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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Goslarer Dom + Domvorhalle



Verwaltung
06.03.2010, 08:50
Aus Wikipedia

Bei der Goslarer Dom genannten Kirche handelt es sich um die ehemalige Stiftskirche St. Simon und Judas. Sie wurde zwischen 1040 und 1050 errichtet, war Bestandteil des Bezirkes der Kaiserpfalz Goslar und wurde 1819–1822 abgebrochen. Heute ist noch die nördliche Domvorhalle erhalten. Es handelte sich um eine Kirche der Benediktiner-Chorherren. Die Bezeichnung „Dom“ wurde erst in der Neuzeit gebräuchlich und ist missverständlich, da die Stiftskirche nie Amtskirche eines Bischofs war.

Baugeschichte
Der Dom wurde nach einem einheitlichen Entwurf in Form einer dreischiffigen, zunächst flachgedeckten Basilika mit Stützenwechsel errichtet. Die Mauern waren mit Kalkbruchsteinen ausgeführt. Er besaß ein Westwerk mit zwei achteckigen niedrigen Türmen und Haupteingang sowie drei Ostapsiden. Die Krypta befand sich unter dem Chor. Über der Vierung von Langhaus und Querhaus befand sich ein weiterer Turm. Die Bauform des Domes war Vorbild für viele folgende große Kirchenbauten des Mittelalters.

Die Kirche wurde am 2. Juli 1051 durch Erzbischof Hermann von Köln geweiht. Zu diesem Zeitpunkt war sie der größte romanische Kirchenbau rechts des Rheins.

Im 12. Jahrhundert wurde die Flachdeckung durch eine Einwölbung ersetzt. Um 1200 wurde die noch erhaltene Domvorhalle angebaut und der Haupteingang hierher verlegt. In der Zeit der Gotik wurde neben dem nördlichen Anbau eines vierten Kirchenschiffs der Chor verändert.

Zur Ausstattung des Domes gehörten unter anderem der bronzene Krodoaltar (heute neben weiteren bedeutenden Ausstattungsstücken im Goslarer Museum) und der Goslarer Kaiserstuhl aus dem 11. Jahrhundert (heute im Pfalzgebäude, Nachbildung in der Domvorhalle).

Geweiht wurde die Kirche den Geburtsheiligen St. Simon und Judas des Kaisers Heinrich III., der sich häufig in Goslar aufhielt. Er war der Bauherr des Domes. Wenige Jahre später gründete er in Goslar auch das heute nicht mehr bestehende Petersstift.

1819 kam der damals baufällige Dom wegen fehlender Mittel für seine Instandsetzung zur Versteigerung und ging an einen Handwerker, der ihn als Steinbruch nutzte und im Wesentlichen bis 1822 abtrug. Erhalten geblieben ist nur noch die Vorhalle des Domes.

Lokale Einordnung
Der Dom war Bestandteil des Pfalzbezirkes der Kaiser- und Königspfalz Goslar. Er steht damit in enger Verbindung mit anderen Bauwerken des Areals wie der Aula regia (Kaiserhaus), der Liebfrauenkapelle (nicht mehr vorhanden), der Kapelle St. Ulrich und den Kuriengebäuden, die alle auf engem Raum standen. Unmittelbar an den Dom angrenzend standen der Kreuzgang mit Refektorium, Granarium und Kapitel.

Bedeutende historische Ereignisse
1056 trafen sich Papst Viktor II. und Kaiser Heinrich III. in Goslar und besuchten die Kirche.
1063 kam es anlässlich eines Fürstentages in Goslar in Gegenwart des jungen Kaisers Heinrich IV. zum Goslarer Blutpfingsten (auch Goslarer Rangstreit), einer bewaffneten Auseinandersetzung in der Kirche zwischen den Gefolgsleuten des Bischofs von Hildesheim und des Abtes von Fulda mit Todesopfern.
1154 übernahm Rainald von Dassel die Propstei.

Blick von Norden auf die Domvorhalle.
181

Andreas
06.03.2010, 09:00
Das ist das, worüber man sich noch in Generationen ärgern wird.
Der Abriss des Doms.


