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Thema: Prostitution in Goslar

  1. #1
    Schießhauer Avatar von nobby
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    Standard Prostitution in Goslar

    Ich lese gerade ein Buch über die Geschichte der Bruchstraße in Braunschweig seit 1807.
    Weiß jemand von euch wie sich dieses Gewerbe in Zeiten vor der Immenröder Str. 25 und einigen "Bars" die erst danach folgten, in Goslar dargestellt hat?
    Einen offiziellen Straßenstrich gab es wahrscheinlich nicht. Bordelle als feste Einrichtung sind aber schon seit Urzeiten verbreitet. Ich vermute, dass es so etwas auch hier gegeben hat. Ob nun legal, halblegal oder illegal.
    Auf Informationen zu diesem Thema bin ich neugierig.


    Viele Grüße

    nobby
    Ich erwarte nichts und bin trotzdem enttäuscht!

  2. Danke von:

    zeitzeuge (07.04.2021)

  3. #2
    Moderator Avatar von Bergmönch
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    Meine Vater erwähnte mal, dass das Haus an der Immenröder Straße 25 für Angehörige der Goslarer Jäger tabu war. Es muss also schon ziemlich lange existiert haben.

    Im Einwohnerverzeichnis von 1927 ist dort lediglich ein Fräulein Henriette Hollfeld eingetragen.

    Bis 1938 hat sich die Antahl der Fräuleins erhöht:

    Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Immenröder 25.JPG 
Hits:	8 
Größe:	17,5 KB 
ID:	19652

    "Ein Schuft wer böses dabei denkt."

    Beste Grüße

    Bergmönch
    Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)

  4. Danke von:

    Hanno (03.04.2021),märklinist (02.04.2021),nobby (01.04.2021),zeitzeuge (07.04.2021),zeitzeugin (02.04.2021)

  5. #3
    Schießhauer Avatar von nobby
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    Der Umgang mit Prostituierten war ohne Genehmigung des Offizieres schon vor langer Zeit verboten. Das galt auch für einige Gilden. In Braunschweig gibt es einen Beleg von 1325 der die Beckenwerkergilde betrifft.
    Ich glaube allerdings nicht, dass das Verbot moralisch begründet ist, sondern man wollte Soldaten und Gildenmitglieder vor Geschlechtskrankheiten schützen.
    Die Adresse Immenröder Str. zeigt auch, wie in vielen anderen Städten, dass Bordelle am Rand der Städte angesiedelt wurden. Da sich Prostitution nie ganz verhindern ließ, wurde sie organisiert von Staat, Polizei und privaten Huren-Wirten. Das ist aber eine andere und lange Geschichte.

    Viele Grüße


    nobby
    Geändert von nobby (01.04.2021 um 17:59 Uhr)
    Ich erwarte nichts und bin trotzdem enttäuscht!

  6. Danke von:

    Bergmönch (01.04.2021),märklinist (02.04.2021),zeitzeuge (07.04.2021),zeitzeugin (02.04.2021)

  7. #4
    Moderator Avatar von Bergmönch
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    Unter den Opfern der Hexenprozesse in Goslar befand sich Magdalena Krusen, die auch als "Huerleneken" bekannt war. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Prostituierte. 1599 wurde sie der Hexerei bezichtigt (eifersüchtige Ehefrauen?). Sie wurde gefoltert, gestand jedoch nicht und überlebte die Tortur. Zusammen mit ihren Töchtern wurde sie der Stadt verwiesen. Offenbar konnte sie jedoch ohne Auskommen und Beziehungen außerhalb der Stadt nicht überleben. Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als nach Goslar zurückzukehren. Am 16. März 1599 wurde sie verbrannt.
    Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)

  8. Danke von:

    märklinist (02.04.2021),nobby (01.04.2021),zeitzeuge (07.04.2021),zeitzeugin (02.04.2021)

  9. #5
    Moderator Avatar von Bergmönch
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    Zitat Zitat von nobby Beitrag anzeigen
    ... , dass Bordelle am Rand der Städte angesiedelt wurden.
    In Goslar fand, zumindest bis zur Reformation, Prostitution recht zentral statt. An anderer Stelle im Forum hatte ich zu dem auch als "Fingerling" bekannten Haus folgendes geschrieben:

    "Das Bordell am Liebfrauenberg (das fruwenn hus by sant Martens Capellen an der Avetucht) befand sich pikanterweise südlich der Abzucht, also in der Domfreiheit. Hier galt kein Stadtrecht, sondern kanonisches Recht. Das Etablissement lief also gewissermaßen unter der Kontrolle des Domstiftes. Mit der Reformation hielt dann auch ein strengerer Moralkodex in Goslar Einzug. Das "Hurenhaus" wurde spätestens in den 1570er Jahren aufgelöst und in die untere Kornstraße verlegt, wo es jedoch auch nur noch kurze Zeit existierte.

    Ein sehr interessantes Kapitel zu diesem Thema findet sich bei Stephan Kelichhaus, "Goslar um 1600", Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2003 (das Buch ist noch erhältlich)."

