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Trichtex
01.01.2022, 13:51
Moin!

Da ist es nun also: Das dritte Corona-Jahr. Und wir sind dabei, hoffentlich alle gesund und voller Pläne und Hoffnungen.

In Langelsheim wurde das neue Jahr traditionell mit Feuerwerk begrüßt. Diesmal hatte das feuerwerkende Volk mehr Zeit, sich vorzubereiten, als im letzten Jahr und so wurde mehr gezündet, als beim vorherigen Jahreswechsel, aber natürlich immer noch deutlich weniger, als vor zwei Jahren. Diesmal überhaupt nicht zu sehen war billiges Höhenfeuerwerk (vulgo Aldi-Sortiment). Wer schon die umständliche Beschaffung auf sich nahm, griff offenbar zu aufwändigen pyrotechnischen Effekten. Für Zuschauer wie mich ein sehr erfreulicher Trend.

Ich habe dieses Jahr, wie auch schon die letzten 15, mit einem einzigen Böller begrüßt.

Will man Feuerwerk (aus welchen Gründen auch immer) komplett unterbinden, bringt ein Verkaufsverbot also nicht viel. Mit einem Verbot des Zündens von Feuerwerk hingegen würde man viele Bürger (auch mich mit meinem einen Böller) zu Kriminellen oder mindestens ordnungswidrig Handelnden machen. Ich bin mir absolut sicher, dass diese Diskussion zum Ende dieses Jahres wieder heftig geführt werden wird.

Gewünscht hätte ich mir hingegen, dass unsere neue Regierung auch bei anderen Themen mit Konsequenz aufgefallen wäre. Stattdessen lässt man beispielsweise die Krankenhausbetreiber weiterhin unbehelligt deutlich unterhalb der Pflegepersonaluntergrenzen agieren. Dabei ließe sich dem angeblichen Personalnotstand rasch abhelfen, wenn man die Pflegejobs einfach attraktiver gestalten würde. Nur gibt es dazu überhaupt keinen Willen, weil es schließlich mit Kosten verbunden ist.

Wenn nun einfach geprüft würde, wie lange mit welchem Personalmangel gearbeitet wurde, lässt sich auch schnell errechnen, wie viel Geld dadurch eingespart wurde. Um einen Anreiz zur Investition in Personalaufstockung zu schaffen, fordert man das Doppelte dieses Betrages als Strafzahlung. So einfach könnte es sein.

Und was wäre es für ein starkes Zeichen gewesen, wenn unser Neu-Bundeskanzler Antrittsbesuche mit dem Hinweis auf die Corona-Krise, um die er sich kümmere, verschoben oder online durchgeführt hätte.

Dass man Frau Baerbock in Polen vorführte, wurde gern mit ihrer Unerfahrenheit begründet - man müsse ihr das nachsehen. Nein. Muss man nicht. Ich möchte international nicht von einer Praktikantin oder Auszubildenden repräsentiert werden. In den höchsten Staatsämtern erwarte ich Vollprofis.

Aber ich schweife völlig ab. Ich hoffe, Ihr alle hattet einen guten Start ins neue Jahr!

Viele Grüße

Gunther

nobby
03.01.2022, 15:25
Gewünscht hätte ich mir hingegen, dass unsere neue Regierung auch bei anderen Themen mit Konsequenz aufgefallen wäre. Stattdessen lässt man beispielsweise die Krankenhausbetreiber weiterhin unbehelligt deutlich unterhalb der Pflegepersonaluntergrenzen agieren. Dabei ließe sich dem angeblichen Personalnotstand rasch abhelfen, wenn man die Pflegejobs einfach attraktiver gestalten würde. Nur gibt es dazu überhaupt keinen Willen, weil es schließlich mit Kosten verbunden ist.

Wenn nun einfach geprüft würde, wie lange mit welchem Personalmangel gearbeitet wurde, lässt sich auch schnell errechnen, wie viel Geld dadurch eingespart wurde. Um einen Anreiz zur Investition in Personalaufstockung zu schaffen, fordert man das Doppelte dieses Betrages als Strafzahlung. So einfach könnte es sein.


Hallo Trichtex,

welche Maßnahmen könnte deiner Meinung die Regierung veranlassen, den Job der Pflegekräfte attraktiver zu machen?