1819 Verkauf des baufälligen Doms "auf Abbruch" an einen Goslarer Maurermeister (Baumaterial), Abriss 1820-1822

bergland
10.11.2010, 00:52
http://home.tu-clausthal.de/~exhh/dom/

http://www2.pe.tu-clausthal.de/agbalck/biosensor/dom-goslar.htm


nette seiten die sich mit dem goslarer dom beschäftigen .

@andreas : sowas kann auch nur ärgern , genauso wie der abbruch der alten befestigungsanlagen und stadttore ... kein respekt vor den bauleistungen vergangener generationen ... leider ... vll hat ja einer von uns mal soviel geld über ... sag nur dresden frauenkirche ;)

reste von gegenständen , wie zB die scheiben des doms kann man im goslarer stadtmuseum besichtigen , diese sind dort in einen separaten raum ausgestellt.

bergland
14.01.2011, 10:58
http://kunst.gymszbad.de/architektur/arch-romanik/bauten/deutschland/goslar/dom/gs-dom.htm

Bergmönch
26.12.2014, 17:21
Irgendwann, vor längerer Zeit, hatte ich schon einmal in irgendeinem Beitrag auf dieses Video der TU Clausthal hingewiesen.
Ich denke, die wenigsten sind darauf aufmerksam geworden.
Da ich mir das Video gerade (wieder einmal) angesehen habe, möchte ich hier auch die Empfehlung aussprechen, sich einfach die 5 Minuten Zeit zu nehmen und virtuell durch den Dom zu Goslar zu flanieren.

Wenn er in der Realität tatsächlich so aussah, dann haben wir etwas ungeheuer Wertvolles verloren...
Es sollte uns zu denken geben und uns mit dem jetzt noch vorhandenen architektonischen Erbe unserer Stadt sorgsam umgehen lassen.
http://video.tu-clausthal.de/film/106.html




Zitat: "Die folgende Fotomontage stammt von Frank. Den Beitrag dazu finde ich leider nicht mehr."

Guckst Du hier: http://www.goslarer-geschichten.de/showthread.php?66-Kaiserpfalz&highlight=simon

Beste Grüße

Bergmönch

boborit
09.08.2015, 14:56
Fand ich heute in einem Schaufenster.
Die Dom-Vorhalle im Marz 1903!

Michael
14423

Otto
05.10.2015, 09:41
.... mal wieder etwas aus dem Architekturmuseum Berlin

boborit
13.01.2017, 14:40
Hallo, rein aus Interesse an unseren historischen Gebäuden/Ruinen habe ich mir einige kleine aber sehr schöne originale Holzstiche von 1881 gegönnt.
Dargestellt ist hier der um 1050 errichtete Dom zu Goslar der ja leider, bis auf die Vorhalle, 1820 - 1822 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde.
In welche Gebäude sind seine Bestandteile eigentlich verbaut wurden (also, wenn überhaupt)?

Michael

Andreas
13.01.2017, 15:42
Goslar gehörte damals seit 1814 der englischen Provinz Hannover. Die Restaurierung des Doms sollte 20000 Taler kosten die Goslar von Hannover haben wollte.
Hannover lehnte das aber ab und schlug vor, dass man die "entbehrliche" Frankenberger Kirche abreißen könne und so nicht nur Baumaterial zum ausbessern hätte
sondern auch gleich das nötige Mobiliar ...

kleine
15.03.2017, 19:30
Das ist das, worüber man sich noch in Generationen ärgern wird.
Der Abriss des Doms.


1819 Verkauf des baufälligen Doms "auf Abbruch" an einen Goslarer Maurermeister (Baumaterial), Abriss 1820-1822

Ja.
In Goslar steht der Dom nicht mehr und in Aachen die Kaiserpfalz.
Ja, wir hatten auch eine Kaiserpfalz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Aachener_K%C3%B6nigspfalz

:ironie:Aber dafür habt ihr in Goslar dort jetzt einen tollen Parkplatz. :ironie:
In Aachen, wo der Dom stand, ist jetzt so´n altes Rathaus von 1330

Mit dem Bau wurde 1330 begonnen, wobei das Gebäude auf den Grundmauern eines verfallenen Palastbaus aus der Karolingerzeit, der Aula regia der Kaiserpfalz, errichtet wurde.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_Aachen

boborit
05.11.2017, 14:34
Hallo zusammen,
auch wenn der Goslarer "Dom" wohl für alle Zeit verschwunden ist, einen kleinen Einblick in die Weihe dieses ehewürdigen Gebäudes gibt uns das Zinnfigurenmuseum/Goslar hier:

Die Weihe des Goslarer Doms 1056.
Kaiser Heinrich III empfing Papst Viktor II, der mit großem Gefolge anreiste.

immotafides
09.11.2017, 17:32
Goslarer Jäger vor der Domvorhalle ca. 1910 bis 1916

boborit
26.11.2017, 17:12
Hallo zusammen,

unser Zinnfiguren-Museum hat eine weitere sehr schöne Darstellung eines weniger schönen Ereignisses zusammengestellt.

