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Thema: Brache an der Halberstädter Straße

  1. #1
    Gedingeschlepper Avatar von Fundgrübner
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    Standard Brache an der Halberstädter Straße

    Glück auf!

    Fährt man von der B6 auf der Halberstädter Straße in Richtung Oker, so passiert man kurz hinter der Fa. Grillo Zinkoxid auf der rechten Straßenseite ein eingezäuntes Gelände (Industriebrache?), bei dem Hüttenschlacke in der planierten Fläche zu erkennen ist. Ich möchte das Gelände einer ehemaligen Hütte zuordnen, kann dabei aber auch falsch liegen (alte Kippe?). Hier ein Google-Link: http://goo.gl/maps/s83L

    Als Nicht-Goslarer ist es für mich schwer, das Gelände einer bestimmten Hütte zuzordnen; es soll ja mehrere davon in Goslar gegeben haben. Deshalb bitte ich um Beantwortung folgender Fragen:

    1. Was befand sich vorher auf dem Gelände?
    2. Wenn es eine Hütte war: Name?
    3. Sind die Schlacken von dort oder wurden sie angefahren und dort eingebracht (z.B. von der Julius-H., Astfeld)?

    Vielen Dank für die Hilfe.
    MfG
    MM-Bär

  2. #2
    Administrator Obersteiger Avatar von Andreas
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    Hallo Bär,

    soweit ich denken kann, ist das eine Brache. Was dort vorher war, weiß ich leider nicht.
    Die Schlacke dort wird wohl eher von der Bleihütte sein. Früher hat man die Halden eigentlich direkt am Hüttenstandort gehabt, schwer vorstellbar, dass man die Schlacken von Juliushütte nach Oker gekarrt hat.
    Glück Auf!
    Andreas

  3. #3
    Gedingeschlepper Avatar von Fundgrübner
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    Inzwischen habe ich ein bischen selbst nachgeforscht. Gegenüber (also auf der Bahnseite) war die ehem. Zinkoxydhütte. Es könnte Material von dort sein.

    Was mich ein wenig erstaunt, ist, dass ein Großteil der Schlacke ausschließlich Kupfer(minerale) enthält: 0% Zink, 0% Blei. Kann man so perfekt verhütten?

    MM-Bär

  4. #4
    Administrator Obersteiger Avatar von Andreas
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    Guten Morgen Bär,

    wenn das Material rein ist, kann man auch entsprechend verhütten. Die Rammelsberger Erze wurden ja schon vorher in der Flotation säuberlich getrennt. Das Konzentrat, dass an die Hütten geliefert wurde war also "rein".
    Glück Auf!
    Andreas

  5. #5
    Schießhauer Avatar von Harzer06
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    Es wurde in der ersten Hälfte des 20. Jhd. Schlacke aus Astfeld und Herzog-Juliushütte nach Oker gebracht. Es waren die Rückstände der Bleiverhüttung, die das in früheren Zeiten noch ungenutzt verschlackte Zink enthielten. Nach im Laufe der Zeit wechselnden Verfahren wurde daraus in Oker hauptsächlich Zinkoxid produziert und für Farben und Gummizusätze verkauft. Ab den späten 1930ern ging das Oxid in die neue Zinkhütte.

    Eine reine Verlagerung von Schlackenhalden aus Astfeld hat nicht stattgefunden.

    Eine umfassende Darstellung der Abläufe ist in dem Buch über die Zinkverhüttung in Oker und Harlingerode von Herrn Mehnert zu finden.

    G´Auf
    Harzer06

  6. #6
    Schießhauer Avatar von Harzer06
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    Nachtrag,

    die Rammelsberger Konzentrate würde ich nicht als "rein" bezeichnen. Insbesondere bei Blei und Zink waren es Mischkonzentrate, wo das jeweils namensgebende Metall besonders angereichert war.
    Die Bleischlacken blieben zinkhaltig und wurden nach verschiedenen Methoden zu Zinkhüttenvorstoffen aufgearbeitet. Umgekehrt war das in den Retorten der neuen Hütte erzeugte Zink bleihaltig (bis ca. 1%) und wurde durch erneute Destillation nachgereinigt, sofern die Absatzlage es erforderte.

    G´Auf
    Harzer06

  7. #7
    Schießhauer Avatar von Monika Adler
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    Harzer06, wenn die Schlacken des Rammelsberges zb noch viel Blei enthalten , koennte es etwa gesundheitsschaedlich gewesen sein, wenn man als Kind tuechtig in der alten Schlacke gespielt hat, oder sind die Steine selber in diesem Zustand ungefaerlich?
    Verzeit, hier spricht die Unwissenheit Gruesse, Monika

  8. #8
    Schießhauer Avatar von Harzer06
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    Moin,

    ich bin Naturwissenschaftler und kein Arzt, deshalb muß eine medizinische Beratung natürlich unterbleiben.

    Bei einem Ausbringen von max. 99% je nach Metallart bleibt zwangsläufig etwas Metall in der Schlacke bzw. Asche übrig. Beim Blei ist es in der Regel als schwerlösliches Silikat gebunden.

    Schaden kann Blei eigentlich nur, wenn es in löslicher oder lösbarer Form in den Körper gelangt. Also durch Verschlucken oder Einatmen (Stäube im Hüttenbetrieb). Eine Hautresorption durch Spielen mit sandig bis stückigem Material auf der Halde ist wenig wahrscheinlich. Direkt gegessen haben wird das wohl auch keiner. Und vor dem Essen zuhause wäscht man sich ja die Hände.

    Problematischer sind die Bereiche, wo durch Niederschläge und Verwehung Feinmaterial abgelagert wurde. Die erhöhte Verwitterungsanfälligkeit der kleinen Partikel sorgt für deutlich erhöhte Anteile gelöster Metalle im Boden. Die Bebauung an der Kielschen Straße wurde deshalb aufgegeben und für andere Ortsteile gibt es Anbauempfehlungen, da die verschiedenen Obst- und Gemüsesorten Metalle in sehr unterschiedlicher Weise aus dem Boden aufnehmen. Manche nur wenig, andere viel, oder nur Bestimmtes.

    Toxikologisch ist Blei übrigens recht interessant. Die meisten Vergiftungen erfolgen nicht durch einmalig aufgenommene große Mengen, sondern durch viele kleine Einzeldosen über längere Zeit, die sich im Körper anreichern. Ein Mensch, der vielleicht einige mg pro Arbeitstag aufnimmt, scheidet einen Teil davon wieder aus, der andere Teil lagert sich hauptsächlich in den Knochen ab. Im Laufe eines Arbeitslebens kamen da in früherer Zeit schon Mengen zusammen.
    Zur Prophylaxe wurden z.B. in der Hütte Lautenthal kostenlos Milch und Sauerkraut gereicht. Die heutigen Arbeitsschutzvorschriften dürften da etwas wirksamer sein.

    G´Auf
    Harzer06

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