Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : GOSLAR und seine Inschriften, Jahreszahlen und Initialen
Auf meinen Streifzügen durch die Altstadt Goslars fallen mir immer wieder Inschriften und andere schriftliche Mitteilungen aus längst vergangener Zeit, in Stein gemeißelt, in Holz geschnitzt oder auf Wand oder Glas gemalt, auf. Einiges ist bereits in Büchern übersetzt und beschrieben, einiges aber auch nicht. Zumeist fehlt dem Text auch eine Bebilderung. Dieser Tatsache möchte ich (und gerne mit eurer Hilfe) Abhilfe schaffen. Nach und nach sollen hier schriftliche Überlieferungen bildlich vorgestellt und wenn möglich, übersetzt und zeitlich Eingeordnet werden.
Mit einer der ältesten wie auch schönsten Inschriften Goslars möchte ich das Thema eröffnen.
Die Hartmannus-Säule der Dom-Vorhalle (Stiftskirche St. Simon und Judas) zu Goslar (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts).
Im 12 Jahrhundert erfolgten Umbauten an der Stiftskirche. Es wurde z.B. eine Vorhalle vor den nördlichen Haupteingang angebaut.
Der Eigang der Vorhalle bildet sich aus einer großen Doppelarkade.
Die stützende Sandstein-Säule (Hartmannus-Säule) ist noch heute mit feinen Ranken-Palmetten-Verzierungen erhalten. Die basis bildet ein stark verwitterter Löwe. Eine herrliche Steinmetzarbeit ziert das Kapitell der Säule mit Masken aus derem Mund Drachen auszustömen scheinen. Darüber die Mitteilung des Bildhauers:
"Hartmannus statuam fecit basisque figuram" (Hartmann hat die Stütze und den Sockel gemacht).
Die zweite Steinmetz-Arbeit mit Inschrift befindet sich ebenfalls an der Dom-Vorhalle. Es ist die Steinplatte mit Kreuz und Buchstaben links neben dem Eingang, zwischen Hartmannussäule und den romanischen Fensterbögen. Leider habe ich da bisher keinen Hinweis über Inhalt und Sinn der Platte gefunden. Handelt es sich vielleicht auch um ein später in die Wand eingesetzten Grabstein?
Habt ihr vielleicht Informationen?
Goslärsche
18.08.2015, 13:16
Mit unserer architektonisch-kulturellen Stadtgeschichte habe ich mich bisher nicht auseinander gesetzt. Vlt. ist wer von unseren neuen oder alten Stadtführern im Forum und hat dazu etwas beizutragen???
Glückauf, Goslärsche
Bergmönch
18.08.2015, 17:23
Zitat aus H.-G. Griep, "Harzer Rechtsdenkmäler", Verlag Aug. Thuhoff, Goslar, 1. Auflage 1993:
"In der Goslarer Kaiserzeit war der Capellan noch ein hoher "Hofbeamter", die Hofkapelle die Gesamtheit dieser in kaiserlichem Dienst stehenden Geistlichen, aus der sich später die Kanzelei entwickeln sollte. Dementsprechend gab es auch nur Eigenkirchen in Gestalt von Pfalzkapellen und Burgkapellen der Herrscher. Bischöfe, Äbte und Pröbste nannten sich, wenn sie eine entsprechende Ausbildung für den "diplomatischen Dienst" des Königs und Kaisers erfahren hatten, stolz Capellan. Erst in der zweiten Hälfte des Mittelalters sank der Titel zugleich mit der Entwicklung der Hofkanzlei allmählich ab.
Die überragende Stellung des Goslarer Domes läßt sich auch daran ablesen, daß das Stift als "spezialis imperii capella" als Ausbildungsstätte der kaiserlichen Cappellani diente. [...]
