Ich greife mal dasThema auf um es weiterzuführen
Von der Badestube über die Badeanstalt zum Aquantik
1181 wird zum ersten mal über eine Badestube, dem Stoben des Domstifts, berichtet. So besaß er Wasserbäder in hölzernen Wannen und Schwitzbäder (Dampf). Das Wasser kam durch eine Leitung vom Rammelsberg.
1285 wird ein Stoben bei der Königsbrücke erwähnt
13./14. J.Außer dem Stoben noch 13 weitere Badestuben in der Nähe der Abzucht.
1531 besteht nur noch eine Badestube "de Stuba" welche Wasser aus dem Gosekanal bekam (GZ 22.7.1940)
1884 Von Garßen ist Bürgermeister der Stadt. Die Stadt Goslar hat 14000 Einwohner. Der Magistrat beklagt einen wesentlichen sanitären Übelstand. (GZ 5.1962)
1890 Wird ein privater Verein für die Erbauung einer Badeanstalt gegründet.
1891 Entwurf eines Planes zum Bau einer Badeanstalt von Theo Schrader. Dieser Entwurf wird nicht realisiert.
1.12.1891 Die Baupläne des Architekten Eheloff werden vom Magistrat genehmigt.
27.7.1892 Eröffnung der Badeanstalt Am Stoben nach anderthalb Jahren Planung und Bau
Die GZ berichtet: Die Kosten des Bades 80000 MK wurden von Vereinsmitgliedern und dem Magistrat der Stadt getragen. Für den Bau mussten alte Häuser abgetragen werden. Diese Häuser ehemalige Badestuben später Wohnhaus waren schon lange nicht mehr bewohnt.
Das neue Bad, das in höchsten Tönen gelobt wurde (kaum eine kleine Stadt hatte damals eine Badeanstalt) besaß :
8 Wannenbäder 1. und 2. Klasse
5 Brausebäder
Dampf- und römisch-irisches Bad
Ruhesaal
Schwimmbad 12,5m * 7,5m mit einer Wassertiefe von 1m bis 2,10m
24 Aus- und Ankleidezellen
6 Brausen
9.1892 Zwei Monate nach der Eröffnung des Bades herrschte in Goslar die Cholera. Die Badeanstalt wurde verdächtigt dafür verantwortlich zu sein. Nicht zuletzt wurde immer wieder die schlechte Qualität des Wassers beklagt. Es war oft rötlich (Oxydation der Leitungsröhren) und führte organische Stoffe mit sich (GZ 10.5.61).
1897 Erweiterung der Wannenbäder
Das Hallenbad wurde durch das Hauptgebäude betreten, man ging mit Straßenschuhen um das Schwimmbecken herum zu den Kabinen an den Seiten des Schwimmbeckens. Diese waren mit einem Vorhang zu verschließen. Männer und Frauen jeweils an unterschiedlichen Seiten.
In den folgenden Jahren nahm die Einwohnerzahl Goslars stetig zu, so dass das Bad bald zu klein erschien.
1928 werden Pläne für einen Neubau erstellt, die aber nie realisiert werden.
18.10.1935 Die Goslarsche Zeitung berichtet: Beanspruchung der städtischen Badeanstalt hat stark nachgelassen, sie sei natürlich für sportliche Zwecke etwas klein. Lobend werden aber die Dampf- und Moorbäder erwähnt.
24.8.1939 Kurze Schließung, da die Kesselanlagen überprüft, Rohre und Leitungen ausgebessert und die Duschwände neu gestrichen werden.
1950 wird der Vorschlag eines Garderobenanbaus gemacht.
7.9.1951 berichtet die GZ das nach langer Zeit (Umbauten) das Bad wieder geöffnet sei. Die Heizung erfolge nun durch den Kessel der städtischen Brauerei. Es gab aber Probleme mit der Kohle Beschaffung. Zwei große Duschanlagen für Schulklassen wurden eingebaut. Eine neue Filteranlage und ein neuer Anstrich kamen dazu. "Sobald die Umkleidekabinen am Rande des Bassins verschwunden sind (werden außerhalb angebaut) wird man die Halle nur noch barfuß betreten können." Der Eingang in die Schwimmhalle erfolgte dann von außerhalb, unabhängig von den Wannenbädern und der Sauna.
Die Schwimmhalle tat in den Folgejahren ihren Dienst und Hunderte haben in diesem kleinen Bad mit dem durch ein Seil abgetrennten Nichtschwimmerbecken schwimmen gelernt.
In dieser Zeit verdreifachte sich Goslars Einwohnerzahl im Verhältnis zu 1892. Für Wettkämpfe war es schon lange nicht mehr geeignet. So wurde eine Vergrößerung oder ein Neubau auf dem Gelände am Stoben diskutiert.
Dazu kam es aber nicht.
