PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Befestigungsanlagen



Bergmönch
09.04.2012, 19:42
Das Model, das H.-G. Griep für die Ausstellung "Stadt im Wandel" 1985 gebaut hat und das jetzt im Erdgeschoss der Kaiserpfalz steht, zeigt auch die komplette Stadtbefestigung um 1500 sehr gut. Ich füge hier mal ein ziemlich großes Foto ein auf dem man sicherlich einige Details sehen kann:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=13917&d=1426431019


Zur Orientierung: Die Stadt wird aus Richtung Norden gezeigt. Im Vordergrund sieht man links das unzerstörte Georgenberg-Koster, in der Mitte das Rosentor (Achtermann) mit der Neuwerkskirche, direkt hinter der Mauer. Rechts befindet sich das Vititor, davor (außerhalb der Stadt) die Werkstätten der Seiler (wichtig für den Bergbau).
Auf der anderen Seite der Stadt, im Hintergrund, kann man das nur wenig befestigte Bergedorf mit der noch unzerstörten Johanniskirche sehen. Links davon den Zwinger, rechts davon den Truwerdich. Vor dem Truwerdich sieht man die Kaiserpfalz mit Liebfrauenkapelle (links) und Artillerieschuppen (rechts). Folgt man der Stadtmauer weiter nach Westen (rechts), kommt man zum Klaustor.

Beste Grüße

Bergmönch

AlterSchirm
10.04.2012, 05:48
Auf dem Modell erkennt man auch als einfacher Mensch, dass die Klöster auf den Hügeln ganz hervorragende Geschützstellungen für Heinrich den Jüngeren abgegeben hätten. Was im Sommer 1527 zum vielfach erwähnten Landfriedensbruch durch die Goslarer Bürger führte. Mit den weitreichenden Folgen, die uns bis heute die schöne Altstadt erhalten haben. Nichts konserviert alte Wohnhäuser so gut, wie die Abwesenheit von Geld (zum Neubau).

Bergmönch
19.04.2012, 20:00
Ich hätte da noch einen interessanten Artikel aus der GZ vom 22.06.1993. Es geht um das ursprüngliche Aussehen des Vititors, von dem ja nur noch ein Rest der Torkapelle übrig ist:

13757

Beste Grüße

Bergmönch

Andreas
24.02.2015, 13:37
Viel war nicht zu retten. Jetzt könnt Ihr euch austoben ...

Bergmönch
15.03.2015, 15:37
... na, dann wollen wir mal:

Die folgende Bildkarte von 1574 zeigt, wie man sich die Befestigung der Stadt Goslar vorstellen muss:

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=13916&d=1426427338

Wir sehen den östlichen Teil der Stadtbefestigung: Links sehen wir das Breite Tor, es folgt der Achtermann (nicht mit Hotel verwechseln!), Teufels- und Weberturm, das Rosentor mit Schuster- und Schäferturm (Heute Hotel Der Achtermann), sowie am rechten Bildrand, das Vititor. Im Vordergrund sind Teile der Landwehr zu sehen, sowie das "Hochgericht" (Galgen) am Köppelsbleek.

In dem Buch "Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern - Goslar - Bad Harzburg (Band 35)", Verlag Philip von Zabern befindet sich folgende eine Darstellung der goslarer Wallanlagen:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=10708&d=1419326077


Der Befestigungsring bestand aus einer Stadtmauer mit Türmen und Toren, davor ein innerer Graben, davor ein Wall, der teilweise mit Kasematten bestückt war. Hier befanden sich auch die 3 Bollwerke "Zwinger", "Truwerdich" und "Achtermann". Davor befand sich ein weiterer Graben gefolgt von der Feldmauer. Die Gräben waren teilweise mit Wasser gefüllt. Dies ist heute noch am Kahnteich, den Judenteichen und dem Feuergraben zu sehen. Teile der Feldmauern haben sich an den genannten Teichen und an der Bahnstrecke unterhalb des Bismarckdenkmals erhalten. Die ältesten Teile der Stadtmauer stammen aus der 2. Hälfte des 12 Jahrhunderts. Das Rosentor erscheint 1181 erstmals in den Urkunden. Das meiste was man heute noch sehen kann stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Passt man die obige Darstellung an ein aktuelles Luftbild an, ergibt sich folgende interessant Ansicht:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=13915&d=1426427323


Hier noch die Grundrisse der wichtigsten Stadttore (ebenfalls aus dem o.g. Buch):

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=10710&d=1419356061


Trotzdem die Befestigungsanlagen zu Anfang des 19. Jahhunderts niedergelegt wurden, sind noch erhebliche Spuren vorhanden.

