Hier der Artikel aus der GZ vom 21.12.
Zukunftsinvestitionsprogramm des Bundes verspricht Fördersummen bis zu vier Millionen Euro; die Stadt beantragte Fördermittel für den „Kulturmarktplatz“, nicht aber fürs Odeon-Theater.
Am Dienstag stehen nicht nur die Haushaltsberatungen auf der Tagesordnung des Rates, sondern auch die Aufgabe des Odeon-Theaters – erwartet wird der finale Todesstoß. Wurde wirklich alles versucht, um ihn zu verhindern? Daran sind jetzt neue Zweifel aufgekommen.
Warum eigentlich wurde das Förderprogramm, mit dem jetzt das Projekt „Kulturmarktplatz Goslar“ in der ehemaligen Hauptschule Kaiserpfalz umgesetzt werden soll, nicht für das Odeon-Theater in Anspruch genommen? Eine Frage, Anfang des Monats von der „Linken“ gestellt, die zunächst ohne Antwort blieb und hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde.
Er sei „fast aus allen Wolken gefallen“, sagte Ratsherr Rüdiger Wohltmann auf Nachfrage der GZ, als er in dem Projektaufruf gelesen habe, dass auch kulturelle Einrichtungen gefördert werden könnten, und zwar mit bis zu vier Millionen Euro. Die Tatsache, dass hier offenbar niemand ans Odeon gedacht habe, zeigt ihm, dass dies schlicht „nicht gewollt“ gewesen sei. Die Verwaltung begründete ihr Nichthandeln laut Wohltmann mit dem Hinweis auf „geringe Erfolgsaussichten“. Für die Linken, die gegen die endgültige Schließungsvorlage stimmen werden, ist das ein Unding: „Wir haben die Verwaltung gebeten, Förderprogramme zu finden.“ So ein Programm sei doch „ein Himmelsgeschenk“, so Wohltmann: „Wenn man das nicht fürs Odeon nutzt, sondern die Kaiserpfalzschule vorzieht, dann sieht man, wo die Prioritäten liegen.“
Kurzfristige Sache
Zum Hintergrund: Laut Verwaltungsvorlage hatte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Mittel in einer Gesamthöhe von 140 Millionen Euro bereit gestellt, aus denen größere Projekte mit stadtentwicklungspolitischen Impulsen für die Gemeinde oder Stadt gefördert werden sollten, mit denen in der Regel „Aufgaben und Probleme von erheblicher finanzieller Dimension gelöst werden“. Die Beteiligung der Stadt mit dem Projekt „Kulturmarktplatz“ am Förderprogramm war vom Ersten Stadtrat Burkhard Siebert auf der ratsoffenen, aber nicht öffentlichen Info-Veranstaltung zur Nachnutzung der Hauptschule Kaiserpfalz angekündigt worden. Die Crux: Der Förderantrag musste bis zum 13. November gestellt werden, eine knappe Kiste, weswegen der Rat erst durch Mitteilung zur heutigen Sitzung offiziell informiert wird; fürs Odeon ist auch in diesem Förderszenario der Zug inzwischen längst abgefahren.
Für den wahrscheinlichen Fall, dass kein Wunder mehr geschehe (Wohltmann), hat die Linke einen neuen Vorschlag für die Suche nach Theater-Alternativen parat, die aufgrund des noch existierenden Beratungsbedarfs nicht verhandelt werden. Die an sich charmante Idee eines Theaters am Rammelsberg hat ihren Haken laut Petra Stolzenburg in den Kapazitätsgrenzen; mit 300 bis maximal 350 Plätzen könne ein Theater kaum wirtschaftlich geführt werden.
Neubau der Schulaula
Wohltmanns Idee („manchmal muss man erst mit der Nase drauf gestoßen werden“) bezieht sich auf die Goldene Aue: Sollte das Schulzentrum tatsächlich neu gebaut werden müssen, worauf alles hindeute, könnte die Stadt sich mit dem Landkreis an einen Tisch setzen und die 1,5 Millionen Euro, die bislang für den Rammelsberg im Gespräch sind, in die Schule einbringen – für den Bau einer theatertauglichen Aula nach dem Vorbild in Salzgitter-Bad: ansteigende Reihen, 900 Plätze, doppelte Nutzung – tagsüber von der Schule, abends für zahlreiche Veranstaltungen.