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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Goslar während der Nazi-Zeit



joachim-fricke
30.03.2010, 11:17
Hallo,

aus meiner Sammlung möchte ich Euch ein altes Reiseprospekt (neudeutsch: Flyer) aus der NS-Zeit zeigen.

Zur Information: http://www.technikmuseum-online.de/homepage_dateien/stgb_86.htm

http://www.bilder-hochladen.net/files/big/98yd-4t.jpg

http://www.bilder-hochladen.net/files/big/98yd-4u.jpg

http://www.bilder-hochladen.net/files/big/98yd-4v.jpg

http://www.bilder-hochladen.net/files/big/98yd-4w.jpg

Viele Grüße

Joachim

http://www.technikmuseum-online.de

Verwaltung
12.12.2011, 19:25
Der Hohe Weg Nazimäßig geflaggt
13762


Stadthalle mit Hakekreuz-Flaggen
13764


Bahnhof Goslar - propagandamäßig geschmückt.
13763

Birgit
13.12.2011, 01:25
man sollte aber in betracht ziehen das diese fotos eventuell gemacht wurden als hier die reichsbauerntage stattfanden ... goslar reichsbauernstadt ... weiß auch kaum jemand ...

kurz zur Geschichte, wenns Recht ist:

Goslar Reichbauernstadt:
Im Jahre 1934 wurde Goslar lt. Bechluss der Reichsregierung zum Sitz des Reichsnährstandes ausgebaut.1936 offizieller Titel für Goslar : "Reichsbauernstadt". Das NS - Regiem fand Goslar als passenden Ort hierfür, da Goslar eine ruhmreiche deutsche Geschichte hatte (Germanentum/Heinrichskult). In Goslar fanden von da an zentrale Erntedankfeste statt, an denen viele tausend Landwirten teilnahmen. Der Festakt fand in der Kaiserpfalz mit einem abschließenden Zapfenstreich statt.
Jedoch nur in den Jahren 1934, 35, 36, 38 statt. Da man auch plante Ministerien aus Berlin nach Goslar zu verlagern, dachte man daran große Gebäude in Goslar zu bauen, was jedoch nicht mehr realsierbar war, da der Krieg ausbrach. Gebaut wurde aber z.B. Schulen, unter anderem eine Beamtenakademie und eine Bauernhochschule. Für Großveranstaltungen entstand die erwähnte Stadthalle mit 3000 Sitzplätzen. Sie brannte 1948 aus.
Des Weiteren entstand die Jugenherberge (1937) und ein kleiner Verkehrsflughafen am Fliegerhorst, welcher zugleich Standort einer Garnison Fallschirmjäger wurde.


Lazarettstadt Goslar:
Goslar wurde 1939 zur Lazarettstadt, da es viele Hotels gab, die entsprechenden nutzen konnte. Was für ein Glück für Goslar.
So wurde es vor den Bombenangriffen so gut wie verschont.

Aus den Geschichtsunterlagen meiner Tochter kann ich entnehmen, dass Hitler 1934 mit Rommel in Goslar war ..... und dies bestätigt auch Wikipedia.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/Bundesarchiv_Bild_183-1987-0313-503%2C_Goslar%2C_Hitler_schreitet_Ehrenkompanie_ab .jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Goslar

Dieses Bild war, wenn ich mich richtig erinnere auch entweder in meinem oder im Geschichtsbuch meines Bruders. Da diese Bücher aber leider nicht mehr vorhanden sind, hab ich mal kurz geschaut, ob ich es im www finde.

Meine Familie kam erst nach dem Kriege nach Goslar und deshalb existieren in unseren Alben leider keine Bilder aus dieser Zeit. Anders sieht es bei Bekannten von mir aus. Die haben tatsächlich reichlich davon. Mal schauen, ob ich, wenn ich sie erreiche, ist vor Weihnachten immer schlecht, das eine oder andere Bild ausborgen kann.

Liebe Grüße
Birgit

bergland
13.12.2011, 10:35
Zitat von Birgit : Aus den Geschichtsunterlagen meiner Tochter kann ich entnehmen, dass Hitler 1934 mit Rommel in Goslar war

Erwin Rommel wurde am 01.10.1933 Kommandeur der sogenannten " Goslarer Jäger " ( Kasernen wurden dann später vom BGS genutzt ) , als Hitler Goslar im Sept.1934 besuchte traf er erstmals auf Rommel , Rommel war zu diesen Zeitpunkt noch Major , einer von vielen Offiziere für Hitler und der Öffentlichkeit .

Zitat Birgit : Lazarettstadt Goslar:
Goslar wurde 1939 zur Lazarettstadt, da es viele Hotels gab, die entsprechenden nutzen konnte. Was für ein Glück für Goslar.
So wurde es vor den Bombenangriffen so gut wie verschont.

offiziell gab es keine Lazarettstädte die deswegen von Bombenangriffe verschont blieben , es war für Goslar schlichtweg Glück das es hier kaum militärische Ziele ( bis auf den Fliegerhorst ) bzw. wirtschaftliche Ziele in der Stadt gab.
In einer Dokumentation zum Kriegsende im Harz , die es mal in der GZ zu lesen gab , stand auch deutlich das die US-amerikanischen verbände in Astfelf stoppten und sich nicht nach Goslar reintrauten - Stichwort "Reichsbauernstadt" und mit SS-Verbänden innerhalb der Stadt rechneten , in Braunlage und den oberharzer Orten war es ja zu schweren Kampfhandlungen gekommen . Der einzige Grund warum keine Bombe auf Goslar fiel war wohl der das der damalige Oberbürgermeister den US-Amerikaner entgegengegangen ist , ihnen erklärte das es keine deutschen Truppenverbände in der Stadt gibt und sie die Stadt so kampflos einnehmen konnten - daraufhin wurde der Angriff der US-Airforce abgebrochen bzw. nicht gestartet ( die Bomber blieben am Boden ) ... die Stadt und der vermutete Wiederstand sollte , ich sag mal "plattgemacht" werden um nicht unnötige Verluste bei den amerikanischen Bodentruppen hervorzurufen ... Lazarettstadt war im Grunde genommen jede deutsche Stadt am Ende des Krieges , die über noch genug "heile" Bausubstanz von Hotels u.ä. verfügte um dort Lazarette einzurichten , daher der Name Lazarettstadt ... der Achtermann in Goslar war z.B eines davon.


das mit den fallschirmjägern auf den Fliegerhorst ist mir neu , muss ich mal die Bücherregal von Vatern am nächsten Wochenende durchwühlen - stand auch ein Buch zum GS-Fliegerhorst bei.
kurzers Zitat aus Wikipedia zum Flughafen : Zivile Nutzung (1925–1937) [Bearbeiten]Ab 1925 beginnen die ersten Schritte zur Suche eines geeigneten Geländes für einen neu zu errichtenden Flugplatz in der Umgebung der Stadt Goslar. Die Anlage sollte den Ort an das wachsende zivile deutsche Luftverkehrsnetz anschließen.

Bereits im Oktober 1926 gab es auf der Fläche erste Flugbewegungen. Die offizielle Eröffnung des „Goslarer Flughafens“ findet am 19. Juni 1927 statt. Das Flugverkehrsaufkommen steigt auf über 200 Landungen im 1. Halbjahr 1931. Der Flughafen dient als kleiner regionaler Verkehrsflughafen und als Notlandeplatz für internationale Strecken wie Berlin-Köln-Paris. 1932 erfolgt die Inbetriebnahme der ersten Flugzeughalle.

Birgit
13.12.2011, 12:50
@ Bergland
Wieder eine Menge dazu gelernt. Töchterchen hat im letzten Schuljahr dieses Thema
durchgekaut. Ist ja auch OK.
Aus diversen Büchern und dem wurden dann gewisse Dinge zusammengetragen und niedergeschrieben.
Ich bhabe wegen der Fallschirmspringer gerade einmal etwas gegoogelt
schau mal hier http://de.wikipedia.org/wiki/Fliegerhorst_Goslar.

Zitat:Mit dem Jahr 1937 zogen die ersten Luftwaffensoldaten der Aufklärungsgruppe 27 auf dem Flughafengelände ein.

Bis zum Ende des 2. Weltkrieges in Europa 1945 war der nunmehr als Fliegerhorst bezeichnete Goslarer Standort mit verschiedenen auch wechselnden Einheiten belegt. Dazu gehörten u.a.:
Aufklärungseinheiten (darunter Aufklärungsgruppen F 27, F 122),
Lufttransporteinheiten (darunter Luftlandegeschwader 1, Transportgeschwader 3),
Luftlandeeinheiten (Teile des Fallschirmjägerregiment 3 der 1. Fallschirmjäger-Division


Liebe Grüße
Birgit

AlterSchirm
13.12.2011, 15:06
Vielleicht sollten wir interessierten Laien hier mal wieder ein bisschen detailliertere Geschichte ergänzen. Nationalsozialismus in der Region ist leider ein dunkles und intensives Kapitel in der Goslar nicht unbedingt eine rühmliche Rolle gespielt hat. Teilweise sicherlich getrieben von einer außer Kontrolle geratenen Diktatur, aber auch in nicht geringem Maß aus Überzeugung der hier lebenden Bürger.

Begonnen hatte die ganze Sache im Harz eigentlich mit der Tagung der Nationalen Opposition am 13.10.1931 in Bad Harzburg, dort schlossen sich die verschiedenen antirepublikanischen Gruppen zur nationalen Front zusammen, die letztlich im Januar 1933 zur Machtübernahme Hitlers führte, als er von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde.

Während die Ortsgruppe der NSDAP, im Jahr 1924 gegründet, 1927 noch nahezu heimlich im Weißen Schwan ihre Zusammenkünfte abhielt, erhielt sie bei der Kommunalwahl 1930 fast ein Drittel der Stimmen, das war etwa das dreifache des Durchschnitts in ganz Deutschland. Die großen Versammlungen wurden jetzt im Kaisersaal (dem Odeontheater) abgehalten.

In Goslar wurden am 12. März 1933 die Gemeindewahlen durchgeführt, die die NSDAP mit über 60% gewann. Es gab nur noch 8 Abgeordnete anderer Parteien. Gleich im Verlauf der ersten Sitzung des neu gewählten Gremiums wurde die Umbenennung der Rosentorstraße in Adolf-Hitler-Straße sowie der Klubgartenstraße in Hindenburgstraße beschlossen. Damit gehörte Goslar zu den Vorreitern in Deutschland. Der Sitz der NSDAP war jetzt im Haus Mauerstraße 24 – (ja, Uwe, genau gegenüber); später Polizeigebäude und vielleicht bald Seniorenresidenz?

Um die Kontinuität der deutschen Geschichte als herrschendes Ariervolk zu unterstreichen, wurde Goslar als Kaiserstadt konsequent mit in die Propaganda einbezogen. Im Januar 1934 erklärte der in Argentinien geborene Reichsbauerführer Ricardo Walther Oscar Darré, der sich in Deutschland Richard Walther Darré nannte, Goslar zum Sitz des Reichsnährstandes. Goslar wurde damit die Schaltstelle der „Blut und Boden“ Propaganda der NSDAP.
http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ak200637/index.html
Ab 1934 fanden im Herbst jeden Jahres 2 große Veranstaltungen in Goslar statt, nämlich die Rahmenfeierlichkeiten zum Erntedankfest (das Fest selber fand auf dem Bückeberg statt) zum Monatswechsel September / Oktober und der Reichsbauerntag im November. 1937 fiel diese Veranstaltung auf Grund der Maul- und Klauenseuche aus und ab 1939 wegen des Krieges.
Nach der Feier des Erntedankfestes auf dem Bückeberg in der Nähe von Hameln im Jahr 1934 fuhr Hitler umgehend zu den Feierlichkeiten in Goslar, dabei entstand das oben verlinkte Foto mit Herrn Hitler vor der Kaiserpfalz. Zwei Jahre später wird die Stadt offiziell zur Reichsbauernstadt ernannt und das Dorf Jerstedt zum Reichmusterdorf erklärt.
Eine besondere Anekdote ist, dass Hitler die Gemälde der Kaiserpfalz nicht gefielen, weil er sich gegenüber von Barbarossa et al. zu klein vorkam und diese in seiner Anwesenheit abgedeckt werden mussten.
Um die Menschenmengen bei solchen Großveranstaltungen unter zu bringen wurde 1934 der Bau der Goslarhalle begonnen, deren Fotos oben zu sehen sind und die aus ungeklärter Ursache 1948 bis auf die Grundmauern abbrannte. Mit viel Suche kann man heute noch einige Reste zwischen den Bäumen und Büschen finden.
Das Grabmal Darrés, der seine letzten Jahre in Bad Harzburg verbrachte, befindet sich auf dem Friedhof an der Hildesheimer Straße.

Es gehörte zum Regime, dass bestimmte Menschen unterdrückt wurden. Dabei waren politische Gründe so gut wie rassistische. Noch heute gilt, dass ein gemeinsames Feindbild Menschen unterschiedlicher Gruppierungen vereinen kann. Dies machte man sich auch im dritten Reich zu Nutze.

Der Weg dazu war ausgerechnet von einem Goslarer Bürger, Dr. Friedrich Lange, bereitet worden. Er war am 10.1.1852 in der Schielenstraße 5 geboren worden und gilt als der Urheber der Rassentheorie und des „reinen Deutschtums“ er gründete 1894 den „Deutschen Volksbund“ 1943 ließen die Nationalsozialisten zu seinem 25. Todestag eine Gedenktafel am Haus anbringen.

In Goslar sichtbar wurde die Unmenschlichkeit der Rassentheorie, wie fast überall in Deutschland, an der Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Mitbürger. Schon in den 20er Jahren begann man den Hass auf jüdische Mitbürger zu schüren. In der GZ erschienen einige Artikel mit antijüdischen Inhalten. Unter den Bürgern tat sich besonders Heinrich Pieper, der Besitzer des Achtermannes hervor, der sich rühmte jüdischen Mitbürgern keine Unterkunft zu gewähren und der über seiner Eingangstür ein Schild „Vergesst nie den Schmachfrieden von Versailles“ anbrachte. (Siehe Bild aus dem Stadtarchiv).
Systematisiert wurde die Verfolgung mit der Machtübernahme in Goslar. Zu dieser Zeit lebten etwa 50 jüdische Bürger in Goslar, die, solange es ging, der Stadt und dem Reich den Rücken kehrten. 1939, bei Kriegsbeginn, war die Zahl auf 22 geschrumpft und dies Zahl galt noch, als 1942 auf der Wannseekonferenz die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen wurde.
Anfang 1934 hatte die Stadt das alte Hirtenhaus am Trollmönch gekauft, um es wegen des schlechten baulichen Zustandes und vor allem weil es in die Glockengießerstraße hineinragte und den Verkehr erheblich behinderte, abreißen zu können.
Dies war 1942 aus Kostengründen noch nicht geschehen und so erschien das halb verfallene Haus als geeignete Kasernierungsstelle für jüdische Mitbürger, bis zu deren Abtransport. Teilweise lebten 10 Personen auf den knapp 25 m² Wohnfläche des Goslarer „Judenhauses“ - und mussten dafür auch noch Miete an die Stadtkasse zahlen. Die letzte Deportation nach Theresienstadt fand erst wenige Wochen vor Kriegsende am 19. Februar 1945 statt. Insgesamt starben 21 Goslarer Juden durch die Gewalt der Nazi-Diktatur. Ihre Namen und auch die einiger Überlegender sind seit dem 9. November 1988 auf der Gedenktafel am Trollmönch nachzulesen.

Nach der Übernahme der Macht sollten auch politische Gegner mundtot gemacht werden. Nachdem am 28. Februar 1933 die KPD verboten und in den Untergrund gedrängt wurde, kam es im September 1933 zu einer Verhaftungswelle von 25 Mitgliedern der KPD, die allesamt angesehene Goslarer Bürger waren. Diese saßen zunächst im Gefängnis des Amtsgerichts ein, bis sie unter der Anklage des Hochverrats nach Berlin überstellt wurden.

Mit dem Ausbruch des Krieges und der Unterdrückung der besiegten Nationen kam eine weitere Facette der brutalen Unmenschlichkeit des Rassismus zum tragen. Hunderttausende Menschen wurden aus ihrer Heimat zur Zwangsarbeit in Lagern eingepfercht und hausten unter elenden Bedingungen oft unterernährt in Behelfsunterkünften. In nahezu allen größeren Betrieben in und um Goslar gehörte Zwangsarbeit zur Tagesordnung; allein im Rammelsberg im Lauf der Jahre etwa 5000 Personen. Die Lager waren meist außerhalb der Stadt, nur die Ostarbeiterinnen der Greifwerke wohnten in der Zehntstraße 6 und der Bergstraße 2 unter vergleichsweise guten Bedingungen.

Im Zusammenhang mit der Zwangsarbeit muss auch noch der sogenannte Todesmarsch von der V2 Produktionsstätte Mittelbau Dora zum Bahnhof in Oker genannt werden, bei dem praktisch zum Kriegsende, am 8. April 1945, die letzten 3500 noch „gehfähigen“ Häftlinge mit Waffengewalt und Peitschenhieben von Osterode, wo der Eisenbahnzug liegengeblieben war, über den Harz getrieben wurden. Wer nicht mehr gehen konnte wurde erschossen oder erschlagen und liegen gelassen, genau so wie die, die in der kalten Nacht erfroren. Es ist nicht genau bekannt, wie viele den Bahnhof in Oker noch erreichten. Dort wurden sie wieder zu je mindestens 80 Personen in Güterwagons eingesperrt nach Gardelegen transportiert, wo die, die die tagelange Fahrt ohne Wasser und Brot überlebten, in der Isenschnibber Feldscheune bei Gardelegen am 13. April 1945 auf benzingetränktem Stroh zusammengepfercht und entweder erschossen oder lebendig verbrannt wurden. Nur 25 Menschen haben die Todesmärsche, der über Oker war nicht der einzige, nach Gardelegen überlebt und wurden knapp 24h später durch die US Armee befreit.

Speedy
13.12.2011, 15:24
Hallo Alter Schirm,

das in dem Gebäude der alten Polizei die NSDAP Ihren Sitz hatten wußte ich schon. Ob dort eine Seniorenresidenz gebaut wird, halte ich im Moment für fraglich. Von mir aus muß sie nicht gebaut werden.