Das oben genannte Buch enthält auch eine interessante Darstellung der Landwehren, die der inneren Stadtbefestigung vorgelagert waren. Diese bestanden aus Wällen, Dornenhecken und Türmen. Die "Schläge" (Durchlässe) waren mit Posten besetzt. Aufgabe dieser Befestigung war es, Räuber und marodierende Banden vom Vieh und dem Vorfeld der Stadt fern zu halten. Die Türme stellten auch eine Art Frühwarnsystem dar, das das Herannahen feindlicher Truppen melden sollte. Einige Teile dieses Befestigungsgürtels haben sich in Flur- und Straßennahmen erhalten:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=10707&d=1419326054


Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
22.03.2015, 23:33
Hallo...schöner Beitrag!

Zu der Graphik "Abb. 5 Die Grundrisse der vier Haupttore" kann ich erwähnen, dass die Tore strategisch so konstruiert wurden, dass es dem Angreifer nie möglich war, einen direkten Schuss in die Stadt zu führen. Die Innen und Außentore der vier Haupttore, standen bewußt, in einem nicht einsehbaren Winkel.

Als Superlativ ist zu ergänzen, dass das Breite Tor, die größte soweit erhaltene "Torburganlage" Deutschlands ist! Europaweit stehen wir auf dem zweiten Platz, hinter Split (Kroatien)!:)

Bergmönch
05.04.2015, 15:08
Die nördliche Feldmauer, längs der Bahnstrecke, wurde mittlerweile komplett freigelegt. Auch die maroden Schrebergärten wurden abgeräumt. Jetzt wird deutlich, um was für eine imposante Anlage es sich immer noch handelt:

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=14039&d=1428239128


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=14040&d=1428239135


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=14041&d=1428239138


Leider werden auch die immensen Schäden sichtbar:

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=14042&d=1428239141



Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
05.04.2015, 20:59
Moin...

wenn man bei dem ersten Bild von Bergmönch hinter die Fußgängerüberführung (Brücke) schaut, ist dies in/an der Feldmauer zu sehen.

1404314044

Aktuell ist der Kriechgang nach etwa einem Meter verschüttet. Er könnte mit dem Bunkerkomplex unter dem Georgenberg in Verbindung stehen. Etwa im Jahr 2006 gab es dazu einen kleinen Hinweis in der Goslarer Zeitung. Zu diesem Zeitpunkt gab es unterhalb des Bismarck-Denkmals einen kleinen Einsturz, welcher verschüttet wurde.

Ergänzung:
Der Stein mit der Jahreszahl 1648 irritiert gewaltig, da die Feldmauer spätestens in der Mitte des 16. Jahrhunderts also vor 1552 fertiggestellt wurde. Doch ist es bei Reperaturarbeitet nicht umbedingt unüblich gewesen, derartige Steine als Baumittel zu verwenden...z.B. geschah dies auch an der Klauskapelle.

Maria
06.04.2015, 10:29
Hallo Sperber,
für einen Bunkerausgang ist der Gang zu alt und zu klein. Wahrscheinlicher scheint mir eine Wasserführung zu sein. Oberhalb liegt der Quellhorizont (z.b. Hirschquelle) unterhalb waren Teiche im Kontext mit der Stadtbefestigung. Es könnte gut zu deren Bewässerung gedient haben.
Gruß Maria

heinrichbarbarossa
06.04.2015, 19:38
wenn ich mich an den "heimatkunde" Unterricht richtig erinnere, war das BREITE TOR zusätzlich mit einer so genannten PECHNASE gesichert---

Pechnase
Besonders über den Eingangstoren, aber auch an allen anderen gefährdeten Stellen der Mauern und Türme konnten kleine, außen an der Mauer auf Kragsteinen oder Konsolen ruhende, kastenartige Gußerker (Pechnase, Pfefferbüchse, Bretesche) angebracht sein. Diese mit einem Pultdach versehenen Gießerker waren unten offen und besaßen vorne häufig ein Spähloch. Sie hießen Pechnase, da man durch sie angeblich heißes Pech, siedendes Öl oder kochendes Wasser auf die Angreifer gießen konnte. Die obligatorische Pechnase über dem Burgtor war aber dazu geeignet, einen Brand zu löschen, den die Angreifer vor dem Tor gelegt hatten. Zudem konnte man sich durch die Pechnase mit einem Fremden vor dem Burgtor unterhalten, ohne seine Deckung zu verlassen. Pechnasen waren meist aus Stein gemauert, konnten aber auch aus schweren Eichenholzbohlen bestehen. Es gab eine große Typenvielfalt: dicke, flache, halbrunde, spitzförmige und mehreckige Formen.
http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/glossar/alphabet/p/pechnase.html

