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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Grauhöfer Flurnamen



Anke
02.04.2012, 10:15
Heutzutage haben Flurnamen ihre Bedeutung verloren. Sie werden nicht mehr benutzt im Zeitalter der katasteramtlichen Messtischblätter und Grundkarten, sind oftmals einer breiten Öffentlichkeit nicht mehr bekannt, was ihre Bezeichnung und ihre ‚geografische Lage’ anbetrifft. Sie sind sozusagen „aus der Mode gekommen“. In früheren Zeiten, in einer landwirtschaftlichen Gesellschaft waren sie wichtige Abgrenzungsbezeichnungen und Wegemarkierungen in einer plastischen, bildhaften Sprache, die jedermann verstand.

Auf der aktuellen Grundkarte Goslar-Grauhof sowie auf der Karte (M=1:7500) von Konrad Motz, Kenntnisstand auf der Basis von Zahlen und Fakten von 1997 sind noch einige Flurnamen dieses nördlichen Stadtgebietes eingetragen, vor allem rund um das Gut Grauhof. Beispielhaft sollen sie hier genannt und beschrieben werden.

„Am Lehmwege“: Er zu einem Fundort von Lehm, den man früher zum Düngen mitbenutzte.

Den Hang, den die B 82 – die alte Braunschweiger Landstraße – zum Birkenhof hinanführt, nannte man im Volksmund „Stöhnebrink“. Diese Nennung bringt sehr bildhaft zum Ausdruck, was einst die Leute taten, die sich fußläufig oder mit ihren Fahrzeugen auf schlechten Wegen den Hang hinaufquälten: Stöhnen ob der Anstrengung.

An der Kreuzung von B 82 und K1 liegt östlich im Winkel der Bundesstraße der südlich der Kreisstraße die „Lehmgrube“: Nach starken Regenfällen bildet sich heute noch an dieser Stelle ein großer, flacher und nicht sehr tiefer Teich,; ein Zeichen für die Undurchlässigkeit des Untergrunds des Bodens.

Im Winkel von Bundesstraße und Kreisstraße liegt auf der Westseite und nördlich der K 1 „Der sohre Anger“ (=vermutlich ein sprachlicher Hinweis auf die Bodenqualität) und die Flurbezeichnung „Dörger Krug“ (= Hier muss wohl einst an der Braunschweiger Landstraße weit vor den Toren der Stadt für den müden Wanderer oder Fuhrmann ein Ausschank oder Absteigequartier gewesen sein; der Wortteil „Krug“ lässt darauf schließen. Ein Gastwirt wurde früher auch >Krüger< bezeichnet; er servierte zur Erfrischung und zum Durststillen Getränke in einem Gefäß, in einem ‚Krug’.)

Wege zum Ohlhof und zum Grauhof von Goslar gab es wohl auch schon. In westlicher Richtung vom Dörger Krug befand sich der „Mittelkamp“ und nördlich davon der „Hopfenberg“, der an seiner höchsten Stelle 238,5 m über NN misst. An seinen Hängen wurde vor Zeiten Hopfen (= benötigt zum Bierbrauen) angebaut – den man in der Stadt, gewiss aber auch in dem Kloster am Fuße des ‚Berges’ – benötigte. (= Wir kennen ja die Redewendung: Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!)

Fährt oder geht man auf der K 1 weiter in Richtung des Gutes weiter, so liegt zur rechten Hand der 234,1 m hohe „Windmühlenberg“, fast so hoch wie der Hopfenberg. Unsicher beantwortet bleibt zunächst die Frage: Ob es auf ihm einst eine Windmühle stand, denn windig genug ist es auf dieser ‚Höhe’. Am ‚Fuße’ des Windmühlenberges am Beginn des „Immenröder Wegs“ in der ‚Ortsmitte’ befindet sich das Naturdenkmal der „13 Heiligen Linden“ Südlich des Windmühlenberges ist der „Buchenkamp“ zu finden. Ganz sicher bedeckt ihn das „Einhundert-Morgen“-Land; ein Feld, das etwas über seine Größe aussagt.

