E H R E N M A L

Wie so viele Orte, hat auch Hahndorf einen Platz mit einem Gedenkstein, mit dem an die Toten der Kriege erinnern werden soll. Im 19. Jahrhundert kann dieser Brauch auf, dieser Opfer zu gedenken. Oft wurde nur ein Baum (=‘Friedenseiche‘) zur Erinnerung gepflanzt. Oft wurden auch Kriegervereine gegründet. Im Jahreslauf war ein Sonntag zum ‚Heldengedenktag‘ auserkoren, zumeist am Schluss des Kirchenjahr kurz vor dem Advent. Heute heisst dieser Sonntag ‚Volkstrauertag‘ und wird mit schöner Regenmäßigkeit von traditionsbewussten Mitmenschen gefeiert, häufig mit einem vorangehenden Gottesdienst. Einmal im Jahr gedenkt also die Gesellschaft der Opfer zurückliegender kriegerischer Auseinandersetzungen .
Dem Wunsch eines großen Teiles der Bevölkerung entsprechend, fasste der damalige Kriegerverein Hahndorf-Grauhof im Jahre 1926 den Entschluss, zum Gedenken der Gefallenen und Vermissten des Krieges 1914-1918 ein Ehrenmal zu errichten. Es wurde aus Vertretern der Gemeinde und allen örtlichen Vereinen ein Denkmals-Ausschuss gebildet, der zunächst eine Sammlung in Hahndorf und Grauhof durchführte. Die Sammlung brachte ein so gutes Ergebnis, dass die Gemeinde, die den Platz für das Ehrenmal zur Verfügung stellte, keinen finanziellen Beitrag mehr zu leisten brauchte. Schon im September 1926 konnte das Denkmal, das von der Firma Schumann in Langelsheim hergestellt und angeliefert war, durch Pastor Hauck aus Goslar unter großer Beteiligung der Vereine und der Bevölkerung eingeweiht werden. Gemeindevorsteher Fricke übernahm das Ehrenmal in die Obhut der Gemeinde. Die Platte an der Frontseite trägt folgende Inschrift:
Ihren im Weltkrieg gefallenen Söhnen
die dankbare Gemeinde
Hahndorf – Grauhof
1914 – 1918

1914
W. Schmücking verm. 24. 08. 1914 W. Schulze gef. 10. 1914
P. Selz gef. 24. 08. 1914 H. Miehe gef. 08. 11. 1914
F. Sante gef. 03. 09. 1914 W. Kassebaum gef. 10. 11. 1914
W. Siemens gef. 10. 10. 1914

1915
F. Berndt gef. 07. 02. 1915 E. Wittig gef. 21. 08. 1915
K. Peters gef. 29. 05. 1915 R. Kassebaum gef. 09. 1915
1916
R. Sante gef. 11. 01. 1916 A. Lehrmann verm. 17. 01. 1916
G. Ahrens gef. 22. 03. 1916 F. König gef. 19. 07. 1916
K. Diedrich gef. 15. 03. 1916 F. Warnecke gef. 14. 08. 1916
H. Miehe gef. 08. 06. 1916 G. Hansmann gef. 12. 09. 1916
O. Nause gef. 08. 06. 1916 K. Gerbes gef. 25. 09. 1916
A. Bruns gef. 24. 06. 1916 J. Strosick gef. 11. 11. 1916
1917
H. Schaare gef. 10. 01. 1917 K. Köhler gef. 04. 10. 1917
W. Warnecke gef. 28. 04. 1917
1918
A. Malyga gef. 19. 01. 1918 H. Wittig gef. 13. 09. 1918
W. Loose gef. 25. 03. 1918 W. Siems gef. 16. 09. 1918
A. Solf gef. 04. 1918 G. Plumeyer verm. 16. 09. 1918
W. Schulze gef. 25. 05. 1918 E. Meyer gef. 27. 09. 1918
K. Heindorf gef. 03. 06. 1918 O. Wittig gef. 09. 10. 1918
H. Weber gef. 16. 07. 1918 H. Fricke gef. 29. 10. 1918
W. Heindorf gef. 18. 07. 1918