Einige Sachen aus Deinem Bericht habe ich schon gewußt, für die restlichen Infomationen nochmals vielen Dank.

Noch eine Frage zu den Zwangsarbeiter. Haben die im Lager Hahndorf gewohnt, wo jetzt die Mülldepenie ist?
In der Baßgeige steht auch eine Gedenktafel, allerdings weiß ich nicht mehr was dort geschrieben steht. Es könnte mit dem Lager Hahndorf zu tun haben.

AlterSchirm
13.12.2011, 16:30
Hallo Uwe,

hier eine Zusammenstellung der Lager in GS, soweit sie (uns) bekannt sind:

KZ-Außenkommando des KZ Buchenwald (25.11.1940 - 7.12.1942): durchschnittlich 60 - 80 KZ-Häftlinge, das war das Lager in Hahndorf.
KZ-Außenkommando des KZ Neuengamme (Oktober 1944 - Ende März 1945): 15 KZ-Häftlinge
ZL Fliegerhorst: 80 Arbeiter
ZL im Schleeke der Chemischen Fabrik Gebr. Borchers AG: 550 Arbeiter
ZL Erzbergwerk Rammelsberg: 350 Arbeiter
ZL Goslarer Kleinbetriebe am Petersberg: 200 Arbeiter
ZL Reichsbahnlager Astfelder Straße: 100 Arbeiter
ZL Grauhof (2 Lager): 100 Arbeiter
ZL Weinbrunnen, Clausthaler Straße: 50 Arbeiter

Die Zahlen spiegeln die Belegung der Lager bei Kriegsende wider, man kann aber davon ausgehen, dass dies in etwa der Durchschnittsbelegung entspricht. Viele der Arbeiterinnen und Arbeiter überlebten nicht lange, so dass ständig neue Gefangene nachgeliefert werden mussten.

Ein besonders grausames Kapitel des Lagerlebens spielte sich möglicherweise in Lautenthal im "Beobachtungslager Waldschlößchen" ab. Vermutlich wurden dort die Kinder der vergewaltigten Ostarbeiterinnen, die man nicht mehr rechtzeitig abtreiben konnte, entbunden, gesammelt und zu Tode gepflegt. Schließlich sollten die Arbeiterinnen wieder arbeiten. Bisher gibt es keine eindeutigen Quellen oder Forschungergebnisse hierzu, aber deutliche Verdachtsmomente in Berichten von Zeitzeugen. Mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich darüber nachdenke...

Doro
13.12.2011, 17:36
Erwähnenswert finde ich auch die Tatsache. daß der damalige OB Heinrich Droste (NSDAP Mitglied seit 1929), nach dem Krieg bis weit in die 50er Jahre für die FDP im Rat der Stadt Goslar saß. Das nenne ich doch die richtige 'Vergangenheitsbewältigung'. Droste war OB von 1933 bis 1945.

Hier übrigens einige sehr interessante Buchempfehlungen:

Peter Schyga - Goslar 1918 - 1945
Von der nationalen Stadt zur Reichsbauernstadt des Nationalsozialismus

Frank Heine - Der nationale Kandidat heißt Hitler
Die Goslarsche Zeitung und der Aufstieg der NSDAP 1928 bis 1933

Jude - ein Unwort?
Die lange Geschichte einer kurzen Straße in Goslar v. Andreas Müller

Die ersten beiden herausgegeben vom Goslarer Fundus. Band 46 + 45, das letzte vom Goslarer Geschichtsverein.

Gruß
Doro

Verwaltung
13.12.2011, 18:18
Hier eine Ergänzung - es geht um die Zwangsarbeit im Harz:
NS-Zwangsarbeiterlager im Westharzgebiet - ein verdrängtes Stück Industrie- und Heimatgeschichte
Quelle: http://www.knolle.privat.t-online.de/lager.htm (http://www.knolle.privat.t-online.de/lager.htm)

Und hier noch eine Liste der Zwangsarbeiterlager (ZL) im Raum Goslar:


KZ-Außenkommando des KZ Buchenwald (25.11.1940 - 7.12.1942): durchschnittlich 60 - 80 KZ-Häftlinge
KZ-Außenkommando des KZ Neuengamme (Oktober 1944 - Ende März 1945): 15 KZ-Häftlinge
ZL Fliegerhorst: 80 Arbeiter
ZL im Schleek der Chemischen Fabrik Gebr. Borchers AG: 550 Arbeiter
ZL Erzbergwerk Rammelsberg: 350 Arbeiter
ZL Goslarer Kleinbetriebe am Petersberg: 200 Arbeiter
ZL Reichsbahnlager Astfelder Straße: 100 Arbeiter
ZL Grauhof (2 Lager): 100 Arbeiter
ZL Weinbrunnen, Clausthaler Straße: 50 Arbeiter

Verantwortung der heutigen Firmen und Nachfolgefirmen
Auf die allermeisten dieser Lager im Harz, in denen sich teilweise grausame Schicksale abgespielt haben, verweisen keine Tafeln oder Gedenksteine; ihre Geschichte ist bisher nur ansatzweise erforscht und dargestellt und muss zumeist erst noch geschrieben werden.
Eine besondere Verantwortung kommt hierbei den Firmen bzw. Nachfolgefirmen zu, die heute für die Produktions- bzw. Lagerstandorte von damals verantwortlich sind.
Beispielhaft seien genannt:
- Borchers AG/H.C.Starck GmbH & Co. KG (http://www.hcstarck.de/) (Zwangsarbeit in den gleichnamigen Firmen in Goslar)
- Harzer Grauhof-Brunnen (Zwangsarbeit in der Mineralwasserabfüllung in Goslar-Grauhof)
- Harzwasserwerke GmbH (http://www.harzwasserwerke.de/) (Zwangsarbeit an einigen Harztalsperren)
- Hoesch (Zwangsarbeit in den Metallwerken Silberhütte)
- Krupp (http://www.thyssenkrupp.com/) (Kruppsche Bergverwaltung Bad Harzburg)
- Mitteldeutsche Sprengstoffwerke GmbH MSW (Zwangsarbeit in der gleichnamigen Firma in Langelsheim)
- Piller GmbH (http://www.piller.de/) (Zwangsarbeit in der gleichnamigen Firma in Osterode)
- Preussag AG (http://www.preussag.de/) (Zwangsarbeit in den Harzer Erzbergwerken und Hütten)
Die Preussag arbeitet die Geschichte ihrer Zwangsarbeit nach langem Zögern nunmehr aktiv auf; von den anderen genannten Firmen sind bisher erst Ansätze, z.T. jedoch gar keine Aktivitäten bekannt geworden.

AlterSchirm
14.12.2011, 07:37
Guten Morgen,

es gibt einen interessanten Link zu dem Thema. Er ist zwar nicht mehr ganz aktuell, aber enthält viele Dokumente und Berichte über die Zeit aus der gesamten Harzregion:
http://www.spurensuche-harzregion.de/

Verwaltung
14.12.2011, 20:16
So, ich fange jetzt mal an mit meinem Bericht, der im ersten Teil eher den optischen und haptischen Eindruck festhalten soll.

In meinem Beitrag "Sprache im Wandel der Zeit" hatte ich ja schon auf diverse "Silberführer" der Stadt Goslar zurückgegriffen und daraus berichtet.

Jetzt gehen wir ganz zurück in die Anfänge des Silberführers.
Meiner Information nach ist die erste Auflage im Jahr 1934 erschienen.
Mir liegt aktuell die zweite Auflage vor, die ich in die Zeit zwischen 1936-1938 ansiedele.

Das haptische Gefühl, solch ein "altes" Büchlein in den Händen zu halten ist zwiespältig.
Einerseits bin ich mir bewußt, wie geschichtstragend dieses Büchlein ist.
Und vor allem wie wertvoll, denn irgendwann wird es diese alten Ausgaben auf dem Markt nicht mehr zu kaufen geben.
Andererseits haben diese alten Bücher einfach einen unangenehmen Geruch an sich.

Optisch ist es wirklich ein "Silberführer" - sofort zu identifizieren.
Irritierend für mich ist natürlich die Aufschrift "Reichsbauernstadt Goslar", denn bevor ich den "Goslarer Geschichten" beigetreten bin und mich seitdem mit unserer Geschichte befasse, habe ich gar nicht gewußt, dass wir eine Reichsbauernstadt waren!
Hinweis:
Der Name "Reichsbauernstadt" war ein nationalsozialistischer Ehrentitel für die Stadt in den Jahren 1936 - 1945.

Die Schrift des Büchleins ist - wie damals üblich - die Deutsche Frakturschrift.
Sehr ungewöhnlich für unser heutiges Auge und ziemlich schwierig zu lesen.

Andererseits ist aber auch vieles wiederum vertraut - z.B. unser Stadtwappen.

Auf der ersten (Klappen-)Seite heißt es
Reichsbauernstadt
Goslar am Harz
Die tausendjährige Kaiser-, Reichs- und Hansestadt

Anmerkung: waren wir jemals eine Hansestadt ???????

Ein Führer durch Stadt und Umgebung
II. Auflage
Herausgegeben im Auftrag des Vereins für
Fremdenverkehr e.v., Verkehrsamt Goslar
und in Gemeinschaft mit Mitarbeitern von
Dr. Carl Borchers

Die zweite Seite ist ein ordentliches Inhaltsverzeichnis, das auch den heutigen Ansprüchen Genüge tut.

Der Oberbürgermeister der Reichsbauernstadt Goslar hat das Vorwort unterschrieben. Sein Name ist leider nicht zu entziffern.

Aus dem Vorwort möchte ich wieder ein wenig zitieren, weil ich einige Passagen geschichtsträchtig-interessant finde:

.... Große geschichtliche Erinnerungen geben den Stätten Goslars ihre Weihe. Goslars Geschichte war einmal Reichsgeschichte in der Höhe des mittelalterlichen deutschen Kaisertums unter den Sachsenkaisern, Saliern und Hohenstaufen, und aus dem Ende des Mittelalters bewahrt es die großen Überlieferungen reichsstädtischer und hanseatischer Vergangenheit. An die Geschichte des Ersten Reiches der Deutschen, deren Sinnbild Goslars hochragende Kaiserpfalz ist, und an die bäuerliche Geschichte Niedersachsens knüpft das deutsche Bauerntum heute an, indem es seine Selbstverwaltung nach Goslar verlegt.

Danach kommt eine propagandamäßige Lobpreisung Hitlers, die ich hier nicht wiedergeben möchte, weil sie - außer dass sie vom damaligen Goslarer Oberbürgermeister stammt - nicht viel mit Goslar zu tun hatte.

Auf der nächsten Seite ist ein seitenfüllendes Bild von Hitler und ich weiß nicht wer der andere Herr ist mit dem Untertitel "Der Führer am Erntedanktag in der Kaiserpfalz Goslar".

Danach geht es dann im Prinzip mit den Fremdenverkehrsinformationen, die doch eher Geschichtsinformationen sind, weiter.

Das Kapitel lautet "Das heutige Goslar, die Reichsbauernstadt"
ist trotz ihres altertümlichen Äußeren eine durchaus moderne Fremdenstadt (dieses seltsame Wort blieb in den Silberführern noch sehr lange erhalten!) mit neuzeitlichen Einrichtungen aller Art.
25.000 Einwohner. ..... Goslar ist D-Zugstation, Knotenpunkt von fünf Eisenbahnlinien und Ausgangsort für den Großkraftwagenverkehr in den Oberharz. Goslar ist daher als Haupttor zum Harz und als Brennpunkt des Harzverkehrs anzusehen.......

Auf der nächsten Seite geht der Text weiter, es gibt aber halbseitig auch ein schönes Foto von der Goslar-Halle.

Im folgenden Kapitel geht es um Goslars Geschichte (also die Ur- und Frühgeschichte), was vom Thema her nicht zu unserem Beitrag paßt.
Daher überspringe ich dieses Kapitel.
Erwähnen möchte ich aber die sehr schönen Fotos.
Zum Beispiel gibt es ein Foto der Kaiserpfalz aus einer sehr ungewöhnlichen Perspektive. So habe ich die Kaiserpfalz bislang nur äußerst selten - wenn überhaupt - abgebildet gesehen. Wunderbar!
Ein weiteres Foto ist das Rathaus, was aber ein wenig trostlos von der Aufnahme her wirkt.

Im nächsten Kapitel geht es im Thema um "Die Reichsbauernstadt Goslar" Der Wille zum Bauerntum.
Auch hier sind wieder die Fotos erwähnt, die aus meiner Sicht zum damaligen Zeitgeist passen und eine wirklich gute Qualität (alles in s/w) haben.
Auf einem Foto wird wieder die Goslar-Halle gezeigt mit Menschen in hübschen Trachten davor. Der Untertitel heißt "Reichsbauerntag in Goslar".
Auf einem anderen Foto wird die Kaiserpfalz anteilig gezeigt, wiederum mit vielen Menschen in Tracht davor. Diese halten Erntedankbäume mit Schmuck, was vor der Kaiserpfalz sehr gefällig wirkt. Die Trachten sind sehr hübsch, alles wirkt wie "heile Welt". Der Bilduntertitel lautet "Vor der Kaiserpfalz am Erntedanktag".


Der Text dieses Kapitels klingt in meinen Ohren ziemlich propagandamäßig.
Ich gebe Euch eine kurze Probe in Form eines Zitats:

Großstadt und Land, verstädterte Zivilisation und bäuerliche Kultur, leichter Internationalismus und bäuerlicher Schöpfungswille - das sind Gegensätze , die unüberbrückbar sind, die sich gegenüberstehen wie Feuer und Wasser. Die bäuerliche Welt, die aus tiefstem Inneren den Ausdruck deutschen Seelenempfindens ist, hat ihr Grab in der Großstadt und in dem aus ihr strömenden Weltgeist gefunden. Alle Kräfte, die an einer Vernichtung göttlicher Werte des Deutschtums arbeiteten, saßen (???) in der Großstadt zusammengeballt, um, wie eine Spinne, von hier aus mit ihren Fangarmen das Land zu umfassen und auszulaugen......

In dem Ton geht es dann weiter.
Viel "echte" Information kann ich dem Kapitel nicht entnehmen.
Aber es gibt in einen Einblick in die damalige Denkweise und Sprache.

Das nächste Kapitel befasst sich mit den "Sehenswürdigkeiten - das historische Stadtbild".
Wieder beeindrucken mich die qualitativ guten Bilder und vor allem sind es auch Bilder, die man heute nicht mehr (so oft) sieht.
Unter anderem en ganz wunderbares Bild von dem Eckzimmer im Erdgeschoß des Siemenshauses. Aus fotografischer Sicht frage ich mich, wie es der Fotograf geschafft hat, so hervorragend zu belichten! Heute braucht es dazu Techniken wie HDR, um solch eine hervorragende Fotoarbeit hervorzubringen. (Sorry, das war eine vom Thema abweichende Anmerkung einer ambitionierten Hobbyfotografin).
Auf späteren Seiten erfolgt eine Darstellung über die Entwicklung des Fachwerkbaus, die man übrigens auch in den letzten Ausgaben des Silberführers (also Ende der 1980er-/Anfang der 1990er-Jahre) noch finden kann.

So, damit der Artikel in einem Umfang verbleibt, den man noch an einem
Abend lesen kann, mache ich hier erst einmal Schluß.
Es folgt demnächst ein 2. Teil meines Berichtes, denn ich denke, dieser Silberführer der II. Ausgabe übermittelt einiges von dem Zeitgeist der damaligen Jahre.

Hinweis:
Die Reichsbauerntage fanden in Goslar 1934, 1935, 1936 und 1938 statt.
1937 fielen sie wegen der Maul- und Klauenseuche aus, ab 1939 fanden sie
wegen des Zweiten Weltkrieges nicht mehr statt.

Den zweiten Teil meines Berichtes beginne ich erneut mit eigenen Anmerkungen und Lobpreisungen über die wunderbaren Fotografien, die in diesem Silberführer enthalten sind.

Vor mir ausgebreitet sind gerade die Fotos der Klosterkirche Neuwerk und die Häuser der Marktstraße 1+2 (heutige Stadtbibliothek samt der Münzstraße. Irgendwie haben die Häuser damals „oben“ noch mehr Luft voneinander gehabt)
Wieder wundere ich mich über die fotografische Perfektion dieser Fotos.
Vor allem die Marktstraße-Fotos würden heute wohl eher mit stark stürzenden Linien gezeigt werden. Ich bin zutiefst beeindruckt, was damals an fotografischem Können vorhanden war!

Des weiteren gibt es eine wundervolle Luftaufnahme, die die Stadt wie eine Spielzeugstadt aussehen läßt.
Das Foto zeigt den Marktplatz (beginnend mit dem Kaiserringhaus bis hin zur Marktkirche, dann von links nach rechts mit der Kaiserworth bis hin zur Breiten Straße.
Der Marktplatz ist sehr belebt und es sieht aus, als seien das alles Buden mit Sonnenschirmen und natürlich vielen Menschen.
Weitere Fotos zeigen das Große Hlg. Kreuz (unverputzt), Das Innere Tor vom Breiten Tor, die Frankenberger Kirche, das Haus in der Kornstraße Nr. 9, den Frankenberger Plan (ganz ohne Autos – eine Augenweide!!!!).

Sehr gut gefällt mir das Kapitel über die Weltlichen Bauten (Befestigung, Rathaus, Gildehäuser, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Gedenkstätten)
Es gibt dabei u.a. einen handgemalten Lageplan des Breiten Tores, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Dieser Plan macht erst einmal bewußt, was für ein imposantes Schutzwerk der ganze Bau einmal gewesen ist.
Untermalt wird dieser Plan dann auf der Gegenseite wieder mit einer hervorragenden Fotografie über den Komplex des Breiten Tores (Luftbild), wie man die Fotos so heute auch nicht mehr sieht. Auch die weiteren Fotografien der Gilde- und Bürgerhäuser sind hervorragend.

