben.
Anhang 16554