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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kettenstraße



Kerl
01.02.2012, 19:43
Weiß jemand, wo das sein könnte, bzw. welche Straße das heute ist?
Von der Keffenstraße habe ich noch nie etwas gehört
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Hallo Susanne,

das ist die Kettenstr. die Von der Frankenberger Str. in der Höhe des
Frankenberger Plan mit dem Brunnen in der Mitte ist.

Mit lieben Grüssen

Joachim

AlterSchirm
02.02.2012, 09:04
So sah es in der Kettenstraße vor ein paar Monaten aus. Die Leute standen da mindesten eine Viertelstunde und machten keine Anstalten zu gehen. Aus dem Handwagen ist im Laufe des letzten Jahrhunderts ein ganzes Gerüst geworden. Es ist wie überall, der Erste lässt seinen Müll stehen und die Anderen legen was dazu...

AlterSchirm
02.02.2012, 09:52
Kaiser Heinrich I holte ja bekanntlich erfahrene Bergleute nach Goslar, um den Bergbau am Rammelsberg zu unterstützen. Weil diese Leute aus dem Süden des Reiches kamen, wurden sie Franken genannt (obwohl sie eigentlich Westfalen waren). Als Siedlungsgebiet wurde ihnen der "Frankenberg" zugewiesen.
Diese Berg- und Hüttenleute beherrschten die Technik wertvolle Erze mit Wasser von taubem Gestein zu trennen. Das dadurch ungenießbar gewordene Wasser floss durch die Abzucht in den von den Sachsen bewohnten Teil Goslars, während die Franken weiterhin sauberes Wasser zur Verfügung hatten. Darüber kam es zu heftigem Streit zwischen den "Einheimischen" und den "Ausländern", so dass die Stadtverwaltung diese beiden Gruppen durch eine Kette voneinander trennen musste.
Diese Kette verlief, wie der Name sagt, mitten durch die Kettenstraße und die beiden Bevölkerungsgruppen blieben getrennt, als das Wasserproblem durch die "Pipen" längst gelöst war.
Es kam, wie es kommen musste. Ein junger Franke verliebte sich in eine junge Sächsin und die beiden konnten sich auch gelegentlich heimlich treffen, nur durfte niemand etwas davon erfahren. Als die beiden heiraten wollten, mussten sie sich was einfallen lassen und mit Hilfe ihrer Freunde und Freundinnen organisierten sie Tanzfeste. Eines im fränkischen und ein zweites im sächsischen Teil der Stadt. Während der Feier tanzte man so durch die Straßen und traf "zufällig" in der Kettenstraße aufeinander.
Beim ausgelassenen Tanz vermischten sich die beiden Gruppen und es kamen auch immer mehr ältere Einwohner dazu. Daraus wurde der längste Tanzreigen, den es jemals in der Stadt gab. Die alte Feindschaft war vergessen und die Kette wurde entfernt. Geblieben ist nur der Name "Kettenstraße". Das Fest "Der lange Tanz" soll anschließend bis zum dreißig jährigen Krieg jedes Jahr in der Kettenstraße stattgefunden haben.
Unsere beiden Verliebten konnten heiraten und eine Familie gründen. Sie lebten glücklich und zufrieden und wenn sie nicht gestorben sind....

Hanno
03.02.2012, 20:13
Habe da in meinem "Dukatenmännchen"-Buch ein ähnliches Bild gefunden.
Der Fotograf stand nur ein paar Schritte weiter in der Straße.

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Systemcoach
20.02.2012, 11:25
Eine schöne Geschichte, die die Stadtführer auch immer erzählen. :D

Ich habe berechtigte Zweifel: Erinnert Euch an die "Kaiserstadt". Hunderte von Männern fielen dann in Goslar ein und bei dem dann entstandenen Mangel an Frauen, musste das älteste Gewerbe der Welt :O doch irgendwo gewesen sein. In dem Schutt von zwei Häusern wurden bei Bauarbeiten Indizien dafür gefunden, dass Mann es sich leistete, wertvolle Gläser zu zertrümmern, deren Alter auf ca. 1100 oder sogar weniger geschätzt wurde. Also war die Kette als Sperre und für den "Jugendschutz " gedacht. :$ Die Struktur der älteren Häuser in der Kettenstraße bestätigt diese Annahme.

