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Thema: Turmuhrenfabrik J. F. Weule in Bockenem

  1. #1
    Hauer Avatar von karbid
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    Standard Turmuhrenfabrik J. F. Weule in Bockenem

    Hallo Forum,

    das hat zwar nicht direkt etwas mit Goslar zu tun, aber ich meine, dass der Erbauer der Turmuhr in der Marktkirche doch in dieses Forum gehört.
    Die drei Weules sind ja auch miteinander Verwandt.

    In Wikepedia gibt es auch einen ganz guten Artikel dazu.

    Gründung

    Die Gründung des Unternehmens erfolgte am 20. Oktober 1836 durch den Uhrmacher Johann Friedrich Weule (1811–1897). Im April 1847 vernichtete ein Brand etwa 90 % aller Gebäude in Bockenem. Dieses Ereignis veranlasste Weule, 1848 eine Feuerwehr zu gründen. Der Männerturnverein 1848 geht auch auf ihn zurück. Am 8. Mai 1848 nahm er den Auftrag an, für die Marktkirche in Goslar eine Turmuhr zu bauen und legte damit den Grundstein zu einem Unternehmen, das bis 1953 erfolgreich expandierte. Er entwickelte eine Uhr, die nur einmal wöchentlich und nicht mehr täglich aufgezogen werden musste. Sie wurde 1857 an die St. Petrikirche in Buxtehude geliefert.


    Erweiterung und Modernisierung

    Ein neues Fabrikgebäude am Steintor wurde 1862 bezogen. Der Firmengründer übergab das Unternehmen 1879 an seinen Sohn Friedrich Weule (1855–1952). Dieser begann etwa 1880 mit dem Glockenguss und ließ 1886 den Betrieb mit einer Dampfmaschine ausstatten, die 1898 auch einen elektrischen Generator antrieb. 1888 begann Friedrich Weule mit dem Bau seines burgähnlichen Wohnsitzes Dillsburg. Das Gelände liegt erhöht etwa 3 km westlich von Bockenem am Rand des Waldgebietes Harplage. Weule exportierte seine Produkte inzwischen weltweit.
    Nicht mehr genutzte Eisenhartgussglocken von Ulrich & Weule (1921) vor der Kirche in Warin

    Die Elektrifizierung wurde 1900 auch auf die Aufzüge der Turmuhren ausgedehnt. Etwa um 1913 übernahm Friedrich Weules Sohn, der Ingenieur Friedrich Weule jr. (1883–1954) die Geschäftsführung. Während des Ersten Weltkriegs wurde dieser eingezogen und der Vater vertrat ihn im Unternehmen, welches nun Granaten und anderes Kriegsgerät herstellte. Außerdem begann man, ab 1917 statt Bronze- nun Eisenhartgussglocken zu gießen. Bronzeglocken wurden im Krieg eingezogen und umgeschmolzen. Für den Eisenhartguss wurde 1918 mit „Gebr. Ulrich“ aus Apolda das Kooperationsunternehmen Ulrich & Weule gegründet. Nach dem Krieg übernahm wieder der Sohn die Leitung. Er entwickelte den Betrieb weiter und brachte ihn auch über die Krisenjahre zwischen 1930 und 1932. Friedrich Weule sr. zog sich später auf die Dillsburg in der Nähe von Bockenem zurück.


    1933 bis 1945

    Zum hundertjährigen Bestehen im Jahre 1936 erschien eine Festschrift Friedrich Weules jun., in der er sich als glühender Verehrer Adolf Hitlers ausgab. Als der Bockenemer Bürgermeister im April 1933 auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums zwangsweise beurlaubt und danach entlassen wurde, stellte sich Weule für den Posten zur Verfügung. In dieser Zeit reiste er nach Berlin, um Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft von Bockenem anzubieten. Nach sieben Monaten trat er als Bürgermeister zurück, weil er sich um seinen Betrieb kümmern musste.

    Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erklärte man die Turmuhrenfabrik zum kriegswichtigen Betrieb und errichtete später ein Arbeitslager für etwa 30 sowjetische Kriegsgefangene. Etwa 120 Personen stellten 10,5 mm - Geschosse für die Artillerie und ab 1942 auch Geräte für die Kriegsmarine her. Die Uhrenabteilung fertigte Kaffeekessel für Feldküchen. Am 8. April 1945 erreichten amerikanischen Truppen Bockenem.