Im Kurvenbereich der K 1 am Fuße des Windmühlenberges befand sich rechter Hand vor dem ehemaligen Bahnkörper die „Dreckwiese“, offensichtlich zum Ackerbau nicht brauchbar und deshalb offensichtlich als Futter-/Weidewiese genutzt. Östlich davon liegt das Flurstück „Großer Hofkamp“. Weiter im Norden – jenseits des einstigen Bahnkörpers – liegt die „Jürgenwiese“, (Ein Teil der Jürgenwiese trägt die Bezeichnung „Hollernwiese“, die „Hackelwiese“ und das „Krugland“: letzteres hat sich im Besitz befunden (oder wurde vom Wirt des Kruges als Pachtland benutzt) des Dörgenkruges (?) befunden. Südlich davon befand sich der „Hopfenanger“. Unmittelbar am „Weinberg“ südlich der Hahndorfer Kleinsthofsiedlung, nördlich des Kruglandes liegt „Die Schaefferwiese“ (= Bezeichnung mehrdeutig!)

Westlich des Kruglandes/der Jürgenwiese befinden sich noch immer die beiden Teichgewässer: der „Mühlenteich“ (= Dort befand sich einst eine Mühle.) und der „Pfahlteich“, der auch >Fule Teich< (= fauliges Wasser enthaltend (?)) genannt wurde. Weiter westlich liegt der „Waldteich“. Immerhin, der Flurname „Mühlenbreite“ südlich der Kreisstraße lässt diesen Schluss zu. Unmittelbar neben dem ehemaligen Bahnkörper am Weg nach Hahndorf liegt „Der runde Teich“: Im 17. Jahrhundert wurde das Kloster von ‚grauen’ (= wegen der grauen Farbe ihrer Kutten) Mönchen gegründet. Die verschiedenen Teiche von Grauhof – es sind noch mehr als die beiden bislang namentlich Genannten; Rechter Hand des Weges nach Hahndorf liegt z. B. der „Runde Teich“ - legen die Vermutung nahe, dass sie zu Klosterzeiten der Fischzucht dienten.

Getrennt durch einen Weg von der Mühlenbreite befindet sich am Hang des Hopfenberges der „Brunnenkamp“: Einstmals waren hier wohl ein oder mehrere Brunnen. Nach Westen schließt sich das Waldgebiet „Sachsenhai“ an. Nördlich des Mühlenteiches und im Osten begrenzt durch den Weg nach Hahndorf liegt der „Untere Brand“: Durch dieses Waldstück führt als Abkürzung des Fußweges nach Hahndorf der „Papenstieg“.

Schon auf Immenröder Gemarkung befinden sich östlich der Jürgenwiese und des Hofkamps die Flurstücke „Im Gräbig“ (= das hat sicherlich etwas mit ‚graben’ zu tun) und „Im Kirchenholze“ (= Hinweis auf den Besitzer) bis zur B 82. Östlich des nach Oker ins Steinfeld führenden Weges um die ‚sieben Teiche’ liegt am Hang des Sudmerberges die „Grauhöfer Klosterweide" östlich der B 6n und östlich des Flurstückes „Kleine Dreckwiese“, dem Kloster zugehörig und als Viehweide genutzt.


Wolfgang Janz

Monika Adler
03.04.2012, 03:13
anke, danke fuer die Flurnamen. ich kann mir zwar nicht eben vorstellen wo das alles ist, aber die Ursachen der Namen sind doch sehr interessant,. dabei fiel mir ein, dass ich ehe ich hier angemeldet war ,bei euch eine Ansichtskarte gefunden habe, die Keffenstrasse betitelt war. so sah der alte Druck auch aus, aber in Wirklichkeit waren das 2 ts, somit der Name: Kettenstrasse. Ich bin sicher, ihr wisst auch, das da im Mittelalter wirklich eine Kette gespannt gewesen sein soll, welche die Franken und Sachsen auseinander halten sollte, weil sie ,freundlich ausgedrueckt, sich nicht gut verstanden!:evil: Die Franken hatte man ja Als Bergspezialisten angeworben.