Sperber
06.04.2015, 20:51
Hallo Maria,

wenn es mit dem Bunker im Kontext stehen sollte, wäre es auch nur ein Notausgang. Eine andere Spekulation wäre eine Fluchtverbindung vom St. Georg aber dies scheint auch fraglich. Deine Idee finde ich interessant aber zumindest die Hirschquelle floß in ostliche Richtung über den Köppelsbleek zum Siechenhof (Leprosenhaus).

Maria
07.04.2015, 18:22
Hallo Sperber,
das südliche Wasser des Georgenberges fließt auch heute noch Richtung Schleeke (verrohrt). Wenn man den Georgenberg im Ganzen betrachtet, dann tritt das Wasser in alle Richtungen zu Tage, z.B. Richtung Riechenberg. Dazu gehören sicher auch die hier im Forum diskutierten Sumpf- und Ententeich.
Wenn man vor der Weulischen Villa steht und in Richtung Breitestor schaut, sieht man die Entwässerug des nördlichen Stadtgrabens (also vor dem Georgenberg) in das Unterwasser der alten Ratssägemühle münden. Als die Goslarer dort die Schrerbergärten anlegen durften, mussten sie für die Entwässereung aufkommen.

Ich hatte das mal fototraphiert, der rechte Kanal ist das Wasser was aus diesem Bereich kommt.


14047



Gruß Maria

karbid
08.04.2015, 08:47
Hallo Maria,

wo hast Du das denn aufgenommen?

Maria
08.04.2015, 09:41
Direkt vor der Weulischen Villa, in Richtung Stadt steht sie auf der linken Seite unmittelbar hinter der großen Kreuzung Okerstraße, Reiseckenweg, Bismarkstraße.



14050


Hier sieht man den Standort noch besser.

Gruß Maria

Bergmönch
27.12.2016, 10:10
Hier eine sehr interessante Darstellung des alten Stadtmauerabschnitts zwischen Achtermann und Vititor. Der Stich stellt die Situation kurz vor der Niederlegung der Mauern und Tore dar:


http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=16049&d=1482829744


Beste Grüße

Bergmönch

boborit
18.03.2017, 13:34
Hallo zusammen,

ich habe da einen Stich aus dem Jahre 1884. Darauf findet sich unter anderen diese Darstellung des "Pauls-Thurm".
Leider finde ich so gar nichts in meinen Büchern. Hat der vielleicht noch einen geläufigeren Namen? Gibt es noch erhaltene Substanz davon und wo hat der wohl gestanden, der Paulsturm?

Michael

kleine
18.03.2017, 14:56
im Hintergrund ist die Neuwerkkirche zu sehen.
Für mich wirkt es auf den ersten Blick, als wäre es von der heutigen Bismarkstrasse gezeichnet worden.

Harzer06
18.03.2017, 17:27
Das ist der heutige Achtermann. Paul betrieb darin früher ein Hotel. Der Name Achtermann stammt von einem nahegelegenen Zwingerturm, der nicht mehr erhalten ist.

G´Auf
Harzer06

Bergmönch
18.03.2017, 21:58
Ja, das ist korrekt. Hier noch eine schöne alte Darstellung:


16459


Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
18.03.2017, 23:20
Den neuen Namen (Achtermann) erhielt damals (Pauls Turm) durch das aus dem Achtermann-Zwinger verbaute Königs/Kaiser Wappen (ich habe nie weiter danach geforscht, wenn es darstellt und wie alt es ist). Vielleicht gibt es ja hier jemanden, wäre eine interessante Frage!

Der eigentliche Achtermann befand sich genau wie der Zwinger am Thomaswall auf dem Wall (im Verlauf der Mauerstrasse), zwischen Stadt.-und Feldmauer. Sein genauer Standort ist bis Dato nicht genau definiert...und das Wort "genau" an dieser Stelle ernst genommen!

Weit davor wurde Pauls-Turm...Schäferturm genannt, ein zweiter mit diesem Namen findet sich am Breiten Tor.

