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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schäden am Waldboden durch Holzerntemaschinen.



Volker
12.10.2021, 19:28
Hallo Gemeinde!
Da ich viel im Wald unterwegs bin, ärgere ich mich jedesmal, wenn ich die Schäden an etlichen Waldwegen, verursacht von diesen monströsen "Holzerntemaschinen", begutachten muß. Diese Dinger werden bei Bedarf mit riesigen Ketten ausgestattet, um noch mehr Grip auf dem Boden zu erzielen. Die angerichteten Schäden sind entsprechend. Da wird die Oberfläche bis auf den Felsengrund "abgefräst" und dann der Bodenerosion überlassen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß man solche Schäden nachträglich wieder reparieren kann.
Ich bin mir allerdings im Klaren darüber, daß die abgestorbenen Bäume aus dem Wald entfernt werden müssen, aber muß das auf eine solch brutale Methode geschehen? Die Rückemethode mit Pferden dürfte aus Kosten, Zeit und Verfügbarkeitsgründen auszuschließen sein, das ist mir klar. Ich will das einfach mal zur Diskussion stellen, vielleicht hat jemand entsprechende Vorschläge oder Meinungen zu unterbreiten.
Jetzt will ich noch ein paar Bilder beifügen, womit ich mich immer noch schwer tue. Hoffentlich gelingt es.
Volker1983119832

Hofgeist
13.10.2021, 09:30
Guten Morgen,
zu diesem Beitrag möchte ich mal meine Meinung abgeben und einige Erläuterungen abgeben. Eine Holzernte mit Pferd oder Handarbeit und Seilzug ist sehr teuer und die enorme Schadholzmenge so überhaupt nicht zu bewältigen. Eine Aufarbeitung von vertrocknetem Holz oder vom Borkenkäfer befallenem Holz ist nur durch diese Maschinen zu gewährleisten, um einen Waldumbau mit Neuanpflanzungen und Mischkulturen zu ermöglichen. Aber auch diese Maschinen und die Dienstleister sind in diesen Zeiten rar und arbeiten teilweise im 3 Schicht System. Die Spuren der Harvester sind im Bestand nach wenigen Jahren kaum noch zu erkennen. Das dabei auch Waldwege in Mitleidenschaft gezogen werden, lässt sich nicht vermeiden, diese Wege werden aber in absehbarer Zeit wieder hergestellt. Hierzu grundsätzliches: Die Waldwege befinden sich im Besitz der jeweiligen Forsten ( Privat-, Landes- oder Kommunalforsten ). Diese Wege werden gebaut, unterhalten und finanziert von den Forsten. Grundsätzlich hat niemand der Eigentümer etwas dagegen, wenn diese Wege durch Spaziergänger, Fahrradfahrer u.s.w. benutzt werden. Allerdings hat in den letzten Jahren ein Anspruchsdenken von einigen der letztgenannten Gruppen eingesetzt. Die Waldwege werden nur noch als Wanderwege und Trails für Mountainbiker gesehen, die Forsten als Zerstörer dieser Wege gesehen, obwohl die Wege sich im Eigentum der Forsten befinden, von diesen gebaut werden und in erster Linie der Forstwirtschaft dienen. Auf einigen Wegen weigern sich mittlerweile Holz-LKW Fahrer, diese zu befahren, da immer wieder Mountain-Biker seitwärts auf die Wege "schießen" oder stur vor den LKW´s herfahren und keinen Platz machen und es deswegen zu gefährlichen Situationen kommt. Selbst Förster im deutlich sichtbaren Dienstwagen werden manchmal nicht durchgelassen oder gar beschimpft. Sperrungen bei Fällarbeiten werden teilweise ignoriert. Natürlich sind nicht alle so uneinsichtig und egoistisch. Aber der Anteil in diesen Gruppen nimmt zu. Einige Mountain Bike Fahrer schneiden sich "Trails" im Baumbestand frei und/oder befahren auch ihre eigen Trails im Wald. Dieses kann nicht so hingenommen werden. Ein friedliches Zusammenleben und weiterhin Freizeitmöglichkeiten im Wald genießen muss auch in Zukunft möglich sein. Es muss ja nicht erst zu Sperrungen von Wäldern oder neuen Gesetzen mit Strafandrohungen kommen.

Jürgen

Fundgrübner
13.10.2021, 14:23
Die Spuren der Harvester sind im Bestand nach wenigen Jahren kaum noch zu erkennen

Moin,
allerdings nur oberflächlich betrachtet. Man muss sich nur einmal die Schäden an kultur- und montanhistorischen Hinterlassenschaften an, z.B. Pingenzüge und die Reste der Oberharzer Wasserwirtschaft, die es nicht unter das Deckmäntelchen des UNESCO-Weltkulturerbes geschafft haben (bzw. nie schaffen sollten ...), hervorgerufen durch Harvester und Transportfahrzeuge, anschauen, um festzustellen, dass die Schäden irreparabel sind! Der frevelhafte Umgang mit solchen Kulturgütern ist schon ewig Stein des Anstoßes. Kümmert ja keinen, kostet ja Geld.

Tipp zur Abhilfe: Abtransport durch Lastenhubschrauber (wie in Canada) :ironie:

Bergmönch
13.10.2021, 17:46
Drei sehr unterschiedliche aber nachvollziehbare Sichtweisen. Vielen Dank dafür.

In den Forsten herrscht derzeit eine Ausnahmesituation. Hier kommt man nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme und Respekt weiter.

Beste Grüße

Bergmönch

Speedy
14.10.2021, 10:33
@ Hofgeist
Deine Sichtweise kann ich nachvollziehen.
Ich selber bin auch auf den Wegen unterwegs (als Wanderer und als MTB-Fahrer).
Auch mir fällt auf, das es von jeder "Gattung" die "Chaoten" unterwegs sind.