Viele Grüße

nobby

Trichtex
07.01.2022, 16:11
Moin Nobby!


welche Maßnahmen könnte deiner Meinung die Regierung veranlassen, den Job der Pflegekräfte attraktiver zu machen?
Durch eine scharfe Sanktionierung der (permanenten) Unterschreitung der Personaluntergrenzen könnten Klinikbetreiber dazu bewegt werden, größere Anstrengungen zu unternehmen, mehr Personal einzustellen. Eine solche Sanktionierung findet jedoch m. W. nicht statt. Die Folge ist überlastetes Personal, das Überstunden ohne Ende schiebt.

Auch könnten die Personaluntergrenzen selbst nach oben korrigiert werden.

Durch eine deutliche Anhebung des Mindestlohns in diesem Bereich könnten wahrscheinlich manche Pflegekräfte, die wegen der Überlastung kündigen wollen, zum Weitermachen bewegt werden.

Einer evtl., aus den durch solche Maßnahmen höheren Kosten entstehenden, Drohung der Schließung von Kliniken sollte mit dem Eröffnen staatlicher Kliniken begegnet werden. Diese müssten nicht gewinnbringend, sondern nur kostendeckend sein und in Konkurrenz zu den privat Betriebenen stehen. Die Frage, wo Personal lieber arbeitet und wo Patienten sich besser aufgehoben fühlen, würde die privaten Betreiber ebenfalls zum Handeln zwingen.

Ein Beispiel, wie es laufen könnte, sind die staatlichen Unikliniken. Dort ist auch nicht alles perfekt, den Aussagen der paar mir bekannten Pflegekräfte zufolge aber deutlich besser als bei Helios, Asklepios und Co.

Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, aber so könnte ich mir geeignete Maßnahmen vorstellen. Insbesondere staatliche Kliniken wären sogar dazu geeignet, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken.

Allein der Wille fehlt.

Viele Grüße

Gunther

Trichtex
07.01.2022, 19:49
Moin Nobby!


welche Maßnahmen könnte deiner Meinung die Regierung veranlassen, den Job der Pflegekräfte attraktiver zu machen?
Durch eine scharfe Sanktionierung der (permanenten) Unterschreitung der Personaluntergrenzen könnten Klinikbetreiber dazu bewegt werden, größere Anstrengungen zu unternehmen, mehr Personal einzustellen. Eine solche Sanktionierung findet jedoch m. W. nicht statt. Die Folge ist überlastetes Personal, das Überstunden ohne Ende schiebt.

Auch könnten die Personaluntergrenzen selbst nach oben korrigiert werden.

Durch eine deutliche Anhebung des Mindestlohns in diesem Bereich könnten wahrscheinlich manche Pflegekräfte, die wegen der Überlastung kündigen wollen, zum Weitermachen bewegt werden.

Einer evtl., aus den durch solche Maßnahmen höheren Kosten entstehenden, Drohung der Schließung von Kliniken sollte mit dem Eröffnen staatlicher Kliniken begegnet werden. Diese müssten nicht gewinnbringend, sondern nur kostendeckend sein und in Konkurrenz zu den privat Betriebenen stehen. Die Frage, wo Personal lieber arbeitet und wo Patienten sich besser aufgehoben fühlen, würde die privaten Betreiber ebenfalls zum Handeln zwingen.

Ein Beispiel, wie es laufen könnte, sind die staatlichen Unikliniken. Dort ist auch nicht alles perfekt, den Aussagen der paar mir bekannten Pflegekräfte zufolge aber deutlich besser als bei Helios, Asklepios und Co.

Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, aber so könnte ich mir geeignete Maßnahmen vorstellen. Insbesondere staatliche Kliniken wären sogar dazu geeignet, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken.

Allein der Wille fehlt.

Viele Grüße

Gunther

nobby
08.01.2022, 08:35
Hallo Gunther,

meine Frage nach den Maßnahmen, die die Bundesregierung treffen könnte, um den Personalmangel in den Kliniken zu beenden, war eher rhetorischer Art. Meiner Meinung nach ist da extrem wenig Spielraum.
Die Kliniken sind zum größten Teil in kommunaler Hand oder Einrichtungen der Bundesländer.
Der einzige Punkt wäre der Mindestlohn, der spielt allerdings außer beim Reinigungspersonal und Küchenhilfskräften, soweit sie outgesourct wurden, eine Rolle.
Da alle Kliniken händeringend Personal suchen, das Städtische Klinikum hat eine unübersehbare Anzahl von Stellenangeboten auf seiner Website, obwohl sie nach TVöD bezahlen, hat es wenig Sinn die Kliniken dafür zu bestrafen, dass sie kein Personal finden.
Auch private Kliniken wie z.B. die Asklepios oder Sana Kliniken oder der Malteser Hilfsdienst / Deutsche Caritasverband (AVR) vergüten in Anlehnung an den TVöD.
Das Thema ist allerdings so komplex, dass ich mal auf den Ursprung meiner ketzerischen Frage zurückkomme.
Ich stimme dir zu, dass die Kliniken in staatliche Hand kommen sollten.
Ob es allerdings in den Händen dieses Staates/Politik gut aufgehoben wäre, bezweifle ich.