Was wisst ihr darueber??( monika

Hanno
03.04.2012, 08:29
anke, danke fuer die Flurnamen. ich kann mir zwar nicht eben vorstellen wo das alles ist, aber die Ursachen der Namen sind doch sehr interessant,. dabei fiel mir ein, dass ich ehe ich hier angemeldet war ,bei euch eine Ansichtskarte gefunden habe, die Keffenstrasse betitelt war. so sah der alte Druck auch aus, aber in Wirklichkeit waren das 2 ts, somit der Name: Kettenstrasse. Ich bin sicher, ihr wisst auch, das da im Mittelalter wirklich eine Kette gespannt gewesen sein soll, welche die Franken und Sachsen auseinander halten sollte, weil sie ,freundlich ausgedrueckt, sich nicht gut verstanden!:evil: Die Franken hatte man ja Als Bergspezialisten angeworben.

Was wisst ihr darueber??( monika


Hallo Monika,

mehr als in dem Thema ausdiskutiert ist, wohl zunaechst erstmal nicht. :(

http://www.goslarer-geschichten.de/showthread.php?t=644&highlight=keffenstra%DFe

Aber das wirst Du wohl schon gelesen haben, oder ?

AlterSchirm
03.04.2012, 08:30
Was wisst ihr darueber??( monika
Hallo Monika,
lies einfach mal diesen Thread:
http://www.goslarer-geschichten.de/showthread.php?t=644