Harzer06
19.03.2017, 00:40
Herr Griep erzählte mal, daß es sich bei den Kaiserbildern an den Toren nicht unbedingt um reale Abbilder handeln muß. Das Entscheidende sei die Darstellung der kaiserlichen Reichsinsignien.
M.E. ist auch die Darstellung von Kaisern und Königen in mittelalterlichen Schriften und Gemälden oftmals stilisiert.

Über den früheren Standort des ursprünglichen Achtermanns dürften heute die Bahngleise verlaufen.

G´Auf
Harzer06

Bergmönch
19.03.2017, 07:44
Die Kaiserfiguren stammen aus der Zeit der Erbauung der Befestigungsanlagen. Sie befanden sich auf der Feindseite aller Stadttore und waren Rechtssymbole für die Reichsunmittelbarkeit (Reichsfreiheit) der Stadt. Diese sollten ausdrücken: "Wer sich mit dieser Stadt anlegt, greift den Kaiser an."

Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
19.03.2017, 21:04
Ergänzen kann ich in diesem Kontext, dass der heutige Achtermann/Pauls-Turm/Schäferturm vermutlich früher noch einen anderen Namen trug! Wie schon erwähnt, gab es beim Breiten Tor einen weiteren Turm, welcher Schäferturm genannt wurde.

Dies ist eigenartig, zum einem gibt/gab es in Goslar keine weiteren Beispiele dafür...das heißt, dass keine Gilde der Stadt einen weiteren Turm besaß, welchen sie zu unterhalten hatten!

Als Hintergrund, insbesondere die Gilden (neben den Bürgern der Stadt) der einzelnen Handwerksstände hatten sich um den Erhalt und der Bemannung von bestimmten Bereichen der Stadtmauer, vermutlich auch Feldmauer und natürlich speziell um ihre Türme zu kümmern. Je reicher eine Gilde war, desto imposanter war ihr Turm!

Die Schäfergilde zählte nicht zu den Großen der Stadt...wie hätten sie sich als einzige, zwei Türme leisten können?

Klar ist, das der heutige Achtermann am Bahnhof später zeitweise von Schäfern genutzt wurde um ihre Tiere z.B. im Winter darin zu halten. Dies hatte prakmatische Hintergründe, da der Turm zu dieser Zeit keine weitere militärische Bedeutung mehr hatte und somit vermutlich vor dem Abriss bewahrt wurde. Sein eventueller Name davor...ist bisher nicht bekannt. Danach hat aber auch bisher niemand geforscht...diese Stadt und ihre Geschichte birgt noch eine Menge Fragen! Interessant ist aber auch hier, warum kein anderer Turm der Stadt dieses Ausmaßes, seinen Namen so häufig (bzw. überhaupt!!) in der Vergangenheit wechselte, egal wer ihn später nutzte!

Ok, einen kleinen Ergänzungsturm des Breiten-Tores gibt es noch in der Stadt, welcher seinen Namen veränderte...heute "Brieger-Tum" genannt...dies nach dem zweiten Weltkrieg für die Stadt Brieg (Schlesien)...

Bergmönch
20.03.2017, 18:48
Der heutige Achtermann(hotel)turm war der Schäferturm (s. Griep). Gleich gegenüber, auf der anderen Seite des äußeren Rosentors, befand sich der Schusterturm. Des weiteren gab es einen Gröpern-, Knochenhauer-, Scheider-, Schmiede-, Hirten-, Bäcker- und Weberturm, den die einzelnen Berufsgruppen im Verteidigungsfall zu besetzen hatten. Letzterer ist noch erhalten. Diese Wehrordnung entstammt dem Mittelalter, in dem sich die einzelnen Gewerbe noch in separaten Quartieren oder Straßenzügen konzentrierten und im Alarmfall schnell die am nächsten gelegenen Befestigungsanlagen erreichen konnten. In der frühen Neuzeit war diese Struktur nicht mehr gegeben und die Organisation der Verteidigung reformbedürftig geworden. Man ging zu einer Gliederung nach Pfarrbezirken über: Stephaniwall, Jakobiwall, Frankenbergerwall, Thomaswall, Marktwall. (Siehe: Stephan Kelichhaus: Goslar um 1600, Kap. 5 Wehrordnung).

Die Stadtbefestigung, deren Reste wir heute noch sehen können, stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, also der frühen Neuzeit. Sie hatte mit der mittelalterlichen Einteilung nichts mehr zu tun. Einige der alten Namen wurden jedoch übernommen.

Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
21.03.2017, 18:46
Danke Bergmönch;)

Ganz so einfach ist es aber leider an dieser Stelle nicht! Also erneut, es gab auch einen sog. Schäferturm am Breiten-Tor, dies kannst Du gern im Goslarer-Stadtarchiv überprüfen! Auch Herr Griep, welchen ich gern zu seinen Theorien befragte, hat nicht jedes Detail verfolgt oder sich damit beschäftigt! Seine Werke sind definitiv im Umfang gewaltig aber nicht ein Dogma...was er auch nie erwartete!

Hier im Kontext ein Zitat aus dem Archiv und eine Aufnahme der Achtermann Kaiserfigur (ehemals vom Achtermann-Zwinger).

"Von dem Thorturm, Danielsthurm genannt, der außerdem die äußere Toreinfahrt überdeckte, ist gegenwärtig nichts mehr erhalten, nur die geradlinige Strecke des großen Zwingers auf der Südseite, die Beschaffenheit des Mauerwerks daselbst und die oben erwähnte Thüröffnung lässt auf das frühere Vorhandensein eines solchen Thorturmes schliessen, der entsprechend der Höhenlage jener Spuren über dem unteren Thorgeschoss noch ein oder zwei Geschosse gehabt haben muss.
Von dem südlich an diesen Thorturm anschliessenden halbrunden Thurm, Wachturm oder Schäferthurm genannt sind innerhalb des v. Helden`schen Gartens noch die Umfassungsmauern in etwa 3m Höhe erhalten"

(Quelle: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover - Stadt Goslar von 1901)


1647516474

Bergmönch
23.03.2017, 16:32
Sorry, aber alle Publikationen, die ich kenne, nennen nur einen Schäferturm. In dem Buch "Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern - Goslar - Bad Harzburg (Band 35)", Verlag Philip von Zabern, sind alle Tore und Türme aufgeführt:

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=10708&d=1419326077


Ich glaube, zwei gleichnamige Türme in einer Befestigungsanlage wären im Ernstfall auch ziemlich kritisch. Missverständnisse wären vorprogrammiert gewesen.


Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
23.03.2017, 19:31
Die Karte ist mir bekannt. Wenn Du Dir den Bereich des Breiten-Tores ansiehst erkennst Du, dass der Autor den Turm zwar eingezeichnet hat, ihn aber leider nicht benannte (vermutlich Unkenntnis). Er erwähnt ihn nur als namenslos, den zweiten den er nennt (links vom Breiten-Tor betrachtet) wird tatsächlich auf einer alten Karte als "Namensloser-Turm" erwähnt. Dieser soll noch lange bewohnt gewesen sein und dürfte damals natürlich auch einen Namen gehabt haben, welcher wohl in Vergessenheit geriet.
Erstaunlich, denn alle Türme in Goslar hatten einen Namen (üblicherweise den der Erbauer/Hüter), macht ja auch Sinn! Vielleicht sollte an dieser Stelle, warum auch immer, etwas getilgt werden...dies war nicht unüblich!
Eine weitere Fragestellung an dieser Karte tangiert auch den Danielsturm, der Autor benennt in als den inneren Torturm (heute das sog. Breite-Tor). Eigentlich wurde aber der äußere Torturm (der sog. Torburganlage) so genannt (siehe auch im letzten Beitrag: Zitat des Goslarer-Archivs).

Übrigens ist es die zweit größte Torburganlage in Europa, eigentlich ein bekannter Superlativ für Goslar! Dies ist aber ein anderes Thema...

Eine weitere Kasematte hat er auch nicht erwähnt, die beim Truverdichzwinger. Herr Griep hatte davon ein Foto gemacht, als die Fundamente des Turmes/Bereiches kurzeitig durch den Bau der Strasse frei lagen. Leider hat er es nie publiziert oder dem Archiv gegeben...er beschrieb mündlich aber einen gut erhaltenen breiten Gewölbegang, die Wurzeln der Bäume hingen von der Decke. Ich habe da noch irgendwo eine Fotokopie der Goslarer Zeitung (aus dem Archiv), welche damals dazu zumindest einen kurzen Artikel schrieb.

