Bergmönch
16.05.2020, 17:36
Die Ausgrabung im Jahre 1955 verlief enttäuschend. Im Bereich des Dohmplatzes sollte ein Parkplatz entstehen. Dazu war es notwendig, das Areal einheitlich auf das Niveau der Schwiecheldtstraße abzusenken. Über Jahrhunderte befand sich hier der Johanniskirchhof. Ein Teil der Umfriedungsmauer ist am Südende des Platzes noch heute erhalten. Hier ist auch noch das ursprüngliche Geländeniveau sichtbar, das etwa 80 cm höher lag.
Die Archäologen hatten gehofft, mittelalterliche Schichten offenlegen zu können und Aufschluss über die Lage und das Aussehen der Caecilienkapelle zu erlangen, die dort gestanden haben soll. Diese Kapelle war Teil einer der frühesten Niederlassungen im Stadtbereich und stammte noch aus der Zeit des Pfalzbaus. Abbildungen oder Beschreibungen der Kapelle sind nicht erhalten. Die Tiefe der Ausschachtungen reichte jedoch nicht unter die Schicht, die bis ins 19. Jahrhundert für Bestattungen genutzt und ständig umgegraben wurde. Ein Großteil der der Funde bestand lediglich aus Kleinmünzen und Sargbeschlägen des 18. Jahrhunderts.
Ein Bericht von 1852 über den Abbruch der Kapelle hatte vermuten lassen, dass diese gegenüber dem Schwiecheldthaus, auf der Ostseite des Domplatzes, gestanden haben muss. Hier fanden sich jedoch nur sehr schmale und schlecht gemauerte Gebäudereste, die sich zudem über der Schicht des viel jüngeren Friedhofes befanden. Darüber hinaus waren mittelalterliche Architekturteile im Fundament verbaut.
Kurz vor Ende der Grabungen erfolgte dann doch noch per Zufall ein Durchbruch. Am Nordende des Domplatzes, im Bereich der heutigen Parkplatzzufahrt, stieß man 0,80 bis 1,50 m unter dem heutigen Niveau auf auf massive, sorgfältig gemauerte, 0,80 bis 0,90 m breite mittelalterliche Fundamente. Da die Bauarbeiten sich inzwischen ihrem Ende näherten, konnte der Fund jedoch nur noch registriert werden.
1978 wurde, beim Anlegen mehrerer Kabelschächte entlang der Kaninchengasse, der Schwiecheldtstraße und des Dohmplatzes, der Bereich der erneut angeschnitten. Jetzt wurde die gesamte Ostseite des Chores und ein quadratisches Turmfundament gefunden. Die Umrisse des Bauwerks konnten nun rekonstruiert werden. Das Mauerwerk bestand aus bearbeiteten großen Kalksteinquadern, war tief gegründet und gut vermörtelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich tatsächlich um St. Caecilien handelt ist groß.
http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=19194&d=1589641977
Geschichte
Die Geschichte der Caecilienkapelle begann in der Frühzeit der Kaiserpfalz. Eine erste Erwähnung findet die Kapelle in einer vom Hildesheimer Bischof Hezilo ausgestellten undatierten Urkunde. Seine Amtszeit war von 1054 bis 1079. Das Dokument verlieh dem Ehepaar Sidag und Hazecha das Recht der Taufe und des Begräbnisses für die Stifterfamilie ihrer in Goslar errichteten Kapelle. Wahrscheinlich handelte es sich bei der Familie um ein altfreies Geschlecht, das mit dem Grafen von Wohldenberg verwandt war. Ein Name der Stifterfamilie ist nicht überliefert. Durchgängig verwendete Familiennamen waren zu der Zeit jedoch noch selten.
Im Jahr 1142 bestätigt Bischof Bernhard von Hildesheim, dass ein Kanoniker des Domstiftes namens Sidag (vermutlich ein Nachkomme des Stifters) seinen Grundbesitz, mangels eigener Nachfahren, seinem Oheim übereignet hat. Als Empfänger wird ein Rudolf, Verticos Sohn, genannt, sowie seine Söhne Otheldrich und Hermann. Auch das Recht von Taufe und Begräbnis in St. Caecilien wird bestätigt. Die neue Besitzerfamilie legte sich sofort nach Erhalt der Schenkung den Beinamen „de Capella“ zu.
Während die Herren von Goslar („de Goslaria“), die in der Villa Romana (Neuwerk) ansässig waren, ihre Macht ausbauten und mehrere kaiserliche Vögte stellten, gehörte die Familie de Capella vermutlich zum geringeren Dienstadel. Die Lage ihrer Besitzung im Bereich der entstehenden Kaufmannssiedlung (Markt) und an der Kornstraße verlieh ihnen jedoch sicherlich eine gewisse zusätzliche Bedeutung. Der Name der Familie de Capella verschwindet schließlich Mitte des 13. Jahrhunderts aus den Akten. Die weiteren erhaltenen Unterlagen betreffen die Übertragung des Besitzes an die Grafen von Wohldenberg und schließlich 1272 an das Kloster Walkenried. 1298 gibt Bischof Siegfried von Hildesheim hierzu abschließend seine Zustimmung.
