Die Gans erwacht im fremden Forst
und liegt in einem Adlerhorst.
Sie schaut sich um und denkt betroffen:
Mein lieber Schwan,war ich besoffen!
Die Gans erwacht im fremden Forst
und liegt in einem Adlerhorst.
Sie schaut sich um und denkt betroffen:
Mein lieber Schwan,war ich besoffen!
Liebe Grüße
Birgit
Die zwei Wurzeln
Zwei Tannenwurzeln groß und alt
unterhalten sich im Wald.
Was droben in den Wipfeln rauscht,
das wird hier unten ausgetauscht.
Ein altes Eichhorn sitzt dabei
und strickt wohl Strümpfe für die zwei.
Die eine sagt: knig. Die andre sagt: knag.
Das ist genug für einen Tag.
(Christian Morgenstern)
Liebe Grüße
Birgit
Mein Favorit ist das Gedicht, das Joachim Ringelnatz über die Karpfen von Kassel geschrieben hat:
Kassel (Die Karpfen in der Wilhelmstraße 15)
Man hat sie in den Laden
In ein intimes Bassin gesetzt.
Dort dürfen sie baden.
Äußerlich etwas ausgefranst, abgewetzt -
Scheinen sie inwendig
Doch recht lebendig.
Sie murmeln Formeln wie die Zauberer,
Als würde dadurch ihr Wasser sauberer.
Sie kauen Mayonnaise stumm im Rüssel
Und träumen sich gegen den Strich rasiert,
Sodann geläutert, getötet, erwärmt und garniert
Auf eine silberne Schüssel.
Sie enden in Kommerzienräten,
Senden die witzigste von ihren Gräten
In eine falsche Kehle.
Und ich denke mir ihre Seele
Wie eine Kellerassel,
Die Kniebeuge übt. - - -
Ja und sonst hat mich in Kassel
Nichts weiter erregt oder betrübt.
Beste Grüße
Bergmönch
Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)
Danke alter Schirm, Droste ist ja prima, hab gegoogelt und hat mir so gut gefallen !! Auch die anderen Gedichte, ich mag die kurzen prägnanten. Neulich sah ich einen Schauspieler im Talk, der auch so schöne, kurze Gedichte machte, hab aber weder seinen Namen noch den der Sendung behalten und schon gar keins der Gedichte, deshalb freue ich mich besonders über eure Beträge, weiter so
KPHTH
Das Altern des Mannes
(Autor unbekannt)
Vorne grau und hinten kahl,
Ach, die Jugend war einmal.
Aber was nutzt denn das Gewimmer,
Es kommt ja noch viel schlimmer:
Haare wachsen aus den Ohren,
Der Geruchsinn geht verloren
Und du hast damit zu kämpfen,
Den Nasensaft zu dämpfen,
Der sich an der Spitze sammelt
Und als Tropfen runterbammelt.
Flach und schmal liegt die Pupille
Trotz der scharf geschliff'nen Brille.
Deine Zähne werden lose,
Denn du hast Paradentose.
Schmerzhaft, wie sie einst gekommen
Werden sie jetzt dir genommen.
Und das künstliche Gebiss
Ist sehr oft ein Hindernis.
Im Profile wirst du kläglich,
Denn der Bauchumfang wächst täglich,
Und der kleine Nabelfleck
Liegt ganz tief und ist voll Dreck.
Weiter südlich von dem Nabel
Bist du auch nicht mehr passabel.
Unten wird der Bauch schon faltig,
Der Urin wird zuckerhaltig.
Der Popo, einst prall und rund
Leidet stark an Muskelschwund.
Selbst des Mastdarms welke Falten
Können kaum den Stuhlgang halten.
Wenn dir mal ein Wind entfleucht,
wird dir meist das Hemde feucht.
Mächtig stören deinen Frieden
Walnussgroße Hämorrhoiden.
Und die alte, einst so gute,
So genannte "Wünschelrute"
Hängt als wesenloser Schlauch
Unterm faltenreichen Bauch.
Ihre Schwellung hat sich nach oben,
Zur Prostata hin verschoben
Und ist an dieser Stelle
Keine reine Freudenquelle.
Weiter unten, um es noch zu schildern,
Fehlt es nicht an bunten Bildern:
Von den Knien bis zu den Haxen
Sind Krampfadern dir gewachsen.
