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Thema: Außenkommando

  1. #1
    † 05.04.2014 Avatar von Wolfgang
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    Standard Außenkommando

    Außenkommando Goslar

    Etwa drei Kilometer nördlich von Goslar am Nordrand des Harzes wurde das erste selbständige Außenlager von Buchenwald errichtet. Das Lagergelände lag auf dem Flurstück Magdeburger Kamp nahe der Gemarkungsgrenze nach Hahndorf, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Areal des Goslarer Flughafens, der seit 1935 Militärgebiet war. Heute rahmen die Straßen Grauhöfer Landwehr (Kreisstraße 32), Stapelner Straße, Alte Heerstraße und Magdeburger Kamp in der Bassgeige das Gebiet ein. Das Lager war nach Aussagen von Zeitzeugen mit einem mehr als mannshohen Stacheldrahtzaun umgeben. Ein Wachturm stand an der Nordwestecke des Fliegerhorstes in unmittelbarer Nähe. Von dort war die baumlose Fläche gut einzusehen.
    Am 25. November 1940 verließ der erste Transport mit 80 Häftlingen das KZ Buchenwald und traf noch am selben Tag in Goslar ein. Die Mehrheit der Häftlinge waren Polen (35) sowie Sinti und Roma (35); der Rest waren deutsche politische oder kriminelle Häftlinge. Der Kommandoführer Johannes Blank war vom Buchenwalder Lagerkommandanten Karl Koch ausgewählt worden, weil er sich als Block- und Kommandoführer hervorgetan hatte. Den ehemaligen Fremdenlegionär, SA-Mann und in Buchenwald als Kapo verrufenen Erich Vogel hatte Blank als Lagerältesten nach Goslar mitgenommen. Blockführer in Goslar war SS-Oberscharführer Josef Kestel.
    Am 23. März 1941 und am 8. Juni 1941 kamen weitere 30 bzw. 31 Häftlinge nach Goslar, bevor durch Rückverlegung nach Buchenwald die erste Phase des Außenlagers endete. Die Häftlinge waren mehrheitlich einige wenige gehörten zu einem Kiesgrubenkommando, das am Försterberg bei Hahndorf arbeiten musste – für die Neubauleitung des SS-Infanterie-Ersatzbataillons Nord in Goslar, das auf dem Fliegerhorst diverse Erd- und Bauarbeiten ausführte, arbeitseinsatzmäßig >Verfügungsmasse<. Die tägliche Arbeitszeit betrug für die Häftlinge neun Stunden, samstags acht Stunden; an Sonntagen war Arbeitsruhe, die zum Instandsetzen der Kleider und Schuhe verwendet wurde (= Nach einem Arbeitsbericht des Sonderkommandos Goslar vom 1. 11. –15. 11. 1941 an die Kommandantur des KZ Buchenwald). –
    Nach einer Pause von sechs Monaten bestand von Mai bis Oktober 1942 das zweite Goslarer Kommando, das in den noch vorhandenen Baracken untergebracht wurde und SS-Oberscharführer Erich Höber als Kommandoführer unterstand. Die tägliche Arbeitszeit wurde jetzt auf 11 ¼ Stunden erhöht und die Häftlinge zu Instandsetzungsarbeiten an der SS-Junkernschule in Braunschweig eingesetzt.
    Am 31. Oktober 1942 begann die letzte Phase der Geschichte des Außenlagers Goslar. Die SS schickte 20 Häftlinge, die im SS-Barackenlager (= Auf dem Gräbicht; Hahndorfer Gemarkung) arbeiten mussten. Diesmal waren es Auftragsarbeiten, die die Hahndorfer Baufirma Heinrich Maibaum ausführte. Nach 31 Arbeitstagen wurde am 7. Dezember 1942 das Außenlager Goslar endgültig aufgelöst. Alle baulichen Einrichtungen wurden abgebaut und abtransportiert.
    Der Lagerkommandant von Buchenwald Karl Koch entledigte sich im Außenlager Goslar zweier unbequem gewordener Häftlinge. Die beiden langjährigen Funktionshäftlinge Walter Krämer und sein Stellvertreter im Häftlingskrankenrevier Karl Peix waren für Koch auf mehrfache Weise zu lästigen und gefährlichen Zeugen seiner kriminellen Machenschaften geworden. Unter dem Vorwand einer Befehlsverweigerung (= Krämer sollte ‚frisch’ eingetroffene russische Kriegsgefangene als tbc-erkrankt einstufen.) ließ er die beiden Anfang November 1941 in das Außenlager Goslar überstellen. Der ihm verpflichtete Johannes Blank holte sie persönlich in Buchenwald ab. Wenige Tage später, am 6. November 1941, wurden beide fast zur selben Stunde (aber an verschiedenen Orten) >auf der Flucht erschossen<: Karl Peix innerhalb des Fliegerhorstes an einer abgelegenen Stelle, Walter Krämer beim Wasserholen an einem nahen Brunnen während einer Arbeitspause im Kiesgrubenkommando am Försterberg in der Nähe Hahndorfs. (Betr. Erschießung Peix: Donald Giesecke/Heinz Gramsch: Die Geschichte des zivilen Flughafens Goslar und des Fliegerhorstes Goslar von 1927 – 1992, Goslar 1993, S.15). –
    Im November 1999 ehrte Die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem posthun Walter Krämer für seine uneigennützige Hilfe den anderen Häftlingen gegenüber in seiner Position als >Revierkapo< mit der Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“. Am 21. Juni 2002 – der 110. Wiederkehr des Geburtstages von Walter Krämer – wurde ein im Bereich der Einmündung der Stapelner Straße in die Grauhöfer Landwehr aufgestellter Gedenkstein zur Erinnerung an das Außenlager Goslar der Öffentlichkeit übergeben.

    Literatur:
    1) Bernhild Vögel: „System der Willkür“, Goslar 2002
    2) Dietermann/Prümm; Walter Krämer, von Siegen nach Buchenwald,
    Siegen 1986

  2. #2
    Schießhauer Avatar von märklinist
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    Standard Außenlager von Buchenwald

    Leider haben wir noch nicht mal in der Schule was darüber erfahren, das so eine Stätte des Grauens auch in unserer Heimat war. Auch meine Eltern und Großeltern erzählten nie davon. Als ich es durch Zufall vor einigen Jahren erfahren habe, war ich sehr schockiert, das diese Naziverbrecherbande auch in unserer Umgebung solch einen Ort des Grauens geschaffen hatte.
    Woran mag das gelegenhaben, das uns weder Lehrer, Eltern und Großeltern darüber schwiegen? Schließlich waren zumindest unsere Großeltern Zeitzeugen, die es auch wahrnahmen, was damals geschehen ist. Unsere Eltern waren selbst noch Kinder oder im jugendlichen Alter als der Naziterror an der Tagesordnung war.

    In diesem Sinne
    Grüße aus BS
    märklinist

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