Als Beispiel nenne ich mal das Städtische Klinikum Braunschweig.
Es hat für die nächsten Jahre einen Kapitalbedarf von ca. 800 Millionen!! Euro angemeldet. Ihr Eigenkapital beträgt zur Zeit 40 Mio. Schulden. Die Stadt kann es nicht wuppen, das Land Niedersachsen gibt auch kein Geld. Auf der Internetpräsenz wird auf jeder Seite um Spenden bei den Bürgern „gebettelt“.
Soviel zur Rückabwicklung der Privatisierung.

Viele Grüße


nobby

Trichtex
08.01.2022, 16:27
Moin Nobby!


Da alle Kliniken händeringend Personal suchen, das Städtische Klinikum hat eine unübersehbare Anzahl von Stellenangeboten auf seiner Website, obwohl sie nach TVöD bezahlen, hat es wenig Sinn die Kliniken dafür zu bestrafen, dass sie kein Personal finden.
Dann eben andersrum: Es dürfen nur so viele Betten belegt werden, wie es die Personaldecke gem. Personaluntergrenze erlaubt. Warum hören denn so viel Pflegekräfte auf? Bei den Begründungen, die in den Medien gelegentlich angegeben werden, steht die Überlastung ganz oben. Und das geht auf Dauer nicht gut.

Wenn diese Jobs nicht bald attraktiver werden, wird man womöglich auch über eine allgemeine Pflegepflicht (analog zur einstigen allgemeinen Wehrpflicht) nachdenken müssen, aber erstmal sollte doch zumindest versucht werden, mehr Menschen für diese Jobs zu gewinnen.


Das Thema ist allerdings so komplex, dass ich mal auf den Ursprung meiner ketzerischen Frage zurückkomme.
Ja, natürlich ist es komplex und es gibt mit Sicherheit eine Menge kluger Köpfe, die darüber nachdenken. Den Schlüssel zum Erfolg hat aber noch keiner gefunden.

Gibt es eigentlich Länder, die keinen Mangel an Pflegekräften haben? Und, falls es die gibt: Was ist bei denen anders?


Als Beispiel nenne ich mal das Städtische Klinikum Braunschweig.
Es hat für die nächsten Jahre einen Kapitalbedarf von ca. 800 Millionen!! Euro angemeldet.
Auf wieviele Jahre bezieht sich das denn? Lt. Homepage (https://klinikum-braunschweig.de/ueber-uns.php) hat das Klinikum einen Umsatz von rund 340 Millionen Euro pro Jahr und vergibt Aufträge im Umfang von über 80 Mio. Euro jährlich. Es sollte eigentlich seinen Bedarf selbst stemmen können.

Ich weiß nicht, was die noch so alles bezahlen. Unikliniken haben ja beispielsweise noch den ganzen Forschungssektor. Wenn BS nicht kostendeckend arbeitet, müssen dort wohl auch defizitäre Abteilungen/Aufgabengebiete mit durchgezogen werden. Wäre es, wie bei den Privaten, der reine Klinikbetrieb, müsste die Bilanz wahrscheinlich positiv sein.

Viele Grüße

Gunther

Trichtex
08.01.2022, 17:49
Moin Nobby!


Da alle Kliniken händeringend Personal suchen, das Städtische Klinikum hat eine unübersehbare Anzahl von Stellenangeboten auf seiner Website, obwohl sie nach TVöD bezahlen, hat es wenig Sinn die Kliniken dafür zu bestrafen, dass sie kein Personal finden.
Dann eben andersrum: Es dürfen nur so viele Betten belegt werden, wie es die Personaldecke gem. Personaluntergrenze erlaubt. Warum hören denn so viel Pflegekräfte auf? Bei den Begründungen, die in den Medien gelegentlich angegeben werden, steht die Überlastung ganz oben. Und das geht auf Dauer nicht gut.