Maria
Geändert von Maria (14.02.2016 um 13:48 Uhr)
A.C. (12.02.2016),Andreas (12.02.2016),Bergmönch (10.02.2016),blueshark (24.04.2020),Goslärsche (10.02.2016),Hanno (11.02.2016),Luzi (10.02.2016),Manfred Kirsch (13.02.2016),Manne (10.02.2016),OJBK (02.10.2020),Onkel Hotte (11.02.2016),Speedy (12.02.2016),Strippenzieher (10.02.2016),thronerbe (10.02.2016),zeitzeuge (12.02.2016)
Ein toller Beitrag. Vielen Dank!
Beste Grüße
Bergmönch
Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)
Danke schön für den klasse Beitrag und die tollen Fotos!
Erinnerungen werden hellwach! Jaaaaa... auch ich habe ab 1963 natürlich dort meine ersten Schwimmzüge gelernt. Bei Herrn Holland-Merten, wie er auf dem Foto live zu sehen ist. Ich denke, das Foto am Beckenrand ist aus "meiner" Zeit des Schwimmenlernens?! Jedenfalls die Szene wie sie abfotografiert ist, könnte die gewesen sein, als ich am Beckenrand stand... Stand ich da???
Wie die Schwimmhalle im Umkleidebereich aussah, ist mir nicht mehr sinnlich, wie der Eingang aussah auch nicht. Nur, dass es immer so arg nach Maische roch, wenn nebenan gebraut wurde. Gerüche setzen sich im Hirn lebenslang fest! Der (unangenehme) Geruch und die Schwimmhalle waren immer eins für mich! Endlich... gab es dann die neue Schwimmhalle, weeeiiit draußen (von der Oberstadt gelegen) an der Wachtelpforte, die heute genauso Geschichte ist, ebenso wie die am Stoben.
Und nun schwenke ich auch noch zur nächsten einstigen Goslarer Schwimmanstalt, dem Herzberger Teich, 1929 als Naturbad für die Bevölkerung im Stauteich für das Brauchwasser des Erzbergwerkes Rammeisberg eingerichtet. Dort wo wir dann als Kinder und Jugendliche stets unsere Sommerfreizeit verbracht haben ... ist heute auch nur noch Geschichte. Und das Freibad Osterfeld... war doch für die Frankenberger nix
Glück auf, Goslärsche
Geändert von Goslärsche (10.02.2016 um 18:24 Uhr)
Wir hatten Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre Schwimmunterricht in der Badeanstalt am Stoben. Ich erinnere mich, dass wir damals warten mussten, weil ein Lehrer allein seine Bahnen zog. Soweit ich mich eventuell erinnern kann, war es ein Lehrer unserer Mittelschule.
Auch die Erinnerung an die herrlich gekachelten Wannenbäder kommt durch diesen Beitrag wieder zurück. Welch ein Luxus,
zuhause gab es ja damals nur die sonnabendliche Zinkbadewanne.
Ja, und mit dem Bau an der Wachtelpforte begannen neue Zeiten. Diese Anlage hätte man mit viel gutem Willen erhalten können, denn die Grundsubstanz war hervorragend, aber die Technik...
Hallo Maria,
danke für diesen ausführlichen Artikel!
Bei dem Farbfoto war mir der Standort des Fotografen nicht gleich klar, bei genauerem betrachten ist es ganz klar aus dem Brunnengarten fotografiert.
Glück Auf!
Andreas
Hi Maria,
ich verneige mich vor solch einem tollen Beitrag.
Eine Frage am Rande: Kommt man irgendwie online an Bilder des Goslarer Stadtarchivs? Da gibt es sicherlich noch viele Schätze. Googeln blieb erfolglos
Ciao Achim
Nee, online gibt es da nix. Die freuen sich aber sehr über jeden neuen Nutzer, der vorbeikommt und sind immer sehr hilfsbereit. Für größere Aktionen sollte man sich vorher anmelden. Ein Besuch lohnt immer.
Beste Grüße
Bergmönch
Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)
Die folgenden Daten sind alle der Goslarschen Zeitung entnommen.
13.7.1965 Bebauungsplan "Stoben" Schwimmhalle soll abgerissen
21.2.1968 Die alte Badehalle wird abgerissen, Brauerei erwirbt einen Teil des Geländes.
Heute sind auf dem Gelände ein Parkplatz und und im hinteren Teil ein großes Mehrfamilien Wohnhaus.
Die 1892 errichtete Brücke ist auch schon wieder Geschichte. Deutlich sieht man allerdings noch das Abflussrohr der Badeanstalt.
Maria
Hallo zusammen,
habe dort meinen Frei-und Fahrtenschwimmer gemacht.
Mein Lehrer war damals Herr Kattke, ein toller Lehrer.
Um den Freischwimmer zu bestehen, mussten wir damals einen Salto vorwärts machen, da es kein Sprungbrett gab.
gestern noch