Die Geschichte der Baureihe 95 (pr.T20) im Bahnbetriebswerk Goslar
Die Geschichte der Baureihe 95 (pr.T20) im Bahnbetriebswerk Goslar
Von 1900 – 1942 gehörte das BW- Goslar zur Reichsbahndirektion Magdeburg und ab 1942 bis zum Kriegsende 1945 war die RBD Halle/Saale für Goslar zuständig. Im April 1942 wurden drei 95er dem BW Goslar zugeteilt um die Güterverkehre auf der Innerstetalbahn (Langelsheim – Altenau) zu bedienen. Die Munitions-und Sprengstoff Transporte vom Werk Tanne bei Clausthal-Zellerfeld mussten sicher vom Oberharz ins Vorland gebracht werden. Insbesonders die Achslast und die Riggenbach-Gegendruckbremse waren die erprobten technischen Sicherheitsmomente, die man bereits auf der HBE eigenen Rübelandbahn (Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn) in der Praxis getestet hatte. Die dort eingesetzten vier Lokomotiven der sogenannten Tierklasse (Mammut, Wisent, Büffel und Elch) waren im Jahr 1919 bzw.1921bei Borsig in Berlin gebaut worden und sind die Prototypen der preußischen T20 / DR Baureihe 95, die aufgrund der praktischen Erfahrungen mit der Reibungslast und eingebauten Gegendruckbremse den zahnstangenlosen Betrieb auf Steilstrecken ermöglichte.
Insgesamt 45 Lokomotiven wurden gebaut und von den beiden Lokfabriken im Zeitraum von 1922 – 1924 ausgeliefert.
Borsig in Berlin fertigte die Maschinen 95 001 – 018 und von Hanomag aus Hannover-Linden kamen die Loks 95019 – 95045 zum Einsatz.
Am 24.April 1942 erhielt das Bahnbetriebswerk Goslar drei Maschinen von der RBD Erfurt (BW Suhl und BW Probstzella) .
Br.95 006 Borsig Baujahr1922 ex.Suhl nach-Goslar nach-Aschaffenburg z.24.01.56 +14.03.57
Br.95 007 Borsig Baujahr1922 ex.Suhl nach-Goslar nach-Aschaffenburg z.11.03.53 +17.03.53
Br.95 033 Hanomag Baujahr1923 ex.Probstzella. nach-Goslar nach-Aschaffenburg z.07.04.53 +18.10.54
Per Mai 1945 wurde die Zuordnung zur RBD Halle aufgrund der politischen Ereignisse aufgelöst und das BW Goslar gehörte nun zur RBD Hannover bzw. der späieren Bundesbahndirektion Hannover.
Der Einsatz der Loks erfolgte noch bis April 1946 in Goslar , dann wurden die Maschinen per Verfügung der Generalbetriebsleitung der DR/US-Zone an die RBD Nürnberg abgegeben. Alle drei Maschinen wurden später im BW Aschaffenburg Z. gestellt (z.) und verschrottet (+).
Die im Westen verbliebenen Lokomotiven 13 Stück waren Bestandteil einer Splittergattung, die man nicht mehr benötigte und verschrottete. Der Marshall-Plan ermöglichte der Deutschen Bundesbahn die Modernisierung des Lokomotivbestandes während die Reichsbahner im Osten jede Lok und jeden Wagen reparieren oder im Rahmen einer Rekonstruktion erhalten mussten. Diesem Umstand der Mangelwirtschaft verdanken wir die musealen Ausstellungsstücke und die Baureihe 95 027 als funktionsfähige Museumslok des DB Museum Nürnberg. Einige lokspezifische Daten : Gebaut 1923 bei Hanomag in Hannover-Linden. Die 95 027 war seit 1923 bis 04.08.1950 im BW Arnstadt in Thüringen (RBD Erfurt) beheimatet, dann erfolgte per 05.09.1950 – 03.10.1969 der Einsatz im BW Blankenburg/Harz auf der Rübelandbahn. - Elektrifizierung und E-Lokeinsatz Ab 04.10.1969 Rückkehr ins BW Probstzella dort erfolgte der Umbau auf Öl-Hauptfeuerung am 11,09,1971, der später im Rückbau auf Kohlefeuerung endete.
Am 17. Dezember 2008 wurde die Lok vom BW Arnstadt zum Dampflokwerk Meiningen (ex.AW-Meiningen) zur betriebsfähigen Steilstreckenlok mit der notwendigen Riggenbach-Gegendruckbremse versehen und konnte so im Mai 2010 hauptuntersucht den Dienst auf der Rübelandbahn aufnehmen. Die Kosten von fast einer halben Million kann man für ein derartiges technisches Denkmal verschmerzen, vielleicht hat der Urahn, die 95 6676, im Rübeländer Lokschuppen eine Wiederbelebung mit einen neuen Kessel auch verdient. Die Schwestermaschinen 95 6677, 95 6678 und 95 6679 waren 1945 alle im Einsatz und wurden zwischenzeitlich.verschrottet. Wir Goslarer können der Innerstetalbahn und dem Bahnbetriebswerk Goslar nachtrauern, denn einen möglichen Sponsor aus WF für beide Objekte gab es, der wurde von der Deutschen Bundesbahn verprellt.Insofern freue ich mich über den Museumsbetrieb mit der 95 027 auf der Rübelandbahn , die von den Felswerken in Goslar wirtschaftlich betrieben wird und deren Kalktransporte mit Elektrolokomotiven der HVLE abgefahren werden. Da die Anschlussstrecken von Blankenburg nach Halle und Halberstadt nicht elektrifiziert sind, wurde bereits in den 60er Jahren ein Inselbetrieb mit 25 kV/50 Hz Stromsystem als Bahnstrom aufgebaut.
Ich kann eine Hin-und Rückfahrt von Blankenburg nach Rübeland empfehlen, die Strecke hat einen gewissen schweizerischen Charme, der durch den Spitzkehren-Bahnhof "Kloster Michaelstein", diverse Tunnels und das 99m lange und 29m hohe Krockstein Viadukt nachvollziehbar wird.
Die aktuellen Sonderfahrten Termine kann man unter www.arbeitsgemeinschaft-rübelandbahn.de ansehen.
Apropos Vorbild für die Modellbahner: Es gibt die BR.95 006 von Märklin/Trix und die BR 95 027 und weitere Versionen von PIKO aus Sonneberg/Thüringen. Die Werkloks sind auch von PIKO oder Brawa lieferbar. Die E und Dieselloks der HVLE sind im Fachhandel von verschiedenen Firmen lieferbar.
Ich möchte mich ganz herzlich bedanken beim DB Museum Aussenstelle Halle/Saale und DB Museum Nürnberg vertreten durch die Herren Lothar Hampl und Hermann Träger, die mir mit Rat und Tat ihre Informationen zur Verfügung stellten. Mein Artikel basiert auf den Daten in den beiden Büchern „Die Baureihe 95“ aus dem EK-Verlag, Freiburg/Brsg. mit den Autorenteams Jansen, Lauber, Melcher und Wenzel sowie „Die Baureihe 95 -Die Geschichte der preußischen T20“ und den Autoren Bölke, Brozeit, Dietmann und Müller aus dem EK-Verlag in Freiburg.
Mit Harzlichen Grüssen Egbert Reinecke Im Juli 2017
