Sehr oft innerhalb der Woche, nachdem ich meine Schularbeiten fertig hatte, ging es mit meinem besten Freund zum Bahnhof. Wir schauten den ein- und ausfahrenden Zügen nach. Natürlich war man immer gespannt, ob man nicht mal einen "Exoten" sah. Unter Exoten verstanden wir, das zum Beispiel ein D-Zug mit einer Elok bespannt war, aber diesem Zug war als Zuglok eine Dampf- oder Diesellok vorgespannt, wegen der fehlenden Elektrifizierung in Goslar.
Da wir ja auch Modellbahner waren und ich es selbst heute noch bin, war man natürlich oft bei Hottenrott oben in der Modellbahnabteilung. Natürlich waren dort auch viele Eisenbahner Kunden für die Bahn in klein. Da lauschte man ganz besonders hin, wenn die Kunden mit dem Verkäufer fachsimpelten. Da hatte man dann schon mal aufgehorcht, das solche "Exoten" den Bahnhof Goslar durchfahren haben,
Natürlich war auch unser Fotoapparat damals stätiger Begleiter. Das war die Zeit der Pocketkameras. Wie der Name schon sagt, man konnte sie in die Hosentasche stecken.
Und gab es noch die netten Damen von der Bahnhofsmission. eine Dame der evangelischen Bahnhofsmission sprach uns öfter an. Sie dachte wohl, das wir Probleme haben oder irgendetwas anderes. Wir klärten sie auf, das die große und die kleine Eisenbahn unser Hobby ist. Da war sie sichtlich drüber erfreut und eine Erleichterung merkte man ihr auch an.
Immer wenn wir kamen, grüßte sie uns freundlich, wenn sie uns sah. Unsere Fahrräder stellten wir immer hinten bei der Werkstatt ab, wo die beiden Abstellgleise waren. Das waren die beiden Abstellgleise, die immer genutzt wurden, wenn ein Cirkus nach Goslar kam, oder wenn das Schützenfest bevorstand.
Auch unsere erste Flasche Bier haben wir seinerzeit auf dem Bahnsteig getrunken. Immerhin im Alter von 15 Jahren. Auch damals schon bekamen wir das Bier ohne Probleme im ehemaligen Harzkauf. Es war die billigste Sorte für 49 Pfennige und dann gleich ein halber Liter.
Mein Freund und ich leerten diese aufgrund einer Wette auf Ex. Ich weiß noch, ich hatte tierische Bauchschmerzen hinterher. Und dann gab es es ja noch die Automaten auf dem Bahnsteigen, wo man sich ne Dose Cola oder ähnlich kaufen konnte oder was zum naschen.
An diesem Tage brauchten wir aber Pfefferminzbonbons, damit unsere Eltern die Bierfahne nicht riechen.
Damals bekam man von seinen Eltern noch was hinter die Ohren, was machem Nachwuchs heute auch nicht schaden würde.
Irgendwann hatten wir mal einen Trick raus gehabt, wie man sich unentgeltlich aus dem Automaten eine Dose Cola nehmen konnte. Regulär musste man glaube eine Mark einwerfen und dann konnte man eine kleine Glasklappe öffen und die Coladose entnehmen.
Wir sorgten sogar für Ordnung auf den Bahnsteigen, indem wir die Kofferkulis zusammen suchten und ineinanderschoben auf den Bahnsteigen. Diese Gepäckkarren aus Metall, die einen höllischen Lärm verursachten konnte man sich unentgeltlich nehmen um seine schweren Koffer oder Taschen zu transprtieren.
Was es leider nun auch nicht mehr gibt sind die akkubetriebenen Gepäckwagen die meist sogar mit Anhängern bestückt waren. Seinerzeit wurde ja noch aus Reisezügen Gepäck, Fahrräder und andere Packstücke und Waren entladen und wieder beladen.
Auch Koffer konnte man früher im Bahnhofsgebäude schon Tage vor Reiseantritt aufgeben. Gleich wenn man durch den Haupteingang reinkam, geradezu war die Gepäckannahme.
Auch eine meiner späteren Freundinnen arbeitete im Bahnhof im Zigarettenkiosk, gleich neben dem Haupteingang links seinerzeit.
Auf den Bahnsteigen wurden die Zuglauftafeln noch manuell bedient. Die Schilder waren aus Metall, mit cremeweißen Grund und schwarzer Schrift.
An die Zeit, wo man noch Bahnsteigkarten brauchte erinnere ich mich noch dunkel. Anfang, ich glaube bis weit in die sechziger Jahre war es noch so. Da standen ein oder zwei Holzhäuschen mit Absperrung zum Bahnsteig hin und auch in das Bahnhofsgebäude hinein. Man musste die Bahnsteigkarte oder Fahrkarte beim Betreten des Bahnsteigs vorzeigen und beim verlassen. Man konnte ja mit unzureichender Fahrkarte gefahren sein, wie ohne D-Zug Zuschlag zum Beispiel.
Und dan die mächtigen V 200 Dieselokomotiven, das war noch was. Wenn solche eine Lok in den Bahnhof einfuhr, waren die kleinen roten Schienenbusse gleich Nebensache.
Auch das wachsame Auge der Bahnpolizei war stets vor Ort. Dummheiten auf dem Bahnhof zu machen, wären wohl schnell im Keim erstickt worden.
Und einmal monatlich holten wir uns den "Blickpunkt", dies war eine Zeitung die es kostenfrei zum Mitnehmen gab. Dies war eine Zeitung über die Eisenbahn. Es war immer sehr interessant diese Zeitung zu lesen. Leider waren die Bilder von Lokomotiven und ähnlich damals noch in schwarzweis gehalten.
Besonders geriet man in die Augen der Bahnpolizei oder der Bahnhofsmission, wenn man nach 22 Uhr sich dort aufhielt. Leider war das manchmal nicht zu verhindern. Im Jahre 1976 gingen wir Tanzschule und man hatte so seine ersten Liebschaften gefunden. Diese haben wir selbstverständlich zum Bahnhof begleitet, bis sie sicher im Zug nach Langelsheim eingestiegen waren. Knutschen konnte man fantastisch auf dem ersten Bahnsteig auf der Holzbank, die hinter der Überbauung , wo es die Treppe runter ging zu den anderen Bahnsteigen, stand.
Auch die ersten Zigaretten wurden auf dem Bahnhof zun dieser vorgerückten Stunde geraucht. Man durfte sich nur nicht erwischen lassen, denn rauchen unter 16 Jahren in der Öffentlichkeit, war damals verboten, bzw. es wurde streng drauf geachtet von den Ordnungshütern. Auch um diese Uhrzeit war es nicht von ungefähr, das man angesprochen wurde, ob unsere Eltern denn wüssten, wo wir sind.
Die wussten zwar, das manin der Tanzschule war, aber wir wollten ja mit den Mädels danach noch Spaß haben. Man sah sich ja nur einmal in der Woche oder öfter, wenn Samstags ein Ball war. TReffpunkt war immer der Bahnhof Gleis 1.
In dieser Zeit wurden dann auch schon mal die Condomautomaten auf dem Bahnhof in augenschein genommen. Die Condomautomaten hatten damals ein Aussehen, wie die Kaugummiautomaten, von der Form her, nur das diese in rot gehalten waren und ie für den anderen Zweck in blau.