Wenn jemand von Euch ein Interesse an Fotografien der damaligen Zeit hat, dann kann ich diesen Silberführer nur empfehlen.
Er kostet nicht viel.
Incl. Versand habe ich ihn im Internet bei einem Versandantiquariat
für € 8,00 erstanden. Allein die enthaltenen Fotos sind aber nicht mit Gold aufzuwiegen!

Doch jetzt zurück zum textlichen Inhalt des Silberführers der 2. Auflage (ca. 1936-1938 )

Das Kapitel „Goslar als neuzeitliche Wohnstadt“ enthält viele sachliche Informationen, die ein gutes Bild über das damalige Leben und den damaligen Anspruch an das Leben geben.
Interessant hierin sind die folgenden Bilder:
Gartenstadt „Am Fillerbrunnen“, Goetheschule (Südansicht), Greifbrunnen / Greifplatz,
Anbei nun einige längere Zitate (weitestgehend buchstabengetreu abgetippt) aus diesem Kapitel:

Erst nach den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts (Anmerkung: also 1870 ff) wächst sie (Goslar) über ihre Ringwälle hinaus ins Freie. Die Vorstädte erklettern die rings ansteigenden Hänge. Das geschah zunächst nicht in weitausschauender Planung, sondern mehr sprunghaft und zufällig. Glücklicherweise blieben dabei an vielen Stellen der Wälle unbebaute Teile, die nachträglich zu Anlagen umgeformt werden konnten und, weiter ausgebaut, wichtige städtebauliche Gestaltungsmöglichkeiten in sich tragen. Erst um die Jahrhundertwende setzte planvolle Vorarbeit auf dem Gebiet der Stadterweiterung ein. Das Beste, was damals entstand, ist das weitläufige Wohnviertel am Steinberg mit seinen gut gepflegten Anlagen.
Freudig nehmen wir heute die alte Tradition, die Goslar geformt hat, wieder auf. Wesensbestimmend wird jetzt wieder die städtebauliche Idee. Man erkennt, daß nur ein Stadtteil, der in seinen Maßen unter sich abgestimmt ist, der Straßen und Plätze als Raum gestaltet und die persönlichen Wünsche der einzelnen Bauherren der Pflicht gegen die Allgemeinheit unterordnet, bleibenden Wert behalten und der hohen Tradition des alten Stadtbildes wert sein wird. Durch großzügige Bebauungspläne ist Klarheit geschaffen über die angestrebte Grundform der künftigen Stadt.

Jenseits des Festungsringes haben sich in der Hauptsache drei neue Wohnviertel gebildet. Außer dem schon genannten Steinbergviertel das Georgenbergviertel und das Siemensviertel.

Das Steinbergviertel ist das gegebene Ansiedlungsgebiet für das gepflegte, in weiten Gärten gelegene vornehme Landhaus.

Das Siemensviertel erschließt am Wiesenhang des Rammelsberges über den sonnigen Rosenberg hin das Gelände für den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern mit kleinen und größeren Gärten in aufgelockerter Bebauung.

Auf dem Georgenberg endlich wird im Anschluß an den dort bereits bestehenden Stadtteil auf weitem städtischen Gelände eine Gartenstadt entstehen, in der sowohl das schlichte kleinbürgerliche Einfamilien-Reihenhaus als auch das anspruchsvollere Einfamilienhaus, umgeben von entsprechendem Garten, Platz finden kann.


Die Siedlung am Sudmerberg ermöglicht Raum für Haus und Garten auch bei kleinsten Einkommensverhältnissen.

Die technischen Voraussetzungen für zeitgemäßes Wohnen sind in Goslar vorhanden: vorzügliche Trinkwasserversorgung, moderne Kanalisation, ein gut eingerichtetes Elektrizitäts- und Gaswerk, neuzeitliche Sportanlagen und Bäder.
......
Goslar ist Sitz des Reichsnährstandes geworden.
......
Bei der städtebaulichen Weiterentwicklung wird man sich bewußt sein, dass nur bodenverwurzelte Menschen auf die Dauer Träger deutscher Kultur sein werden.
Der Materialismus der Gründer- und Vorkriegsjahre hat die Menschen in Mietkasernen gepfercht und dadurch entseelt. Das neue Deutschland will wieder zufriedene und glückliche Menschen schaffen. Jeder soll in der Lage sein, ein Eigenheim zu besitzen.
.......

Diese Überlegungen finde ich im Prinzip sehr wohlüberlegt, fortschrittlich und aus heutiger Sicht für die damalige Denkweise auch sehr modern.

Und interessant ist für mich auch, dass diese Denkweise (bzgl. der Wohnformen) auch viele Jahrzehnte später (im Silberführer der 1970er Jahre) weiterhin in ähnlicher Weise formuliert wird. (siehe dazu auch meinen Beitrag "Die Sprache im Wandel der Zeit").

Im nächsten Artikel, dem ich hier ein paar Zeilen widmen möchte, geht es um Industrie und Gewerbe in Goslar.
Auch daraus wieder ein paar Zitate, deren Inhalt ich ganz informativ finde:

In der Nahrungs- und Genußmittelindustrie erfreut sich der weltbekannte Sauerbrunnen allgemeiner Beliebtheit.
.....
Berühmt war ehemals die Goslarer Gose, ein ebenso nahrhaftes wie wohlschmeckendes obergäriges Weizenbier.
Die Holzindustrie (Sägewerke, Faßfabrik, Kistenfabrik, usw.) hat eine besondere Bedeutung.
Darüber hinaus sind in Goslar noch einige Industriezweige, deren führende Bedeutung in der deutschen Wirtschaft und für den deutschen Außenhandel anerkannt ist. Dies gilt besonders von den Greif-Werken, A.=G., Fabriken für Bürobedarf, die zu den bedeutendsten Werken ihrer Art in Deutschland gehören, ferner von der Harzer Hosenträger- und Gürtelfabrik, Marke Cunard, deren Absatzgebiete gleichfalls wie die der Greifwerke zum Teil im Ausland liegen. Die Firma Wilhelm Weule stellt Spiegel und Linien für Leuchtfeuer, Scheinwerfer, Schiffs- und Signallaternen her. In Farbwerken werden sowohl Farberden (die bekannte Ockerfarbe) als auch chemische Farben hergestellten. Das Bleiwerk Goslar wird als das größte Werk in Deutschland bezeichnet.

Der Silberführer bietet dann tatsächlich auch "richtige" touristische Informationen an, wie z.B. Wanderrouten im Harz (Tageswanderungen und Ausflüge mit Bahn oder Kraftwagenlinien), sowie Radtouren durch den Harz. Diese Tourenvorschläge sind im übrigen in ganz ähnlicher Form ebenfalls auch noch in dem Silberführer der 1970er Jahre zu finden sind!

Ein ganz interessantes Kapitel - interessant, weil es für mich eher ein aktuelles Thema ist - befasst sich mit Goslar als Standquartier für Kraftfahrzeugbesitzer.
Auch daraus gibt es wieder ein paar Zitate, weil es für mich einfach auch zum Leben, zur Lebensweise, zum Lebensgefühl der damaligen Zeit mit dazu gehört. Wobei - ich sage es ehrlich - ich dieses Thema niemals in der Zeit vor 1970 angesiedelt hätte :) So kann man sich täuschen!

Die ständig sich mehrenden Kraftfahrzeugbesitzer, die es vorziehen, statt mit der Eisenbahn oder großen Verkehrsomnibussen mit eigenen Kraftfahrzeugen die Sehenswürdigkeiten und die schönen Landschaften, so auch Goslar und den Harz aufzusuchen, werden sich mit Recht fragen, ob sie in Goslar, selbst wenn sie darüber hinaus noch den übrigen Harz und den Kyffhäuser besuchen wollen, ein allen Wünschen entsprechendes ideales Standquartier für längeren Aufenthalt finden. Diese Frage ist unbedingt zu bejahen.
Was zunächst die Unterkunft von Kraftfahrzeugen in Goslar betrifft, kann man darauf hinweisen, dass sich in Goslar nicht nur eine Anzahl von Großgaragen befindet, die den verwöhnten Ansprüchen auf heizbare und verschließbare Einzelboxen mit besonderer Wagenpflege genügen, sondern daß auch große Hallen vorhanden sind, die die Möglichkeit bieten, Kraftfahrzeuge zu billigsten Bedingungen unterzubringen.
.....
Darüber hinaus besitzen aber auch die Goslarer Gaststätten in reichem Maße eigene Autogaragen, die es dem Gast ermöglichen, das Fahrzeug in nächster Nähe und möglichst bequem zu halten.

Damit sind wir am Ende dieses Büchleins angekommen.
Es gibt ein paar Dinge, die ich persönlich außerordentlich interessant und aussagekräftig empfinde.
1.) Die Auflage wurde gegenüber der 1. Auflage überarbeitet. Ich hatte hier ziemlich viel nationalsozialistische Propaganda erwartet und bin mehr als erstaunt, wie neutral dieses Buch (von einigen wenigen, recht harmlosen Ausnahmen einmal abgesehen) doch geschrieben ist.
2.) Die Sprache - die komplizierte, nicht endenwollende Satzbildung - gibt ebenfalls einen ganz interesannten Eindruck der damaligen Zeit.
Zum Teil habe ich beim ersten und zweiten Lesen gar nicht vollständig verstanden, was da alles gesagt wurde. Wenn ich die heutige Sprache - also noch keine 80 Jahre später - vergleiche, dann liegt da ein wahrer Zeitsprung dazwischen.
3.) Die Menschen hatten damals offenbar in vielen Dingen die gleichen Prioritäten und Sorgen wie wir heute: wo wohnen, wie wohnen, wo das Auto abstellen?

Meinen Beitrag zur "Reichsbauernstadt Goslar" möchte ich noch mit ein paar ausgewählten faktischen Informationen abschließen, die auf den letzten Seiten des Silberführers zu finden sind:

Wichtige Angaben für den Aufenthalt

Kraftpostlinien (Goslar - Hahnenklee, im Sommer zum Freibad Herzberger Teich, Goslar - Jerstedt - Bredelem, Goslar- Langelsheim - Wolfshagen, Goslar - Immenrode - Liebenburg, Goslar - Okertal - Altenau, u.v.m.)

Autotaxen (Autotaxenruf Nr. 29 00)

Fuhrwerk aller Art vermittelt das Verkehrsbüro

Flugverkehr
Auskunft und Flugscheinverkauf und Platzbelegung im Verkehrsbüro
Fernruf 33 33, 31 98

Reichsbehörden
Arbeitsamt, Bäringerstr. 34
Postamt, Adolf-Hitler-Str. 15
Finanzamt, Tappenstr. 14
Reichszollverwaltung, Tappenstr. 14

Schulen
Realgymnasium mit Gymnasium, Lyzeum, Knaben-Mittelschule, Mädchen-Mittelschule, Knaben-Volksschule, Mädchen-Volksschule, katholische Volksschulen, städtische Berufsschulen, viele Töchterheime und Haushaltungsschulen

Gesundheitswesen
Krankenhaus, Mauerstraße
Leitender Arzt: Dr. med. Behrens
Unfallmeldestelle, Fernruf: 2850

Kliniken
Dr. med. Otto, Triftweg (Sanatorium)
Dr. Wüst, Claustorwall 34 (Ohren-, Nasen-, Halskrankheiten)
Dr. Weckert (Augenklinik)

[erwähnt in der 1. Auflage]
Sanatorium Theresienhof
Sanitätsrat Dr. Gellhorn, Rammelsberger Straße
(Sanatorium für Nervenkranke und Erholungsbedürftige)

Erholungsheime
Königsberg (nicht öffentlich)
Hessenkopf (nicht öffentlich) [erwähnt in der 1. Auflage]

Apotheken
Ratsapotheke (gegenüber dem Rathaus)
Hirschapotheke (Schuhhof)

Badeanstalten
Städtische Badeanstalt (Eingang beim Brusttuch oder vom Hohen Weg aus), Wannenbäder, Dampf-, Licht-, Moor-, Schlamm- und medizinische Bäder jeder Art
desgleichen im Privatbad von Bohlig, Petersilienstraße
Familienbad am Herzberger Teich
Freibad auf dem GSC-Sportplatz

Städtische Liegewiese
unweit der Gaststätte Nonnenberg
Verleih von Liegestühlen


Quellenhinweis:
Alle Zitate dieses Artikels stammen ausschließlich aus dem Fremdenführer der Stadt Goslar (genannt: "Silberführer"), 2. Ausgabe, ca. 1938

Und zum Schluß noch ein paar Links
1.) Königsberg-Sanatorium ... Verfall und Zustand heute
http://www.koenigsberg-sanatorium.de/start.htm
2.) Herzberger Teich .... Verfall und Zustand heute
http://www.rottenplaces.de/rp/page.php?modul=Article&op=read&nid=221&rub=7
Das "Haus Hessenkopf" dagegen hat es geschafft, sich in die heutige Zeit zu retten.
http://www.hessenkopf-goslar.de/infocenter/chronologie.html
Der "Theresienhof" existiert übrigens ebenfalls noch.
Heute ist es zwar kein Sanatorium für Nervenkranke mehr, sondern ein Altenpflegeheim, aber es ist schön, ein paar "alte Bekannte aus der Vergangenheit" auch im heutigen Goslar noch vorzufinden.
http://www.theresienhof-goslar.de/

AlterSchirm
14.12.2011, 20:53
[/B][I]Anmerkung: waren wir jemals eine Hansestadt ???????


Die kaiserlich freie Reichsstadt Goslar trat 1267 der Hanse bei und blieb, vor allem wegen des Metallhandels, für ca. 300 Jahre bis 1566 dort Mitglied. Noch heute findet man daher unter den Hansewappen, die das Hamburger Rathaus zieren, auch den Goslarer Adler. Nachdem im Jahr 1552 durch den Riechenberger Dikatatfrieden der Metallhandel der Stadt an Heirich den Jüngeren zu Braunschweig verloren ging, war die Mitgliedschaft in der Hanse nicht mehr nötig und man wurde 14 Jahre später ausgetreten.



Der Oberbürgermeister der Reichsbauernstadt Goslar hat das Vorwort unterschrieben. Sein Name ist leider nicht zu entziffern.


Nach den Gemeindewahlen in Goslar im März 1933 musste der sozialdemokratische Oberbürgermeister Friedrich Klinge, der seit 1917 im Amt war, abdanken. Der neue Gemeinderat wählte daraufhin Heinrich Droste zum neuen OB, der folglich mit der Ernennung Goslars 1936 auch der OB der Reichsbauerstadt war. In dieser Funktion wird er besagte Unterschrift geleistet haben.

P.S. Goslar war nicht eine Reichsbauerstadt, sondern DIE Reichsbauernstadt, es gab keine andere.

Ich wusste doch, dass ich noch ein altes Dia vom Hamburger Rathaus habe. Leider ist die Scanqualität nicht so übermäßig gut, aber man kann den Adler über der Figur links neben dem Fenster im Turm auf dem Ausschnitt recht gut erkennen.

bergland
17.12.2011, 11:13
Stichwort : Worthschule hier hingen bis vor einigen Jahren Gedenktafel für Erwin Rommel und Heinz Guderian , als "Erinnerung" an diese zwei ehemaligen Kommandeure der Goslarer Jäger , es gab ja dann eine Disskussion ob man diese Tafeln für die zwei Generäle dort hängenbleiben durften ... sie wurden dann entfernt .
Wenn man dies nicht wußte ist man dran vorbeigegangen , sie hingen wenn Bergland sich richtig erinnert oben rechts und links der Eingangstür ( kaum zu sehen und die meisten Touris sind auch so dran vorbeigegangen ).

AlterSchirm
17.12.2011, 11:13
Es gibt ein kleines Stadtführerheftchen "Rundgang durch die Reichsbauernstadt", von dem wir ein Exemplar besitzen. Da es von einer Gewerkschaft veröffentlicht wurde, ist es politisch gefärbt, bietet aber nichts desto Trotz einen guten Einblick in Goslars braune Vergangenheit. Das Heftchen ist soweit uns bekannt vergriffen, wer Einblick haben möchte kann sich bei uns melden, wir ermöglichen das dann.

Ja, Bergland, die Tafeln waren da und wurden nach vielen Protesten abgenommen. Zu unserem Bedauern. Denn obwohl wir uns entschieden gegen "Rechts" wenden, ist die Abnahme der Tafeln auch eine Verheimlichung eines Teils unserer Geschichte. Geschichte bleibt Geschichte, auch wenn sie unrühmlich und verwerflich war.

Susanne-K.
21.12.2011, 08:54
Ich weiß nicht, ob wir hierüber schon etwas geschrieben haben.
An einige Infos zu Gedenktafeln kann ich mich erinnern, bei anderen Informationen bin ich mir nicht sicher, ob wir sie bereits erwähnt hatten.

Auf der Internetseite "Spurensuche Harzregion", die sich ja mit der Aufarbeitung der braunen Vergangenheit im Harz befasst, habe ich zu Goslar unter dem Link
http://www.spurensuche-harzregion.de/?publikationen/11
folgendes gefunden:

Zitat:
Goslar
Infolge ihrer etwas makabren "braunen" Vergangenheit im 20. Jahrhundert ("Reichsbauernstadt") weist die Stadt Goslar einige Gedenkstätten für die Opfer der Unrechtsherrschaft auf.

Mitten in der südöstlichen Altstadt, an der Ecke von Trollmönch und Glockengießer Straße, dort, wo während des III. Reiches das sog. "Judenhaus" stand und nach dessen Abriss 1959 nun ein freier Platz ist, wurde am 9. 11. 1988 eine Tafel angebracht und eine Grünfläche gestaltet, welche die Erinnerung an die während des Holocaust ermordeten Goslarer Mitbürger mosaischen Glaubens wachhalten sollen.

1997 wurde die auf dem Goslarer Friedhof Hildesheimer Straße befindliche Gedenkstätte für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft neu gestaltet; die Faschismusopfer wurden von den Kriegsgräbern getrennt, der Stein Den Opfern der Gewaltherrschaft 1933 - 1945 wurde zu einem Gräberfeld in Feld IV umgesetzt und als Erinnerungsstätte gestaltet; zum Gräberfeld wurde eine Namenstafel geschaffen. (Den einfachsten Zugang zur Gedenkstätte findet man von der Straße Am Friedhof, an der Eisenbahnunterführung von der Astfelder Straße abzweigend).