Borsten hast du an den Waden,
Die auch deiner Schönheit schaden.
Und die holde Weiblichkeit
Wittert das und weiß Bescheid.
Schmunzelnd kommt sie zu dem Schluss:
"Der ist sittsam, weil er muss."
Und da sagt so'n treuer Alter:
"Bin ich nicht rüstig für mein Alter?"
Wer es weiß, was ihm noch droht,
Schießt sich vorher lieber selber tot.
Liebe Grüße
Birgit
Es ist ein Brauch
Es ist ein Brauch von Alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör.
(Wilhelm Busch)
und noch eines von Wilhelm Busch
Sie war ein Blümlein hübsch und fein
Gedicht von Wilhelm Busch
Sie war ein Blümlein hübsch und fein,
Heil aufgeblüht im Sonnenschein,
Er war ein junger Schmetterling,
Der selig an der Blume hing.
Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
Und nascht und säuselt da herum.
Oft kroch ein Käfer kribbelkrab
Am hübschen Blümlein auf und ab.
Ach Gott, wie das dem Schmetterling
So schmerzlich durch die Seele ging.
Doch was am meisten ihn entsetzt,
Das Allerschlimmste kam zuletzt.
Ein alter Esel frass die ganze
Von ihm so heissgeliebte Pflanze.
Und hier ein Gedicht von Heinrich Heine:
Mir träumte wieder der alte Traum
Mir träumte wieder der alte Traum:
Es war eine Nacht im Maie,
Wir sassen unter dem Lindenbaum,
Und schwuren uns ewige Treue.
Das war ein Schwören und Schwören aufs neu,
Ein Kichern, ein Kosen, ein Küssen;
Dass ich gedenk des Schwures sei,
Hast du in die Hand mich gebissen.
O Liebchen mit den Äuglein klar!
O Liebchen schön und bissig!
Das Schwören in der Ordnung war,
Das Beissen war überflüssig.
(Heinrich Heine)
Liebe Grüße
Birgit
Selbstaussage von Robert Gernhardt
Ich mach mir nichts aus Marschmusik,
ich mach mir nichts aus Schach,
Die Marschmusik macht mir zuviel,
das Schach zu wenig Krach.
Grüsse von Barbara
Heimatlose
Ich bin fast
Gestorben vor Schreck:
In dem Haus, wo ich zu Gast
War, im Versteck,
Bewegte sich, regte sich,
Plötzlich hinter einem Brett
In einem Kasten neben dem Klosett
Ohne Beinchen,
Stumm, fremd und nett
Ein Meerschweinchen.
Sah mich bange an,
Sah mich lange an,
Sann wohl hin und sann her,
Wagte sich dann heran,
Und fragte mich:
"Wo ist das Meer?"
(Joachim Ringelnatz)
Liebe Grüße
Birgit
Alter Schirm-- jetzt weiss ich endlich ,wie man das staendige Kontacktbeduerfnis in unserem Alter nennen kann: Telefonitis: herrlich Danke Monika zu dem thema des Gedichts erinnere ich mich an einen Kundenbesuch meines Vaters. Meine Mutter und ich waren im Auto und er sprach mit dem Kunden vor der Ladentuer, :bitte recht freundlich und mit Diener! dann kam er ins Auto und sagte; Krummer Hund, hat nichts Bestellt1
Als einem der im Religionsunterricht die Gleichnisse immer als letzter kapiert hat, spricht mir das folgende Gedicht von Robert Gernhardt aus der Seele:
DEUTUNG EINES ALLEGORISCHEN GEMÄLDES
Fünf Männer seh ich
inhaltsschwer -
wer sind die fünf?
Wofür steht wer?
Des ersten Wams strahlt
blutigrot -
das ist der Tod
das ist der Tod.
Der zweite hält die
Geissel fest -
das ist die Pest
das ist die Pest.
Der dritte sitzt in
grauem Kleid -
das ist das Leid
das ist das Leid.
Des vierten Schild trieft
giftignass -
das ist der Hass
das ist der Hass.
Der fünfte bringt stumm
Wein herein -
das wird der
Weinreinbringer sein.
Beste Grüße
Bergmönch
Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll. (Lichtenberg)