Glück Auf!
Ekkehard

Systemcoach
21.02.2012, 20:24
vll sollte die stadt die tradition mit dem "langen tanz" mal wieder ausgraben ... damals war es ja auch ( bergland schreibt das jetzte vorsichtig und meint es nicht böse ) in golsar "multikulti" ... und heute ... leben menschen aus allen herren ländern in unserer stadt ... vll auch mal eine idee zur integration und völkerverständigung so ein fest wo sich alle , ihre ursprüngliche heimat und ihre typischen landesspeisen und musik mal vorstellen könnten , friedlich zusammenkommen und einfach nur eine gute zeit haben und feiern ... buntes treiben halt auf den straßen ohne stress

Das hat es schon mal gegeben: Das Claustorfest im Nachtjackenviertel ;) um die Frankenberger Kirche/ Clauskapelle und Bergstraße. Eine Neuauflage wird es wohl kaum geben, nachdem einzelne "Veranstalter" meinten, große Geschäfte machen zu müssen.

Systemcoach
23.02.2012, 13:30
Eine besondere Firma hatte die Kettenstraße noch:

Ein Fuhrunternehmen in der Kettenstraße 28. :)

http://ak-eldorado.de/webshop/shop/USER_ARTIKEL_HANDLING_AUFRUF.php?darstellen=1&kat_aktiv=290109130&lang=de&update_user_lang=true&is_deeplink=true&Ziel_ID=295689&javascript_enabled=true&PEPPERSESS=kojh231350s431vlbkmlnumjq3&w=1366&h=728#Ziel295689

Siehe bitte auch das Bild von Susanne-K. und Hanno:

Da, wo links in der ersten Etage (!) die Fenster offen sind - der Gehweg liegt in der Sonne, war das Pferd untergebracht. Der Wagen stand bis 1988 auf dem Eckgrundstück Beekstr.17 /Kettenstr. - weiter hinten die nächste Stelle im Sonnenschein :) . Das Pferd hatte in seinem Stall eine Höhe von etwa 1,80 m und die Spuren der Hufe waren noch zu sehen, als das Haus zum Verkauf stand:D

Hanno
23.02.2012, 14:41
Eine besondere Firma hatte die Kettenstraße noch:

Ein Fuhrunternehmen in der Kettenstraße 28. :)


Siehe bitte auch das Bild von Susanne-K. und Hanno:

Da, wo links in der ersten Etage (!) die Fenster offen sind - der Gehweg liegt in der Sonne, war das Pferd untergebracht. Der Wagen stand bis 1988 auf dem Eckgrundstück Beekstr.17 /Kettenstr. - weiter hinten die nächste Stelle im Sonnenschein :) . Das Pferd hatte in seinem Stall eine Höhe von etwa 1,80 m und die Spuren der Hufe waren noch zu sehen, als das Haus zum Verkauf stand:D


@Systemcoach:

Das war sicher die Stute "Lotte" von Fritze Oppermann. Auch ein Goslarer
Original. Der war in den 70ern noch mit seinem Gespann in Goslar unterwegs.
Das Pferd kannte auch schon jede Einkehr und ist an jedem Kiosk selbständig
stehengeblieben, damit Fritze sich ein Bier holen konnte.
Kennt den außer mir noch jemand ?

Systemcoach
23.02.2012, 15:50
@Systemcoach:

Das war sicher die Stute "Lotte" von Fritze Oppermann. Auch ein Goslarer
Original. Der war in den 70ern noch mit seinem Gespann in Goslar unterwegs.
Das Pferd kannte auch schon jede Einkehr und ist an jedem Kiosk selbständig
stehengeblieben, damit Fritze sich ein Bier holen konnte.
Kennt den außer mir noch jemand ?