Am Montag, den 23. 4. 2001 wurde am Bahnhof Oker (heutiges Jugendzentrum "Gleis 95"), dem Harzer Endpunkt des "Großen Todesmarsches" vom KZ Mittelbau-Dora über den Harz, eine Gedenkstele mit Begleittafel der Öffentlichkeit übergeben; begleitend dazu erschien die Spurensuche-Schrift Von "Dora" bis zum Bahnhof Oker: Das Wegzeichenprojekt Westharz und der Marsch des Lebens.

Am Freitag, den 21. 6. 2002 wurde in Anwesenheit von Bürgermeister Rüdiger Wohltmann, einigen Mitgliedern des Rates der Stadt Goslar, dem Kommandeur des benachbarten Fliegerhorstes, interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie Mitgliedern des Vereins Spurensuche Goslar e.V. der jüngste Goslarer Gedenkstein eingeweiht. Er steht an der Einmündung der Stapelner Straße in die Grauhöfer Landwehr auf dem Flurstück "Magdeburger Kamp" und soll daran erinnern, dass sich auf dem Gelände über zwei Jahre ein Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald befand. Eine metallene Platte gibt über den Sachverhalt Auskunft; die Häftlinge mussten u.a. auf dem nahe gelegenen Fliegerhorst und in der Sandgrube Hahndorf Zwangsarbeit leisten.

An etlichen Stellen in der Kernstadt weisen Tafeln an Hauswänden auf die Leiden von vor allem jüdischen Mitbürgern in Goslar während des III. Reiches hin

Kontakte
Stadt Goslar, Fachbereich Kultur- und Stadtgeschichte, Rosentorstraße 27, 38640 Goslar, Dr. Heidi Roch-Stübler, Tel. 05321/75 78 11, Fax 75 78 75.
Verein Spurensuche Goslar e.V., Vorsitzender Frank Jacobs, Oberer Triftweg 1, 38640 Goslar, Tel. 05321/41387, Fax 41347.
Wolfgang Janz, Wasserstraße 15, 38644 Goslar-Hahndorf, Tel./Fax 05321/81429.
Landkreis Goslar, Referat 12, Dieter Hunstock, Postfach 2020, 38610 Goslar/Harz, Tel. 05321/76-251, Fax 76-99251.

Weitere Infos:

Langelsheim
In Langelsheims Industrie- und Gewerbebetrieben arbeiteten über 1000 Menschen während des 2. Weltkrieges als Fremd- oder Zwangsarbeiter.

Samtgemeinde Oberharz
Die Bergstadt Clausthal-Zellerfeld war im April 1945 der Kreuzungspunkt zweier Todesmärsche:

Bad Gandersheim - Bad Grund - Clausthal-Zellerfeld - Braunlage - Elend - Wernigerode (Todesmarsch von Bad Gandersheim)

Osterode - Clausthal-Zellerfeld - Schulenberg - Oker (Todesmarsch von Mittelbau-Dora).

Ein Datum für diese Publikation konnte ich nicht entdecken, es kann durchaus sein, dass der Artikel schon etliche Jahre alt ist.

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Des weiteren habe ich ein Urteil gegen die Gewalttäter des 09./10. November 1938 (Urteil vom Oktober 1950) gefunden:
http://www.spurensuche-harzregion.de/content/Sonderseiten/2008_Ausstellung_Marktkirche_Goslar/index.php?4
Es geht auf dieser Internetseite um das Leben und Leiden der Goslarer Juden in der Zeit von 1933 - 1945.
Die Tafeln stammen von einer Ausstellung in der Marktkirche Goslar im November 2008
http://img818.imageshack.us/img818/5969/tafel4.jpg (http://img818.imageshack.us/img818/5969/tafel4.jpg)

Der Orientierungsstufe Langelsheim (und Alter Schirm, der die Informationen fand) sie Dank, dass wir hier weitere Informationen geboten bekommen:
www.geschichtsatlas.de (http://www.geschichtsatlas.de)

Hier lernen wir u.a., dass nach 1948 in Goslar keine jüdische Gemeinde mehr exisitierte. Das Gebäude, in dem die Synagoge untergebracht war, wurde 1959 abgerissen. Heute steht an dieser Stelle das Pressehaus der Goslarschen Zeitung.

Wir lernen auch, dass zehn Goslarer Juden im Juni 1942 ihre Wohnungen verlassen und im Judenhaus unter großen Entbehrungen ein kümmerliches Dasein fristen mußten. Das Judenhaus befand sich am Trollmönch 3.
Dank den Schülerinnen und Schülern der Orientierungsstufe Langelsheim erfahren wir, dass Judenhäuser Unterkünfte waren, in denen die jüdischen Bürger unter sehr beengten und menschenunwürdigen Verhältnissen zwangsweise untergebracht waren.
In diesem kleinen Haus, einem ehemaligen Hirtenhaus, lebten die 10 Personen auf 4 Zimmer verteilt. Die Wohnbebühr betrug 12,00 RM und mußte im voraus beglichen werdne.

Die SchülerInnen beschreiben eindrucksvoll auf ihrer Seite, wie schwer man den Juden das Leben dort machte und wie die Bevölkerung versuchte, trotz Angst vor Strafe, zumindest die Not der dort wohnenden Kinder etwas zu lindern.

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Weiterhin habe ich Wahlergebnisse aus dem Jahr 1933 gefunden:
Die Reichstagswahlen vom
im Stadtkreis Goslar vom 5. 3. 1933
Wahlbeteiligung 93,2 %
Abgegebene gültige Stimmen, insgesamt 15.171
NSDAP 8.798
SPD 3.161
KPD 915
Zentrum 361
DNVP (Kampffront Schwarz-weiß-rot) 1.629
DVP - Deutsche Volkspartei 112
Christlich-sozialer Volksdienst 40
Deutsche Bauernpartei 5
Deutsch-Hannoversche Partei 90
DDP (Deutsche Staatspartei) 60
Andere Parteien - keine
Link dazu
http://www.verwaltungsgeschichte.de/goslar.html

AlterSchirm
21.12.2011, 11:18
Gerade habe ich noch folgenden Zeitzeugenbericht gefunden:

http://seniorenbuero-hamburg.de/zeitzeugenboerse/themen/krieg-kriegsende-1939-1945/stunde-null-goslar-1945

AlterSchirm
21.12.2011, 13:04
Den folgende Link zu einer Homepage der ehemaligen Langelsheimer Orientierungsschule finde ich beonders wichtig, denn er zeigt, dass eine zielführende Aufarbeitung im Geschichtunterricht möglich ist. Man bedenke, dass die Ersteller der Seiten in der 5. und 6. Schulklasse waren also etwa 11 und 12 Jahre alt.
http://www.geschichtsatlas.de/~gc27/

P.S. den anderen Link habe ich so geändert, dass er mit copy + paste aufzurufen ist.

Kerl
21.12.2011, 13:22
Hallo Mitleser,

die 1782 nach dem großen Brand errichtete neue Synagoge war an der Ecke Bäckerstr. / Vogelsang und musste unter dem Druck der Nazis an die Stadt Goslar verkauft werden. Ursprünglich sollte das Gebäude wegen der Strassenverbreiterung abgerissen werden. Von 1945 bis 1950 ist sie wieder als Synagoge genutzt, aber wegen Abwanderung der meisten Gemeindemitglieder wurde das Haus verkauft und 1959 abgerissen, und machte dann Platz für den Neubau der Goslarsche Zeitung.

Das 2. Haus am Trollmönch 3 als Eckhaus, ist auch durch Abbruch von der Bildfläche verschwunden.

Liebe Grüsse an die Mitleser

Joachim

AlterSchirm
21.12.2011, 13:50
So, ich hab doch gewusst, dass ich noch was über die Kapitulation Goslars habe. Demnach waren es folgende Personen und Ereignisse, die zum Erhalt des historischen Stadtkernes beigetragen haben:

Am 6. April 1945 wird der Oberst Max Poppe zum neuen Kommandanten in Goslar ernannt. Auf Grund der mindestens 3000 nicht transportfähigen Schwerverletzten in den Goslarer Lazaretten ordnet er an, die Stadt nicht zu verteidigen. So kann der amerikanische Major Rogers, der die Truppe anführte am 10. April kampflos in die Stadt einrücken, obwohl das Oberkommando der Wehrmacht noch am 8. April 1945 den Harz zur "Festung Harz" erklärte, die "bis zum letzten Tropfen deutschen Blutes" zu verteidigen sei.

Die erste verwaltungstechnische Handlung des Majors war übrigens die Ablösung des OB Droste durch den bisherigen Stadtkämmerer Heinrich Wulfert. Der die Geschäfte der Stadt anschließend etwa einen Monat lang führte, bis Rudolf Wandschneider, ein überlebender Kommunist aus Goslar eingesetzt wurde. (ja richtig, die Amerikaner haben einen Kommunisten zum Bürgermeister gemacht - aber es war ja vor dem kalten Krieg). Im April und Mai 1945 übergaben die Amerikaner Goslar vertragsgemäß an die Engländer.

Susanne-K.
21.12.2011, 18:23
Anbei ein paar statistische Werte zu unserer Geschichte.
siehe dazu:
http://www.verwaltungsgeschichte.de/goslar.html

Interessant zu unserem Thema sind hierbei besonders die statistischen Erhebungen zu:
1.) Die Reichtagswahlen vom 05.03.1933 im Stadtkreis Goslar
2.) Erwerbstätigkeit und Altersstruktur der Bevölkerung im Stadtkreis Goslar nach der Volkszählung vom 17.05.1939
3.) Einwohner im Stadtkreis Goslar - die Bevölkerungsentwicklung ist für mich persönlich sehr interessant zu verfolgen. Leider endet die Erhebung im Jahr 1990.





So, ich hab doch gewusst, dass ich noch was über die Kapitulation Goslars habe. Demnach waren es folgende Personen und Ereignisse, die zum Erhalt des historischen Stadtkernes beigetragen haben:

Am 6. April 1945 wird der Oberst Max Poppe zum neuen Kommandanten in Goslar ernannt. Auf Grund der mindestens 3000 nicht transportfähigen Schwerverletzten in den Goslarer Lazaretten ordnet er an, die Stadt nicht zu verteidigen. So kann der amerikanische Major Rogers, der die Truppe anführte am 10. April kampflos in die Stadt einrücken, obwohl das Oberkommando der Wehrmacht noch am 8. April 1945 den Harz zur "Festung Harz" erklärte, die "bis zum letzten Tropfen deutschen Blutes" zu verteidigen sei.

Die erste verwaltungstechnische Handlung des Majors war übrigens die Ablösung des OB Droste durch den bisherigen Stadtkämmerer Heinrich Wulfert. Der die Geschäfte der Stadt anschließend etwa einen Monat lang führte, bis Rudolf Wandschneider, ein überlebender Kommunist aus Goslar eingesetzt wurde. (ja richtig, die Amerikaner haben einen Kommunisten zum Bürgermeister gemacht - aber es war ja vor dem kalten Krieg). Im April und Mai 1945 übergaben die Amerikaner Goslar vertragsgemäß an die Engländer.

Zu Deinen Informationen gibt es in der Goslarschen Zeitung auch einen begleitenden Artikel (leider ohne Datumsangabe, wann er erschienen ist):
http://www.goslarsche.de/Home/magazin/magazin-archiv/flucht-und-vertreibung/flucht-und-vertreibung%3A-folge-11.html

Diesem Bericht entnommen habe ich die Auflistung der Durchgangslager in Goslar, die bis 1946 eingerichtet wurden:
Goslarhalle, Vititorkaserne, Goetheschule, Rammelsbergkaserne, Pestalozzischule, Bergedorfkaserne, Oberschule für Jungen, Brauschweiger Hof.
Bis in den Herbst 1946 waren von der Stadt 98 Wohnhäuser und 53 andere Grundstücke beschlagnahmt worden, so dass 1.100 Wohnräume ohne Küche und Nebenräume zur Verfügung gestellt werden konnten.

AlterSchirm
21.12.2011, 19:33
Nicht nur die Artikel in der GZ, sondern auch die Bücher von Peter Schyga zu dem Thema sind äußerst lesenswert. Er ist der beste Kenner der Goslarer / Harzer NS - Geschichte.

Susanne-K.
23.12.2011, 18:11
http://img831.imageshack.us/img831/7823/ebayhotelgoldenersternn.jpg
Goldener Stern
Auf der Homepage des Hotels habe ich die nachfolgende Information gefunden:
http://goldenerstern-goslar.com/index.php?option=com_content&task=view&id=12&Itemid=28
1945 bis 1947 war das Haus von den Behörden beschlagnahmt.
1947 bis 1950 diente es, nach dem Brand der Goslarer Stadthalle, "obdachlos gewordenen" Flüchtlingen als Unterkunft.
Anschrift des Hotels: Bäringerstr. 6, 38640 Goslar

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Theresienhof
Ich glaube, ich habe jetzt auch die Erklärung gefunden, warum der Theresienhof während der Zeit von 1939 - 1945 nicht mehr erwähnt wurde.
So wie es scheint, wurde dieses Sanatorium in der Zeit als Mütter-Erholungsheim für die NS-Volkswohlfahrt genutzt, was möglicherweise nicht publiziert werden sollte.
Ich vermute, dass hier im Hintergrund das Hilfswerk Mutter und Kind (= Hilfswerk MuK), welches im Jahr 1934 gegründet wurde, agiert haben könnte. Das MuK hatte die Aufgabe, als "arisch" geltende Schwangere und junge Mütter und deren Nachwuchs zu betreuen. Das Hilfswerk unterstand wiederum der Volkswohlfahrt.
Quelle: diese Postkarte (ganz besonders zu beachten die 2. Seite).
http://www.mau-ak.de/Shopsoftware-go...p-27808-1.html (http://www.mau-ak.de/Shopsoftware-goslar-erholungsheim-nsvolkswohlfahrt-theresienhof-sonderstempel-reichsbauerntag-1938-p-27808-1.html)

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Königsberg
Während des 2. Weltkrieges diente die Heilstätte vermutlich als Übungslager (so zumindest die Bezeichnung auf einer zeitgenössischen Postkarte). Möglicherweise wurden hier auch Soldaten mit kriegsbedingten Lungenverletzungen behandelt.
http://www.koenigsberg-sanatorium.de/postkarten.htm

Susanne-K.
28.12.2011, 19:11
"Es gilt diesen Pestherd in allen Winkeln Europas auszurotten".
von Peter Schyga, Verein "Spurensuche Goslar e.V."
Spuren Harzer Zeitgeschichte, Heft 1

Über die Internetseite des Vereins "Spurensuche Goslar e.V."
http://www.spurensuche-harzregion.de (http://www.spurensuche-harzregion.de/?publikationen/11)
bin ich - nachdem ich noch etwas mehr über die Goslarer Vergangenheit während der schlimmsten Zeit des Nationalsozialismus in Erfahrung bringen wollte - auf die Broschüre von Peter Schyga gestoßen:
"Es gilt diesen Pestherd in allen Winkeln Europas auszurotten".

Die Broschüre kostet € 5,00 und kann über das Internet bestellt werden, bzw. bieten auch einige ausgewählte Buchhändler an, das Heft zu bestellen
(Hier kann man über einen stationären Buchhandel bestellen: http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=9783897205475
[es scheint mir aber so, als sei in Goslar kein Buchhändler vertreten!]

Im Prinzip geht es in der Broschüre um die Reichsprognomnacht am 09./10. November 1938 in Goslar

Wir haben in unserem Thema ja schon viel darüber gelernt.
Viele Informationen waren einigen von uns gänzlich unbekannt.
Wer mehr über die unrühmliche Rolle Goslars in jener Zeit erfahren möchte - und auch willens ist, die Augen nicht zu verschließen, sondern zu akzeptieren, dass sich die Bürger unserer Stadt nicht mit Ruhm bekleckert haben - dem sei diese Broschüre ans Herz gelegt.
Es ist traurig, dass diese Informationen damals (bei mir) in der Schule nicht gelehrt oder gar angesprochen wurden.
Und es ist immer noch erschütternd zu lernen, wie sehr Goslar und die Goslarer in diese Zeit aktiv eingebunden waren.

Es sind auch einige Bilder von damals enthalten, wie z.B.


die Kommandozentrale der NSDAP in der Mauerstraße 48
die Synagoge der jüdischen Gemeinde, Ecke Bäckerstr./Vogelsang (aus dem Jahr 1950)
das Goslarer Judenhaus am Trollmönch 3

Leider heißt es ausdrücklich, dass aus dem Heft auf fotomechanischem Weg keine Vervielfältigungen gestattet sind, so dass ich Euch die Bilder leider nicht zeigen darf ?(
Was ich jedoch machen werde, ist Euch hiermit eine Auflistung des Inhalts zur Verfügung zu stellen, damit Ihr beurteilen könnt, ob Ihr tiefer in unsere Goslarer Geschichte vordringen möchtet:


Die Nacht des Mobs
Eine reichsweite Terroraktion
Zur Vorgeschichte
Forcierte Verfolgung und Unterdrückung
Reaktionen auf das Pogrom
Strafverfolgung nach dem Krieg
Der 09. November - Ein Epilog

N.B.
In der NSDAP-Zentrale waren die Partei-Ortsleitung und Kreisleitung untergebracht.
Die "wahren Herrscher über die Stadt", wie es in der Bildunterschrift heißt.

Die Tafeln stammen von einer Ausstellung in der Marktkirche Goslar im November 2008
http://img818.imageshack.us/img818/5969/tafel4.jpg

Susanne-K.
11.01.2012, 18:45
Seit heute besitze ich das Buch "Flugplatz Goslar. Vom zivilien Flughafen zum militärischen Fliegerhorst Goslar 1927 - 1945".
Das Buchgeschäft hat doch allen Ernstes zzgl. zum Buchpreis € 3,50 Besorgungsgebühr verlangt, weil der Verlag so gut wie keinen Rabatt gewährt hatte (stationärer Handel, kein Versandhändler!)
Da die Copyright-Vermerke unübersehbar sind, kann ich Euch leider die interessanten Bilder nicht zeigen, sondern muß versuchen, ein wenig bildlich zu berichten.