    Beste Grüße

    Bergmönch
    Geändert von Bergmönch (02.04.2021 um 17:04 Uhr)
    Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)

  10. Danke von:

    Maria (01.04.2021),märklinist (02.04.2021),nobby (01.04.2021),zeitzeuge (07.04.2021),zeitzeugin (02.04.2021)

  11. #6
    Schießhauer Avatar von nobby
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    Zitat Zitat von Bergmönch Beitrag anzeigen
    Ein sehr interessantes Kapitel zu diesem Thema findet sich bei Stephan Kelichhaus, "Goslar um 1600", Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2003 (das Buch ist noch erhältlich)."
    In der Tat. Der Beitrag in dem Buch zum Thema Prostitution ist sehr aufschlussreich. Das Buch ist ganz allgemein sehr interessant. Ich werde es mir jetzt mal ein wenig sorgfältiger durchlesen.

    Viele Grüße

    nobby
    Ich erwarte nichts und bin trotzdem enttäuscht!

  12. Danke von:

    zeitzeuge (07.04.2021)

  13. #7
    Schießhauer Avatar von nobby
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    Vielleicht am Thema vorbei, aber trotzdem interessant.
    Quelle: anton-praetorius.de

    Namen der Opfer der Hexenprozesse/ Hexenverfolgung in Goslar

    1526 wurde in Goslar die Reformation eingeführt 1530 begannen Hexenprozesse Venne Richerdes wurde 1530 wegen Zauberei besagt und enthauptet. Insgesamt starben 28 Menschen.

    Kirchenordnung 1531 Zauberern und Hexen soll kein kirchliches Begräbnis zukommen: "die mit Zauberei umgehen, auch Rat und Weisheit dabei suchen und fragen, wollen wir für keine Christen halten, zu keinem Sakrament lassen und wenn sie sterben, sollen sie ohne Schüler begraben werden. Wir können ihres Glaubens kein Zeugnis geben, dieweil sie wider Gott gehandelt haben."

    28 Opfer Antiquitatum Goslariensieum 1530 Venne Richerdes, wegen Zauberei besagt, enthauptet. 1535 2 Weiber und eine Pfaffen Köchin als Hexen verbrannt 1536 Alheid Clawes und Anneke Hesse (verbrannt?) 1545 Magd Anna Hickelbrodt: Milchzauber, Walpurgisnacht, Flug zum Brocken, nicht verurteilt 1556 Zauberin an die Ocker gebracht, ihre Schwester auf der Koppelstide verbrannt. 1562 etliche Vergiftern und Zauberinnen verbrannt 1577 Pest in Goslar. 2600 Menschen gestorben 1578 die Kokemestersche verbrannt 1580 die Ruschke hingerichtet 1588 Margarete Hillebrandt - verurteilt 24.9.1588 (wegen Gottes lästerlichen Wesens) Margarete Paßschen. fünf mal gefoltert, gestorben in der Folter Eggertsche 2.10. Flammentod Hirtin Hinrich Cochens Frau - 8 Wochen Haft, 2 Verhöre übel zugerichtet, der Bader beansprucht viel Geld, sie zu heilen. Freigesprochen -nicht gestanden? 1589 vier weitere Frauen verbrannt: die Könsche, Phelsche, die Hirten Frau von Grauen Hoff (und 1 Name fehlt). 1599 sieben Frauen und ein Mann verdächtigt: die Tellermannsche und Wolbergsche, Magdalena Krusen (genannt Vulgariter Huerleneken), in der Ulrichtskapelle gefoltert, legen kein Geständnis ab - werden der Stadt verwiesen mit ihren Töchtern. Die Huerleneken wird am 16. März verbrannt. Ehepaar Bulicher, Mann am 29.8. verbrannt. Seine Frau übersteht die Folter, wird ausgewiesen. 1608 Zacharias Engelkes Frau - in Haft verstorben. 1638 7 Personen hingerichtet: Gese Schraders, Anna Middendorf, Cathrin Hasenbeins, Losie Slingsman Catrin Baumanns, Catrin Meyers. Hans Schermer der Stadt verwiesen. Lucia Schlingmanns 13.11. geköpft und verbrannt. 1644 Trineken Krusen, aufs Wasser gesetzt, worauf sie bald gestorben. Sie ist das letzte dokumentierte Todesopfer der Goslarer Hexenverfolgungen. 28 Todesopfer 1657 Witwe Cathrin Hartmann, wird beschuldigt, kämpft um ihr Leben, nimmt sich einen Anwalt und strengt eine Verleumdungsklage an. Anwalt schlägt eine Wasserprobe für beide Parteien vor. Kein Urteil überliefert.
    Ich erwarte nichts und bin trotzdem enttäuscht!

  14. Danke von:

    Bergmönch (02.04.2021),zeitzeuge (07.04.2021)

  15. #8
    Hauer Avatar von zeitzeugin
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    Hallo,
    Venne Richerdes - hab ich doch schon mal gehört...
    Das ist der Titel eines Romans aus den 1920er Jahren von Herrmann Kassebaum. Dr. Kassebaum war Oberstudienrat am Ratsgymnasium und in dem Buch soll es um das Schicksal eines jungen Mädchens gehen. (zitiert nach Giesecke, Nebenbei Erlebtes, S. 38 ).
    Viele Grüße
    Erika

  16. Danke von:

    nobby (03.04.2021),zeitzeuge (07.04.2021)

  17. #9
    Schießhauer Avatar von nobby
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    Hallo Zeitzeugin,

    so sieht das Buch aus. Ich habe es bei ZVAB bestellt. Nochmals danke für den Hinweis.

    https://images-na.ssl-images-amazon....4,203,200_.jpg


    Viele Grüße

    nobby
    Geändert von nobby (07.04.2021 um 08:32 Uhr)
    Ich erwarte nichts und bin trotzdem enttäuscht!

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