    Weiterführung nach 1945, Ende 1966

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bald mit etwa 85 Mitarbeitern wieder Turmuhren und Glocken gefertigt. Man ging überwiegend vom Bronze- zum Eisenguss über. Durch die Zerstörungen im Krieg und Neubauten der Nachkriegszeit bestand eine deutliche Nachfrage.

    1951 stieg ein zweiter Teilhaber ein, und man versuchte Textilmaschinen zu bauen. Doch am 18. März 1953 ging das Unternehmen in Konkurs, woran das Vorhaben scheiterte. Friedrich Weule jun. hatte bis dahin den Betrieb 40 Jahre lang geleitet. Etwa 140 Mitarbeiter wurden arbeitslos. Einige konnten am 20. Dezember 1954 wieder an ihre gewohnte Arbeit gehen, weil die Wilhelmshütte aus Bornum den Betrieb übernahm und weiterführte. Aus dem Firmennamen Weule wurde Wilhelmshütte Werk Bockenem.
    Helgolandglocke (1952), heute auf dem Friedhof der Namenlosen auf der Helgoländer Düne

    Außer Turmuhren und Glocken wurden Zifferblätter, Zentraluhren, Gebäudeuhren, Läutemaschinen und Glockenspiele gebaut und vertrieben. In dieser Zeit wurde überwiegend Niedersachsen beliefert. Bekannt wurden besonders die Heimkehrerglocke im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen 1949 und die Helgolandglocke 1952. Nach der Übernahme wurde das Produktionsprogramm um Herd- und Ofenteile erweitert, doch als die Wilhelmshütte 1966 ebenfalls Konkurs anmeldete, war auch der Betrieb Weule nicht mehr zu halten.

    Im Dezember 1970 wurde das Turmuhren- und Heimatmuseum Bockenem gegründet, das seitdem alte Weule-Uhren und Glocken sammelt und in Funktion ausstellt sowie über die Firmengeschichte informiert.

    Das Fabrikgebäude wurde nach 1966 zuerst noch als Lagerraum benutzt und ab September 1979 schrittweise abgerissen. Eine Brandstiftung am 13. Juni 1980 richtete großen Schaden an. Schließlich wurden im Juni 1987 die letzten Gebäude abgetragen und nur der erhaltenswerte Glockenturm dem Museum übergeben. An J. F. Weule erinnern heute ein Straßenname am ehemaligen Fabrikgelände und ein Grabstein auf dem Friedhof von Bockenem.
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Turmuhren-Fabrik J.W.Weule, Bockenem für goslarer geschichten.jpg  
    Geändert von karbid (08.04.2015 um 08:58 Uhr)

  2. Danke von:

    Andreas (01.07.2015),Bergmönch (12.04.2015),Günther und Helga (13.07.2015),Maria (08.04.2015)

  3. #2
    Administrator Obersteiger Avatar von Andreas
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    http://www.geschichtsatlas.de/~gk7/t...en/goslar.html

    Projekt "Weule-Glocken und Turmuhren - aus Bockenem in die ganze Welt"


    Die erste Weule-Turmuhr in der Marktkirche in Goslar

    Die erste Turmuhr ist in Goslar in der Marktkirche. Sie ist in Goslar sehr beliebt. Die Kirche in Goslar wurde nach den beiden berühmten Ärzten und Apothekern St. Cosmas und Damian benannt. Der Nordturm sieht ganz anders aus als der Südturm, weil er 1589 abgebrannt ist.


    Die Weule-Uhr im Nordturm

    Die Uhr ist von J. F. Weule im Jahr 1848 hergestellt worden. Sie wurde täglich aufgezogen. Und heute ist die Weule Uhr elektrisch. Im Winter ist die Uhr nicht eingefroren, weil eine Heizung eingebaut ist. Die Turmuhr steuert die Viertelstunden- und Stundenglocke.

    Inschriften:
    J. F. Weule in Bockenem 1848

    Nach 98jähriger Gangdauer wurde das Uhrwerk 1946 umgebaut. Es war das erste große Werk des Gründers der Firma J. F. Weule in Bockenem, sein Großsohn führte dies aus in dankbarem Gedenken des alten Meisters.
    Glück Auf!
    Andreas

  4. Danke von:

    Bergmönch (13.07.2015),Günther und Helga (13.07.2015),Hanno (13.07.2015),heinrichbarbarossa (13.07.2015),Maria (14.07.2015),Strippenzieher (15.07.2015)

  5. #3
    Wasserknecht Avatar von nikolaikuester
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    Hallo an Alle im Forum !

