Wolfgang
04.09.2012, 09:08
Hahndorfer Frauengestalten
Es war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Art von einem Emanzipationsprozess. In einer ländlich geprägten Gesellschaftsordnung wie in Hahndorf sicherlich nicht immer ganz einfach, wenn sogenannte ‚Männerdomänen „erobert worden“, wobei die Frage unbeantwortet bleibt, wer das festläge; teilweise war dieser Prozess mit einer Abkehr von einem traditionellen Rollenverständnis und einem erwarteten Rollenverhalten verbunden.
Frauen traten mit neuen Aufgaben ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Sie übernahmen wie selbstverständlich Verantwortung, Pflichten und strebten weniger nach Ruhm und Ehre. Sie waren bereit, führende und leitende Funktionen zu übernehmen und waren dabei auch prägend.
Die übertragenen oder übernommenen neuen ungewohnten Aufgaben bewältigten sie mit Bravour und blieben dabei dennoch gute Mütter und Ehefrauen. Oft wirkten sie im Stillem und unauffällig: Dank für ihr Tun wurde ihnen selten zuteil.
Den Anfang in dieser langen Namensliste macht Wilhelmine Reuter, geborene Schmalfeldt und aus Bremen stammend, durch Kriegswirren auf dem ‚Umweg’ Schöningen in Hahndorf ‚gestrandet’, genannt die „rote Wilmy“. Gleich nach dem zweiten Weltkrieg bei den ersten freien Kommunalwahlen in Hahndorf wurde sie die erste und bislang einzige Ratsfrau im Hahndorfer Gemeinderat. Außerdem engagierte sie sich aktiv in der von der örtlichen Organisation der Arbeiterwohlfahrt eingerichteten >Nähstube<. Selbstverständlich war es für sie, dass sie – solange sie körperlich gesundheitlich in der Lage war – die Grabstätte eines ehemaligen und in Hahndorf zu Tode gekommenen dänischen KZ-Häftlings zu pflegen, weil diese unmittelbar neben dem Grab ihrer Eltern lag. Mit fast einhundert Jahren - zehn Tage ‚fehlten’ ihr bei der Erreichung dieses angestrebten Zieles – endete ihr an Turbulenzen reiches Leben durchaus friedlich.
Etwas ganz anderes war der Wirkungskreis von Ida Könnecke aus der Sühlbachstraße (= früher Schulstraße). Dem einen oder der anderen ist sie mit ihren gesegneten Händen einer Hebamme noch gut bekannt, hat sie doch als Geburtshelferin in den schweren Stunden einer Niederkunft manch einem Mädchen oder Jungen den Eintritt ins Leben durch ihre ‚Dienstleistung’ bei der Hausgeburt im familiären Umfeld verholfen. Im Neubaugebiet Hahndorf-Nord II zwischen Grubenweg und Weißer Weg trägt eine Straße ihren Namen auf Vorschlag der „Landfrauen“.
Noch manch einer in Hahndorf wird sich noch an Helene Ehli erinnern, der einstigen Wirtin des Landgasthauses „Zur Eiche“ in der Dorfmitte. Ihre Leistung für die Gemeinschafr des war, dass sie ganz einfach für alle da war. Für viele Vereine des Ortes war ihr Lokal nicht das Vereinslokal als Tagungsort für diverse Versammlungen oder Übungsabende sondern auch als Treffpunkt für Vergnügungen und Festen verschiedenster Art. Mit der Zeit so ganz allmählich und kaum spürbar wurde sie zu so etwas wie ein „seelischer Mülleimer“ für ihre Gäste. Manchen Kummer haben ihre Ohren gehört oder ist bei Ihr abgeladen worden. So etwas Ähnliches wie ein >Beichtstuhl< mit einer gewünschten und erwarteten Verschwiegenheit und Vertrautheit war dafür die Basis.
Geradezu zu einer Institution war die von Marie Giesecke wahrgenommene Aufgabe der Leitung der Poststelle, die nach ihrem Arbeitsleben an ihre Tochter Edith Wittig weitergab, die sie dann einmal von ihrer Tochter Marianne Miehe sozusagen „beerbte“ wurde. Diese war die letzte auf diesem Posten, bevor die örtliche Poststelle ihre Tore für immer schloss.
Ohne viel Aufhebens um ihre Person hat Elisabeth Stoenenau über viele Jahre den Vorsitz bei den Landfrauen wahrgenommen. Sie war eine von den ‚Stillen im Lande’.