Wolfgang
31.07.2012, 11:18
G r a u h ö f e r F l u r n a me n

Heutzutage haben Flurnamen ihre Bedeutung verloren. Sie werden nicht mehr benutzt im Zeitalter der katasteramtlichen Messtischblätter und Grundkarten, sind oftmals einer breiten Öffentlichkeit nicht mehr bekannt, was ihre Bezeichnung und ihre ‚geografische Lage’ anbetrifft. Sie sind sozusagen „aus der Mode gekommen“. In früheren Zeiten, in einer landwirtschaftlichen Gesellschaft waren sie wichtige Abgrenzungsbezeichnungen und Wegemarkierungen in einer plastischen, bildhaften Sprache, die jedermann verstand
Auf der aktuellen Grundkarte Goslar-Grauhof sowie auf der Karte (M=1:7500) von Konrad Motz, Kenntnisstand auf der Basis von Zahlen und Fakten von 1997 sind noch einige Flurnamen dieses nördlichen Stadtgebietes eingetragen, vor allem rund um das Gut Grauhof. Beispielhaft sollen sie hier genannt und beschrieben werden.
„Am Lehmwege“: Er zu einem Fundort von Lehm, den man früher zum Düngen mitbenutzte. Den Hang, den die B 82 – die alte Braunschweiger Landstraße – zum Birkenhof hinanführt, nannte man im Volksmund „Stöhnebrink“. Diese Nennung bringt sehr bildhaft zum Ausdruck, was einst die Leute taten, die sich fußläufig oder mit ihren Fahrzeugen auf schlechten Wegen den Hang hinaufquälten: Stöhnen ob der Anstrengung.
An der Kreuzung von B 82 und K1 liegt östlich im Winkel der Bundesstraße der südlich der Kreisstraße die „Lehmgrube“: Nach starken Regenfällen bildet sich heute noch an dieser Stelle ein großer, flacher und nicht sehr tiefer Teich,; ein Zeichen für die Undurchlässigkeit des Untergrunds des Bodens. Im Winkel von Bundesstraße und Kreisstraße liegt auf der Westseite und nördlich der K 1 „Der sohre Anger“ (=vermutlich ein sprachlicher Hinweis auf die Bodenqualität) und die Flurbezeichnung „Dörger Krug“ (= Hier muss wohl einst an der Braunschweiger Landstraße weit vor den Toren der Stadt für den müden Wanderer oder Fuhrmann ein Ausschank oder Absteigequartier gewesen sein; der Wortteil „Krug“ lässt darauf schließen. Ein Gastwirt wurde früher auch >Krüger< bezeichnet; er servierte zur Erfrischung und zum Durststillen Getränke in einem Gefäß, in einem ‚Krug’.)
Wege zum Ohlhof und zum Grauhof von Goslar gab es wohl auch schon. In westlicher Richtung vom Dörger Krug befand sich der „Mittelkamp“ und nördlich davon der „Hopfenberg“, der an seiner höchsten Stelle 238,5 m über NN misst. An seinen Hängen wurde vor Zeiten Hopfen (= benötigt zum Bierbrauen) angebaut – den man in der Stadt, gewiss aber auch in dem Kloster am Fuße des ‚Berges’ – benötigte. (= Wir kennen ja die Redewendung: Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!)
Fährt oder geht man auf der K 1 weiter in Richtung des Gutes weiter, so liegt zur rechten Hand der 234,1 m hohe „Windmühlenberg“, fast so hoch wie der Hopfenberg. Unsicher beantwortet bleibt zunächst die Frage: Ob es auf ihm einst eine Windmühle stand, denn windig genug ist es auf dieser ‚Höhe’. Am ‚Fuße’ des Windmühlenberges am Beginn des „Immenröder Wegs“ in der ‚Ortsmitte’ befindet sich das Naturdenkmal der „13 Heiligen Linden“ Südlich des Windmühlenberges ist der „Buchenkamp“ zu finden. Ganz sicher bedeckt ihn das „Einhundert-Morgen“-Land; ein Feld, das etwas über seine Größe aussagt.
Im Kurvenbereich der K 1 am Fuße des Windmühlenberges befand sich rechter Hand vor dem ehemaligen Bahnkörper die „Dreckwiese“, offensichtlich zum Ackerbau nicht brauchbar und deshalb offensichtlich als Futter-/Weidewiese genutzt. Östlich davon liegt das Flurstück „Großer Hofkamp“. Weiter im Norden – jenseits des einstigen Bahnkörpers – liegt die „Jürgenwiese“, (Ein Teil der Jürgenwiese trägt die Bezeichnung „Hollernwiese“, die „Hackelwiese“ und das „Krugland“: letzteres hat sich im Besitz befunden (oder wurde vom Wirt des Kruges als Pachtland benutzt) des Dörgenkruges (?) befunden. Südlich davon befand sich der „Hopfenanger“. Unmittelbar am „Weinberg“ südlich der Hahndorfer Kleinsthofsiedlung, nördlich des Kruglandes liegt „Die Schaefferwiese“ (= Bezeichnung mehrdeutig!)
Westlich des Kruglandes/der Jürgenwiese befinden sich noch immer die beiden Teichgewässer: der „Mühlenteich“ (= Dort befand sich einst eine Mühle.) und der „Pfahlteich“, der auch >Fule Teich< (= fauliges Wasser enthaltend (?)) genannt wurde. Weiter westlich liegt der „Waldteich“. Immerhin, der Flurname „Mühlenbreite“ südlich der Kreisstraße lässt diesen Schluss zu. Unmittelbar neben dem ehemaligen Bahnkörper am Weg nach Hahndorf liegt „Der runde Teich“:
Im 17. Jahrhundert wurde das Kloster von ‚grauen’ (= wegen der grauen Farbe ihrer Kutten) Mönchen gegründet. Die verschiedenen Teiche von Grauhof – es sind noch mehr als die beiden bislang namentlich Genannten; Rechter Hand des Weges nach Hahndorf liegt z. B. der „Runde Teich“ - legen die Vermutung nahe, dass sie zu Klosterzeiten der Fischzucht dienten.
Getrennt durch einen Weg von der Mühlenbreite befindet sich am Hang des Hopfenberges der „Brunnenkamp“: Einstmals waren hier wohl ein oder mehrere Brunnen. Nach Westen schließt sich das Waldgebiet „Sachsenhai“ an. Nördlich des Mühlenteiches und im Osten begrenzt durch den Weg nach Hahndorf liegt der „Untere Brand“: Durch dieses Waldstück führt als Abkürzung des Fußweges nach Hahndorf der „Papenstieg“.
Schon auf Immenröder Gemarkung befinden sich östlich der Jürgenwiese und des Hofkamps die Flurstücke „Im Gräbig“ (= das hat sicherlich etwas mit ‚graben’ zu tun) und „Im Kirchenholze“ (= Hinweis auf den Besitzer) bis zur B 82. Östlich des nach Oker ins Steinfeld führenden Weges um die ‚sieben Teiche’ liegt am Hang des Sudmerberges die „Grauhöfer Klosterweide östlich der B 6n und östlich des Flurstückes „Kleine Dreckwiese“, dem Kloster zugehörig und als Viehweide genutzt.
Wolfgang Janz