Zum Gedenken an die Toten des zweiten Weltkrieges wurden zwei weitere Namensplatten angebracht, die auch die Namen der toten Angehörigen der zugewanderten Flüchtlinge aufweisen. Die Einweihung der Gedenktafeln fand am 14. 11. 1954 durch Pastor Henneberger aus Jerstedt statt.
Über die Kriegstoten des zweiten Weltkrieges – Vermisste wie Gefallene – hat der frühere Gemeindedirektor Martin Gerbes eine umfangreiche und nahezu lückenlose Liste angefertigt, die neben den Namen und Vornamen auch den Beruf und Dienstgrad, sowie Todesdatum und –ort der Betroffenen enthält. –diese hat er getrennt nach solchen, die aus dem Ort stammen, und denen, deren Angehörige im Verlauf des Krieges und seiner Folgen ins Dorf zugezogen waren, zumeist Flüchtlinge und Vertriebene. Diese Trennung der Personenkreise ist auch auf den beiden Tafeln vorgenommen worden. Bei den Nicht-Hahndorfern ist an die Stelle des Dienstgrades der Heimatort getreten.

a) aus dem Dorfe
Ahrens, Willi Eisenbahner Oberfw. verm. 19. 08. 1943, Russland
Bauer, Herbert Berufssoldat Oberfw. gef. 1944, Frankreich
Berndt, Wilhelm Maurer Soldat gef. 1945, Saargebiet
Block, Hermann Lokheizer Soldat gef. 15. 05. 1945, Goslar
Cassebaum, Willi Dipl.Landw. Ob.Ltn. gef. 03. 09. 1942, Russland
Edler, Willi Kaufmann Gefreiter gef. 22. 06, 1942, Lubaczow/Russl.
Ehli, Heinrich Gastwirt Wachtmstr. gef. 28. 07. 1943, Tschermerowzy
Fricke, Rudi Autoschl. Obergefr. gef. 12. 04. 1944, Odessa
Gehrke, Helmut Klempner Pionier gef. 17. 07. 1943, Woroschilograd
Geldmacher, Heinrich Gespannf. Gefreiter gef. 28. 11. 1943, Witesbk
Giesecke, Hermann Maurer Unteroffz. verm. 2944 in Bessarabien
Haarmann, August Lehrer Oberfw. gest. 1945 in jug. Gefangenschaft
Haarnagel, Wilhelm Bauer Gefreiter gef. 27. 07. 1943, Oel/Russland
Heine, Fritz Landarb. Obergefr. vermisst 1945 in Polen
Heitefuß, Wilhelm Maurer Gefreiter gef. 20. 07. 1944 b. Tarnopo/russl.
Klauenberg, Friedrich Bauer Obergefr. gef. 09. 05. 1944, Sewastopol
Kreinacke, Wilhelm Tischler Gefreiter gef. 08. 03. 1942, Tangerov/Russl.
Lehrke, Helmut kfm. Angest. Oberfw. gef. 15. 07. 1941, Smolensk
Lehrke, Wilhelm Schmied Gefreiter verm. 30. 08. 1943, Krim/Russl.
Lehmann, Willi gef. 1943 in Russland
Löwe, Hermann Maler OWachmstr. gef. 29. 11. 1943 in Russland
Lüddecke, Ernst Elektriker Gefreiter verm. 1944 in Russland
Lüddecke, Heinrich Bahnarbeiter Uffz. verm. 1945 in Ostpreußen
Morgiewierz, Edmund Arbeiter Soldat gef. 28. 06. 1941, Russland
Nagel, Ernst Molkerist Obermaat gef. 28. 12. 1943, Biskaja
Nause, Walter Arbeiter Obergefr. gest. 01. 07. 1945, Hahndorf,
Peters, Karl Dachdecker Obergefr. verm. 1944 in Russland
Röhrmann, Wilhelm Landwirt Gefreiter verm. 1944 in Russland
Ruhl, Helmut kfm.Angest. San.Fw. verm. 03. 02. 1943, Stary-Ostve
Sandvoß, Karl Bäckermstr. Obergefr. verm. 07. 01. 1943, Stalingrad
Schäfer, Otto Walzenführer Obergefr. verm. 18. 07. 1944, Rumänien
Schimkowiak, Martin Schlosser Obergefr. gef. 02. 12. 1944, Tarnowitz
Schlüter, Heinrich Arbeiter Soldat gef. 23. 07. 1942, Stalingrad
Sergel, Heinrich Tischler Obergefr. verm. 25. 01. 1945, Thorn
Wegner, Fritz Dachdecker Obergefr. gef. 10. 12. 1942, Cizina
Weinhold, Alfred Maler Gefreiter gef. 30. 08. 1941, Kiew
Wittig, August kfm.Angest. Uffz. gef. 25. 01. 1945, Ostpreußen
Wittig, Rudolf Schüler Soldat verm. März 1945, Danzig
Wittig, Werner Gefreiter gef. 04. 10. 1944, Pazisne/Lit.
Wyrembeck, Johann Wachtm. gef. 09. 08. 1944, Elsenborn
b) Nicht-Hahndorfer
Biermann, Konrad Ofensetzer Waldenburg gef. 26. 05. 1943, Russland
Biermann, Gerhard Waldenburg gef. 05. 12. 1943, Russland
Biermann, Paul kfm.Angest. Waldenburg gef. 28. 01. 1943, Orel/Russl.
Bollmann, Erich Landwirt Benzingerode verm. 1944 in Finnland
Brückner, Paul Fleischer Bothendorf verm. 1945 in Deutschland
Faber, Heinz kfm.Angest. Berlin gef. 08. 04. 1944, Krim
Frank, Adolf Weber Pabianice verm. 1943 in Ostpreußen
Freitag, Gregor kfm.Angest. Hannover verm. 1943, Ungarn
Igel, Kurt Verm.Ass. Kreuzburg verm. März 1945, Ostpreußen
Kühne, Alfons Spark.Insp. Cosel O/S verm. 1945
Lattemann, Wilhelm Treckerfahrer Langelsheim gef. 27. 01. 1944, Russland
Lamottke, Kurt Kaufmann Königsberg gef. 15. 03. 1945, Bernkastel
Mai, Fritz Arbeiter Odersteine/S verm. 1945 Warthegau
Matzner, Martin Verm.Techn. Reichenbach gef. 05. 07. 1943, Orel
Meissenburg, Heinz Gew.Olehrer Kolberg verm. 1945 Tucheler Heide
Mempel, Reinhold Verw.Angest. Teschen O/S verm. 1945 in Böhmen
Menzel, Fritz gefallen
Mierswa, Felix Eisenbahner gef. März 1945 in Polen
Mierswa, August Landwirt Hennersdorf verm. 07. 03. 1942, Russland
Niemczyk, Wilhelm Kaufmann Beuthen verm. 15. 08. 1944. Russland
Reppnow, Ernst Tischler Altlobitz verm 1944 in Russland
Reppnow, Hans Schmied Altlobitz verm. 1944 in Frankreich
Scheer, Hans Landwirt Spiegelberg verm. Jan. 1943, Stalingrad
Scheer, Johann Landw. Krs. Allenst. 28. 01. 1945, v.d.R. ersch.
Scheer, Mathilde Hausfrau -„- -„-
Scheer, Helmut Landwirt -„- -„-
Wiedermann Weber Reichenbach gef. 08. 03. 1944, ü. Mittelm.