Wie Du siehst, gibt es noch viele Fragen für ungeklärte Dinge in Goslar...besonders dies macht die alte Stadt und die Umgebung so interessant! Die Forschungen gehen weiter und weiter!

boborit
24.03.2017, 17:45
Hallo zusammen,
hier ist schon viel wissenswertes über den geheimnisvollen 2. Schäferturm geschrieben worden. Möglicherweise kann ich noch etwas mehr Licht in die Sache bringen...
Nach meinen (heute verfügbar gewordenen) neuen Unterlagen befindet sich der 2. Schäferturm genau hier - am südlichen Ende des Werderhofes.
Was mich zu dieser Annahme verleitet sind die im folgenden Beitrag gezeigten Unterlagen...

Michael

boborit
24.03.2017, 18:09
Auf diesem Plan vom 28 Jun 1875 ist der Schäferturm genau gegenüber des Rissling-Turmes als heutiger Bestandteil des Werder Hofes eingezeichnet.
Das Bild entstammt dem (wunderbaren) Buch "Der Werderhof" von Dr. Angelika Kroker, Herausgeber H.C. Stark GmbH & Co KG, Goslar.
Als Ursprung wird genannt: Stadtarchiv Goslar.

Michael

boborit
24.03.2017, 18:18
Ein weiterer Plan, aus eben diesem wunderbaren Buch, aus dem Jahre 1803 bestätigt das schon oben Eingetragene. Weiter sind alle damals noch vorhandenen Gebäude am Breiten Tor aufgezeigt. Als Quelle dieses Planes ist aufgeführt: Hillebrand, Werner - Grund-Riß der ehemals Kayserlich freyen Reichs- jetzt Königlich Preussischen Stadt Goslar. 1803 (Goslar 1973) Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar.29

Viele Grüße - Michael

Sperber
25.03.2017, 20:18
Wunderbar boborit,

Herr Ulrich Albers, Leiter des Stadtarchivs, benannte mir gerade auch noch mündlich...als Alternative diesen Turm. Sicher ist man sich im Archiv an dieser Stelle aber auch nicht. Da nach den aktuell gesichteten/bearbeiteten Quellen, beide Standorte (siehe Verlauf der Beiträge) am Breiten-Tor möglich wären!

Dazu muß man einfach mal hintergründig erwähnen, dass große Teile des Archives längst nicht ausgewertet sind. Es gibt Bestände, welche sich in einem so schlechten Zustand befinden, dass sie grundsätzlich überhaupt wieder lesbar gemacht werden müssen! Was danach bedeutet, dass sich jemand findet, wer sie "übersetzen" kann.
Zudem wurden nach dem Krieg eine Menge an Material von den Alliierten konfiziert.

Die Kosten für diese Arbeiten...dies kann man sich vorstellen, sind gewaltig! Aktuell geht es eher um den rudimentären Erhalt für die Zukunft...

Dazu würde ich gern hinzufügen, dass Interessierte Forscher/Suchende im Goslarer Stadtarchiv willkommen sind! Natürlich kommt ein Erstbesucher (meine Erfahrung vor mehreren Jahren) in der Regel nicht an hunderte Jahre alte Schriften. Ein Vertrauen entwickelt sich aber normalerweise nach einer gewissen Zeit (nichts für die Ungeduldigen!) und dann wird es aber interessant! Möglicherweise liegt dann aber ein hunderte Jahre altes Buch, eine alte Schrift oder eine Urkunde vor Dir!

Zurück zum Thema:

Gibt es vom "Plan vom 28 Jun 1875 (Beitrag: 29)" möglicherweise noch weitere dieser Art von den drei weiteren Haupttoren oder anderen Bereichen? Dieses Buch hatte ich ehrlich gesagt noch nicht in der Hand...wobei ich erwähnen kann:

Die zweite Karte (Beitrag: 30) wurde nach den zwei großen Bränden im 18. Jahrhundert angefertigt. Sie zeigt unter anderem als einzige, unterirdische Strukturen im Bereich des Zwingers am Thomaswall (siehe dazu auch das Thema: "Goslarer Geheimgänge und mehr"). Sie ist unter anderem auch eine Quelle für unsere Suche.

Zudem führt die Karte von 1803 einen anderen Verlauf des Gosekanals/Kasematten-Zugang am Papenturm auf, welcher nicht konform mit der damaligen Theorie von Hr. Griep geht. Dieses sind andere Themen!

Bergmönch
29.03.2017, 19:13
Es wäre interessant zu wissen zu welchen Zeiten die beiden Türme den gleichen Namen getragen haben, bzw. welcher zuerst und welcher zuletzt Schäferturm hieß.

Beste Grüße

Bergmönch

Sperber
29.03.2017, 22:41
Richtig Bergmönch...genau dies habe ich im Beitrag 23 hinterfragt!