Hahnenkleer Carillon

In einem Aufsatz (= „Vor 90 Jahren wurde die Stabkirche Hahnenklee erbaut“), veröffentlicht im >Allgemeinen Harz-Berg-Kalender 1998< (S. 44 – 49) über den 90jährigen „Geburtstag“ der Hahnenkleer Stabkirche hat sich der Verfasser ausführlich über diese in Deutschland/Mitteleuropa recht seltene Stilart für den Bau von Gotteshäusern zu Wort gemeldet.
Zwischenzeitlich haben sich nach dem Renovierungsumbau um die Jahrhundert- und Jahrtausendwende einige Veränderungen aufgetan. Aber das Kirchengebäude bleibt weiterhin Anschauungs- uns Studienobjekt für Architekturstudierende aus nah und fern.
Hatte sich die Hahnenkleer Stabkirche vor Jahren fast deutschlandweit einen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad als Hochzeitskirche erworben, so macht sie nun Werbung mit einer sommers donnerstags stattfindenden Konzertreihe sowie mit seinem Carillon, einem glockenspielähnlichem mit Füßen und Fäusten zu spielenden Musikinstrument und auf sich aufmerksam.
Das Hahnenkleer Carillon – zu Pfingsten in den Jahren 2002/2005 eingeweiht – besteht aus kupfermetallener, wohlabgestimmten Glocken und wiegt insgesamt 2,5 Tonnen. Der Carilleur bringt das Instrument mit Füßen und Fäusten zum Klingel; er kann dem „Tastinstrument“ laute, kräftige und leise, zart klingende Töne entlocken . Die Kirchengemeinde ist Mitglied in der deutschen Glockenspielvereinigung.-
Bei der Aufzählung und Erwähnung der >Verwandten< dieses Gotteshauses hoch über Hahnenklee wird häufig eine nicht genannt. Auf die Frage nach den >Verwandten<, wo sich diese Kirchenbauweise, deren Heimat ja Norwegen als aus Britannien mitgebrachtes „Kind der Wikinger“ ist, in Mitteleuropa noch anzutreffen sei, wird zumeist als erstes die Kirche Wang in Krummbügel/Karpacz in Schlesien – exakter am Schwarzen Berg in Brückenberg – am Fuße der Schneekoppe im Riesengebirge genannt. Sehr viel seltener findet das kleine Kirchlein in Albrechtshaus bei Stiege im südlichen Zipfel des Landkreises Wernigerode/Harz Erwähnung. Diese Stabkirche – sie steht auf einem Privatgrundstück – wird zu gottesdienstlichen Zwecken nicht mehr genutzt. Wegen seiner Einmaligkeit des Baustils im Landkreis Wernigerode ist sie unter Denkmalsschutz gestellt worden und durch eine Stahlplatten – Umzäunung 1910 durch den Landkreis Wernigerode vor immer wieder auftretenden Vandalismus geschützt worden.
Gelegentlich wird auch noch daran erinnert, dass bei der Kapelle neben dem Gustav-Adolf-Denkmal bei Lützen in der Nähe von Leipzig das Kircheninnere Elemente des skandinavischen des Stabkirchenbaues enthält.
Niemand jedoch erwähnt auch nur mir einer Silbe, dass der Deutsche Kaiser Wilhelm II. 1893 am linken Ufer des Flüsschens Rominte in der Rominter Heide bei Rominten/Raduznoje im ehemaligen ostpreußischen Kreis Goldap – die Kleinstadt trägt auch heute noch diesen Namen - im ehemaligen Ostpreußen neben seinem Jagdschloss die „Hubertuskapelle“ als nachgebaute norwegische Stabholzkirche von norwegischen Handwerkern errichten ließ aus rotgebeizten Fichtenstämmen. Dieses so entstandene Gotteshaus an ungewöhnlicher Stelle besaß immerhin 120 Sitzplätze, konnte also durchaus eine größere Jagdgesellschaft als Zuhörer aufnehmen. Des Kaisers Faible für alles Nordisch-Germanische war nicht zu übersehen und hat spätere unheilvolle Blüten davongetragen. Das war bei Licht besehen und kritischer Betrachtungsweise falsch verstandene Pseudoromantik. Auch Kaiser sind nicht unfehlbar und können sich bei der Beurteilung von Sachverhalten irren.
Wolfgang Janz