Über viele Jahre geschah nicht rund um das Ehrenmal, wenn man einmal von einer zwischenzeitlichen Grüngestaltung absieht. Aber diese wurde im Laufe der Zeit immer unansehnlicher, weil sie wenig oder gar keine Pflege erfuhr. Die Fläche ‚verkam‘ zum Hundklo und heimlichen Müllplatz. Lediglich unmittelbar vor dem Volkstrauertag wurde ein wenig getan.
In Ermangelung eines „Kriegervereins“ nahm sich der örtliche Haus- und Grundbesitzerverein der Sache an. Da diese Gedenkstätte unmittelbar an einer vielbefahrenen Kreisstraße liegt, verfolgte der Verein zunächst die Idee, dem Gedenkstein einen anderen Platz zu vermitteln. Gedacht war daran, die Fläche bei der Kirche – der einstige Kirchhof – dafür ins Gespräch zu bringen. Doch die Kirchengemeinde als Besitzer lehnte ab und bot ihrerseits ein Areal auf dem örtlichen Friedhof an. Das wiederum lag nicht im Interesse des Vereins. Fast zwei Jahre zogen sich die Vertröstungen seitens der Stadt dahin, etwas zu unternehmen, ohne, dass ein Finger gekrümmt wurde. Stets war Geldmangel der genannte Grund für die Untätigkeit. Im Jahre 2003 tat sich dann doch etwas. Auf der Jahreshauptversammlung des Haus- und Grundbesitzervereins tauchte die Idee auf, doch einmal den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge anzusprechen. Gespräche ‚vor Ort‘ mit Vertretern des Verbandes verliefen recht positiv und nahmen bald konkrete Formen an. Innerhalb eines guten Vierteljahres war es dann so weit, dass die Gedenkstätte neu gestaltet wurde. Eine Gruppe junger Männer – Teilnehmer eines Jugendcamps am Ehrenfriedhof Oderbrück/Harz – entfernten das Grün (Strauchwerk, kranke Bäume) und bearbeiteten den Boden. Von einem Mitglied des Hahndorfer Haus- und Grundbesitzervereins war der Mutterboden gestiftet worden. Wenige Tage vorher war ein 60 Zentimeter hoher Zaun als schützende Einfriedung errichtet worden. Danach war die Gedenkstätte wieder ansehnlich. Zukünftig wird der Haus- und Grundbesitzerverein die Pflege übernehmen.