Wenn da jeder eine wenig Rücksicht nehmen würde, fände ich das toll.

Entschuldigung, das ich vom Thema abgewichen bin.

Die Zerstörungen von den Maschinen kann ich voll und ganz bestätigen.
Es gibt kaum einen Radtour, auf der nicht mindesten ein Weg gesperrt ist.

Die Instandsetzung der Wege ist bis jetzt immer geschehen, meistens aber nicht sofort.

nobby
14.10.2021, 14:17
Zur Erinnerung:

Es geht in diesem Thread um die Schäden der Waldböden. So habe ich Volkers post zumindest verstanden.
Dass es, wie Hofgeist anmerkt, Idioten gibt, ist nicht neu. Dafür muss ich nicht erst in den Wald gehen.

Wie man auf einem der Fotos sieht, wird der Boden so hoch verdichtet, dass nicht einmal das Wasser mehr eindringen kann. Ähnliches sieht man auch auf Ackerböden. Dort sind es die tonnenschweren Erntefahrzeuge. Die Gräben um die Felder werden nicht mehr gepflegt und auf den Feldern können wir bald Reis anpflanzen. Die Probleme ähneln sich also. Beides geschieht aus wirtschaftlichen Gründen, ist nachvollziehbar bringt aber neue Probleme mit sich. Jede Lösung des einen Problems schafft ein neues Problem.

Viele Grüße

nobby

Volker
14.10.2021, 17:04
Hallo Gemeinde!
Ich will mich noch einmal einmischen. In dem Beitrag von "Hofgeist" ist zweifellos vieles richtig und nachvollziehbar, 2 Punkte möchte ich aber ergänzen: 1.) Das Betretungsrecht des Waldes und 2.) "daß die Wege in absehbarer Zeit wieder instandgesetzt werden."
Zu 1.) Das Betretungsrecht zum Zwecke der Erholung ist im NWaldLG im §23, Abs.1 festgelegt, ist also Gesetz. Es ist also nicht dem Wohlwollen der Besitzer oder Nutzer überlassen, ob sie dieses Recht gewähren. Selbstverständlich gibt es berechtigte Ausnahmen, die dort auch beschrieben sind. Aber vermutlich hat "Hofgeist" dieses auch nicht in Zweifel gezogen, nur die Formulierung war etwas unglücklich.
Zu 2.) Daß die Wander- und Forstwege, die viel benutzt werden, wieder instandgesetzt werden, das kann ich durchaus glauben, das liegt ja auch im Interesse der Benutzer. Es werden jedoch viele Spuren mitten durch den Wald gezogen, deren Beseitigung ist schlicht unmöglich. Die Behauptung, daß diese Spuren nach wenigen Jahren kaum noch zu erkennen sind, ist so nicht richtig. Die wachsen zwar mit Gestrüpp zu, sind aber noch als tiefe Rinnen zu erkennen. Wie, oder ob sich das auf die Bodenerosion auswirkt, diese Beurteilung sollte man Leuten überlassen, die davon mehr Ahnung haben, als ich.
Zum Beitrag von "Fundgrübner" noch folgendes: Auch mir ist in unzähligen Fällen aufgefallen, daß die Zerstörungen am "Oberharzer Wasserregal" durch diese Maschinen ein erhebliches Ausmaß angenommen haben. Ich werde mich bei besserem Wetter mal an einige "Tatorte" begeben, ob die inzwischen saniert worden sind und drüber berichten. Das, um kein vorschnelles Urteil abzugeben.
Ergänzend ein Bild vom Einersberger Graben.
Volker19833

Volker
16.10.2021, 19:13
Hallo Gemeinde!
Hier die versprochene Ergänzung: Ich war heute beim "Oberen Einersberger Graben", um nachzusehen, ob der angerichtete Schaden repariert wurde. Es ist alles wieder instandgesetzt worden. Dieser Graben besteht aus rechteckigen Betoneinfassungen und führt noch heute Wasser. Es wird benutzt, um in einer privaten Anlage bei der ehemaligen "Einersberger Zentrale" Strom mit einer Peltonturbine zu erzeugen. Weitere technische Angaben stehen auf einer Tafel am sogen. "Siebhaus" am Graben.
Aus Betonbrocken hat der Betreiber dieser Anlage Warnschilder aufgestellt- wie auf dem Foto zu sehen ist-, die wohl verhindern sollen, daß der Graben noch einmal überfahren wird.
Jetzt will ich noch das Foto einsetzen.
Volker

Fundgrübner
17.10.2021, 14:08
Es ist alles wieder instandgesetzt worden.

Die Frage stellt sich: "Von wem?" Vom Schadensverursacher oder vom Nutzer?

Volker
18.10.2021, 12:43
Hallo!
Ob der Schaden vom Verursacher oder vom Nutzer beglichen wurde, kann ich nicht sagen. Vermutlich hat der Nutzer das selbst geregelt, man weiß ja, wie lange es dauert, bis sich der Amtsschimmel in Bewegung setzt. Aber, wie gesagt, ich weiß es nicht.
Ein anderer Vorschlag wäre: Nach Abschluß der absolut notwendigen Rückeaktion, könnte man eine Kommission an die wichtigsten Punkte des "Oberharzer Wasserregals" entsenden, um die angerichteten Schäden zu dokumentieren. Es sind ja immerhin erhebliche Mittel der EU in diesen Topf geflossen, da kann man sich auch um die Wiederherstellung kümmern.
Vielleicht ist sogar etwas Ähnliches geplant. Vorraussetzung ist aber, wie gesagt, daß erst die Räumung des Waldes beendet wird. Das kann noch dauern. Hoffen wir also das Beste.
Volker