Links neben dem Portal der Domvorhalle ist ein kleiner Grabstein eines "Arnold Colber" eingemauert. Der Grabstein als solcher und der bemerkenswerte Nachname bezeugen, daß er einst einer bedeutenden Persönlichkeit gesetzt wurde. Wenn er mit dem in einer Goslarer Urkunde von 1181 (VB I, 301) genannten Domherren Arnold identisch ist, dürfte der Verstorbene ein solcher königlicher Capellan gewesen sein, denen man sonst kaum einmal Denkmäler gesetzt wurden und deren Leistungen nur in der Abfassung von Urkunden sichtbar sind."
Beste Grüße
Bergmönch
Super, dieses Rätsel scheint gelöst.
Vielen Dank - Bergmönch!!!
Beste Grüße - Michael
Kommen wir zum nächsten Kulturschatz der eine Nachricht in sich trägt.
Dafür gehen wir nur ein Stück zurück in Richtung Altstadt - Zum Hospital zum Großen Heiligen Kreuz.
In der Kapelle hängst ein zunächst unscheinbar wirkendes Astkruzifix aus Lindenholz an der linken Wand, direkt hinter dem Altar.
Nach dem Stil wird auf eine Herstellung um das Jahr 1350 geschlossen.
Geschrieben steht auf dem beidseitig eingerolltem Schriftband über dem Kopf des Gekreuzigten die Abkürzung:
I N R I
Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum
In der Bedeutung: Jesus von Nazaret, König der Juden
Vom wohl schlimmsten Hochwasser, das Goslar je heimgesucht hat kündet diese Schrift mit Markierungslinie (das Bild durch Anklicken bitte mehrfach vergrößern) im Innern des Großen Heiligen Kreuzes.
Im Jahr 1651 waren die Regenmassen so ergiebig, dass der Damm des Herzberger Teiches nicht hielten.
Eine Flutwelle strömte durch das Chlaustor und riss im Bereich Heerwinkel Häuser mit sich. Es ist die Rede von zahlreichen Todesopfern.
Ebenfalls in der Diele des Großen Heiligen Kreuzes finden wir links und rechts in den Fenstern, neben der Tur zum Hof, eingesetzte Wappenscheiben.
Neben dem Datum 1611 werden auch die Namen der Goslarer Spender aufgeführt.
Ehemals stammen diese Wappenscheiben aus der 1850 abgerissenen St. Katharinenkapelle in der Glockengießerstr.
Bergmönch
19.08.2015, 17:20
Vom wohl schlimmsten Hochwasser, das Goslar je heimgesucht hat kündet diese Schrift mit Markierungslinie (das Bild durch Anklicken bitte mehrfach vergrößern) im Innern des Großen Heiligen Kreuzes.
Im Jahr 1651 waren die Regenmassen so ergiebig, dass der Damm des Herzberger Teiches nicht hielten.
Eine Flutwelle strömte durch das Chlaustor und riss im Bereich Heerwinkel Häuser mit sich. Es ist die Rede von zahlreichen Todesopfern.
Siehe auch:
http://www.goslarer-geschichten.de/showthread.php?873-Gro%DFe-Goseflut-von-1651&highlight=goseflut
Beste Grüße
Bergmönch
Hier wäre dann ein weiteres Objekt aus dem Großen Heiligen Kreuz, genau gegenüber des Eingangs. Es handelt sich um ein malerisch gerahmtes "Wandfresko" mit Blumen-Ornament und Textfragmenten.
Leider habe ich auch hier noch keine verlässlichen Daten zu - Ihr vielleicht?
Manchmal ist die Lösung näher als man glaubt.
Im Großen Heiligen Kreuz befindet sich vom Eingang kommend gleich rechts eine kleine Kammer (Vorsicht, mit sehr niedriger Tür!).
In dieser sind nützliche Erklärungen zu der Geschichte des ehrwürdigen Gebäudekomplexes ausgestellt. dabei auch ein Hinweis auf die malerische Geschichte der Wandverkleidungen.
Man fand hier wohl bis zu 13 übereinander liegende Farbschichten vor, von denen die meisten in die Zeit der Renaissance (15. bis 16. Jahrhundert) bis Barock (Ende des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts) zu stellen sind.
Hier noch weitere "Wandfresken" des GHK. im Dälen-Bereich. Sie zieren die Eingänge und Türen, sowie Felder im Fachwerk zu den Geschäftsräumen.