Der Abriss des Goslarer Domes 1819 - 1821 n. Chr.
Nach fast 700-jähriger Geschichte wurde die ehemalige Stiftskirche St. Simon und Judas - kurz der "Dom" genannt - 1819 wegen Baufälligkeit für 150 Reichstaler auf Abbruch verkauft. Es war die größte romanische Kirche in Norddeutschland. Nach zweijähriger Arbeit blieb nur noch die Vorhalle, ein Kleinod romanischer Baukunst, erhalten. Wenige Jahre nach der Zerstörung des Domes erreichte das Gedankengut der Romanik, mit deren Begeisterung für das Mittelalter, auch die Provinzstadt Goslar. Vielleicht wäre damit ein verändertes Bewusstsein eingetreten - und dann...? Wer weiß? Die leichtfertige Entscheidung, das unwiederbringliche Bauwerk abreißen zu lassen, wird bis heute als schmerzlich empfunden...
Michael

Diorama und Text: Zinnfigurenmuseum Goslar
Bild und Bearbeitung: boborit

Bergmönch
08.01.2018, 16:15
Geschichte wiederholt sich:

16855



Beste Grüße

Bergmönch

Andreas
15.01.2018, 09:53
Das ist echt übel. Die Verstromung von Braunkohle müsste sofort verboten werden, das Zeug ist halt billig. Trotz einem mittlerweile recht hohem Anteil erneuerbarer Energien ist der CO2-Ausstoß in Deutschland massiv angestiegen.
Ist doch klar, die Steinkohle fällt weg, dafür wird immer mehr Braunkohle verstromt. Für eine Tonne Braunkohle müssen 6 Tonnen Erde bewegt werden, Eigenenergiebedarf 50% von dem erzeugten Strom. Brennwert nur 1/3 im Vergleich zu Steinkohle, damit auch ein dreimal höher Schadstoffsausstoß ...

Der Immerather Dom ist jetzt Geschichte
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/erkelenz/immerather-dom-ist-jetzt-geschichte-abriss-in-erkelenz-abgeschlossen-aid-1.7311504

Autobahnen und ganze Dörfer werden verlegt. Das schlimmste ist aber wohl der Hambacher Forst.

Zurück zum Thema Dom. Dass Goslar den Dom verloren hat, kann man doch eigentlich Heinrich verdanken. Die Braunschweiger sollten uns als "Reparationsleistung" ihren Dom schenken :D

bergland
17.10.2018, 17:26
also Bergland wäre dafür das der nächste Ehrenbürger entweder die alten Stadttore wieder aufbauen läßt oder den "Dom" ... oder beides

ach so war eben spazieren , eben in diesem ... wer auch möchte https://video.tu-clausthal.de/film/106.html


kleine Anmerkung ... erneuerbare Energien sind gut und wichtig , aber leider verballern wir derart viel Energie für Rechenzentren und ähnliche Infrastruktur die wir für den ganzen Datenmüll brauchen den wir täglich mit Handys produzieren das der ganze Offshore Energiemix im Grunde genommen verpufft ... keine Rechtfertigung für den Hambacher Forst , der gehört dorthin wo er ist und nicht in Sägeweke

Andreas
23.10.2018, 14:42
also Bergland wäre dafür das der nächste Ehrenbürger entweder die alten Stadttore wieder aufbauen läßt oder den "Dom" ... oder beides

Och, wenn dann schon komplett, mit Türmen, der Stadtmauer inkl. Wehrgang, und den Dom so oder so.
Die Frauenkirche in Dresden wurde auch wieder aufgebaut ...

boborit
28.10.2018, 20:05
Da ich gerade dabei bin...