Für die kommenden rund 300 Jahre richteten die Zisterzienser aus Walkenried auf dem Gelände eine Grangie ein, einen von Laienbrüdern betriebenen Wirtschaftshof. Das Kloster erwarb bald weiteren Grundbesitz außerhalb der Stadt hinzu. Wichtigster Besitz waren jedoch Anteile am Rammelsberger Bergbau, die das Kloster bis 1444 hielt. Die Grangie bestand bis 1543.
Nach der Reformation blieb die Kapelle zunächst ungenutzt bis die Stadt sie 1563 den walkenrieder Mönchen abkaufen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits in so schlechtem Zustand, dass der Turm direkt nach dem Kauf abgenommen werden musste. Das Bleidach wurde durch ein Schiefereindeckung ersetzt und für 653 Mark verkauft. Nach 1655 wurde das Gebäude von der Marktgemeinde als Friedhofskapelle St. Johannis genutzt und gab dem angrenzenden Friedhof seinen Namen.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der ehemalige walkenrieder Hof im Jahr 1634 zerstört. Die Kapelle muss dies jedoch unbeschadet überstanden haben, weil sie noch 1798 für Gottesdienste der goslarer Katholiken verwendet wurde. Schließlich diente das historische Gebäude nur noch als Lagerschuppen. 1852 musste es dann abgerissen werden weil es den Zugang zum Progymnasium im Schwiecheldthaus versperrte.
Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an die Caecilien Kapelle. Sie befindet sich an der Mauer, die die Westseite des heutigen Parkplatzes begrenzt – an der Stelle, wo man bis 1955 die Kapelle vermutete, aber nicht nachweisen konnte. In die Mauer sind auch einige der gefundenen Fragmente (Spolien) eingelassen, die zu der mittelalterlichen Kapelle gehörten.
http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=19192&d=1589641977
http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=19191&d=1589641977
Zieht man die Mauern entsprechend des Grundrisses wieder hoch, könnte St. Caecilien vielleicht so ähnlich ausgesehen haben:
http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=19196&d=1589641977
Quellen:
H.-G. Griep: „Ausgrabungen in Stadtgebiet Goslar“, 1978
H.-G. Griep: „Die ältesten Niederlassungen im Weichbild Goslars“, 2011
Die Archäologen hatten gehofft, mittelalterliche Schichten offenlegen zu können und Aufschluss über die Lage und das Aussehen der Caecilienkapelle zu erlangen, die dort gestanden haben soll. Diese Kapelle war Teil einer der frühesten Niederlassungen im Stadtbereich und stammte noch aus der Zeit des Pfalzbaus. Abbildungen oder Beschreibungen der Kapelle sind nicht erhalten. Die Tiefe der Ausschachtungen reichte jedoch nicht unter die Schicht, die bis ins 19. Jahrhundert für Bestattungen genutzt und ständig umgegraben wurde. Ein Großteil der der Funde bestand lediglich aus Kleinmünzen und Sargbeschlägen des 18. Jahrhunderts.
Ein Bericht von 1852 über den Abbruch der Kapelle hatte vermuten lassen, dass diese gegenüber dem Schwiecheldthaus, auf der Ostseite des Domplatzes, gestanden haben muss. Hier fanden sich jedoch nur sehr schmale und schlecht gemauerte Gebäudereste, die sich zudem über der Schicht des viel jüngeren Friedhofes befanden. Darüber hinaus waren mittelalterliche Architekturteile im Fundament verbaut.
Kurz vor Ende der Grabungen erfolgte dann doch noch per Zufall ein Durchbruch. Am Nordende des Domplatzes, im Bereich der heutigen Parkplatzzufahrt, stieß man 0,80 bis 1,50 m unter dem heutigen Niveau auf auf massive, sorgfältig gemauerte, 0,80 bis 0,90 m breite mittelalterliche Fundamente. Da die Bauarbeiten sich inzwischen ihrem Ende näherten, konnte der Fund jedoch nur noch registriert werden.