Hinweis: Am 12.01.2012 (morgen!!) findet im Gebäude des Landkreises Goslar, Klubgartenstr. 6, Sitzungssaal zu dem Flugplatz-Thema ein Vortrag statt. Siehe: http://www.geschichtsvereingoslar.de/ (unter Veranstaltungen nachschauen)

Auch wenn die Altstadt Goslars das große Glück hatte, nicht zerbombt zu werden, so hat es dennoch Bombenangriffe auf Goslar,
genauer gesagt auf den Fliegerhorst gegeben. Am 24.08.1944 hat ein Überraschungsangriff der Amerikaner die auf dem Fliegerhorst abgestellten deutschen und italienischen Kampfmaschinen vernichtet. Außerdem wurde der Sauerbrunnen in Grauhof angegriffen (vernichtet ???).
Es wurden insgesamt 92t Bomben abgeworfen.
Am 22.02.1945 wird gezielt die Fa. Borchers in Oker durch B-24 Bomber angegriffen. Bei dem Angriff kommen 17 Menschen ums Leben.
Ebenfalls angegriffen wurde der Güterbahnhof in Vienenburg. Hierbei starben 6 Menschen.
Goslar: das Haus in der Wilhelm-Busch-Str. 14 wurde durch den Absturz einer Messerschmitt 109 am 27.11.1944 zerstört.

In dem oben erwähnten Buch werden sehr eindrucksvoll die letzten Tage und Stunden bis zur Kapitulation beschrieben.
Auch hierzu haben wir in diesem Thema schon Berichte verfaßt.
Wer es aber detailgetreuer lesen möchte, der findet diese dramatischen Stunden unserer Stadt in dem Buch von Dr. Donald Giesecke beschrieben.

Seit dem 07.04.1945 ist Goslar Lazarettstadt.
Ein Bild hierzu entstand an der Hildesheimer Straße (was aber absolut nicht erkennbar ist, zumindest für mich)
Rechts und links der Straße weisen mehrere wirklich große weiße Fahnen mit dem Roten Kreuz und auch Schilder mit der Aufschrift "Lazarettstadt" unübersehbar darauf hin. Goslar wird damit als "offene" Stadt gekennzeichnet.

Vielleicht abschließend noch der Hinweis, dass es die letzte Amtshandlung des sehr linientreuen Bürgermeisters Droste war, den Amerikanern übermitteln zu lassen, dass er die Stadt Goslar als besetzt betrachte und sie und den Fliegerhorst am 10.04.1945 kampflos übergab.

An einer anderen Stelle des Buches ist ein Bild der mit Hakenkreuzfahnen geschmückten Fischemäkerstraße eingestellt.

Wenn man die beiden Fotos gegenübergestellt betrachtet, dann stehen sich hier Himmel und Hölle gegenüber. Die düsteren bedrohlichen Hakenkreuze gegen die freundlichen weißen Rote Kreuz-Fahnen (auch wenn der Hintergrund natürlich traurig ist).
Aber rein die optisch wahrgenommene Atmosphäre läßt einen wirklich an Himmel und Hölle denken.

Hotels / Gebäude, die zu Lazaretten umfunktioniert wurden:


Achtermann
Theresienhof
Niedersächsicher Hof
Schwarzer Adler
Schützenhaus
Königsberg
Jugendherberge
Domkaserne
Beamtenakademie (früher Loge)
Fliegerhorst

Das Hotel Römischer Kaiser entfällt zwischenzeitlich. Die Verwundeten wurden verlegt. Das Hotel wurde zur Church-of-Scotland-Canteen umfunktioniert

Birgit
11.01.2012, 23:19
Hallöchen,

auch am 7.11.1944 muss Goslar angegriffen worden sein. Der Vater eines Freundes wurde an diesem Tag geboren und weiß von Erzählungen seiner Mutter, dass er während eines Fliegeralarms, bzw. Luftangriffs in Goslar geboren wurde.Ob an diesem Tage Bomben gefallen sind, muss ich bei Gelegenheit hinterfragen.

Liebe Grüße
Birgit

Susanne-K.
12.01.2012, 18:19
@Birgit:

Ich habe das Buch gerade nochmals durchgeblättert.
Aber von den Angriffen her kann ich nur die bereits genannten Termine finden.
Es muß aber ständig Bombenalarme gegeben haben, weil "Bomberpulks auf dem Heimflug" gern mal ihre Restbomben haben fallen lassen - damit sie einfacher und schneller nach Hause kamen.
Das waren dann aber keine gezielten Angriffe.
Aber die Bevölkerung mußte natürlich trotzdem Schutz suchen und gewarnt werden, weil die Folgen genauso übel hätten sein können, wie bei einem Angriff mit lauter "Fehlwürfen"

An anderer Stelle in diesem Thema haben wir schon darüber gesprochen, dass vieles unter den Tisch gekehrt wurde und noch wird.
Dazu habe ich jetzt einen interessanten Buchhinweis gelesen:
"Goslar 1918 - 1945" von Dr. Peter Schyga
http://www.spurensuche-harzregion.de/?publikationen/41

Nils
13.01.2012, 06:51
Nach den Erinnerungen meiner inzwischen verstorbenen Mutter fielen "ein paar Bomben bei einem Fliegeralarm auf die Kasernen hinter der Kaiserpfalz" .

Mehr und genaueres kann ich leider nicht beitragen.

Es wäre in diesem Zusammenhang vielleicht auch mal interessant, die zivilen Schutzmöglichkeiten für die Bevölkerung zusammenzustellen, bevor diese Relikte ganz in Vergessenheit geraten.

Spontan sind mir sogenannte "LSR" (öffentliche Luftschutzräume) unter dem Museum bekannt, in der Breiten Straße (Eingang in einem Torbogen in einer Mauer) und auch in der Bäringer Str.. Dort war der LSR bei dem heutigen Gebäude der AWO. An der Mauer rechts vom Gebäude war immer noch ein weißer Pfeil mit dem Hinweis " LSR" zu sehen.

Es gab noch einen Schutzstollen im größeren Bereich der Frankenberger Kirche, aber da weiß ich nichts Genaueres.

Wenn genug Angaben zu den Schutzmöglichkeiten zusammenkommen, lohnt sich vielleicht sogar ein eigenes Thema.

Auch sieht man manchmal an alten, unrenovierten Häusern seltsame weiße Pfeile, die auf bestimmte Kellerfenster zeigen. In diesen Kellern befand sich der Luftschutzkeller des Hauses und bei nötiger Rettung konnte so schnell von außen lokalisiert werden, wo sich die Bewohner aufhalten.

Gruß an Alle, Nils

Birgit
13.01.2012, 08:14
Guten Morgen,

also in unseren Häusern haben wir keine weißen Pfeile. Jedoch gibt es in einigen Mehrfamilienhäusern oft noch einen Ráum im Keller, in dem sich der Einbau einer Toilette nachweisen lässt. So manches mal ist dann vor dem entsprechenden Kellerraum noch eine Metalltüre, im Gegensatz zu den anderen Kellerräumen, welche nur mit den normalen Holztüren ausgestattet sind. Die "Luftschutzkellerräume" sind meist 2 -geteilt, wobei ein
Teil mit einem Fenster und der andere Teil ohne Fenster ist. Nun will ich schnell mal schauen, wann diese Häuser erbaut wurden und stelle fest - es steht nicht im Mietvertrag, wie früher.

Gefunden: Baujahr 1937

Liebe Grüße
Birgit

Nils
13.01.2012, 08:43
Guten Morgen, Birgit,

danke, ja das ist ziemlich eindeutig auch ein Relikt da bei Euch im Keller !

Man muß auch unterscheiden zwischen einem sogenannten "Splitterschutz" ( das sind ganz einfache, überdachte Mauern) , "Luftschutzkellern" (in Privathäusern) "Luftschutzräumen" LSR (öffentlich (städtisch) für jeden zugänglich ) und richtigen "Luftschutzbunkern" (öffentlich, gegen Druckwellen geschützt, gasdicht, Luftfilter etc)

Ob es so einen richtigen Luftschutzbunker in Goslar gab, weiß ich nicht. Öffentliche Luftschutzräume sind verbürgt.

Ich muß mal sehen, ob ich die Infos zu dem Stollen wiederfinde, der alsöffentlicher LSR benutzt wurde. Er liegt wie erwähnt irgendwo ganz oben an der Frankenberger Str an einem Parkgelände und wurde vor ein paar Jahren wiederentdeckt und etwas erforscht.

Gruß, Nils

Birgit
13.01.2012, 09:23
Nicht vergessen sollten wir auch den Luftschutzbunker aus dem II. Weltkrieg im Köppelbleek.


Liebe Grüße
Birgit




Es gab noch einen Schutzstollen im größeren Bereich der Frankenberger Kirche, aber da weiß ich nichts Genaueres.




@ Nils
Ich habe mir einmal erlaubt den entsprechenden Link zum Luftschutzbunker am Frankenberg herauszusuchen.

http://www.technikmuseum-online.de/homepage_dateien/beitrag_27.htm

Liebe Grüße
Birgit

Kerl
13.01.2012, 09:57
Guten Morgen, Birgit,

danke, ja das ist ziemlich eindeutig auch ein Relikt da bei Euch im Keller !

Man muß auch unterscheiden zwischen einem sogenannten "Splitterschutz" ( das sind ganz einfache, überdachte Mauern) , "Luftschutzkellern" (in Privathäusern) "Luftschutzräumen" LSR (öffentlich (städtisch) für jeden zugänglich ) und richtigen "Luftschutzbunkern" (öffentlich, gegen Druckwellen geschützt, gasdicht, Luftfilter etc)

Ob es so einen richtigen Luftschutzbunker in Goslar gab, weiß ich nicht. Öffentliche Luftschutzräume sind verbürgt.

Ich muß mal sehen, ob ich die Infos zu dem Stollen wiederfinde, der alsöffentlicher LSR benutzt wurde. Er liegt wie erwähnt irgendwo ganz oben an der Frankenberger Str an einem Parkgelände und wurde vor ein paar Jahren wiederentdeckt und etwas erforscht.

Gruß, Nils

Hallo liebe Mitlesende,

ich kann mich noch gut an die Luftalarme erinnern, wenn die Flieger nach Braunschweig über den Harz kamen. Dann begann die Hektik.
Wir sind dann immer mit unseren Kinderwagen wo alle Habseligkeiten und Verpflegung eingelagert waren, zur Rammelberger Str. wo heute gegenüber des Hochhauses ein Schutzbunker im Fels war, geflüchtet. Ferner war ein zweiter Bunker am Felsenkeller Gaststätte Nonnenweg der dann zugemauert wurde.
Der 3 Schutzbunker war auf den Sportplatz vom damaligen MTV, Einstig war ein Betonhäuschen auf dem Platz. Viele Häuser hatten einen Schutzraum der den Namen nicht verdiente, wenn in Goslar Bomben gefallen wären, würde dort trotz Rettungspfeile keiner lebend herausgekommen.
In Goslar direkt ist eine Bombe als Blindgänger in der Mitte des Bahnhof gefallen, mann kann heute noch den Farbunterschied im Stein erkennen. Auf dem Fliegerhorst sind 1944 mehrere Gebäude zerstört worden, bei der Mineralwasserfabrik Grauhof und bei den Chemischen Werke Borchers in Oker
waren Bombenabwürfe.

Mit freundlichen Grüssen

Joachim

Birgit
13.01.2012, 10:15
Hallo Joachim,

mir läuft immer ein eiskalter Schauer den Rücken runter, wenn ich diese Dinge lese oder erzählt bekomme. Meine Mutter hat auf ihrer Flucht, in Magdeburg, in einem, von einer Bombe getroffenen Haus, nächtigen müssen. In der Mitte des Hauses war ein riesenh Loch und die Bombe, die nicht hochgegangen war, konnte man sehen. Diese Angst beim Fliegeralam, ich mag sie mir gar nicht vorstellen! Mich schüttelt es!

Du hast Recht Joachim, die "Luftschutzkeller" in unseren Häusern, sind eigentlich völlig normale Kellerräume. Lediglich die Metalltür und die Toilette sind der Unterschied zu den anderen Räumen. Überlebt hätte dort sicher kein Mensch! Aber was sollten die Leute tun, außer zu hoffen, dass das Haus nicht getroffen wird. Und ich glaube, jede noch so kleine Hoffnung auf ein Überleben, wenn auch nur ein solcher lächerlicher Kellerraum, hatte in den schlimmen Momenten, eine hohe Bedeutung.

Liebe Grüße
Birgit

Nils
13.01.2012, 13:19
Liebe Birgit, lieber Kerl,

vielen Dank für den Link und die persönlichen Erinnerungen dazu ! Das ist wirklich spannend wie bewegend!

Nur eine Kleinigkeit aus dem Link zum Stollen an der Frankenberger Kirche möchte ich richtigstellen.

Dort wird erwähnt, daß England (die Royal Airforce) erst mit Luftangriffen begonnen hat, nachdem Deutschland im August 1940 mit Luftangriffen auf England begonnen hätte.

Das mag im Sinne der neuen Geschichtssicht zwar in den Zeitgeist der auf ewig schuldigen Deutschen passen, ist aber faktisch einfach falsch.

England erklärt am 3. September 1939 dem Deutschen Reich den Krieg. England beginnt bereits zwei Tage nach seiner Kriegserklärung den Bomben-Terror gegen Deutschlands Zivilbevölkerung.
Am 5.9.1939 fanden erste Luftangriffe auf Wilhelmshaven und Cuxhaven statt.
Am 12.1.1940 erster englischer Bombenangriff auf Westerland/Sylt.
Am 20.3.1940 Kiel und Hörnum auf Sylt werden mit 110 Spreng- und Brandbomben angegriffen. Volltreffer auf ein Lazarett.

Das sind die Fakten, die Geschichtsschreiber der modernen Schuldkultur gern ganz einfach weglassen.

Mehr wollte ich nicht korrigieren.

Dank und Gruß,
Nils

Susanne-K.
13.01.2012, 17:45
Luftschutzbunker Köppelsbleek
Im Geocaching habe ich die folgende Notiz gefunden:

Als Spaziergänger in dem kleinen Wäldchen mit dem Namen „Köppelsbleek“ in Goslar übersieht man leicht, dass hier ein Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg steht. Der Grundriss lässt sich als rechteckiger Hügel gut erkennen. Der Schutzraum existiert noch, ist jedoch nicht zugänglich. Der ehemalige Eingang befindet sich unter einer Betonplatte und ist komplett zugeschüttet.
Bei der Suche wird empfohlen, auf "eine gleichmäßige Geländeerhebung zu achten"
http://www.geocaching.com/seek/cache_details.aspx?wp=GC193D2

Luftschutzstollen Nonnenweg (Bereich Frankenberger Kirche)
Hierzu habe ich auch Bilder gefunden.
Birgit hat den Link auch schon erwähnt in einem früheren Beitrag:
http://www.technikmuseum-online.de/homepage_dateien/beitrag_27.htm

Nils
13.01.2012, 18:58
Danke an Euch beide !

Anbei noch ein Foto aus Braunschweig, wo ein Geschichtsverein so ziemlich alle der noch vorhandenen Luftschutz-Zeichen an den alten Häusern fotografisch dokumentiert hat.

So könnt Ihr Euch das besser vorstellen ....

Birgit
13.01.2012, 19:48
Übrigens weiß ich noch, als wir füher im Köppels gespielt haben und auf dem Bunker herumgehuckt sind, mussten wir immer tierisch aufpassen, denn an einer Stelle war ein Art aus Ziegel gemauerter Kamin in die Erde eingelassen, der ein hübsches kleines Loch bildete. Wenn man das Ding übersah, konnte man sich leicht den Knöchel verknacksen. Heute ist der Bunker der Art mit kleinen Bäumchen und Gestrüpp bewachsen, dass man
diesen, ich vermute mal "Luftschacht", vermutlich nicht einmal mehr findet. Im Augenblick ist es im Köppelsbleek tierisch matschig, sonst wäre ich mal hingesprungen, um danach zu schauen und ein Bild zu machen. Ich habe gehofft, dass der Bunker vll. auf meinen alten Kinderbildern noch gut zu erkennen ist. Leider vergebens! Aber bei Mama liegen auch noch Bilder - man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben. Schon lang wollte ich dort auch nach anderen Bildern Ausschau halten, aber meist stehen andere Dinge auf dem Plan.

Liebe Grüße
Birgit

Susanne-K.
14.01.2012, 09:27
Es wäre in diesem Zusammenhang vielleicht auch mal interessant, die zivilen Schutzmöglichkeiten für die Bevölkerung zusammenzustellen, bevor diese Relikte ganz in Vergessenheit geraten.

Wenn genug Angaben zu den Schutzmöglichkeiten zusammenkommen, lohnt sich vielleicht sogar ein eigenes Thema.

Auch sieht man manchmal an alten, unrenovierten Häusern seltsame weiße Pfeile, die auf bestimmte Kellerfenster zeigen. In diesen Kellern befand sich der Luftschutzkeller des Hauses und bei nötiger Rettung konnte so schnell von außen lokalisiert werden, wo sich die Bewohner aufhalten.

Gruß an Alle, Nils

Hallo Nils,
ich habe ein paar Fotos von Luftschutzkellern gefunden (nein - leider nicht aus Goslar), die das Grauen gut dokumentieren, das die Menschen gefühlt haben müssen. Hier geht es wirklich um die emotionale Seite. Wie müssen sich die Menschen gefühlt haben, in solch engen Räumen dicht an dicht eingepfercht gewesen zu sein - über Stunden - und nicht zu wissen, wie es ausgeht.

http://www.maria-winter.de/media/images/Luftschutzkeller-rechts.jpg
Hier einmal ein Bild mit dem außen angebrachten weißen Pfeil
http://i31.tinypic.com/35jgxhw.jpg
http://www.airpower.at/news03/0813_luftkrieg_ostmark/luftschutzkeller.jpg[webfind]
[webfind]http://www.maria-winter.de/media/images/Luftschutzkeller-links.jpg

Nils
14.01.2012, 11:07
Danke, Susanne!

Ich kann nur eine etwas humorige Wandzeichnung aus einem Luftschutzbunker beitragen.