Etwas überraschend für alle Betroffenen war es dann schon, dass Magdalene Möking die Leitung der Ortsgruppe Hahndorf des einstigen Reichsbundes übernahm.
Wenig Überraschung löste es dann schon aus, dass Sigrid Kaltefleiter den Vorsitz im Hahndorfer AWO-Ortsverein übernahm.
So nimmt es auch weiter nicht Wunder; dass Renate Zeidler-Gehring schon viele Jahre lang den DRK-Ortsverein Hahndorf leitete.
Einer halben ‚Palastrevolution’ kam es jedoch gleich, dass man Beate Bachmann die Führung des nicht mehr existierenden Gesangvereins übertrug. Immerhin war der zu seiner Gründung ein reiner Männergesangverein gewesen.
Seit Jahr und Tag liegt die Leitung der Hahndorfer Grundschule in den Händen von Astrid Nitsch, die damit die Nachfolge von Irmgard Keune angetreten hat. Viele Jahre leitete Christiane Prokscha bis zum April 2012 den Kindergarten, welcher die ‚Nachfolge’ der Vorklasse unter Leitung von Helga Jelinski angetreten hatte.
Gemeinsam haben Gudrun Janz, Edith Ritter, und Gabriele Sonnenberg bei der St. Kiliansgemeinde der ev.luth. Kirchengemeinde einen „Kreativkreis“ aufgebaut gehabt. Seit Jahren leitete Ingrid Schmidt-Funke in der gleichen Kirchengemeinde den Frauenkreis.
Nicht vergessen zu nennen darf der Name von Jutta Lormann-Wiggenhorn, die trotz angeschlagener Gesundheit Kraft und Zeit in die Tätigkeit im Rat der Stadt Goslar uneigennützig investierte.
Unerwähnt bleiben alle die Vielen, die sozusagen im „zweiten Glied“ standen als 2. Vorsitzende, Kassenwartin, Kassenprüferin, Schriftführerin, Pressesprecherin. Notenwartin, Stimmführerin, Organistin, Küsterin oder Pfarramtssekretärin. Sie alle taten ohne Murren die übertragenen und angenommenen Aufgaben
Es war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Art von einem Emanzipationsprozess. In einer ländlich geprägten Gesellschaftsordnung wie in Hahndorf sicherlich nicht immer ganz einfach, wenn sogenannte ‚Männerdomänen „erobert worden“, wobei die Frage unbeantwortet bleibt, wer das festläge; teilweise war dieser Prozess mit einer Abkehr von einem traditionellen Rollenverständnis und einem erwarteten Rollenverhalten verbunden.
Frauen traten mit neuen Aufgaben ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Sie übernahmen wie selbstverständlich Verantwortung, Pflichten und strebten weniger nach Ruhm und Ehre. Sie waren bereit, führende und leitende Funktionen zu übernehmen und waren dabei auch prägend.
Die übertragenen oder übernommenen neuen ungewohnten Aufgaben bewältigten sie mit Bravour und blieben dabei dennoch gute Mütter und Ehefrauen. Oft wirkten sie im Stillem und unauffällig: Dank für ihr Tun wurde ihnen selten zuteil.
Den Anfang in dieser langen Namensliste macht Wilhelmine Reuter, geborene Schmalfeldt und aus Bremen stammend, durch Kriegswirren auf dem ‚Umweg’ Schöningen in Hahndorf ‚gestrandet’, genannt die „rote Wilmy“. Gleich nach dem zweiten Weltkrieg bei den ersten freien Kommunalwahlen in Hahndorf wurde sie die erste und bislang einzige Ratsfrau im Hahndorfer Gemeinderat. Außerdem engagierte sie sich aktiv in der von der örtlichen Organisation der Arbeiterwohlfahrt eingerichteten >Nähstube<. Selbstverständlich war es für sie, dass sie – solange sie körperlich gesundheitlich in der Lage war – die Grabstätte eines ehemaligen und in Hahndorf zu Tode gekommenen dänischen KZ-Häftlings zu pflegen, weil diese unmittelbar neben dem Grab ihrer Eltern lag. Mit fast einhundert Jahren - zehn Tage ‚fehlten’ ihr bei der Erreichung dieses angestrebten Zieles – endete ihr an Turbulenzen reiches Leben durchaus friedlich.