1978 wurde, beim Anlegen mehrerer Kabelschächte entlang der Kaninchengasse, der Schwiecheldtstraße und des Dohmplatzes, der Bereich der erneut angeschnitten. Jetzt wurde die gesamte Ostseite des Chores und ein quadratisches Turmfundament gefunden. Die Umrisse des Bauwerks konnten nun rekonstruiert werden. Das Mauerwerk bestand aus bearbeiteten großen Kalksteinquadern, war tief gegründet und gut vermörtelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich tatsächlich um St. Caecilien handelt ist groß.
http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=19194&d=1589641977
Geschichte
Die Geschichte der Caecilienkapelle begann in der Frühzeit der Kaiserpfalz. Eine erste Erwähnung findet die Kapelle in einer vom Hildesheimer Bischof Hezilo ausgestellten undatierten Urkunde. Seine Amtszeit war von 1054 bis 1079. Das Dokument verlieh dem Ehepaar Sidag und Hazecha das Recht der Taufe und des Begräbnisses für die Stifterfamilie ihrer in Goslar errichteten Kapelle. Wahrscheinlich handelte es sich bei der Familie um ein altfreies Geschlecht, das mit dem Grafen von Wohldenberg verwandt war. Ein Name der Stifterfamilie ist nicht überliefert. Durchgängig verwendete Familiennamen waren zu der Zeit jedoch noch selten.
Im Jahr 1142 bestätigt Bischof Bernhard von Hildesheim, dass ein Kanoniker des Domstiftes namens Sidag (vermutlich ein Nachkomme des Stifters) seinen Grundbesitz, mangels eigener Nachfahren, seinem Oheim übereignet hat. Als Empfänger wird ein Rudolf, Verticos Sohn, genannt, sowie seine Söhne Otheldrich und Hermann. Auch das Recht von Taufe und Begräbnis in St. Caecilien wird bestätigt. Die neue Besitzerfamilie legte sich sofort nach Erhalt der Schenkung den Beinamen „de Capella“ zu.
Während die Herren von Goslar („de Goslaria“), die in der Villa Romana (Neuwerk) ansässig waren, ihre Macht ausbauten und mehrere kaiserliche Vögte stellten, gehörte die Familie de Capella vermutlich zum geringeren Dienstadel. Die Lage ihrer Besitzung im Bereich der entstehenden Kaufmannssiedlung (Markt) und an der Kornstraße verlieh ihnen jedoch sicherlich eine gewisse zusätzliche Bedeutung. Der Name der Familie de Capella verschwindet schließlich Mitte des 13. Jahrhunderts aus den Akten. Die weiteren erhaltenen Unterlagen betreffen die Übertragung des Besitzes an die Grafen von Wohldenberg und schließlich 1272 an das Kloster Walkenried. 1298 gibt Bischof Siegfried von Hildesheim hierzu abschließend seine Zustimmung.
Für die kommenden rund 300 Jahre richteten die Zisterzienser aus Walkenried auf dem Gelände eine Grangie ein, einen von Laienbrüdern betriebenen Wirtschaftshof. Das Kloster erwarb bald weiteren Grundbesitz außerhalb der Stadt hinzu. Wichtigster Besitz waren jedoch Anteile am Rammelsberger Bergbau, die das Kloster bis 1444 hielt. Die Grangie bestand bis 1543.
Nach der Reformation blieb die Kapelle zunächst ungenutzt bis die Stadt sie 1563 den walkenrieder Mönchen abkaufen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits in so schlechtem Zustand, dass der Turm direkt nach dem Kauf abgenommen werden musste. Das Bleidach wurde durch ein Schiefereindeckung ersetzt und für 653 Mark verkauft. Nach 1655 wurde das Gebäude von der Marktgemeinde als Friedhofskapelle St. Johannis genutzt und gab dem angrenzenden Friedhof seinen Namen.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der ehemalige walkenrieder Hof im Jahr 1634 zerstört. Die Kapelle muss dies jedoch unbeschadet überstanden haben, weil sie noch 1798 für Gottesdienste der goslarer Katholiken verwendet wurde. Schließlich diente das historische Gebäude nur noch als Lagerschuppen. 1852 musste es dann abgerissen werden weil es den Zugang zum Progymnasium im Schwiecheldthaus versperrte.
Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an die Caecilien Kapelle. Sie befindet sich an der Mauer, die die Westseite des heutigen Parkplatzes begrenzt – an der Stelle, wo man bis 1955 die Kapelle vermutete, aber nicht nachweisen konnte. In die Mauer sind auch einige der gefundenen Fragmente (Spolien) eingelassen, die zu der mittelalterlichen Kapelle gehörten.
http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=19192&d=1589641977
http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=19191&d=1589641977
Zieht man die Mauern entsprechend des Grundrisses wieder hoch, könnte St. Caecilien vielleicht so ähnlich ausgesehen haben:
http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=19196&d=1589641977
Quellen:
H.-G. Griep: „Ausgrabungen in Stadtgebiet Goslar“, 1978
H.-G. Griep: „Die ältesten Niederlassungen im Weichbild Goslars“, 2011