Der Schlager "Heimat, deine Sterne" war in den letzten zwei Kriegsjahren sehr populär.

So hat ein Witzbold an einer Bunkerwand diese Zeichnung hinterlassen... ein Landser läuft betrunken gegen eine Laterne und sieht daraufhin seine ganz eigenen "Sterne der Heimat" !

Ohne einen gewissen Witz war es in diesen Jahren sicher kaum zu ertragen. Vor diesem Hintergrund sollte man auch diese Zeichnung sehen.

Gruß, Nils

Verwaltung
14.01.2012, 14:48
Quelle:
http://www.zeitzeugenforum.de/Krieg%20-%20Nachkriegszeit,BI/siteevelyn.htm


Kindheit unter Soldaten - Uniformen kommen und gehen -

Es war Ende März 1945, ich war gerade 9 Jahre alt geworden, als es hieß :
Frauen und Kinder müssen den Fliegerhorst Goslar verlassen. Er müsste entweder verteidigt oder gesprengt werden. Überall lag Munition umher, im Luftschutzkeller waren Leichensärge bereitgestellt. Meine Mutter war völlig verzweifelt, hatte sie doch kurz vorher die Vermisstenmeldung meines Vaters bekommen – er war Offizier bei der Luftwaffe und kam verwundet bei Königsberg in russische Kriegsgefangenschaft. Und nun sollten wir unser Zuhause , den Fliegerhorst verlassen? Ich lebte seit meinem 1.Lebensjahr hier, kannte nur Kasernen , Soldaten, die exerzierten und marschierten, die mir früher das Fahrradfahren beibrachten und Märchen vorlasen.Im Winter zogen sie mich auf dem Schlitten von einer Kaserne zur anderen. Es gab kaum Kinder zum Spielen. Ich kannte keine Kinderlieder, aber alle Soldatenlieder.
Meinen Vater kannte ich nur in Uniform, zunächst als Unteroffizier – später wurde er immer wieder befördert. Als er an die Front kam, wartete ich mit meiner Mutter auf Feldpostbriefe. – Aus dieser Zeit sind mir manche Namen wie Warschau, Smolensk, Kiew und Paris in Erinnerung. Auf Sizilien hatte er ein italienisches Bataillon zu befehligen und meckerte, dass die Italiener so nachlässig waren. Wenn mein Vater Urlaub hatte, war das für mich besonders aufregend : Anfangs kam er mit der YU-52. Ich kannte schon das Motorengeräusch und wenn die Maschine mit dem Flügel über unserem Haus wackelte, wusste ich: er ist es und lief flink zum Rollfeld. Dort kam er mir dann schon entgegen. Manchmal durfte ich mit ihm auch andere Maschinen besichtigen und einsteigen – leider nie mitfliegen. Einmal kam mein Vater nicht in gewohntem Fliegergrau, sondern er hatte eine hellbeigefarbige Uniform mit kurzen Hosen an – ich weiß noch, dass ich das sehr komisch fand. Irgendwie hörte ich auch den Namen „ Rommel." Erst sehr viel später erfuhr ich , was der zu bedeuten hatte.
Das letzte Mal, als mein Vater Urlaub hatte, kam er aus Russland. Er hatte einen dicken mit Pelz gefütterten Ledermantel an und ich erinnere mich, dass er sehr niedergeschlagen und sehr ernst war, aber er beteuerte „ ich komme immer wieder".
Es gab nur wenige Kinder auf dem Fliegerhorst, wir waren 5 Mädchen, die zusammen eingeschult wurden und mit der Kutsche zur Schule in die Stadt gebracht und wieder abgeholt wurden. Die verwundeten Pferde von der Front wurden auf dem Fliegerhorst wieder geheilt und so standen sie zur Verfügung. Ich wuchs also sehr beschützt auf bis später die Luftangriffe begannen. Einmal wurden etliche Flugzeughallen und umliegende Gebäude getroffen. Ich sah bei hellem Sonnenschein vom Rammelsberg aus (wir wurden von der Schule aus in den Stollen dort bei Fliegeralarm gebracht) die Geschwader anfliegen und konnte die Piloten in den Kanzeln erkennen. Plötzlich war alles in Rauch gehüllt, es krachte fürchterlich und ich hatte schreckliche Angst, dass meine Mutter und meine vier Jahre jüngere Schwester nicht rechtzeitig den Fliegerhorst verlassen konnten. Als ich heimgebracht wurde, sah ich, dass unser Haus heil geblieben war. Lange musste ich auf meine Mutter warten – sie war mit anderen Familien mit Militärfahrzeugen in einen Stollen außerhalb des Fliegerhorstes in Sicherheit gebracht worden..
Einmal wurden eine Schulkameradin und ich von Tieffliegern nahe am Rollfeld beschossen. Wir waren trotz Fliegeralarm zu Fuß von der Schule abgehauen und nicht ,wie angeordnet, in den nächsten Luftschutzkeller gegangen. Als wir an der Wache vom Fliegerhorst ankamen, wurden wir zunächst von den Wachhabenden tüchtig ausgeschimpft und danach von unseren herbei gerufenen Müttern verhauen. Meine Mutter war sehr streng – aber ich glaube, dass sie nur immer schreckliche Angst hatte. Jede Nacht stiegen unsere Aufklärungsmaschinen auf und Abwehrartillerie ballerte. Zum Schluß hatten wir keine Nacht mehr Ruhe.
Die Bombenangriffe kamen immer näher. So war es auch ganz verständlich, dass meine Mutter die Räumung des Fliegerhorstes erleichtert empfunden hat und nur weg wollte mit meiner kleinen Schwester und mir , dazu einer Flüchtlingsfrau aus Danzig mit ihrem kleinem Jungen, die bei uns noch zuletzt einquartiert wurden. Meine Mutter wollte mit uns zu ihrem Vater nach Rübeland, einem kleinen Ort im Harz, von hohen Felsen umgeben, ein kleiner Fluß, eine Eisenbahn, eine Straße, eine Häuserzeile und 2 Tropfsteinhöhlen. Hier, meinte sie, seien wir sicher. Ich kannte meinen Großvater von vielen Besuchen, leider war meine Großmutter schon einige Jahre tot.
Aber wir brauchten ein Fahrzeug und so gingen meine Mutter und ich abends im Dunkeln zur Kommandantur .Der Himmel leuchtete hinter den Bäumen rot und meine Mutter sagte: „Das sind Luftangriffe auf Hildesheim und Halberstadt". In der Kommandantur hingen einige Offiziere herum und nahmen uns kaum zur Kenntnis. „Die sind ja betrunken – was ist nur aus unserer Wehrmacht geworden!" Ich war furchtbar erschrocken und maßlos enttäuscht. Etwas später hat meine Mutter es doch noch geschafft, einen kleinen Militärlastwagen mit Fahrer zu bekommen . Einige Kisten und Koffer passten neben uns drei Kindern und zwei Müttern darauf, mehr ging nicht. Und so verließen wir den Fliegerhorst - wie sich später herausstellte, für immer. Damit war meine Kindheit beendet .
Auf der Fahrt wurden wir bei Vienenburg im Wald von Tieffliegern angegriffen und mussten hinter dem Auto und noch nicht belaubten Sträuchern Schutz suchen. Zum Glück ist uns nichts geschehen und nach nicht so langer Fahrt kamen wir in Rübeland an. Ich sehe noch die erstaunten Augen meines Großvaters vor mir – er war im ersten Augenblick nicht sehr erfreut über diese Einquartierung ,die sein ruhiges Leben total umkrempelte. Da mein Großvater im ersten Weltkrieg verwundet wurde und die rechte Hand steif war, brauchte er nicht Soldat werden.
Aber schon bald ging es auch in dem bis dahin so ruhigen Harzdörfchen los mit Flugzeuglärm von Tieffliegern und Abwehrgeschützen. Die Bevölkerung musste in den beiden Tropfsteinhöhlen Schutz suchen. Tief im Berg zwischen Stalagmiten und Stalagtiten gab es in der Baumannshöhle einen großen Saal, einen See und eine Naturbühne, die früher zu Theateraufführungen genutzt wurde. Hier saßen wir auf Decken und Kissen, mit Sack und Pack etliche Tage und Nächte; das heißt, wir wussten gar nicht, ob es Tag oder Nacht war. Es war immer dunkel und nass, denn es tropfte laufend von der Decke, die Kerzen verlöschten ,denn bald schon war der Strom ausgefallen. Ab und an kamen Nachrichten von draußen – es wurde gekämpft. Irgendwann aber hieß es : die Amerikaner sind da – ihr dürft raus. Es war der 20.April, ein herrlich warmer Tag, die Sonne blendete uns und es roch nach Frühling. Ich werde diesen Frühlingstag nie vergessen. Aber direkt neben dem Haus, in dem wir wohnten, stand ein großer Panzer und davor ein Schwarzer in einer bräunlichen Uniform mit einem für mich komischen Stahlhelm. Ich war fasziniert, hatte aber auch Angst. Aber uns geschah nichts – lediglich meine Mutter wurde abkommandiert zum Uniformen bügeln – Nachbarn hatten sie als Offiziersfrau verraten. Das hatte zur Folge, dass wir Essen und Schokolade bekamen......

Birgit
14.01.2012, 20:49
Hallo Nils,
ich habe ein paar Fotos von Luftschutzkellern gefunden

Na die Tür in dem Luftschutzkeller kommt mir doch bekannt vor.
Und so wird es sicher, in dem Haus in dem ich wohne, im Luftschutzraum, früher auch ausgesehen haben.

Dein Bericht ist doch sehr ergreifend Susanne und wieder läuft mir ein Schauer den Rücken herunter. Man möchte sich nicht vorstellen müssen,
wie schlimm dies alles war. Hoffentlich wiederholt es sich nie wieder.

Liebe Grüße
Birgit

AlterSchirm
15.01.2012, 12:18
Hinter dem Bekleidungswerk Odermark war eine kleine Brücke über den Fluss und auf der anderen Seite im Petersberg war ein Luftschutzstollen für die Mitarbeiter der Fabrik und der angrenzenden Betriebe. Der Eingang ist heute verschlossen und mit Grafiti besprüht, aber sonst praktisch unverändert erhalten. Er befindet sich quasi auf der Rückseite unter dem Klusfelsen, bei folgenden Koordinaten: N 51° 54.705 E 010° 26.795 . Kopiert die Koordinaten in die Suchzeile bei Google Maps, dann erscheinen zwei Pfeile, der grüne markiert den Bunkereingang, der rote den nächsten Parkplatz. Es gibt Erzählungen, dass der Stollen mit einem Hohlraum unter der Ruine von St. Peter verbunden ist, zu dem es sogar eine alte Goslarer Sage gibt:
Demnach pflückte ein kleines Mädchen am Berg eine blaue Blume und indem sie pflückte, befand sie sich innerhalb des Berges, trat in einen großen Saal ein und dort saßen Männer schweigend an einer Tafel. Einer der Männer gab ihr einen goldenen Pokal von der Tafel. Diesen soll das kleine Mädchen mit heimgenommen und bis an sein Lebensende aufbewahrt haben. Die Eltern haben nachher den Eingang und auch die seltene Blume nicht finden können. Es sollen aber die Männer im Petersberge die Kaiser gewesen sein, die in Goslar einst gewohnt haben.

Andreas
15.01.2012, 16:01
Hallo,

der Luftschutzstollen am Petersberg war aber nicht für die Odermärker, Odermark kam erst nach dem Krieg von Stettin nach Goslar. ;)

Birgit
16.01.2012, 01:10
Hallo Andreas,

stand nicht im Zeitsplitter: In den letzten Kriegstagen siedelte die Firma Odermark ..............

Vermutlich wird der ´Luftschutzstollen nicht erst gebaut worden sein, als Odermark kam ......dafür müsste man wissen wann er gebaut, bzw. fertiggestellt wurde.

Ich weiß aber aus Erzählungen, dass die Menschen sich damals noch nicht unbedingt sicher gefühlt haben und somit schon noch über evtl. Schutzmaßnahmen nachgedacht haben. Hätte man den Odermärkern, weil sie erst in den letzten Kriegstagen oder etwas später (man kann es ja leider nicht genau nachlesen) hier ankamen, den Zugang zu dem vmtl. bereits vorhandenen Stollen verwehren sollen? Wer weiß, vielleicht hat man aus Angst erst den Stollen graben lassen, was ich mir jedoch nicht vorstellen kann. Aber man weiß es ja nicht.

30 Jahre früher und ich hätte all dies sicher erfragen können, da ich mindestens 2 Mitarbeiter kannte, die aus Stettin mit hierherkamen. Sie haben viel erzählt... meist über das, was sie mitbrachten und wie sie es taten (siehe die alte Rechenmaschine aus meinem Eintrag in einer anderen Rubrik). An alles kann ich mich leider auch nicht mehr erinnern. Wenn wir uns über schon altertümliche wirkende Gerätschaften wunderten, dann fragten wir und bekamen auf unsere Fragen hin, entsprechende Erklärungen und natürlich auch so manch spannende Geschichte zu hören. Ein Luftschutzstollen, ganz in der Nähe, kam jedoch leider nie darin vor. Wahrscheinlich haben die Odermärker ihn nicht mehr nutzen müssen, hätten es aber im Ernstfall tun können oder sollen.

Liebe Grüße
Birgit

@ Alter Schirm

Ja Ihr Zwei,
die Geschichte, über die ihr geschrieben habt, ist mir auch bekannt.
Gut finde ich auch die über den Klusfelsen!

Ach ja, es gibt so viele schöne Geschichten über Goslar! Vll. sollte ich mich doch noch mal um mein Rammelsbergmärchen kümmern, welches ich einfach nicht beenden kann, weil die Stimmung zur Zeit nicht passen will.

Liebe Grüße
Birgit

Strippenzieher
20.01.2012, 17:39
Hinter dem Bekleidungswerk Odermark war eine kleine Brücke über den Fluss und auf der anderen Seite im Petersberg war ein Luftschutzstollen für die Mitarbeiter der Fabrik und der angrenzenden Betriebe. Der Eingang ist heute verschlossen und mit Grafiti besprüht, aber sonst praktisch unverändert erhalten.

Ich kenne diese Stelle aus meiner Schulzeit, weil wir während eines Schulausfluges vor diesem Stollen (ich hatte es allerdings mehr als Höhle in Erinnerung) nach versteinerten Muscheln oder Schnecken suchten, die dort zuhauf im kalkartigen Steinschutt herumlagen.

Der Stollen am Nonnenweg, bzw. Felsenkeller waren die Zufluchtsorte der Familie meines Vaters, die an der Clausthaler Strasse wohnte, wobei mein Vater die Fliegeralarme je nach Tages- oder Nachtzeit auch gerne mal verschlief.



Viele Grüße


Andreas

FaXe
27.02.2012, 00:43
Den Luftschutzstollen unterm Klusfelsen kenne ich auch noch! Meine Mutter hat bei Odermark gearbeitet und ich habe sie oft abgeholt. Wenn ich viel Zeit hatte, bin ich über die Bahnlinie gelaufen und hab mich am Klusfelsen rumgetrieben! Die Stollentür war immer mit einem dicken Vorhängeschloss gesichert, eines Tages stand sie offen und so konnte ich ein paar Meter reingehen. Viel gab es leider nicht zu sehen und am nächsten Tag als ich mit Taschenlampe bewaffnet wieder kam war die Tür wieder verschlossen. LEIDER!!!

Bergmönch
27.02.2012, 17:53
Am "Goldenen Stern" (Restaurant Platon) befindet sich an der Hauswand zur Jakobistraße hin noch ein weißer Luftschutzpfeil. Er ist stark verwittert und man kann ihn mittlerweile nur noch ahnen.

In dem Buch "Schicksalstage im Harz" von M. Bornemann, 2. Auflage 1975, befindet sich unter "Dienstag, den 10. April 1945" eine sehr anschauliche Schilderung der Einnahme Goslars.

Zitat: "Goslar. Um 13.15 Uhr heulen die Sirenen der Stadt. Feindalarm! Die von Langelsheim vorstoßenden Truppen des 329. amerikanischen Inf. Reg. werden vor der Stadt vom Nordberg und vom Steinberg aus beschossen. Die Amerikaner ignorieren aus diesem Grunde die von der
Stadtverwaltung in den Hauptzugangsstraßen angebrachten Rote-Kreuz-Fahnen und die Schilder mit der Aufschrift „Lazarettstadt“ und dringen über die Astfelder Straße mit Panzern und Panzerspähwagen kampfbereit in die Außenbezirke der Stadt ein. Währenddessen herrscht in den Straßen der Stadt bei ungewöhnlich warmem und sonnigem Wetter im Vertrauen auf die angekündigte Übergabe der Lazarettstadt lebhafter Verkehr. Die Neugier der Bewohner wird allerdings durch die Schüsse vor der Stadt gedämpft und weicht einer bangen Erwartung. Um mit den Amerikanern Kontakt zu bekommen, fahren Stadtkämmerer Wulfert und Stadtsyndikus Dr. Böttcher im Pkw den amerikanischen Truppen entgegen und nehmen in der Astfelder Straße Fühlung mit einigen amerikanischen Offizieren. Die Amerikaner verlangen die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und das Heraushängen von weißen Fahnen zum Zeichen der Übergabe. Durch die telefonische Unterredung mit dem Oberbürgermeister und die Weisung an die Fernsprechzentrale des Rathauses, Bürger in allen Stadtteilen durch_Anrufe aufzufordern, weiße Fahnen herauszuhängen, haben die Bemühungen der beiden Parlamentäre um Vermittlung endlich Erfolg. Am Nachmittag, als die amerikanischen Truppen an Goslar vorbei auf Oker vorstoßen, handeln Wulfert und Dr. Böttcher im Senatorenzimmer des Rathauses mit Major Rogers und einem Deutsch sprechenden amerikanischen Offizier die Übergabe der Stadt aus."

Beste Grüße

Bergmönch

zeitzeugin
28.02.2012, 19:12
Im ersten Bild wird ein sog. neuzeitliches Einfamilienhaus gezeigt.
Hier habe ich nicht die geringste Idee, wo in Goslar dieses Haus steht.
Es wäre vielleicht ein Fall für die Rätsel-Seite ;-)
http://img46.imageshack.us/img46/6831/goslarwohnhuser1930erja.jpg (http://img46.imageshack.us/img46/6831/goslarwohnhuser1930erja.jpg)


Dieses Haus steht in der Zehntstraße. Wenn man von der Bäringer Straße kommt, ist es gleich das erste an der linken Seite. Soz. schräg gegenüber der heutigen Schillerschule.

