Tanzschule, das war eine Auferlegung der Eltern
Wie schon mal angesprochen von mir, Tanzschule, davon war man anfangs nicht gerade von begeistert. Unsere Musikinteressen galten doch damals ganz andere Richtungen. Da wurde nach The Sweet und wie sie alle hießen abgetanzt, aber bitte schön nach eigenen Taktgefühl und Jungs und Mädels getrennt. Anfassen der Damen zum Tanzen? Für mich eine seltsame Vorstellung.
Aber schnell wurde man eines besseren belehrt, das hatte doch was, so eine junge Dame an der Hand. Und später tanzte man sogar engumschlungen.
Vorglühen und Absacker war natürlich eine Pflicht.
Auf dem Hinweg, ein Teil meiner Kumpels und ich wohnten im Bereich Bergstraße/Marktstraße. Da ging es vorab entweder erstmal in den Wienerwald. Tüte Pommes rotweis oder Bouletten (Bremsklötze) und ein paar Bierchen gaben die nötige Unterlage. Oder wir gingen in den Rauchfang, Inhaber Rolf Spohr hatte acht Bier vom Fass vorrätig und seine Frau machte so leckere Bratkartoffeln mit Spiegeleiern.
Eine Maß Korbinian, zog ein schon mal, wenn man es zu schnell trank die "Schuhe" aus.
Gut gestärkt ging es dann ans Werk. Die Bierfahne die man hatte, wurde schnell versucht mit Pfefferminzbonbons zu überdecken. Manche jungen Mädels mochten es damals nicht, wenn der Geruch des Gerstensaftes ihnen beim tanzen um die Nase wehte. Den meisten hingegen störte das wohl nicht. Nur wenn Viktor in den Dunstkreis geriet rümpfte er seine Nase.
Natürlich bekam man auch an der kleinen Bar bei Ratkovic Getränke. Viktor gab dann oft von sich, dass nicht unbedingt Bier getrunken werden solle während der Übungsstunde. Wir sollten lieber Cola oder Kaffee trinken. Denn Tanzen hat auch etwas mit benehmen und Anstand zu tun.
Und die Absacker nahmen wir dann in der damiligen Niedersachsenschenke zu uns. Die "Garnituren" waren meist Pils und "Bommi". Und die Tanzstunde fiel immer auf den späten Nachmittag innerhalb der Woche und am nächsten Morgen mussten wir ja wieder in die Schule. Aber es ging, denn unsere Grenzen kannten wir ja.
Zu den Goslarer Tanzschulen und der Moral
Zitat:
Zitat von
Monika Adler
Maerklinist, Die Tanzschule Beisenbruch war kein unbedeutender Nebenleger der Tanzschulen in Goslar. Deren grosse Zeit war aber eben 20 Jahre vor eurer Zeit. Es war DIE Tanzschule in Goslar in den 50igern. Die Uebungsstunden und Baele wurden im Turmsaal des Hotels Achtermann abgehalten und das Ehepaar Beisenbruch waren die Tanzlehrer. Es gab keine Getraenke irgendwelcher Art und und das Modernste war der in Deutschland aufkommende Boogi. Aber Spass hatten wir. Unser Leben drehte sich nicht um den Alkohol.Das Glas Wein zu den Baellen war das grosse Ereignis. wenn ich eure Beitraege lese, merke ich, dass mein goslarer Lebensgefuehl SOO weit von euren Erlebnissen steht, manchmal habe ich das Gefuehl auf einem anderen Stern gelebt zu haben. Gruesse, Monika
Hallo Monika,
ich bin 1960 in Goslar geboren und kam in meiner Jugend, mehr oder weniger auf Druck meiner Eltern in die Tanzschule Ratkovic. In den siebziger Jahren, war es die Tanzschule in Goslar. Natürlich gab es auch den Namen Marten und Beisenbruch, aber diese Tanzschulen/Tanzlehrer spielten in der Zeit wo ich zur Tanzschule ging (1976 bis 1977) nicht so eine große Rolle.
Ja, natürlich, wir probierten und tranken natürlich Alkohol und rauchten auch schon, natürlich nicht alle damals. Aber im Gegensatz, was die heutige Jugend bei uns so alles auf die Beine stellt, da waren wir eher Weisenknaben gegen. Wir hatten noch Respekt vor älteren Leuten, der Polizei, dem Lehrer usw.
Heute hat hier kaum noch ein Jugendlicher Respekt vor dieser Personengruppe. Auch ich habe einen Sohn, aber den habe ich vernünftig erzogen, und der weiß, was sich gehört.
Ein Beispiel, vor wenigen Jahren hat es in der Silvesternacht wenige Minuten vor Jahreswechsel in der Breiten Straße gebrannt und das nicht unerheblich. Mehere alte Fachwerhäuser wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Und vor Ort wurden die Rettungskräfte von alkoholisierten Jugendlichen attakiert. Der Brand soll durch Feuerwerkskörper enstanden sein. Und seitdem ist das Abbrennen von Feuerwerk in der Altstadt verboten.
Sicherlich, weiß ich von meinen Eltern die auch in Goslar geboren wurden, dass die sich früher zu ihrer Zeit nicht das erlauben konnten, was wir uns in den sechzigern und siebzigern erlauben konnten.
Sicherlich, unsere bzw. auch meine Eltern gehören zu der Generation, die die dunkelste Geschichte von Deutschland noch mit eigenen Augen erlebt hat und auch die Erziehung seinerzeit in einer anderen Form, als wir dann später genossen hat.
Wenn man das so nachverfolgt, ist es mit der Moral, dem Respekt vor anderen Menschen, aber auch Sachgegenständen ständig bergab gegangen. Sicherlich hat da auch unsere manchmal zu lasche Justiz mit Schuld dran. Ständig schreit man nach härteren Gesetzen, aber die Möglichkeit der bestehenden Gesetze werden selten ausgeschöpft.
Wer heute hier bei uns seinem Nachwuchs eine Tracht Prügel verabreicht, kann wegen Körperverletzung und Kindesmisshandlung zur Rechenschaft gezogen werden.
Auch ich habe von meinen Eltern, weil ich es mir selber zu zu schreiben hatte, eine Tracht Prügel bekommen und bin deswegen kein aggressiver Mensch geworden.
In diesem Sinne
Gruß aus BS
märklinist