Nicht schlecht die Geschichte: Nur ich komme eben von den Nachbarn und der Name ist Achilles gewesen. Der Rest der Geschichte stimmt so in etwa mit dem überein, was ich eben auch hören konnte.:D

Monika Adler
04.04.2012, 02:56
Kaiser Heinrich I holte ja bekanntlich erfahrene Bergleute nach Goslar, um den Bergbau am Rammelsberg zu unterstützen. Weil diese Leute aus dem Süden des Reiches kamen, wurden sie Franken genannt (obwohl sie eigentlich Westfalen waren). Als Siedlungsgebiet wurde ihnen der "Frankenberg" zugewiesen.
Diese Berg- und Hüttenleute beherrschten die Technik wertvolle Erze mit Wasser von taubem Gestein zu trennen. Das dadurch ungenießbar gewordene Wasser floss durch die Abzucht in den von den Sachsen bewohnten Teil Goslars, während die Franken weiterhin sauberes Wasser zur Verfügung hatten. Darüber kam es zu heftigem Streit zwischen den "Einheimischen" und den "Ausländern", so dass die Stadtverwaltung diese beiden Gruppen durch eine Kette voneinander trennen musste.
Diese Kette verlief, wie der Name sagt, mitten durch die Kettenstraße und die beiden Bevölkerungsgruppen blieben getrennt, als das Wasserproblem durch die "Pipen" längst gelöst war.
Es kam, wie es kommen musste. Ein junger Franke verliebte sich in eine junge Sächsin und die beiden konnten sich auch gelegentlich heimlich treffen, nur durfte niemand etwas davon erfahren. Als die beiden heiraten wollten, mussten sie sich was einfallen lassen und mit Hilfe ihrer Freunde und Freundinnen organisierten sie Tanzfeste. Eines im fränkischen und ein zweites im sächsischen Teil der Stadt. Während der Feier tanzte man so durch die Straßen und traf "zufällig" in der Kettenstraße aufeinander.
Beim ausgelassenen Tanz vermischten sich die beiden Gruppen und es kamen auch immer mehr ältere Einwohner dazu. Daraus wurde der längste Tanzreigen, den es jemals in der Stadt gab. Die alte Feindschaft war vergessen und die Kette wurde entfernt. Geblieben ist nur der Name "Kettenstraße". Das Fest "Der lange Tanz" soll anschließend bis zum dreißig jährigen Krieg jedes Jahr in der Kettenstraße stattgefunden haben.
Unsere beiden Verliebten konnten heiraten und eine Familie gründen. Sie lebten glücklich und zufrieden und wenn sie nicht gestorben sind....

Danke Alter Schirm. das hatte ich noch nie gehoert, sehr interessant, Die Jugend weiss sich doch zu helfen und hat schon manche alte Fehde der Vorfahren ueberwunden. sieht die Kettenstrasse nicht heute viel schoener aus, als auf der aelteren Karte? Nennt ihr auch die Handwagen, "Bollerwagen"? oder hat die heute keiner mehr? nach dem Krieg waren sie die groesste Hilfe fuer die autolose Gesellschaft, Man besorgte sich damit "Zacken", das waren die Aeste, die beim Holzschlag uebrig geblieben sind und frei fuers Holen zu haben waren. Die Leute holten das Holz von sehr weit weg und zogen schwehr mit diesen Wagen monika

Hanno
04.04.2012, 09:22
Nennt ihr auch die Handwagen, "Bollerwagen"? oder hat die heute keiner mehr? nach dem Krieg waren sie die groesste Hilfe fuer die autolose Gesellschaft, Man besorgte sich damit "Zacken", das waren die Aeste, die beim Holzschlag uebrig geblieben sind und frei fuers Holen zu haben waren. Die Leute holten das Holz von sehr weit weg und zogen schwehr mit diesen Wagen monika


Hallo Monika,

ja, die Handwagen heissen wohl auch heute noch "Bollerwagen". Gern wird
auch heute noch die kleine Variante aus Holz für Kinder so genannt.

Ich bin mir nicht sicher, ob mit den Nachkriegsbollerwagen noch viele
Leute losgehen.
Unser Bollerwagen existiert jedenfalls noch auf dem Dachboden. Es ist
das typische Modell mit vier Holzspeichenraedern. In unserer Jugend
sind wir da auch aefter mit unserem Vater los, um z.B. bei Prelle Bau-
material zu holen.
Einmal sind wir auch mit dem Wagen voller Erde zum alten Friedhof ge-
fahren. Da war wohl am Familiengrab etwas zu tun. Jedenfalls ging es
ueber den Bahnuebergang und dann immer die Hildesheimer runter. Das
waren in den Sechzigern auch noch gemuetlichere Zeiten.


P.S.
Hier gibt es eine Luftaufnahme von Prelle in der Innenstadt (ab #25) :
http://www.goslarer-geschichten.de/showthread.php?t=113&highlight=prelle&page=3