Wenn diese Jobs nicht bald attraktiver werden, wird man womöglich auch über eine allgemeine Pflegepflicht (analog zur einstigen allgemeinen Wehrpflicht) nachdenken müssen, aber erstmal sollte doch zumindest versucht werden, mehr Menschen für diese Jobs zu gewinnen.


Das Thema ist allerdings so komplex, dass ich mal auf den Ursprung meiner ketzerischen Frage zurückkomme.
Ja, natürlich ist es komplex und es gibt mit Sicherheit eine Menge kluger Köpfe, die darüber nachdenken. Den Schlüssel zum Erfolg hat aber noch keiner gefunden.

Gibt es eigentlich Länder, die keinen Mangel an Pflegekräften haben? Und, falls es die gibt: Was ist bei denen anders?


Als Beispiel nenne ich mal das Städtische Klinikum Braunschweig.
Es hat für die nächsten Jahre einen Kapitalbedarf von ca. 800 Millionen!! Euro angemeldet.
Auf wieviele Jahre bezieht sich das denn? Lt. Homepage (https://klinikum-braunschweig.de/ueber-uns.php) hat das Klinikum einen Umsatz von rund 340 Millionen Euro pro Jahr und vergibt Aufträge im Umfang von über 80 Mio. Euro jährlich. Es sollte eigentlich seinen Bedarf selbst stemmen können.

Ich weiß nicht, was die noch so alles bezahlen. Unikliniken haben ja beispielsweise noch den ganzen Forschungssektor. Wenn BS nicht kostendeckend arbeitet, müssen dort wohl auch defizitäre Abteilungen/Aufgabengebiete mit durchgezogen werden. Wäre es, wie bei den Privaten, der reine Klinikbetrieb, müsste die Bilanz wahrscheinlich positiv sein.

Viele Grüße

Gunther

Trichtex
09.01.2022, 00:28
Moin Nobby!


Da alle Kliniken händeringend Personal suchen, das Städtische Klinikum hat eine unübersehbare Anzahl von Stellenangeboten auf seiner Website, obwohl sie nach TVöD bezahlen, hat es wenig Sinn die Kliniken dafür zu bestrafen, dass sie kein Personal finden.
Dann eben andersrum: Es dürfen nur so viele Betten belegt werden, wie es die Personaldecke gem. Personaluntergrenze erlaubt. Warum hören denn so viel Pflegekräfte auf? Bei den Begründungen, die in den Medien gelegentlich angegeben werden, steht die Überlastung ganz oben. Und das geht auf Dauer nicht gut.

Wenn diese Jobs nicht bald attraktiver werden, wird man womöglich auch über eine allgemeine Pflegepflicht (analog zur einstigen allgemeinen Wehrpflicht) nachdenken müssen, aber erstmal sollte doch zumindest versucht werden, mehr Menschen für diese Jobs zu gewinnen.


Das Thema ist allerdings so komplex, dass ich mal auf den Ursprung meiner ketzerischen Frage zurückkomme.
Ja, natürlich ist es komplex und es gibt mit Sicherheit eine Menge kluger Köpfe, die darüber nachdenken. Den Schlüssel zum Erfolg hat aber noch keiner gefunden.

Gibt es eigentlich Länder, die keinen Mangel an Pflegekräften haben? Und, falls es die gibt: Was ist bei denen anders?


Als Beispiel nenne ich mal das Städtische Klinikum Braunschweig.
Es hat für die nächsten Jahre einen Kapitalbedarf von ca. 800 Millionen!! Euro angemeldet.
Auf wieviele Jahre bezieht sich das denn? Lt. Homepage (https://klinikum-braunschweig.de/ueber-uns.php) hat das Klinikum einen Umsatz von rund 340 Millionen Euro pro Jahr und vergibt Aufträge im Umfang von über 80 Mio. Euro jährlich. Es sollte eigentlich seinen Bedarf selbst stemmen können.

Ich weiß nicht, was die noch so alles bezahlen. Unikliniken haben ja beispielsweise noch den ganzen Forschungssektor. Wenn BS nicht kostendeckend arbeitet, müssen dort wohl auch defizitäre Abteilungen/Aufgabengebiete mit durchgezogen werden. Wäre es, wie bei den Privaten, der reine Klinikbetrieb, müsste die Bilanz wahrscheinlich positiv sein.

Viele Grüße

Gunther