"Und wie im Zauber sinkt der Schleier,
Der alte Dom wächst neu hervor,
Schon ragen seine weiten Hallen
Und seine Türme hoch empor.
Zum Dome ruft das Festgeläute;
Dort aus des Reichspalastes Tor
Bischöfe, Ritter, Fürsten nahen,
Der Kaiser tritt im Schmuck hervor.
Es jauchzt das Volk, in langen Zuge
Erscheint der frommen Pilger Schar,
Und wieder klingen die Gesänge
Im Dom, wie es vor Alters war."
In Erinnerung an den so schmerzlich vermissten Dom, aus "Mithoffs" stimmungsvollem Werke..

boborit
15.11.2019, 14:24
Den Dom werden wir wohl nicht wiederbekommen aber zumindest werden die Pläne immer konkreter wie der Domplatz, der ja jetzt noch ein Parkplatz ist, nach einer Umgestaltung aussehen soll. Einer Sicht durch einer Lupe gleich, wird das Fundament des Domes weitgehend mit Beton "nachgezeichnet". Eine Bronzesäule soll die Höhe des Domes an der Position des ehemaligen Westwerkes verdeutlichen. Ich kenne nicht die weiteren Entwürfe die hier eingereicht wurden, finde diesen, der ja letztlich verwirklicht werden soll nicht schlecht. Im Januar soll im Goslarer Museum eine kleine Ausstellung mit den Modellen der Entwürfe eröffnet werden.
Ich finde es gut, dass sich hier was tut. Und letztlich ist fast alles besser als ein Parkplatz auf diesem historischen Grund!
Viele Grüße - Michael

https://regionalgoslar.de/kaiserpfalzparkplatz-wird-zum-stiftsgarten-so-wird-es-aussehen/?fbclid=IwAR3uBGM6mOW-nWaLzt2SkoY5f4E2H6-2ldzvqjbc3K3VvuKURHkD7arxjGE

Bergmönch
15.11.2019, 15:58
Das Wort "Beton" stört mich etwas. Wie passt das zu den teilweise absurden Denkmalschutzquälereien, die die Bürger über sich ergehen lassen müssen?

Beste Grüße

Bergmönch

Peter2809
06.05.2020, 11:47
Der Immerather Dom ist jetzt Geschichte

Autobahnen und ganze Dörfer werden verlegt.

Das Dorf Immerath liegt im Abbaugebiet Garzweiler 2 ( Garzweiler = ehemaliges Dorf im Abbaugebiet Garzweiler 1 ). Die Kirchen werden entweiht und komplett abgerissen, ab und zu werden Erinnerungsstücke für die neuen Betonkirchen gerettet. RWE hat Besichtigungspunkte für die Tagebaue eingerichtet.

Der Hambacher Forst befindet sich in einem in der Nähe liegenden anderen Tagebau. Nach den Machtkämpfen in der Vergangenheit hat erst kürzlich vom RWE jemand gesagt: Hambacher Forst: brauchen wir nicht.

Könnte noch sehr viel schreiben; habe jahrelang mit Fahrrad und Fotoapparat Garzweiler 1 + 2 privat erkundet.
Das schlimmste ist das Warten auf den Bagger ( Vorlaufzeit 10 - 15 Jahre ) und der dauerhafte Verlust von Heimat und Dorfgemeinschaft.

Neu gewohnt wird in Neubaugebieten in der Nähe der alten Heimat - benannt nach z.B. Neu-Belmen/Elfgen, Neu-Spenrath/Otzenrath u.s.w.

Vorne wird alles sorgfältig platt gemacht und brauchbares verwertet, in der Mitte ab ca. 60 Meter Tiefe die Braunkohle abgebaggert - hinten wird der Abraum wieder aufgeschüttet und das Gelände für die Landwirtschaft aufbereitet. So wandert ein riesiges Loch Richtung Erkelenz.

Für die im Wege stehende Autobahn wird ein Autobahnstück neu ( Umleitung ) gebaut, später wird die Lücke in der alten Autobahn wieder geschlossen.


LG Peter2809 ... ich weiss, hat mit Goslar nichts zu tun, musste aber etwas schreiben.

kleine
25.10.2023, 23:18
von der Domvorhalle hatte ich 2010 auch mal ein Foto gemacht

https://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=3334&d=1286828757