Etwas ganz anderes war der Wirkungskreis von Ida Könnecke aus der Sühlbachstraße (= früher Schulstraße). Dem einen oder der anderen ist sie mit ihren gesegneten Händen einer Hebamme noch gut bekannt, hat sie doch als Geburtshelferin in den schweren Stunden einer Niederkunft manch einem Mädchen oder Jungen den Eintritt ins Leben durch ihre ‚Dienstleistung’ bei der Hausgeburt im familiären Umfeld verholfen. Im Neubaugebiet Hahndorf-Nord II zwischen Grubenweg und Weißer Weg trägt eine Straße ihren Namen auf Vorschlag der „Landfrauen“.
Noch manch einer in Hahndorf wird sich noch an Helene Ehli erinnern, der einstigen Wirtin des Landgasthauses „Zur Eiche“ in der Dorfmitte. Ihre Leistung für die Gemeinschafr des war, dass sie ganz einfach für alle da war. Für viele Vereine des Ortes war ihr Lokal nicht das Vereinslokal als Tagungsort für diverse Versammlungen oder Übungsabende sondern auch als Treffpunkt für Vergnügungen und Festen verschiedenster Art. Mit der Zeit so ganz allmählich und kaum spürbar wurde sie zu so etwas wie ein „seelischer Mülleimer“ für ihre Gäste. Manchen Kummer haben ihre Ohren gehört oder ist bei Ihr abgeladen worden. So etwas Ähnliches wie ein >Beichtstuhl< mit einer gewünschten und erwarteten Verschwiegenheit und Vertrautheit war dafür die Basis.
Geradezu zu einer Institution war die von Marie Giesecke wahrgenommene Aufgabe der Leitung der Poststelle, die nach ihrem Arbeitsleben an ihre Tochter Edith Wittig weitergab, die sie dann einmal von ihrer Tochter Marianne Miehe sozusagen „beerbte“ wurde. Diese war die letzte auf diesem Posten, bevor die örtliche Poststelle ihre Tore für immer schloss.
Ohne viel Aufhebens um ihre Person hat Elisabeth Stoenenau über viele Jahre den Vorsitz bei den Landfrauen wahrgenommen. Sie war eine von den ‚Stillen im Lande’.
Etwas überraschend für alle Betroffenen war es dann schon, dass Magdalene Möking die Leitung der Ortsgruppe Hahndorf des einstigen Reichsbundes übernahm.
Wenig Überraschung löste es dann schon aus, dass Sigrid Kaltefleiter den Vorsitz im Hahndorfer AWO-Ortsverein übernahm.
So nimmt es auch weiter nicht Wunder; dass Renate Zeidler-Gehring schon viele Jahre lang den DRK-Ortsverein Hahndorf leitete.
Einer halben ‚Palastrevolution’ kam es jedoch gleich, dass man Beate Bachmann die Führung des nicht mehr existierenden Gesangvereins übertrug. Immerhin war der zu seiner Gründung ein reiner Männergesangverein gewesen.
Seit Jahr und Tag liegt die Leitung der Hahndorfer Grundschule in den Händen von Astrid Nitsch, die damit die Nachfolge von Irmgard Keune angetreten hat. Viele Jahre leitete Christiane Prokscha bis zum April 2012 den Kindergarten, welcher die ‚Nachfolge’ der Vorklasse unter Leitung von Helga Jelinski angetreten hatte.
Gemeinsam haben Gudrun Janz, Edith Ritter, und Gabriele Sonnenberg bei der St. Kiliansgemeinde der ev.luth. Kirchengemeinde einen „Kreativkreis“ aufgebaut gehabt. Seit Jahren leitete Ingrid Schmidt-Funke in der gleichen Kirchengemeinde den Frauenkreis.
Nicht vergessen zu nennen darf der Name von Jutta Lormann-Wiggenhorn, die trotz angeschlagener Gesundheit Kraft und Zeit in die Tätigkeit im Rat der Stadt Goslar uneigennützig investierte.
Unerwähnt bleiben alle die Vielen, die sozusagen im „zweiten Glied“ standen als 2. Vorsitzende, Kassenwartin, Kassenprüferin, Schriftführerin, Pressesprecherin. Notenwartin, Stimmführerin, Organistin, Küsterin oder Pfarramtssekretärin. Sie alle taten ohne Murren die übertragenen und angenommenen Aufgaben