Zur Vervollständigung der zeitlich einzuordnenden Relikte des GHK. möchte ich hier noch den Bereich vor der abgetrennten Kapelle einstellen. Die Rankenmotive auf den Türfüllungen sind aus der Barockzeit überliefert. Über der Tür wacht ein Engel.
Neben dem (verschlossenen) Eingang der Kapelle steht ein Opferstock mit dem Datum 1709.
Das die Däle des GHK. sich heute in einem so großartigen Zustand darstellt, findet seinen Grund in aufwändig durchgeführten Sanierungsarbeiten in den Jahren 1985 - 1993. In der kleinen Kammer finden sich Informationen und Bilder aus diesem Unterfangen.
Habe ich hier eines der ältesten Fachwerkhäuser Goslars entdeckt?
Es befindest sich in der Gosestr. und ist nach eigenen Angaben um 1480 erbaut!
In der Gegend befinden sich meiner Meinung nach die ältesten Häuser.
Ob es sich um das älteste noch erhaltene Haus handelt kann ich allerdings nicht sagen.
Das weis bestimmt der Alte Schirm.
Es handelt sich um das "Ackerbürgerhaus" was auf die mittelalterliche Landwirtschaft schließen lässt.
Am Balkenkopf lugt dieses goldene Gesicht hervor.
Bergmönch
31.08.2015, 16:15
Das älteste vollständig erhaltene Fachwerkhaus Goslars ist das St. Annenhaus ( 1488 ).
Beste Grüße
Bergmönch
Kommen wir zu dem ältesten, in Stein gehauenem Datum Goslars, welches ich finden konnte.
Es handelt sich um eine Steintafel mit Gesims neben dem Torbogen, schräg unterhalb der Kaiserfigur, direkt über dem Brunnen vom Breiten Tor.
Die Inschrift beginnt mit einem Radkreuz, dann: Anno dni (domini) m cccc xliii. Daran an schließt sich eine Blattranke.
Das Datum bezieht sich also auf das Jahr 1443.
Laut meiner Literatur (Die Inschriften der Stadt Goslar) gibt es nichts älteres in Stein gehauen, in Goslar...
Da wir gerade am Breiten Tor sind...
Am Torbogen des inneren Tores des selben Turmes findet sich (vermutlich aus der Zeit einer Turmsanierung) ein weiteres Datum in Stein.
Bezeugt wird das Jahr ANNO 1803.
Bergmönch
01.09.2015, 18:12
...
Laut meiner Literatur (Die Inschriften der Stadt Goslar) gibt es nichts älteres in Stein gehauen, in Goslar...
Wie Du selbst zu Anfang Deines Artikels rishtig beschrieben hast, ist die Inschrift der Harmannssäule an der Domvorhalle älter ;-)
Beste Grüße
Bergmönch
Ahhh, mein Fehler, hab mich nicht völlig verständlich geäußert...
Ich meinte hier am Breiten Tor: kein älteres ausgeschriebenes Datum in Stein gehauen.
Die Hartmannussäule ist natürlich noch einmal einige Jahrhunderte früher geschaffen, beinhaltet aber (meine ich) kein eingeschlagenes Datum... (ist aber aus meiner Sicht eine der schönsten Arbeiten in Stein innerhalb der Goslarer (romanischen?) Architektonik :yes:
Danke und Grüße - Michael;)
Hier habe ich ein ungelöstes Rätsel.
Der Gebäudeteil befindet sich am Pfalzgarten beim Goseeinfluss in die Stadt.
Es handelt sich, soviel konnte ich schon erfahren angeblich um die Adresse "Neue Straße 21".
Und hier findet sich ein bearbeiteter Stein mit scheinbar einem Datum.
Leider konnte ich zu der Adresse nichts in Bezug auf ein Datum in Erfahrung bringen, und das Entziffern will mir auch nicht so recht gelingen, habt ihr eine Vorstellung was wir hier vor uns haben...?
Powered by vBulletin® Version 4.2.0 Copyright ©2024 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.