    Mein Name ist Stefan und ich bin Küster in der Ev. Nikolaikirche in Siegen. Bis heute ist dort eine Turmuhr der Firma J. F. Weule von 1885 in Betrieb. Finde ich hier Hilfestellung bei den Fragen, ob es Lieferverzeichnisse oder ähnliches über die Firma Weule gibt. Wie kam die Uhr nach Siegen ?

    Über Hinweise würde ich mich sehr freuen.

  6. Danke von:

    Toni Pepperoni (22.12.2016)

  7. #4
    Schießhauer Avatar von thronerbe
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    Hallo Stefan,

    müsste in diesem Fall nicht die Chronik der Nicolaikirche weiterhelfen? Anschaffungen in dieser Größenordnung wurden doch schon immer penibel dokumentiert.
    Ich glaube!! nicht, dass die Lieferverzeichnisse, soweit irgendwo vorhanden, einsehbar sind.
    Evt. kann Dir das Stadtarchiv Goslar, H. Albers, weiterhelfen.

    Viele Grüße


    thronerbe
    Ein Vogel, der in einem Käfig geboren wurde, hält Fliegen für eine Krankheit!

  8. #5
    Moderator Avatar von Bergmönch
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    Hallo Stefan, die Firma Weule war, wenn es um die Anschaffung von Turmuhren ging, eine erste Adresse. Ihre Gemeinde hat sich damals, mit einer Weule Uhr, etwas richtig gutes gegönnt. Funktionierende Weule Uhren sind auch heute noch auf allen Kontinenten zu finden.

    Für nähere historische Informationen würde ich hier mal Kontakt aufnehmen:

    http://www.bockenem.de/tourismus/museum-der-zeit.html

    Die Weule-Uhr in unserer Marktkirche wird von der Firma Böttcher gewartet. Zu technischen Fragen bekommst Du bei Herrn Wilde sicherlich Rat:

    http://www.boettcher-wilde.de/

    Beste Grüße

    Bergmönch
    Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)

  9. Danke von:

    Andreas (24.12.2016),Sperber (01.01.2017),thronerbe (22.12.2016),Toni Pepperoni (22.12.2016)

  10. #6
    Hauer Avatar von Sperber
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    Eine Weule-Uhr befindet sich scheinbar auch in der ev. Kirche in Othfresen. Ich war vor ein paar Wochen mit dem Pfarrer der Gemeinde im Turm. Die Uhr wird einmal wöchentlich aufgezogen/gewartet. Die Dimensionen dieser Kirche in einem relativ kleinen Ort erklärt der Pfarrer durch den damalig entstandenen Reichtum durch die Zuckerrübenernte.

    "Die vermutlich aus dem 11. Jahrhundert stammende alte Dorfkirche wurde wegen Baufälligkeit in den Jahren 1893 bis 1895 durch einen repräsentativen neugotischen Neubau nach Plänen von Eduard Wendebourg ersetzt. Diese Kirche mit ihrem 47 Meter hohen Turm beeindruckt durch ihre Schlichtheit und Stilreinheit. Zum 100. Jahrestag der Grundsteinlegung am 10. Oktober 1993 erhielt sie den Namen Erlöserkirche. Das Geläut fällt durch seine für eine hiesige Dorfkirche sehr tontiefen Glocken auf."
    Zitat: Wikipedia, Zugriff am 21.12.2016

    Die neugotische Kirche ist definitiv sehenswert. Ungewöhnlich ist ein Schwanenmotiv im Altarbereich.
    Goslar birgt einiges...

    Grüße

    Sperber

  11. Danke von:

    Andreas (24.12.2016)

  12. #7
    Wasserknecht Avatar von nikolaikuester
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    Hallo an Alle !

    Vielen Dank schon einmal für die zahlreichen und schnellen Hinweise. Der Turm der Nikolaikirche befand sich im Jahre 1885 noch im Besitz der Stadt Siegen. Der Übergang an die Kirchengemeinde erfolgte erst um die Jahrhundertwende. Zudem sind beim alliierten Luftangriff am 16.12.1944 zahlreiche Archivbestände vernichtet worden. Aber mit Eurer Hilfe werde ich mal weiter "fahnden".
    Mit den besten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2017.

    Euer

    Stefan

  13. Danke von:

    Speedy (23.12.2016),Sperber (01.01.2017)

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