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Thema: Goslarer Geheimgänge und mehr...

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Moderator Avatar von Bergmönch
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    Monika, ich bin mir sicher, dass Herrn Griep die Rekonstruktionen von Hölscher sehr gut kennt und ich meine auch, dass die Rekonstruktionen von Griep die besseren sind. Die Ausgrabungsbefunde von Hölscher sind präzise aber seine Rekonstruktionen sind zwar sehr anschaulich aber manchmal auch etwas frei. Man darf allerdings auch nicht vergessen, dass zwischen Hölscher und Griep 70 bis 80 Jahre längere Forschung liegen.

    Mit kirchlichen Ausdrücken meinst Du vermutlich die Funktionen der einzelnen Kurienbewohner und die Kurien überhaupt. Am besten könnte ich Dir erläutern was ich meine, wenn ich die Griepsche Version des Pfalzbezirkes hochladen würde. Das Problem ist nur, dass Hölscher mittlerweile gemeinfrei ist, Griep aber noch durch das Urheberrecht geschützt ist.
    Also versuche ich das mal verbal zu erklären. Ursprünglich waren alle geistlichen Ämter am Goslarer Domstift auch von Geistlichen besetzt (Domkapitel), die im angeschlossenen Kloster lebten. Meistens waren dies Angehörige der lokalen Adels- oder Patrizierfamilien. Mit der Zeit entfiel die Verpflichtung für diese Herren im Kloster leben zu müssen und Ihnen wurde vom Stift ein Stück Land zum Lehen gegeben auf dem sie sich einen standesgemäßen Dienst- und Wohnsitz bauen konnten, eben diese Kurienhäuser. Zum Schluss war es nicht einmal mehr nötig dem geistlichen Stand anzugehören um ein solches Amt ausüben zu können und das damit verbundene Lehen zu erhalten. Dies war allerdings immer mit der Klausel verbunden, dass nach deren Tod alles (Land und Immobilie) wieder an das Domstift fiel.
    Die wichtigsten dieser Kurienhäuser waren natürlich gleich in der Nähe des Domes.

    Stell Dir nun vor, Du würdest im Mittelalter vor dem Eingang des Domes stehen (Domvorhalle). Der ganze Komplex wäre damals von einer Mauer umgeben gewesen (Immunitätsmauer) und würde ein wenig wie eine Burganlage wirken. Rechts von der Treppe zur Vorhalle befände sich die Dechanei, also der Sitz des Verwalters der zum Dom gehörenden Pfarreien. Links von der Treppe befand sich das Haus des Scholasters, also des Leiters der Domschule. Beide Gebäude waren zusammen mit einer dritten Kurie direkt in die Immunitätsmauer hinein gebaut. Alle 3 Gebäude fehlen bei Hölscher. Nach Osten hin schloss sich den Gebäuden die Pfarrkirche St. Thomas an. Es folgten, entlang der heutigen Wallstraße, die Kurie des Kämmerers (Finanzverwalter) und die des Kantors.

    Das Sechsmannenhaus war keine Kurie sondern Sitz der obersten Bergwerksaufsicht. Auch dieses Gebäude fehlt bei Hölscher.

    Das Refektorium war der Speisesaal des Klosters. Es befand sich in dem Gebäudetrakt am südlichen Kreuzgang. Bei Hölscher sieht man zwischen dem Refektorium und der Stadtmauer nur Gärten. Tatsächlich befanden sich hier aber die Vikariatskurien. Aufgabe der Domvikare war es das Domkapitel bei seinen Aufgaben, insbesondere den geistlichen Handlungen zu unterstützen.

    Bei Hölscher befindet sich zwischen Liebfrauenkapelle und Dom eine fast durchgehende Reihe von Kurienhäusern an. Tatsächlich war zwischen Kapelle und der Kurie "von Steinberg" eine Lücke, der so genannte Scholastergarten.

    Ich hoffe, Du kannst Dir jetzt in etwa vorstellen, wie die Rekonstruktion von Griep aussieht und was hinter einigen der Ausdrücke steckt.

    Der ehemalige Dombezirk, in dem noch viele Kurienhäuser erhalten sind, erstreckte sich übrigens südlich der Abzucht etwa vom Liebfrauenberg bis zum St. Annenstift. Hier galt auch nicht das berühmte Goslarer Stadtrecht sondern kanonisches Recht (Kirchenrecht). Das Gebiet wurde deshalb auch als "Domfreiheit" bezeichnet.

    Beste Grüße

    Bergmönch
    Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)

  2. Danke von:

    Peter2809 (07.06.2020)

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