Golfpunk
29.02.2012, 01:42
Ich habe auf einer Videocassette einen sehr interessanten Bericht eines amerikanischen Kriegsberichterstatters, welcher den Einmarsch der Amerikaner in Goslar zeigt.
Von Langelsheim kommend wurde Goslar eingenommen, wobei das auch nicht ganz ohne Kampfhandlungen abging.
Ein paar Hitlerjungen versuchten mit Beschuß vom Steinberg doch noch die Wende herbeizuführen.
Gut zu sehen sind die weiteren Kampfhandlungen bei Sudmerberg, von wo aus massiv auf die Amerikaner geschossen wurde, es gab tote und verletzte.
Panzer beantworteten den Angriff und beschossen den Sudmerberg.
Ein erschreckendes Zeitdokument.

Susanne-K.
08.03.2012, 17:57
Es wäre in diesem Zusammenhang vielleicht auch mal interessant, die zivilen Schutzmöglichkeiten für die Bevölkerung zusammenzustellen, bevor diese Relikte ganz in Vergessenheit geraten.

Spontan sind mir sogenannte "LSR" (öffentliche Luftschutzräume) unter dem Museum bekannt, in der Breiten Straße (Eingang in einem Torbogen in einer Mauer) und auch in der Bäringer Str.. Dort war der LSR bei dem heutigen Gebäude der AWO. An der Mauer rechts vom Gebäude war immer noch ein weißer Pfeil mit dem Hinweis " LSR" zu sehen.

Es gab noch einen Schutzstollen im größeren Bereich der Frankenberger Kirche, aber da weiß ich nichts Genaueres.

Wenn genug Angaben zu den Schutzmöglichkeiten zusammenkommen, lohnt sich vielleicht sogar ein eigenes Thema.

Auch sieht man manchmal an alten, unrenovierten Häusern seltsame weiße Pfeile, die auf bestimmte Kellerfenster zeigen. In diesen Kellern befand sich der Luftschutzkeller des Hauses und bei nötiger Rettung konnte so schnell von außen lokalisiert werden, wo sich die Bewohner aufhalten.

Gruß an Alle, Nils

Hallo Nils,
ich möchte ein älteres Unterthema von Dir gern aufleben lassen, da ich dazu aktuell etwas gelesen habe.
Ich bin auf eine kurze Erzählung gestoßen, die ich Dir (und dem Rest des Forums) nicht vorenthalten möchte.
Die Erzählung stammt aus September/Oktober 1933.

Nun gibt es tatsächlich einen "Sammel-Luftschutzraum" für 80 Personen in den Kellergewölben des Kämmereikassengebäudes.
Man konnte ihn Anfang September besichtigen. Und Mitte des Monats vollführten sie ein "Luftschutz-Planspiel" im Achtermann: Luftangriff auf Goslar mit 18 Flugzeugen und wie er abgewehrt würde. Ist das nicht erschreckend?Quelle: Buch von Hannelore Giesecke
"Nebenbei Erlebtes: Goslar 1930-1948. Aus dem Alltagsleben der Tante Marie", Seite 141
http://books.google.de/books?id=VODzkA1__V4C&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

Ich glaube, über das Kämmereikassengebäude hatten wir in diesem Bezug noch nichts berichtet, zumindest habe ich beim erneuten Durchscrollen nichts gefunden. Allmählich wird es wirklich fast ein eigenes Thema!

Es gab übrigens am 25.02.1944 eine polizeiliche Anordnung, dass Luftschutzkeller ausreichend zu kennzeichnen sind durch 1-2 Meter lange Pfeile an den Haus-Außenwänden, durchgeführt durch das Malerhandwerk. Eigenmächtige Anbringung war untersagt.

uwe unten
08.03.2012, 20:08
hallo
ich war noch in den alten luftschutzräumen am rammelsberg ,sind heute wohl noch erhalten ,aber verschlossen . ich weis aber wo sie sind. ein ehemaliger rammelsberger hat mir 1975 mal erzählt ,was da so ab lief.weil sein vater mal einem zwangsarbeiter essen -ein stück brot gab -- kam er 30 tage ins 20tagelager erst hahndorf- heute müllrecieceling- dann salzgitter.wieder zurück stand er unter aufsicht.es gab da am berg aufseher ,die haben drauf eingeprügelt , es gab auch welche die waren menschen!!!
ich hatte mich so mit dem thema nie so" richtig befast" .erst nach dem ich 75 aus isreal wieder kam.wir waren dort von der stadt goslar aus ,viele von kennen ihn und sie, erich brenicke stadtjugengpfleger- war nicht mit- und fr. gäbel -georgenbergschule- ( sie: junghans würd ich in die wüste treiben)wir hatten dort für 3 wochen einen arbeitseinsatz,6 stunden im kibbuz mit helfen ,der rest freizeit. vor ab die zeit war SPITZE.für als hobbykoch ohne schwein topp 3 kg zugenommen. jetzt zum eigenlichen.es wurde einige von uns gefragt ,ob wir nachts arbeiten wollten. ich war dabei, wie am EBR.wir sollten in der hühnerfarm ,die hühner einfangen und in käfige sperren. war nicht so meine sache ,ich seilte mich deshalb zum verladen am lkw ab. der fahrer war 60 ,und sprach mich dann auf ein mal deutsch an , und fragte : woher kommst du . ich sagte ihm aus goslar und wollte ihn erklären ,wo das liegt------ brauchte ich nicht ,er kannte goslar . als kind sei er mit seinen eltern oft mit dem zug von hannover nach goslar gefahren .er konnte sich noch an die kaiserpfalz erinnern mit den beiden grossen pferden und er wusste das hier ein bergwerk war . bevor wir weiter reden konnten ,war der lkw voll und er musste fahren . ich hab nur noch erfahren das er 35 mit den eltern nach frankreich ist. zum glück!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

glück auf uwe


vielleicht sind anderen beiden ,die mit mit im hühnerstall hier auch in forum

Bergmönch
09.03.2012, 18:16
Allerlei fachliches über Bunker im letzten Krieg gibt es übrigens hier:

http://www.luftschutz-bunker.de/content/

Beste Grüße

Bergmönch

Verwaltung
10.03.2012, 08:28
Eine Ergänzung:
In der Zeitungsausgabe vom 1. April 1933 standen die Namen der Goslarer Firmen veröffentlicht,
die vom angekündigten Juden-Boykott betroffen werden sollten.


Ph. Heilbrunn, Fischemäkerstraße
GOLA GmbH/Hosenträger- und Gürtelfabrik Dagobert Levy, Kornstraße
Charley/Alfred und Max Jakob, Petersilienstraße 3/4
Selmar Hochberg, Breite Straße 91
Globus Schuhhandlung, Fischemäkerstraße 5
Möbel Krone, Breite Straße 94
Julius Neuburg Königs-Sauerbrunnen, von-Garßen-Str. 1
Singer-Nähmaschinen-Filiale, Hokenstraße 18

Zwei Tage lang standen dann SS-Männer vor diesen Läden und verwehrten den Kunden den Zutritt.
Quelle:
http://books.google.de/books?id=VODzkA1__V4C&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

Bergmönch
10.03.2012, 14:44
Ein Standardwerk zu diesem Thema ist sicherlich "Das Schicksal der Goslarer Juden 1933 - 45" von Hans Donald Cramer. Ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Beste Grüße

Bergmönch

Doro
29.03.2012, 11:42
Hallo Uwe,

danke daß du den Droste Beitrag nocheinmal erwähnst. Irgendwo mußten sie ja bleiben - die alten aktiven Nazipolitiker. Das hat ja was, direkt von der NSDAP in die FDP und dann noch Karriere machen. Sicher kein Einzelfall, und bezeichnend für die Deutsche (nicht nur Goslarer) Nachkriegspolitik.

Verdrängung statt Aufklärung und Aufarbeitung, typisch für die damalige Zeit. Dutschke, Ohnesorg &Co. wurden von eben diesen Politikern verteufelt, heute werden Straßen nach ihnen benannt.

In der Schule hatte ich einen relativ aufgeschlossenen Geschichtslehrer, er zeigte uns die KZ-Filme der Allierten und betrieb wirklich Aufklärung. Jahre später fragte ich ihn einmal, warum denn das Kapitel Goslar in der Nazizeit so verschwiegen wurde. Seine Antwort: er konnte einfach nicht, da sein Chef (also der Rektor) selbst kein unbeschriebenes Blatt dieser Zeit war. In Zeiten der Berufsverbote und Radikalenerlass verständlich.

Da mein Beitrag schon ziemlich weit oben ist, kurz zur Erinnerung: Droste NSDAP-Mitglied seit 1929, jagte 1933 OB Klinge aus dem Amt, war selbst OB von 1933-1945, und saß bis weit in die 50er für die FDP im Stadtrat.

Gruß Doro

Monika Adler
30.03.2012, 02:36
Susanne, das Bild vom Hohen Weg zeigt eine Erntekrone.Das Erntedankfest wurde zur NS Zeit ganz gross rausgemacht, Vielleicht deshalb der "Fahnenschmuck" Mein Mann ,der ein Stueck aelter ist als ich, sagte, dass damals staendig geflaggt wurde, war sozusagen HEILIGE PFICHT .?( Wir haben fuer die Zeit gar nicht mehr das richtige Gefuehl, zu meiner Schulzeit hoerte der Geschichtsunterricht sowieso 1933 auf.Ich glaube man erinnerte sich nicht gerne und wusste auch nicht, wie man das Thema behandeln sollte. Ob es auch darum nicht so viele Bilder dieses Themas gibt Monika;)


Eine Ergänzung:
In der Zeitungsausgabe vom 1. April 1933 standen die Namen der Goslarer Firmen veröffentlicht,
die vom angekündigten Juden-Boykott betroffen werden sollten.


Ph. Heilbrunn, Fischemäkerstraße
GOLA GmbH/Hosenträger- und Gürtelfabrik Dagobert Levy, Kornstraße
Charley/Alfred und Max Jakob, Petersilienstraße 3/4
Selmar Hochberg, Breite Straße 91
Globus Schuhhandlung, Fischemäkerstraße 5
Möbel Krone, Breite Straße 94
Julius Neuburg Königs-Sauerbrunnen, von-Garßen-Str. 1
Singer-Nähmaschinen-Filiale, Hokenstraße 18

Zwei Tage lang standen dann SS-Männer vor diesen Läden und verwehrten den Kunden den Zutritt.
Quelle:
http://books.google.de/books?id=VODzkA1__V4C&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

Susanne, ich wollte mal hie erwaehnen, dass ich in 2006 beim damaligen Goslar Besuch eine Ausstellung in einem Haus auf dem Hof des Gr Hl Kreutzes besuchte. Das sollte eine Geschichtliche Ausstellung sein, und hatte viel aus Goslars NS Zeit ausgestellt. Viele Bilder. Aber da war ein Mann, der sich anbot erklaerungen zu machen,aber noch sehr stolz auf diese Sache war. Uns wurde es etwas unheimlich. Da gibt es doch noch Ueberzeugte, oder zumindest den Versuch zu entschuldigen oder so aehnlich. Wenn diese Ausstellungeine Staendige ist , koennten Goslarer das mal ansehen Monika

zeitzeugin
30.03.2012, 17:18
Monika,
könnte das in der ständigen Ausstellung der Goslarer Jäger gewesen sein?

Der Mensch, der da Aufsicht macht(e)? und Erklärungen gibt/gab?, ist ziemlich aggressiv geworden, als man etwas nur nachfragte und es ihm kritisch klang.
Ich gehe da kein 2. Mal rein!

Monika Adler
30.03.2012, 17:47
Altr Schirm: grossen Dank fuer diesen ausfueelichen Bericht. Das war fuer mich schlimmer ,als ich dachte ! Jetzt weiss ich warum man nicht mehr davon reden wollte. wie Birgit und ich in der Ausstellung der Goslarer Jaeger erfahren haben, Gibt es auch heute noch Leute, die die Zeit [und vielleicht ihre Taten als nicht so haesslich darstellen wollen und keine Kritik vertragen. Danke, Monika

uwe unten
17.12.2013, 22:46
hallo
irgendwer hatte neulich nach bildern von dem kurzbart gefragt . 2 fotos hier in goslar.

Glück Auf Uwe

rawe60
23.05.2014, 19:00
Hitler schickt den Volkssturm als letztes Bollwerk in den Krieg.

Aufmarsch in der Breiten Straße, am Achtermann und auf dem Marktplatz.



http://youtu.be/kA6n4BBrY0I

Verdener
24.11.2014, 18:06
Hallo,

den Volkssturm gab es Ende September, was wie Volkssturmmänner im Video aussieht (weiße Armbinde, Zivilbekleidung) sind Landwachtmänner, sieht man auch in einer Sequenz mit der entsprechenden Armbinde. Die Landwehr wurde 1942 aufgestellt als Hilfspolizei. Bewachung von Kriegsgefangen bei der Arbeit, Bewachung von Absturzstellen feindlicher Flugzeuge usw. , eben Hilfs- und Ordnungsdienste.

Viele Grüße
Jens-Michael

Peter1981
08.01.2015, 20:10
Aus der Zeit des Nationalsozialismus in Goslar habe ich auch eine Kleinigkeit beizusteuern. Da regionale Zeitgeschichte bis 1945 zu meinem Steckenpferd zählt, habe ich diese fünf Postkarten in meiner Sammlung. Es zeigt Hitler und seine "Schergen" am Erntedanktag 1934 in der Reichsbauernstadt Goslar. Unter anderem ist auf einem der Bilder auch der spätere Generalfeldmarschall Erwin Rommel zu erkennen. (Der Kleine mit Stahlhelm!)

Erschienen sind diese Bilder damals im Verlag Hermann Stumm, Breite Str. in Goslar

Andreas
22.02.2015, 16:02
Da musste sogar der Führer vor der verschlossenen Schranke warten ;)

Hobo
23.04.2017, 16:58
Hallo, liebe Goslar-Fan-Gemeinde.

Ich hoffe mit diesem Link denen, die viel Zeit haben eine kleine Freude zu machen.

http://genwiki.genealogy.net/w/index.php?title=Datei%3AGoslar-AB-1938.djvu&page=1

Bis bald

hobo

Peter1981
23.04.2017, 18:32
Hallo, liebe Goslar-Fan-Gemeinde.

Ich hoffe mit diesem Link denen, die viel Zeit haben eine kleine Freude zu machen.

http://genwiki.genealogy.net/w/index.php?title=Datei%3AGoslar-AB-1938.djvu&page=1

Bis bald

hobo


Sehr interessant :) Vielen Dank fürs Zeigen

Toni Pepperoni
23.04.2017, 19:29
Vielen Dank für den Link,

ich konnte sogar den Eintrag meiner Großeltern sehen.

Gruß Toni

Hanno
24.04.2017, 11:46
Hallo Hobo,

danke für den Link.
Ich konnte meine Großeltern und die Nachbarn auch finden ...

Volker
25.04.2017, 16:52
Hallo Andreas!
Das war nicht der "Führer", der da warten mußte, das war der "Goebbels" (Propaganda). Übrigens, das Einwohnerbuch ist sensationell, ich wußte garnicht, daß in Goslar so viele Personen mit meinem Nachnamen wohnten. Volker

Blauburger
25.04.2017, 20:34
Mit einem Präzisionsgewehr von heute, hätte man damals in GS Geschichte schreiben können.

Harzer06
25.04.2017, 23:04
Bei den vielen Fenstern und Hofeinfahrten, an denen die Wagen in der Stadt vorbeifahren mußten, hätte wohl auch ein gewöhnlicher Karabiner gereicht.;)

Es stimmt aber doch ein wenig nachdenklich, wenn man sieht, wie die heutigen Großkopfeten sich vor dem Volk verbarrikadieren - trotz aller vielbeschrieenen Volksverbundenheit. Die schlimmsten Diktatoren hingegen im offenen Wagen durch die Städte fuhren und sich bei öffentlichen Veranstaltungen ohne Panzerglas zeigten.

G´Auf
Harzer06

FaXe
26.07.2018, 00:51
Das Thema ist zwar schon einige Zeit inaktiv, aber ich habe trotzdem einige Fragen, die mir vllt der ein oder andere beantworten kann!
Es geht um die 3 kleinen Bunker am Bollrich, kennt die jemand und kann mir etwas über ihren Sinn und Zweck verraten?
Für einen Gruppenunterstand/Regelbau zu klein, bzw passt die Formgebung in kein (mir) bekanntes Schema! Munitionsbunker fallen meiner Meinung nach auch raus, mir sind keine Mun-Bunker mit Ringstand bekannt!
Desweiteren würde ich gerne etwas über Kampfhandlungen am Bollrich erfahren. In einschlägiger Literatur u.a. von
Peter Nüchterlein (The Big Red One),
Ulrich Saft (Krieg in der Heimat....bis zum bitteren Ende im Harz)
Robby Zeitfuchs Volker Schirmer (Zeitzeugen)
Andreas Pawel (Festung Harz)
finde ich leider nichts zu diesem speziellen Thema!

ottofranz
26.07.2018, 13:27
Hallo Sven,

wo sollen diese 3 Bunker gestanden haben ?

Zu Kampfhandlungen am Bollrich kam es beim Vormarsch der 83. US-Divison "Im Schleeke". Hier wurde vom Sudmerberg
und vom Bollrich auf die Soldaten geschossen. Es gibt ein Video auf You Tube " Spurensuche Harz" hierüber.

The Big Red One sprich 1. US-Infanteriedivsion hat nicht an Kampfhandlungen im Raum Goslar teilgenommen.

Es gibt noch das Buch von Manfred Bornemann "Die letzten Tage in der Festung Harz", hier sind viele Augenzeugenberichte
und Geschehnisse im April '45 dokumentiert.

Grüsse
Ottofranz

Verdener
26.07.2018, 18:35
Hallo,

ich hab jetzt alle 8 Seiten nochmals durchgelesen, aber die Bunker am Bollrich wurden in keinem Beitrag erwähnt.
Bunker wurden damals nicht einfach wahllos wie heutzutage Brücken, für die es keine Strassen gibt, in die Landschaft gegossen.
Sinn könnten höchstens Schutzbunker gemacht haben.

Edit: Mir fallen noch die "Friesentonnen" ein, einfache Betonringe die als Einmann-Kampfstand versenkt wurden, die findet man aber eigentlich nur an der Küste und auf den Inseln, daher auch der Name.

Gruß
Jens-Michael

FaXe
26.07.2018, 22:16
Hallo,
Bornemann ist mir bekannt, gibt aber noch am wenigsten her! Wobei das Buch für jeden interessierten sehr zu empfehlen ist.
Die Bunker stehen immer noch, einer sichtlich mitgenommen (lediglich eine Mauer steht noch), ein anderer wurde versucht zu sprengen, wobei eine Wand herraus gerissen wurde (man erkennt deutlich die Bohrlöcher) und der letzte ist unversehrt, das obere "Einstiegsloch" ähnlich einem Ringstand wurde von innen verschalt und zugegossen! An der Seite hat sich jemand zu schaffen gemacht und die Mauer Kreisrund aufgepickt! Ansonsten sind noch die Scharten zu sehen und eingegossene Holzstücke, an denen Leitungen befestigt waren! Die Laufgräben zwischen den Bunkern sind deutlich zu erkennen, auch Schützenlöcher (Einschläge von Mörsern?) befinden sich in unmittelbarer Nähe! Im Stadtarchiv ist dazu nichts zu finden, mein Kollege war schon dort! Wir sind ehrlich gesagt ratlos!
Nehmt es mir nicht übel, aber Standortangaben im Internet führen meistens zu Vandalismus etc! Wir können uns gerne treffen und gemeinsam hingehen! Ich lade gleich mal Fotos hoch .....

FaXe
26.07.2018, 22:31
http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=17520&d=1532636863

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=17517&d=1532636817

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=17518&d=1532636833

http://www.goslarer-geschichten.de/attachment.php?attachmentid=17519&d=1532636847

Harzer06
27.07.2018, 05:05
Moin,

mir ist am Bollrich kein Objekt dieser Art bekannt. Meines Wissens gibt es in der Gegend nur einen Luftschutzstollen am Petersberg, der aber sicher verwahrt ist. Möglicherweise wird die Ortsangabe in der Literatur etwas weiter gefaßt als heute üblich.
Nehmen Sie es bitte nicht persönlich, aber wozu individuelle Bilder, auf denen nicht nur die Gesichter, sondern auch die Arme (!) anonymisiert sind? Dann doch solche Bilder besser gleich weglassen.;)

G´Auf
Harzer06

FaXe
27.07.2018, 09:55
Moin, ich nehme nichts persönlich, aber was haben Personen auf Fotos mit dem eigentlichen Thema zu tun? Ich versteh jetzt das Problem nicht, ich habe keine weiteren Fotos gemacht und diese hier gepostet um zu belegen das ich keinen Blödsinn rede! Nur weil die Bunker niemand kennt, muß es ja nicht zwangsläufig bedeuten, das sie nicht existieren ;)
Zwischen Luftschutz Petersberg und Bunker liegen knapp 2000m Luftlinie, das wären auch damals bei Ortsangaben sehr großzügige Werte gewesen!

ottofranz
27.07.2018, 12:30
Hallo Sven,

deinen Vorschlag einer gemeinsamen Begehung finde ich gut, das Thema interessiert mich auch. Es ist auch nachvollziehbar
das Du keine Lokalität angibst. Wir haben als Kinder mal 2 Bunker entdeckt, es könnte sich evtl. um dieselben handeln.

Wie Du schon ausgeführt hast, machen die keinen rechten Sinn höchstens als Beobachtungsbunker.

Also erwarte ich deinen Vorschlag.

Grüsse
Ottofranz

Dipsacus
27.07.2018, 16:57
Moinsen Herrschaften,
Ich möchte hier mal eine Aussage von Onkel Rudi (87) verbraten, laut der während der Kampfhandlungen in Bahnhofsnähe im Hinterhof eines Gebäudes (Gastronomie) eine englische Jagdmaschine eingeschlagen wäre. Irgendwo zwischen Odeon und "Eier-Lück". Der Pilot konnte sich wohl per Fallschirm retten. Gerüchte gab es, wie er sagt, um die Frage, wer den abgeschossen hätte.
Weiss jemand mehr darüber?

Dipsacus
27.07.2018, 17:02
Moinsen Herrschaften,
Ich möchte hier mal eine Aussage von Onkel Rudi (87) verbraten, laut der während der Kampfhandlungen in Bahnhofsnähe im Hinterhof eines Gebäudes (Gastronomie) eine englische Jagdmaschine eingeschlagen wäre. Irgendwo zwischen Odeon und "Eier-Lück". Der Pilot konnte sich wohl per Fallschirm retten. Gerüchte gab es, wie er sagt, um die Frage, wer den abgeschossen hätte.
Weiss jemand mehr darüber?

Maria
27.07.2018, 17:27
Das war in der Wilhelm Busch Straße, damals Wilhelm Gustlov Straße. Noch heute kann man die "angeputzte" Seite des Hauses sehen. Es gibt zahlreiche Bilder von dem halb eingestürzten Haus. Gastronomie gab es in der Straße nicht.
Maria

Verdener
27.07.2018, 18:15
Hallo zusammen,

das Absturzdatum ist der 10.April 1945? Kann mir einer die Hausnummer sagen, oder Koordinaten?
Ich hätte auch Interesse an den besagten Fotos, kann das jemand einscannen?

Edit: Wurde hier ja schon mal im Forum erwähnt. Zitat: "Goslar: das Haus in der Wilhelm-Busch-Str. 14 wurde durch den Absturz einer Messerschmitt 109 am 27.11.1944 zerstört."
Die Fotos wären dann aber doch Interessant.

Grüße
Jens-Michael

FaXe
27.07.2018, 22:51
Hallo Sven,

deinen Vorschlag einer gemeinsamen Begehung finde ich gut, das Thema interessiert mich auch.
Grüsse
Ottofranz

Hallo,ich habe ab Dienstag Zeit! Ich schicke dir meine Handynummer, das macht das verabreden leichter! Einverstanden? 😃

ottofranz
28.07.2018, 13:29
Hallo Sven,

Dienstag ist ok, wenn möglich in den nicht so heißen Morgenstunden.

Als Treffpunkt schlage ich den Parkplatz oberhalb BFW Richtung ehem. Erzaufbereitung vor.

Grüße
Ottofranz

Volker
28.07.2018, 18:54
Hallo!
Noch eine Anmerkung zu dem angesprochenen Jagdflugzeug: Die Me 109 war ein deutsches Jagdflugzeug, die Engländer flogen bevorzugt die "Spitfire", seltener die "Hawker Hurricane" und vereinzelt die "Hawker Typhoon and Tempest". (24-Zylinder Sabre Motor). Jetzt müßte erst einmal geklärt werden, welches Flugzeug dort wirklich abgestürzt ist. Volker

Harzer06
28.07.2018, 21:19
Moin,

nach den Bildunterschriften in den "Geyer-Bänden" war es ein Zweikampf einer deutschen und einer feindlichen Jagdmaschine, wobei die deutsche verloren habe.

G´Auf
Harzer06

Friedhart Knolle
10.04.2020, 20:44
Neues Altes vom Rammelsberg aus der NS-Zeit, gerade digitalisiert: https://www.researchgate.net/publication/340464842_Gebt_uns_unsere_Wurde_wieder_-_Kriegsproduktion_und_Zwangsarbeit_in_Goslar_1935_-_1945_Eine_Begleitbroschure_zur_gleichnamigen_Auss tellung_3_verbesserte_Digitalauflage_2020?_iepl%5B viewId%5D=gMCEoV4zdeCv4KvWhPSfD25C&_iepl%5Bcontexts%5D%5B0%5D=projectUpdatesLog&_iepl%5BtargetEntityId%5D=PB%3A340464842&_iepl%5BinteractionType%5D=publicationTitle Frohe Ostern! Friedhart Knolle

Friedhart Knolle
10.04.2020, 22:27
Hier eine Ergänzung - es geht um die Zwangsarbeit im Harz:
NS-Zwangsarbeiterlager im Westharzgebiet - ein verdrängtes Stück Industrie- und Heimatgeschichte
Quelle: http://www.knolle.privat.t-online.de/lager.htm (http://www.knolle.privat.t-online.de/lager.htm)

Und hier noch eine Liste der Zwangsarbeiterlager (ZL) im Raum Goslar:


KZ-Außenkommando des KZ Buchenwald (25.11.1940 - 7.12.1942): durchschnittlich 60 - 80 KZ-Häftlinge
KZ-Außenkommando des KZ Neuengamme (Oktober 1944 - Ende März 1945): 15 KZ-Häftlinge
ZL Fliegerhorst: 80 Arbeiter
ZL im Schleek der Chemischen Fabrik Gebr. Borchers AG: 550 Arbeiter
ZL Erzbergwerk Rammelsberg: 350 Arbeiter
ZL Goslarer Kleinbetriebe am Petersberg: 200 Arbeiter
ZL Reichsbahnlager Astfelder Straße: 100 Arbeiter
ZL Grauhof (2 Lager): 100 Arbeiter
ZL Weinbrunnen, Clausthaler Straße: 50 Arbeiter

Verantwortung der heutigen Firmen und Nachfolgefirmen
Auf die allermeisten dieser Lager im Harz, in denen sich teilweise grausame Schicksale abgespielt haben, verweisen keine Tafeln oder Gedenksteine; ihre Geschichte ist bisher nur ansatzweise erforscht und dargestellt und muss zumeist erst noch geschrieben werden.
Eine besondere Verantwortung kommt hierbei den Firmen bzw. Nachfolgefirmen zu, die heute für die Produktions- bzw. Lagerstandorte von damals verantwortlich sind.
Beispielhaft seien genannt:
- Borchers AG/H.C.Starck GmbH & Co. KG (http://www.hcstarck.de/) (Zwangsarbeit in den gleichnamigen Firmen in Goslar)
- Harzer Grauhof-Brunnen (Zwangsarbeit in der Mineralwasserabfüllung in Goslar-Grauhof)
- Harzwasserwerke GmbH (http://www.harzwasserwerke.de/) (Zwangsarbeit an einigen Harztalsperren)
- Hoesch (Zwangsarbeit in den Metallwerken Silberhütte)
- Krupp (http://www.thyssenkrupp.com/) (Kruppsche Bergverwaltung Bad Harzburg)
- Mitteldeutsche Sprengstoffwerke GmbH MSW (Zwangsarbeit in der gleichnamigen Firma in Langelsheim)
- Piller GmbH (http://www.piller.de/) (Zwangsarbeit in der gleichnamigen Firma in Osterode)
- Preussag AG (http://www.preussag.de/) (Zwangsarbeit in den Harzer Erzbergwerken und Hütten)
Die Preussag arbeitet die Geschichte ihrer Zwangsarbeit nach langem Zögern nunmehr aktiv auf; von den anderen genannten Firmen sind bisher erst Ansätze, z.T. jedoch gar keine Aktivitäten bekannt geworden.

Wenn hier Material von mir zitiert wird, dann hier gleich als Ergänzung etwas Neues, stammt zwar auch aus 1999, wurde aber gerade neu digitalisiert: https://www.researchgate.net/publication/340464842_Gebt_uns_unsere_Wurde_wieder_-_Kriegsproduktion_und_Zwangsarbeit_in_Goslar_1935_-_1945_Eine_Begleitbroschure_zur_gleichnamigen_Auss tellung_3_verbesserte_Digitalauflage_2020?_iepl%5B viewId%5D=gMCEoV4zdeCv4KvWhPSfD25C&_iepl%5Bcontexts%5D%5B0%5D=projectUpdatesLog&_iepl%5BtargetEntityId%5D=PB%3A340464842&_iepl%5BinteractionType%5D=publicationTitle Frohe Ostern! Friedhart Knolle

Harzer06
10.09.2020, 23:49
Moin,

durch Zufall entdeckte ich heute, daß die "geheimnisvolle Tür" am Nonnenweg/Höhe Frankenberger Kirche wegen Bauarbeiten offen steht. Man erkennt dahinter einen kleinen Vorraum mit Resten einer vergammelten Elektroanlage und ein sorgfältig in Mauerung gesetztes Stollenmundloch, welches aber nach gut einem Meter vermauert ist. Der ursprünglich wohl nach oben hin offene Geländeeinschnitt vor dem Stollen wurde mit einer hölzernen Konstruktion und dem vorgesetzten Türchen unsichtbar gemacht. Für einen Luftschutzstollen des WK II sieht es aber irgendwie doch merkwürdig aus, so ein perfekt gemauertes Mundloch. Die zeitgleichen Konstruktionen am Petersberg und am Nonnenberg oberhalb der Bebauung stellen sich ganz anders dar.
Nachfolgend ein paar Bilder, leider nur mit unzureichender Blitztechnik. Die Perspektive muß man sich hineindenken. Alle Aufnahmen wurden vom öffentlichen Verkehrsraum aus ohne Betreten des Objektes gemacht.

192761927719278

G´Auf
Harzer06

Andreas
15.09.2020, 08:10
War das nicht ein Durchgang, bzw. gehörte zum Felsenkeller?

Harzer06
15.09.2020, 22:56
Moin,

nach dem in Beitrag #31 dieses Themas genannten Link müßte es sich um einen Eingang zu dem (geplanten) Luftschutzstollen handeln. Inwieweit der tatsächlich fertiggestellt wurde, bleibt offen. Hier geht es jedenfalls nicht weit in den Berg: Wenige Meter insgesamt, dann kommt eine Mauer kurz hinter dem Beginn der Mundlochmauerung.

https://www.technikmuseum-online.de/homepage_dateien/beitrag_27.htm

G´Auf
Harzer06

blueshark
16.09.2020, 16:58
Hallo, liebe Goslar-Fan-Gemeinde.

Ich hoffe mit diesem Link denen, die viel Zeit haben eine kleine Freude zu machen.

http://genwiki.genealogy.net/w/index.php?title=Datei%3AGoslar-AB-1938.djvu&page=1

Bis bald

hobo


Super :-)

habe meine Grosstante in der Breite Str. gefunden, wo wir ab Ende Februar 45 nach der Flucht aus Königsberg gewohnt haben.

Grüsse aus Ulm an der Donau

blueshark
16.09.2020, 17:12
Hallo miteinander,

kann sich noch jemand erinnern, dass Anfang 45 ein Flugzeugwrack auf der Rammelsberger Wiese gelegen hat?

Grüsse von der Donau

Schieferberg
19.06.2021, 12:25
Vielen Dank zu dem Link Goslarer Bewohnerverzeichnis von 1938 ! Habe so nochmal eine Info zu meinem gefallenen Opa gefunden !!!!

Hofgeist
24.06.2021, 16:00
Hallo,
dazu hier noch ein Foto aus Jerstedt am alten Sägewerk. Datum und Anlass unbekannt.
19740

Schieferberg
26.06.2021, 09:50
Trotz der schlimmen Geschichte...immer gut das es noch Zeitdokumente gibt.
Anbei auch ein Bild was ich noch gefunden habe in alten Fotos ...muss NSKK sein in Goslar oder ?

19745

nobby
26.06.2021, 19:10
Hallo Schieferberg

warum meinst du, dass das Foto in Goslar aufgenommen wurde?

Viele Grüße

nobby

Schieferberg
27.06.2021, 11:51
Hallo Nobby,

ja ich denke es, da mein Opa bei der NSKK in GS war und er auf dem Bild ist :)

Wo und in welcher Halle, bzw, auch Zeit es aufgenommen wurde ??? kann ich nicht sagen.

Er war KFZ Fahrer und hatte einen kleinen LKW auf der Feldstraße. Später kam er zur Wehrmacht und wurde zur Panzereinheit eingezogen.
Leider fiel er bei der Rückzugsoffensive an der Ostfront.

Viele Grüße und Glück auf !
Schieferberg

Sperber
03.08.2022, 23:17
Lange nicht mehr aktiv auf dieser Seite gewesen...:)

Zu "89" (Harzer06).

Über diesen Stollengang, gibt es eine technische Zeichnung von den Nationalsozialisten. Diese definiert darin einen, kleinen, geplanten Luftschutzbunker (nach dieser Zeichnung unfertig).

Defakto ist dieser (es gab zwei) unter dem Kückenwall befindlich Stollengang viel älter. Er stammt mindestens aus den Anfängen des 16. Jahrhunderts und diente zum einem der Stadtverteidigung, um in den äußeren Graben (auf dem Wall, befand sich eine Bastion, ähnlich wie am Breiten Tor, über welche aktuell nur rudimentäre Informationen bestehen...Quelle: H.G. Griep) hinter dem Wall zu gelangen als auch der Wasserversorgung (Brauchwasser) unter anderem des Klosters (heute Altenheim) und im Verlauf weiter nach unten in die Stadt.

Dies ist der sogenannte Trüllkekanal (neben dem Gosekanal).

Laut einer Zeitzeugin, deren Vater das damalige ehemalige Klostergelände (heute Altenheim) erwarb, verbrach dieser Gang (zirka in der Mitte) etwa 1950-60 und führte als dann kein Wasser mehr.

Ich durfte mir vor Jahren, wo es noch eine Tür zum Zugang gab, mit Erlaubnis, die Vermauerung anschauen. Diese wurde laut ihrer Aussage durch ihren Vater gemacht. Es sollte sich in dem Gang niemand verletzen. Er tritt beim Spielplatz dahinter (noch heute gut zu sehen) aus.

Der gesammte Graben (in dem sich heute ein Haus und ein Spielplatz befindet) hinter dem sog. Kückenwall ist künstlich geschaffen...

Der Felsenkeller, im Graben zur Feldmauer ist neuer. Dieser wurde tatsächlich zu einem Luftschutzbunker erweitert.

Dieser ganze Bereich ist ein komplexes Thema der Stadtverteidigung aus den Anfängen des 16. Jahrhunderts!

Beste Grüße!